Sprache und Parasiten

Von Anatol Stefanowitsch

Durch einen Bericht im Tagesspiegel bin ich auf einen Auf­satz aufmerk­sam gewor­den, den die Biolo­gen Corey Finch­er und Randy Thorn­hill von der Uni­ver­sität New Mexiko, Albu­querque, Anfang Juni veröf­fentlicht haben („A par­a­site-dri­ven wedge: Infec­tious Dis­eases May Explain Lan­guage and Oth­er Bio­di­ver­si­ty“, Oikos 2008-06-09).

Die bei­den ver­suchen in diesem Auf­satz eine Erk­lärung für ein inter­es­santes lin­guis­tis­ches Rät­sel zu find­en: Wenn man sich die geografis­che Verteilung der derzeit noch gesproch­enen 7000 Sprachen ansieht, fällt auf, dass die Sprach­di­ver­sität ent­lang des Äqua­tors am größten ist und nach Nor­den und Süden abn­immt (jed­er schwarze Punkt stellt das geografis­che Zen­trum der Region dar, in dem eine Sprache gesprochen wird; eine größere Karte find­et sich hier): Weit­er­lesen

Wissenschaftliche Hochstapler

Von Anatol Stefanowitsch

Ich weiß, dass hier auch Lit­er­atur­wis­senschaftler mitle­sen und entschuldige mich schon vor­ab für das jüng­ste Werk des unver­gle­ich­lichen XKCD, aber ich kon­nte ein­fach nicht widerstehen:

Wenn Sie glauben, die Kritik an der Literaturwissenschaft sei zu hart, lesen Sie den Wikipediaeintrag zu Dekonstruktion.

Wenn Sie glauben, die Kri­tik an der Lit­er­atur­wis­senschaft sei zu hart, lesen Sie den Wikipedi­aein­trag zu Dekonstruktion.

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Zwei Hinweise in eigener Sache

Von Anatol Stefanowitsch

1. Für eine kurze Frage­bo­gen­studie, bei der Ihr Sprachempfind­en gefragt ist, suchen mein Kol­lege Arne Zeschel und ich ein paar Frei­willige. Wenn Ihre Mut­ter­sprache Deutsch ist und Sie ein paar Minuten Zeit haben, wür­den wir uns freuen, wenn Sie uns hier helfen wür­den [Bearb.: Link ent­fer­nt, die Studie ist beendet].

2. Falls sich unter den Leser/innen des Bre­mer Sprach­blogs junge Men­schen auf der Suche nach einem Mas­ter­pro­gramm befind­en, das Ihrem Leben einen sprach­wis­senschaftlichen Sinn ver­lei­hen kann, möchte ich auf den brand­neuen MA Lan­guage Sci­ences hin­weisen, den die Uni­ver­sitäten Bre­men und Old­en­burg ab dem Win­terse­mes­ter anbi­eten wer­den. Der Bewer­bungss­chluss ist schon Mitte August. Interessent/innen kön­nen hier mehr erfahren, oder sich per Email an Prof. Thomas Stolz (oder natür­lich auch an mich) wen­den. Die Emailadressen poste ich hier nicht, sie sind aber leicht zu finden. 

Kaukasische Verschwörung im IOC

Von Anatol Stefanowitsch

Ich habe ger­ade im Deutsch­landra­dio Kul­tur ein Inter­view mit dem britis­chen Jour­nal­is­ten Andrew Jen­nings gehört, dessen Spezial­ität Kor­rup­tion im inter­na­tionalen Sport ist. Jen­nings hat­te viel Inter­es­santes — und wenig Nettes — über das Inter­na­tionale Olymp­is­che Kom­mi­tee zu sagen. Unter anderem sprach er darüber, dass nach dem let­zten großen Kor­rup­tion­sskan­dal haupt­säch­lich IOC-Mit­glieder mit dun­kler Haut­farbe ihrer Ämter enthoben wur­den. Und dann sagte der Sprech­er, der Jen­nings’ Worte ins Deutsche über­set­zte, etwas Merk­würdi­ges: Weit­er­lesen

My home is my castle

Von Anatol Stefanowitsch

Ein paar Nachgedanken zu meinem Beitrag vom Fre­itag.

Der Nach­druck, mit dem einige Kom­men­ta­toren auf der Idee bestanden haben, die USA seien ein englis­chsprachiges Land, hat mich ver­wun­dert. Nein, eigentlich nicht. Diese Idee ist nun ein­mal fest in unseren Köpfen ver­ankert. Selb­st meine Stu­den­ten (die ja immer­hin zu einem beträchtlichen Teil Amerikanis­ten wer­den wollen), glauben es mir schlicht nicht, wenn ich es in meinen Sem­i­naren erwähne. Aber es ist eine Tat­sache: die USA haben keine Nation­al­sprache (die Ver­fas­sung ist zwar in englis­ch­er Sprache abge­fasst, aber sie sagt nichts zum Sta­tus dieser Sprache) und sie haben auch keine Amtssprache. Weit­er­lesen

Mi casa es su casa

Von Anatol Stefanowitsch

Welche der fol­gen­den Aus­sagen ist kein pop­ulär­er Irrtum: a) Die chi­ne­sis­che Mauer kann man vom Mond aus sehen, b) Spinat enthält viel gesun­des Eisen oder c) die USA sind ein englis­chsprachiges Land.

Dass a) und b) nicht stim­men, hat inzwis­chen wohl jed­er mit­bekom­men. Die chi­ne­sis­che Mauer ist zwar sehr lang, aber natür­lich viel zu schmal, um sie aus ein­er Ent­fer­nung von 385.000 Kilo­me­tern mit bloßem Auge sehen zu kön­nen (wer das nicht glaubt, soll ein­mal ver­suchen, sie in Google Earth zu find­en, ohne die Koor­di­nat­en zu ken­nen). Bei dem ange­blich so hohen und gesun­den Eisen­ge­halt von Spinat han­delt es sich um einen Mess­fehler. Also muss c) stim­men — die USA sind wirk­lich ein englis­chsprachiges Land. Weit­er­lesen

Aktionäre, ans Telefon!

Von Anatol Stefanowitsch

Die vier Sprachau­toritäten von der Aktion Lebendi­ges Deutsch tra­gen mit ihren messer­schar­fen Wortschatzbe­darf­s­analy­sen und stil­sicheren Neube­wor­tun­gen über­flüs­siger Lehn­wörter seit vie­len Jahren dazu bei, die deutsche Sprache vor dem sicheren Nieder­gang zu bewahren. Ohne ihren uner­müdlichen Ein­satz wäre das Deutsche längst voll­ständig durch das Englis­che ver­drängt wor­den, oder noch schlim­mer, auf das Niveau eines Bana­nen­händler­pid­gins gesunken. Weit­er­lesen