Was bedeutet eigentlich … Schplock?

Von Kristin Kopf

Ich habe mich ja naiver­weise für die Wortschöpferin gehal­ten, aaaaaber Urban Dic­tio­nary ist mir zuvorgekommen:

Sch­plock: The noise a £2 coin in a con­dom makes when you hit some­one with it.

Wom­öglich ist das Wort in dieser Bedeu­tung auch noch fre­quenter als in meiner …

Bei­de Wörter, Sch­plock1 (meines) und Sch­plock2 (das andere) klin­gen zwar gle­ich (sind also homophon), sind aber durch ganz unter­schiedliche Prozesse ent­standen.
Sch­plock1 ist eine Abkürzung von Sprach­blog (diese Art der Abkürzung nen­nt man “Kon­t­a­m­i­na­tion” oder “Kof­fer­wort”) mit Ver­schrif­tung der Palatal­isierung von s vor Plo­siv und der Aus­lautver­här­tung, Sch­plock2 hinge­gen ein laut­ma­lerisches (ono­matopo­et­is­ches) Wort.

… to encourage them to engage in specific activities, such as, in the case of horses, running.”

Von Kristin Kopf

Jip­pie, heute gibt es zwei auf einen Stre­ich — zunächst ein­mal ein bißchen Wer­bung für WALS, den World Atlas of Lan­guage Struc­tures, der ja seit einiger Zeit auch online abruf­bar ist:

2008-06-25-wals

Da kann man guck­en, wie bes­timmte sprach­liche Merk­male so auf der Welt verteilt sind.
Und auch … nicht-sprach­liche Merk­male. Die Ent­deck­ung des Tages: David Gils fast schon satirisch anmu­ten­der Artikel über “Para-Lin­guis­tic Usage of Clicks”. Ihr erin­nert Euch hof­fentlich an die Klicks, Xhosa und Miri­am Make­ba. Ich habe ja geschrieben, dass es Klicks nur in Afri­ka gibt — und für die Sprach­wis­senschaft stimmt das auch, denn nur in weni­gen Sprachen in Afri­ka sind Klicks Phoneme, d.h. bedeu­tung­sun­ter­schei­dende Laute. Es gibt also Wörter, in denen allein der Klick dafür sorgt, dass sie etwas anderes bedeuten, als andere Wörter, die bis auf den Klick vol­lkom­men gle­ich klingen.
Den Klick als Geräusch ken­nen die SprecherIn­nen viel­er Sprachen, schon kleine Kinder schnalzen vor sich hin. Dass dieses Geräusch aber an für sich (nicht als Phonem) kul­turell bed­ingte Bedeu­tun­gen haben kann, darüber habe ich bis jet­zt noch nicht so inten­siv nachgedacht. Aber David Gil. Klicks kön­nen als nicht­sprach­liche Bedeu­tung haben:

1. Aus­druck von Affek­tion (also emo­tion­al) — das ist bei uns z.B. so, und bei allen Sprachen, die auf der ver­link­ten Karte rosa Punk­te haben.

  • neg­a­tiv:

The Eng­lish tut tut is a den­tal click, often repeat­ed two or more times, and is most com­mon­ly used to express feel­ings such as irri­ta­tion, impa­tience or disappointment.”

  • pos­i­tiv:

For some but not all speak­ers of Eng­lish, the repeat­ed den­tal click may also be used to express a very dif­fer­ent range of emo­tions includ­ing amaze­ment and appre­ci­a­tion; one con­text in which this occurs is that of men engaged in “girl-watch­ing”. This usage may be char­ac­ter­ized as express­ing pos­i­tive affect.

2. Logis­che Bedeu­tung — i.d.R. zur Nega­tion (Nein-Sagen), sel­tener auch zur Affir­ma­tion (Ja-Sagen)

… the use of a den­tal click to express nega­tion is char­ac­ter­is­tic not just of Hebrew, but of many Ara­bic dialects and oth­er lan­guages. How­ev­er, in the San’ani dialect of Ara­bic, the den­tal click is used not for ’no’, but rather for ‘yes’; it thus express­es affir­ma­tion ( Samia Naim, Mar­tine Van­hove p.c.).

Für das Englis­che führt Gil darüber hin­aus noch weit­ere Funk­tio­nen an, und weil es sooo schön ist, muss ich es ein­fach zitieren:

there is an addi­tion­al usage of a sin­gle den­tal click, typ­i­cal­ly imme­di­ate­ly pre­ced­ed by an open­ing of the lips, which occurs in gen­er­al­ly sub­lim­i­nal fash­ion, with­out imping­ing on the con­scious­ness of speak­ers and hear­ers: this is to mark the begin­ning point of a con­ver­sa­tion­al unit, often in con­junc­tion with the act of turn-tak­ing. This usage can be read­i­ly observed world-wide on tele­vi­sion news broad­casts such as CNN, in which the news­cast­ers and reporters typ­i­cal­ly begin a stretch of speech with one of these clicks. In addi­tion to den­tal clicks, some speak­ers of Eng­lish make use of oth­er clicks, either lat­er­al or palatal, when address­ing babies or domes­ti­cat­ed ani­mals, in order to attract their atten­tion or to encour­age them to engage in spe­cif­ic activ­i­ties, such as, in the case of hors­es, run­ning.

Für die Nicht-Sprach­wis­senschaft­lerIn­nen unter Euch: turn-tak­ing nen­nt man den Sprecher­wech­sel in einem Gespräch. Solche Stellen wer­den gerne markiert, z.B. durch Pausen wenn die andere übernehmen soll, oder eben, wenn man selb­st übern­immt, z.B. durch Klicks. Ich mache das auch manch­mal, habe ich mit Verblüf­fung festgestellt.

Soooo, das für heute.

Ich bin (k)ein Pfannkuchen

Von Anatol Stefanowitsch

Im Blog Paper Cuts der New York Times fragt sich Steve Coates, ob Kennedys berühmter Satz „Ich bin ein Berlin­er“ zwin­gend so etwas bedeutet wie „Ich bin ein mit Marme­lade gefüll­ter Krapfen/Pfannkuchen“, und ob er nicht eigentlich hätte sagen müssen Ich bin Berlin­er. Anscheinend ist dies eine Frage, die schon seit langem disku­tiert wird — Coates zitiert den Ver­fass­er von Kennedys Rede, Ted Sorensen, wie fol­gt: Weit­er­lesen

Mit Gehirnwäsche-über-sich-ergehen-lassen beschäftigt sein

Von Kristin Kopf

Die Seman­tik von beschäftigt sein lässt für mich eigentlich nur Tätigkeit­en zu, bei denen es einen Agens gibt (z.B. mit den Hausauf­gaben beschäftigt sein) — Sätze mit einem Expe­ri­encer (also jeman­dem, der eher etwas erlebt als es aktiv durchzuführen) sind irgend­wie schief (z.B. ??mit Schlafen beschäftigt sein). Damit beschäftigt zu sein, etwas über sich erge­hen zu lassen ist auch so ein Fall …
Damit er nicht ganz alleine ste­ht, hat der Autor des unten zitierten FAZ-Artikels (ein Michael Lud­wig) auch noch andere ungewöhn­liche For­mulierun­gen einge­baut, wie z.B. jeman­den irgend­wohin reden (kurz für jeman­den dazu überre­den, irgend­wo hinzuge­hen?).

Kus­ne­zows Anhänger arbeit­eten nicht und schick­ten ihre Kinder nicht zur Schule. Sie waren damit beschäftigt, Gehirn­wäsche über sich erge­hen zu lassen. Ein rus­sis­ch­er Sek­ten­forsch­er meinte, Kus­ne­zow habe die Men­schen zu Zom­bies gemacht und schließlich mit wirren religiösen Sprüchen unter die Erde geredet.”

Auch inhaltlich macht mich der Artikel eher rat­los — die Art zu bericht­en will für mich so gar nicht zur FAZ passen.

[Werkzeug] ipa4linguists

Von Kristin Kopf

Eine sehr brauch­bare Seite für Leute, die gerne coole IPA-Zeichen auf ihrem Com­put­er hät­ten, aber nicht wis­sen, wie sie es anstellen sollen — mit aus­führlichen Anleitun­gen zur Auswahl, Instal­la­tion und Arbeit mit den Son­derze­ichen in Browsern, Textver­ar­beitungs- und Mail­pro­gram­men, für Win­dows, Mac und Linux:

http://ipa4linguists.pbwiki.com

2008-06-21-ipa4linguists

Ich arbeite übri­gens mit Titus Cyber­bit Basic und Juni­code — wenn ich mal mit Word arbeite.

Mehr veredeltes Leder

Von Anatol Stefanowitsch

Es passiert nicht oft, dass ich eine Aus­sage aus ein­er Zeitungsmeldung kri­tisiere, und der Kri­tisierte sich dann hier zu Wort meldet. Um ehrlich zu sein, es ist noch nie passiert — so wichtig ist das Bre­mer Sprach­blog dann wohl doch (noch) nicht im öffentlichen Diskurs.

Aber heute hat sich der Frank­furter Unternehmer Eduard Ble­sius, über den ich am Fre­itag geschrieben habe, in einem Kom­men­tar gemeldet. Damit der nicht unbe­merkt unterge­ht, und natür­lich weil ich ihm eine Antwort schulde, zitiere ich diesen Kom­men­tar hier kom­plett. Weit­er­lesen

Veredeltes Leder

Von Anatol Stefanowitsch

Die Net­zaus­gabe der Frank­furter All­ge­meinen Zeitung berichtet über den Frank­furter Unternehmer Eduard Ble­sius, der mit sein­er Fir­ma Cori­um Ober­flächen­tech­nik GmbH auch den asi­atis­chen Markt erobern möchte. Dabei wün­sche ich ihm viel Glück, aber darum geht es heute nicht, son­dern darum, wie er über sein Pro­dukt spricht:

Das Start­up-Unternehmen entwick­elt Schuh-Fin­ish, das von Allessa in Lohn­pro­duk­tion hergestellt wird. Fin­ish ist ein Mit­tel zur Vered­lung von Led­er, aus dem Schuhe gefer­tigt wer­den. Bei dieser Umschrei­bung muss es bleiben: „Ich bin kein Fre­und von Anglizis­men, aber einen deutschen Begriff gibt es dafür nicht“, sagt Ble­sius. Diese beson­dere Art ein­er Creme wird ver­wen­det, wenn ein Schuh fer­tigt ist. Denn während das Led­er über den Leis­ten ges­pan­nt und ver­ar­beit­et wird, erlei­det es Kratzer – außer­dem sind Nähte nicht einge­färbt. Wird danach Fin­ish aufge­tra­gen, glänzt ein Schuh so, wie die Kun­den es erwarten.

Mit anderen Worten: der Mann stellt Schuhcreme her. Warum sagt er das dann nicht ein­fach? Weit­er­lesen

Public Viewing

Von Anatol Stefanowitsch

Der Aktion Lebendi­ges Deutsch ist es wieder ein­mal gelun­gen, nicht nur sinnlose, son­dern auch pein­liche Verbesserungsvorschläge bezüglich der deutschen Sprache zu machen:

Unter den über 1800 Ein­sendun­gen für das Such­wort „Cof­fee-to-go“ hat die Jury „Geh-Kaf­fee“ aus­gewählt (mit Sym­pa­thien für „Fersen-Kaf­fee“ und „Kaf­fee entführt“).

Fersen-Kaf­fee — davon abge­se­hen, dass das eklig klingt, schwingt hier, eben­so wie bei Kaf­fee ent­führt, wie so oft eine grund­sät­zliche Kri­tik an der beze­ich­neten Sache durch. Die vier Aktionäre kom­men offen­sichtlich nicht klar mit der Tat­sache, dass es Kaf­fee über­haupt zum Mit­nehmen gibt. Weit­er­lesen