Am Ampfang war es scheimbar der Umpfang

Von Kristin Kopf

Jip­pie! Dank Inter­net sieht man endlich mal, wo Mor­phem­gren­zen opak werden …

schein­bar > sche­im­bar: 1.150 Google-Tre­f­fer

sor­ry wollte edi­tieren und hab sche­im­bar zitieren gedrückt! 🙂

Quelle: board.mofapower.de

Anfang > Amfang: 23.400 Google-Treffer

Am Amfang macht es Spaß, später nicht mehr!!!!

Quelle: dooyoo.de

Anfang> Amp­fang: 1.230 Google-Tre­f­fer (Aber nicht auswert­bar, weil da noch ganz viele Emp­fang > Amp­fang drin sind!)

So dann wieder ganz am Amp­fang die Treppe wieder hoch und ger­ade aus in die Tür wo ich so Kerzen aus­machen musste (4x Buu-Huu).

Quelle: mogelpower.de

Umfang > Ump­fang: 6.620 Google-Tre­f­fer

Allerd­ings wurde mir vor kurzem ein Mod­elver­trag ange­boten unter der Vor­raus­set­z­tung, dass ich 5–7 cm Ump­fang an der Hüfte verliere.

Quelle: forum.gofeminin.de

Man kön­nte ewig weit­er­ma­chen: Emfang, ambi­eten, Umbill, …

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Und noch ein schön­er Fall, in dem ein­fach nur ein Fremd­wort eingedeutscht wurde — vielle­icht durch die laut­liche Ähn­lichkeit mit Kanzel und ein­er damit irgend­wie ver­bun­de­nen Volksetymologie?

can­celn > kanzeln

es fing sil­vester let­zten jahres an — wir woll­ten zusam­men zu mein­er fam­i­lie fahren, 2 tage vorher hat er das gekanzelt, weil er nicht ohne seine tochter sein konnte…

Quelle: brigitte.de

Sprachkonflikte

Von Anatol Stefanowitsch

Ich stecke mit­ten im Endse­mes­ter­stress, es müssen jede Menge Klausuren erstellt, Hausar­beit­s­the­men vergeben und Empfehlungss­chreiben geschrieben wer­den. Da ich das Sprach­blog aber nicht völ­lig ver­nach­läs­si­gen will, weise ich ein­fach kurz auf zwei Artikel über sprach­liche Kon­flik­te im Vorschul­bere­ich hin, die mir in den let­zten Tagen aufge­fall­en sind.

Den ersten Kon­flikt hat eine Wup­per­taler Mut­ter aus­gelöst, die ihren Sohn nicht zu dem für alle Vorschulkinder vorgeschriebe­nen Spracht­est brin­gen wollte und dafür jet­zt zu einem Bußgeld von 750 Euro verurteilt wor­den ist. Weit­er­lesen

Würdelose Jugend

Von Anatol Stefanowitsch

Der Köl­ner Stadt-Anzeiger inter­viewt die „Ben­imm­trainer­in“ Petra Baake, und die gibt fol­gende Per­le der sprachkri­tis­chen Weisheit von sich:

Welche Manieren sind uns „ver­loren gegangen?“

BAAKE In der Umgangssprache ist viel Stil und Klasse ver­schüt­tet. Jede Jugend hat „ihre Sprache“, aber das Niveau heute ist erschreck­end niedrig und würde­los. Es wird nur noch per Inter­net oder E‑Mail kom­mu­niziert. Das Bloßstellen oder Her­ablassen in manchen Fernsehsendun­gen ist erschreck­end — und kommt fast dem Pranger im Mit­te­lal­ter gle­ich. Bei Ein­ladun­gen ein­fach nicht zu erscheinen? Früher undenkbar. Es gehörte zum guten Ton, sich abzumelden.

Ja, früher war eben alles bess­er. Sog­ar die Jugendsprache.

Nachruf auf eine Sprache

Von Anatol Stefanowitsch

Sprachen ster­ben mit weniger Kla­mauk, als man glauben kön­nte, wenn man mit den apoka­lyp­tis­chen Fan­tastereien der Anglizis­men­jäger kon­fron­tiert wird. Wie ich hier beschrieben habe, ster­ben Sprachen in drei Phasen, von denen keine etwas damit zu tun hat, dass Infor­ma­tion­ss­chal­ter in Ser­vice Point umbe­nan­nt wer­den. Weit­er­lesen

Quotenhits

Von Anatol Stefanowitsch

Man muss Rein­hard Mey nicht mögen, aber da er nun ein­mal ein großer deutsch­er Lie­der­ma­ch­er ist, sollte man ihm trotz­dem zum 65. Geburt­stag grat­ulieren. Das haben wir am 21. Dezem­ber überse­hen, und deshalb holen wir es heute nach. Ich selb­st bin kein allzu­großer Fan. Zum einen sind seine Texte deut­lich weniger geistre­ich, als all­ge­mein behauptet wird. Zum anderen nervt es mich, dass er sich mit seinem mäßig durch­dacht­en Gerede über eine Quote für deutschsprachige Musik im Radio vor den Kar­ren des „Vere­ins Deutsche Sprache“ span­nen lässt. Weit­er­lesen

Sprachpuzzle

Von Anatol Stefanowitsch

Ines Bal­cik hat sich am Fre­itag über diese Auf­schrift Gedanken gemacht:

 

Puzzeln

Puzzeln

Der Text weicht in zwei Punk­ten von der schrift­sprach­lichen Norm ab, wie sie in Wörter­büch­ern zu find­en ist: erstens sind das e und das l ver­dreht (die deutsche Schreib­weise sollte hier der englis­chen fol­gen: Puz­zle), und zweit­ens find­et sich hier die Dativ-Endung -n — Ines Bal­cik weist darauf hin, dass die Wörter­büch­er hier ein ‑s ver­lan­gen (sie ver­linkt auf canoo.net, aber Duden und Ber­tels­mann-Wörter­buch sehen das genau­so). Weit­er­lesen

Glanzlichter und trübe Tassen

Von Anatol Stefanowitsch

Die Aktion Lebendi­ges Deutsch hat­te ja bei der Hausauf­gabe für den let­zten Monat die gewün­schte Lösung gle­ich mit­geliefert:

Was ist ein „High­light“? Ein Höhep­unkt, ein Glan­zlicht? Wir bit­ten um Mei­n­un­gen und Vorschläge.

Am Woch­enende haben wir nun erfahren, welchen der eige­nen Vorschläge die vier trüben Tassen zum Sieger erk­lärt haben: Weit­er­lesen

Amtskollegen

Von Anatol Stefanowitsch

Ein klein­er Nach­trag zur Sil­ben­jagd, die ich hier kom­men­tiert habe. Kurz vor Schluss kramt Welt-Online-Textchef Sönke Krüger dort noch diese olle Kamelle hervor:

Und dann ist da noch der Amt­skol­lege, der von dpa über „Welt am Son­ntag“ bis zum „Spiegel“ flächen­deck­end vertreten ist, obwohl er eine Tau­tolo­gie, eine Dop­pel­mop­pelung ist: Denn „Kol­lege“ heißt schon „Amts­brud­er“, also ist der „Amt­skol­lege“ ein „Amt­samts­brud­er“. Weniger wäre auch hier mehr.

Diese Behaup­tung habe ich schon öfter gele­sen — wenn mich meine Erin­nerung nicht trügt, ist sie mir zum ersten Mal 1982 in Wolf Schnei­ders „Deutsch für Profis“ begeg­net. Sie ist aber, wie eigentlich alles, das die Sprach­nör­gler so von sich geben, kom­plet­ter Blödsinn. Weit­er­lesen

Imaginärer Silbenballast

Von Anatol Stefanowitsch

In der Welt-Online erscheint immer noch regelmäßig die Kolumne „Wort­ge­fecht“, in der Textchef Sönke Krüger der geneigten Leser­schaft sein man­gel­haftes Ver­ständ­nis der deutschen Sprache dar­legt. In dieser Woche ging es ihm um „unnötige Sil­ben“, mit denen wir sein­er Mei­n­ung nach unsere Sprache verunstalten:

Es ist nicht schw­er, zu kom­ponieren, aber es ist fabel­haft schw­er, die über­flüs­si­gen Noten unter den Tisch fall­en zu lassen.“ Ein wahres Wort, das Johannes Brahms da gesprochen hat, und es gilt weit über die Musik hin­aus, näm­lich auch für die Sprache. Dort sind es keine Noten, son­dern über­flüs­sige Sil­ben, die viele Texte schw­er­fäl­lig machen und den Lese­fluss aufhalten.

Lei­der tun sich viele Autoren schw­er damit, Sil­ben­bal­last abzuw­er­fen. So schreibt zum Beispiel der „Focus“: „Der Ver­fass­er kann seinen Let­zten Willen jed­erzeit abän­dern“ — obwohl ändern viel klar­er klingt.

Weit­ere Beispiele, die er nen­nt, sind Rück­ant­wort (er sähe lieber Antwort), Stillschweigen (er bevorzugt Schweigen), und Unkosten (er hält Kosten für angemessen­er) — es geht also gar nicht um „Sil­ben“ (mit denen man rein laut­liche Ein­heit­en beze­ich­net), son­dern um Mor­pheme, Kom­bi­na­tio­nen aus Bedeu­tung und laut­lich­er Form.

Krügers Kolumne bietet eine schöne Gele­gen­heit, wieder ein­mal den Unter­schied zwis­chen dümm­lich­er Sprach­nörgelei und wis­senschaftlich­er Sprach­be­tra­ch­tung deut­lich zu machen. Weit­er­lesen