Ein wichtiger Eintrag, der im Duden noch fehlt:
Stand|art [ʃt…, auch st…], die (!); -, ‑en ; zusammengesetztes Substantiv (Kompositum)
Am Ampfang war es scheimbar der Umpfang
Jippie! Dank Internet sieht man endlich mal, wo Morphemgrenzen opak werden …
scheinbar > scheimbar: 1.150 Google-Treffer
sorry wollte editieren und hab scheimbar zitieren gedrückt! 🙂
Quelle: board.mofapower.de
Anfang > Amfang: 23.400 Google-Treffer
Am Amfang macht es Spaß, später nicht mehr!!!!
Quelle: dooyoo.de
Anfang> Ampfang: 1.230 Google-Treffer (Aber nicht auswertbar, weil da noch ganz viele Empfang > Ampfang drin sind!)
So dann wieder ganz am Ampfang die Treppe wieder hoch und gerade aus in die Tür wo ich so Kerzen ausmachen musste (4x Buu-Huu).
Quelle: mogelpower.de
Umfang > Umpfang: 6.620 Google-Treffer
Allerdings wurde mir vor kurzem ein Modelvertrag angeboten unter der Vorraussetztung, dass ich 5–7 cm Umpfang an der Hüfte verliere.
Quelle: forum.gofeminin.de
Man könnte ewig weitermachen: Emfang, ambieten, Umbill, …
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Und noch ein schöner Fall, in dem einfach nur ein Fremdwort eingedeutscht wurde — vielleicht durch die lautliche Ähnlichkeit mit Kanzel und einer damit irgendwie verbundenen Volksetymologie?
canceln > kanzeln
es fing silvester letzten jahres an — wir wollten zusammen zu meiner familie fahren, 2 tage vorher hat er das gekanzelt, weil er nicht ohne seine tochter sein konnte…
Quelle: brigitte.de
Sprachkonflikte
Ich stecke mitten im Endsemesterstress, es müssen jede Menge Klausuren erstellt, Hausarbeitsthemen vergeben und Empfehlungsschreiben geschrieben werden. Da ich das Sprachblog aber nicht völlig vernachlässigen will, weise ich einfach kurz auf zwei Artikel über sprachliche Konflikte im Vorschulbereich hin, die mir in den letzten Tagen aufgefallen sind.
Den ersten Konflikt hat eine Wuppertaler Mutter ausgelöst, die ihren Sohn nicht zu dem für alle Vorschulkinder vorgeschriebenen Sprachtest bringen wollte und dafür jetzt zu einem Bußgeld von 750 Euro verurteilt worden ist. Weiterlesen
Würdelose Jugend
Der Kölner Stadt-Anzeiger interviewt die „Benimmtrainerin“ Petra Baake, und die gibt folgende Perle der sprachkritischen Weisheit von sich:
Welche Manieren sind uns „verloren gegangen?“
BAAKE In der Umgangssprache ist viel Stil und Klasse verschüttet. Jede Jugend hat „ihre Sprache“, aber das Niveau heute ist erschreckend niedrig und würdelos. Es wird nur noch per Internet oder E‑Mail kommuniziert. Das Bloßstellen oder Herablassen in manchen Fernsehsendungen ist erschreckend — und kommt fast dem Pranger im Mittelalter gleich. Bei Einladungen einfach nicht zu erscheinen? Früher undenkbar. Es gehörte zum guten Ton, sich abzumelden.
Ja, früher war eben alles besser. Sogar die Jugendsprache.
Nachruf auf eine Sprache
Sprachen sterben mit weniger Klamauk, als man glauben könnte, wenn man mit den apokalyptischen Fantastereien der Anglizismenjäger konfrontiert wird. Wie ich hier beschrieben habe, sterben Sprachen in drei Phasen, von denen keine etwas damit zu tun hat, dass Informationsschalter in Service Point umbenannt werden. Weiterlesen
Quotenhits
Man muss Reinhard Mey nicht mögen, aber da er nun einmal ein großer deutscher Liedermacher ist, sollte man ihm trotzdem zum 65. Geburtstag gratulieren. Das haben wir am 21. Dezember übersehen, und deshalb holen wir es heute nach. Ich selbst bin kein allzugroßer Fan. Zum einen sind seine Texte deutlich weniger geistreich, als allgemein behauptet wird. Zum anderen nervt es mich, dass er sich mit seinem mäßig durchdachten Gerede über eine Quote für deutschsprachige Musik im Radio vor den Karren des „Vereins Deutsche Sprache“ spannen lässt. Weiterlesen
Sprachpuzzle
Ines Balcik hat sich am Freitag über diese Aufschrift Gedanken gemacht:
Der Text weicht in zwei Punkten von der schriftsprachlichen Norm ab, wie sie in Wörterbüchern zu finden ist: erstens sind das e und das l verdreht (die deutsche Schreibweise sollte hier der englischen folgen: Puzzle), und zweitens findet sich hier die Dativ-Endung -n — Ines Balcik weist darauf hin, dass die Wörterbücher hier ein ‑s verlangen (sie verlinkt auf canoo.net, aber Duden und Bertelsmann-Wörterbuch sehen das genauso). Weiterlesen
Glanzlichter und trübe Tassen
Die Aktion Lebendiges Deutsch hatte ja bei der Hausaufgabe für den letzten Monat die gewünschte Lösung gleich mitgeliefert:
Was ist ein „Highlight“? Ein Höhepunkt, ein Glanzlicht? Wir bitten um Meinungen und Vorschläge.
Am Wochenende haben wir nun erfahren, welchen der eigenen Vorschläge die vier trüben Tassen zum Sieger erklärt haben: Weiterlesen
Amtskollegen
Ein kleiner Nachtrag zur Silbenjagd, die ich hier kommentiert habe. Kurz vor Schluss kramt Welt-Online-Textchef Sönke Krüger dort noch diese olle Kamelle hervor:
Und dann ist da noch der Amtskollege, der von dpa über „Welt am Sonntag“ bis zum „Spiegel“ flächendeckend vertreten ist, obwohl er eine Tautologie, eine Doppelmoppelung ist: Denn „Kollege“ heißt schon „Amtsbruder“, also ist der „Amtskollege“ ein „Amtsamtsbruder“. Weniger wäre auch hier mehr.
Diese Behauptung habe ich schon öfter gelesen — wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, ist sie mir zum ersten Mal 1982 in Wolf Schneiders „Deutsch für Profis“ begegnet. Sie ist aber, wie eigentlich alles, das die Sprachnörgler so von sich geben, kompletter Blödsinn. Weiterlesen
Imaginärer Silbenballast
In der Welt-Online erscheint immer noch regelmäßig die Kolumne „Wortgefecht“, in der Textchef Sönke Krüger der geneigten Leserschaft sein mangelhaftes Verständnis der deutschen Sprache darlegt. In dieser Woche ging es ihm um „unnötige Silben“, mit denen wir seiner Meinung nach unsere Sprache verunstalten:
„Es ist nicht schwer, zu komponieren, aber es ist fabelhaft schwer, die überflüssigen Noten unter den Tisch fallen zu lassen.“ Ein wahres Wort, das Johannes Brahms da gesprochen hat, und es gilt weit über die Musik hinaus, nämlich auch für die Sprache. Dort sind es keine Noten, sondern überflüssige Silben, die viele Texte schwerfällig machen und den Lesefluss aufhalten.
Leider tun sich viele Autoren schwer damit, Silbenballast abzuwerfen. So schreibt zum Beispiel der „Focus“: „Der Verfasser kann seinen Letzten Willen jederzeit abändern“ — obwohl ändern viel klarer klingt.
Weitere Beispiele, die er nennt, sind Rückantwort (er sähe lieber Antwort), Stillschweigen (er bevorzugt Schweigen), und Unkosten (er hält Kosten für angemessener) — es geht also gar nicht um „Silben“ (mit denen man rein lautliche Einheiten bezeichnet), sondern um Morpheme, Kombinationen aus Bedeutung und lautlicher Form.
Krügers Kolumne bietet eine schöne Gelegenheit, wieder einmal den Unterschied zwischen dümmlicher Sprachnörgelei und wissenschaftlicher Sprachbetrachtung deutlich zu machen. Weiterlesen