Round about daneben

Von Susanne Flach

SPIEGEL ONLINE hat da einen Kolum­nis­ten, Peter Littger, und eigentlich sind seine Kolum­nen unter „Flu­ent Eng­lish“ recht lang­weilig. Sie sind im großen Lauf der Sprachdinge sog­ar ziem­lich uner­he­blich. Littger hat sich auf Pseudoan­glizis­men spezial­isiert und erk­lärt der Welt regelmäßig, dass es blablal­aber­tion im Englis­chen eigentlich nicht gibt und „wir“ uns „damit“ bei „Mut­ter­sprach­lern“ lächer­lich machen. Aber zum Glück gibt es dann diese Kolumne, in der sich Littger über die Englis­chken­nt­nisse ander­er lustig machen kann und wir dann wis­sen, wie wir „Pein­lich­es Pseu­do-Englisch“ ver­mei­den können.

Nun sind sprach­liche Nuan­cen immer poten­tiell prob­lema­tisch, beson­ders bei interkul­turellen Begeg­nun­gen. Nur ist die ange­bliche Lächer­lichkeit, der wir uns im Aus­land damit aus­set­zen, sicher­lich sehr über­trieben. Die ein­sprachig englis­chen Muttersprachler/innen, die ich ken­nen­gel­ernt habe, sind es erstens gewöh­nt, mit vie­len Nicht-Mut­ter­sprach­ler/in­nen zu kom­mu­nizieren, zweit­ens sehr koop­er­a­tiv, was das Ver­ste­hen ihrer Gesprächspartner/innen ange­ht und drit­tens angesichts ihrer eige­nen Ein­sprachigkeit recht zurück­hal­tend, was die Abw­er­tung der Sprach­fer­tigkeit­en ihres Gegenübers bet­rifft. Woher diese Ger­man Angst des Lächer­lich­machens im englis­chsprachi­gen Raum kommt, ist mir unbegreiflich.

(Suz, Lin­guis­tik!)

Achso­jamo­ment. Laut Bio unter seinen Artikeln beschäftigt sich Littger „mit seinen eige­nen sprach­lichen Unzulänglichkeit­en“. Mir ist jet­zt nicht so ganz klar, was das heißen soll. Sei’s drum. Aber weil er (und ich meine: wieder­holt) behauptet, dass round­about wie in round­about drei Mil­lio­nen Euro im Englis­chen nicht „unge­fähr“, son­dern „Kreisverkehr“ heißt, und das schlicht falsch ist, mache ich mich jet­zt ein­fach mal über sein über­steigertes Fremd­sprachenselb­stver­trauen lustig. Kurz: dieses Ger­man Ego nervt näm­lich langsam.

Natür­lich heißt round­about „Kreisverkehr“. Aber eben nicht nur.

Round­about (‚Kreisverkehr‘) ist ein Nomen, round about (dt. ‚unge­fähr‘) ein, nun­ja, nen­nen wir es vorüberge­hend Adjek­tiv. Littger behauptet, let­zteres gäbe es im Englis­chen nicht. Machen wir’s kurz: natür­lich gibt es round about im Englis­chen und auch genau in dieser Bedeutung.

Dazu hil­ft ein Blick ins OED, welch­es zwei große Bedeu­tungs­bere­iche liefert, näm­lich eine konkret-räum­liche und eine abstrakt-metapho­rische. In bei­den Ver­wen­dun­gen kann round about ‚um X herum‘, also kre­is­för­mige Bezüge her­stellen, oder ‚in der Umgebung/Nähe von‘ heißen, wo die Umkreisung des Bezug­sob­jek­ts nicht unbe­d­ingt „vol­l­zo­gen“ sein muss.

  1. RÄUMLICH: (a) All around; in every sur­round­ing direc­tion; on every side. (b) In the vicin­i­ty, near­by; in a place or var­i­ous places nearby.
  2. METAPHORISCH: (a) With ref­er­ence to an amount, quan­ti­ty, etc.: about, approx­i­mate­ly; not much above or below; near­ly. (b) With ref­er­ence to time or a peri­od of time: about; at approx­i­mate­ly; some time near.

Die Tat­sache, dass Kreisverkehr aus diesen möglichen Anwen­dungs­bere­ichen von round about abgeleit­et wurde, heißt im Umkehrschluss natür­lich nicht, dass es die einzige Möglichkeit ist, dies zu tun. Jede erden­kliche Ableitung ist im Prinzip möglich, die sich mit ‚unge­fähr‘, ‚dadrum­rum‘, oder ‚um und bei‘ beschreiben ließe (und das tut round about bere­its seit 1350). So ist es nicht beson­ders erstaunlich, mit round about einen Bezug zwis­chen zwei Größen herzustellen, wenn das Bezug­sob­jekt ORT, OBJEKTUHRZEIT oder GELDBETRAG ist. Deshalb ist die These schon gewagt, dass round about GELDBETRAG eines deutschen Busi­nesskaspers im englis­chsprachi­gen Raum nen­nenswertes Gelächter aus­löste (abge­se­hen vom Geld­be­trag vielle­icht, der dann im Raum steht).

Beispiele gefäl­lig?

  1. I think he said he was tak­ing a trip down to the Orne bridges round about mid-day, and would like you to accom­pa­ny him. [BNC]

  2. It was Elsie all right — the police seemed con­vinced of that — but she had died round about 1970, not 1934. [BNC]

  3. got Nim­bus off the ground with an ini­tial ‘joint devel­op­ment’ invest­ment round about $1.5m. [BNC]

  4. there was a chantry priest worth £40 and two more with £20 each; their incomes were nor­mal — round about £6 a year. [BNC]

Also selb­st wenn die Ver­wen­dung von round about mit Geld­be­trä­gen nicht üblich wäre, die Tat­sache, dass es räum­lich ver­wen­det wird, ermöglicht die metapho­risch-zeitliche Ver­wen­dung. Dann ist es zur metapho­rischen Ver­wen­dung mit (heute meist abstrak­ten) Geld­ber­gen wirk­lich nicht weit. Die kog­ni­tive Dis­tanz hinge­gen, die Muttersprachler/innen zurück­le­gen müssten, um von Deutschen bei round­about einen „Kreisverkehr“ rauszuhören, ist rel­a­tiv groß (abge­se­hen davon, dass es wegen der Wortk­lassen unplau­si­bel ist). Dafür wären selb­st pein­lichkeitssuchende Muttersprachler/innen zu faul.

 

Blogspektrogramm 18/2015

Von Kristin Kopf

So, heute kom­men die Links der Woche etwas später als üblich. (Grund: Ein­fach keine Lust gehabt.) Nun kann aber, wer Mon­tag­mor­gen nicht direkt in die Woche starten will, das noch ein wenig mit dem Spek­tro­gramm hinauszögern …

  • Bee­in­flusst der Nor­den den Süden? Warum sprachen früher mehr Leute Dialekt als heute? Beim SPIEGEL find­et sich ein inter­es­santes Inter­view mit Ste­fan Elspaß (aka »ein Sprach­forsch­er«) zu deutschen Dialek­ten und ihrer Verän­derung: »Erstens bemerken wir, dass poli­tis­che Gren­zen immer stärk­er sprachtren­nend wirken. Ein Beispiel dafür: Früher war die Beze­ich­nung Erdapfel (Herdöpfel) außer in der Schweiz und in Öster­re­ich auch in vie­len Gebi­eten Süd­deutsch­lands in der All­t­agssprache sehr üblich. Inzwis­chen zeigt sich, dass der Begriff immer mehr an die Rän­der des deutschen Staats­ge­bi­ets gedrängt wird.«
  • Ana­tol hat mit dem DRADIO gewohnt poiniert über »Hate Speech« gesprochen: »Es find­et so eine Nor­mal­isierung von Men­schen­hass statt, ein­fach durch die Exis­tenz solch­er Aus­sagen in der Öffentlichkeit. […] Voraus­set­zung für Hate Speech ist qua­si jede Art von sprach­lichem Muster, das […] diese Men­schen­gruppe häu­fig erst fik­tion­al kon­stru­iert und dann mit her­ab­würdi­gen­den Eigen­schaften versieht.«
  • Die YALE NEWS bericht­en über ein Forschung­spro­jekt zu gesproch­en­er Syn­tax im US-Englis­chen — und da gibt es span­nende Unter­schiede und Kon­struk­tio­nen: »One of the most inter­est­ing dis­cov­er­ies that the group has encoun­tered are pre­sen­ta­tive sen­tences like “Here’s you a water bot­tle.” “That sen­tence just floored me,” says Wood. “It seemed very alien and dif­fer­ent to me. The over­all pat­tern was very clear: In the South peo­ple found that sen­tence to be com­plete­ly nor­mal, while in the North, no one thought it was normal.«
  • Die WASHINGTON POST (Englisch) hat sieben Info­grafiken zu Sprachen erstellt — vieles weiß man sich­er schon, aber vielle­icht find­et der eine oder die andere auch was Neues dabei: Auf welchem Kon­ti­nent wer­den die meis­ten ver­schiede­nen Sprachen gesprochen? In welchen Regio­nen ballt sich sprach­liche Diver­sität? Welche Sprachen wer­den in vie­len Län­dern gesprochen?
  • READER’S DIGEST (Englisch) hat eine Samm­lung vik­to­ri­an­is­ch­er Slang­wörter aus­ge­graben und illus­tri­ert. Sehr lobenswert: Die Quelle ist am Ende verlinkt.

Die Narzissmuskeule

Von Susanne Flach

Wenn Sie regelmäßig im LANGUAGE LOG vor­beis­chauen, dann haben Sie let­ztens dort vielle­icht Mark Liber­mans Kom­men­tar zu ein­er Studie gele­sen, die keinen Zusam­men­hang von Narziss­mus und der Ver­wen­dung von Per­son­al­pronomen (ich, mein, meins) gefun­den hat. Eine Studie kom­men­tieren, die kein Ergeb­nis hat? Weit­er­lesen

Blogspektrogramm 17/2015

Von Susanne Flach

Also das war eine ruhige Woche — keine Links in die Warteliste gespe­ichert, keine WG-Bewohner­in, die Links auf die Tafel in der Küche gekritzelt hätte und stun­den­langes erfol­glos­es Durch­forsten der Net­zwelt. Machen wir das doch jet­zt mal so: Sie kön­nen uns aktuelle Artikel in die Kom­mentare posten und wenn sie unseren knall­harten Spek­tro­grammkri­te­rien genü­gen, füge ich sie noch hinzu. Bis dahin viel Vergnü­gen mit Grimm & ein paar anderen:

  • Das Grimm­sche Wörter­buch ein Pla­giat?
  • Im Englis­chen gibt (gab) es die Endun­gen -ess, -ette, und -trix, um weib­liche Per­so­n­en­beze­ich­nun­gen zu kreieren. Anne Curzan von der Uni­ver­si­ty of Michi­gan im Gespräch mit LEXICON VALLEY darüber, warum das heute ungewöhn­lich und diskri­m­inierend ist.

Und dann auf Zuruf:

Blogspektrogramm 16/2014

Von Susanne Flach

Heute ver­meldet die Zen­trale des besten Blogspek­tro­gramms der WeltTM die Ver­linkung von viel Reflex­ion­sstoff bei gerechter und weniger gerechter Sprache, Farb­palet­ten bei Emo­jis und Emoti­cons, ver­balen Kom­posi­ta und dem ersten Wet­tbe­werb­s­beitrag in schweiz­erdeutsch­er Sprache (kann Spuren von Hund enthal­ten!). Auf geht’s:

  • Dass Reflex­ion über gerechte Sprache und den eige­nen Sprachge­brauch kein „Luxu­s­prob­lem“ von Sprachwissenschaftler/innen ist, zeigt der Physik­er Mar­tin Bäk­er, der auf seinem Wis­senschafts­blog HIER WOHNEN DRACHEN Prob­leme, aber auch Ziele sehr aus­führlich reflek­tiert, und mit den Worten begin­nt: „Es ist schon faszinierend: Ich kann Artikel schreiben, die sich mit den Kom­p­lika­tio­nen der Raumzeitkrüm­mung oder mit dem Ursprung der Blütenpflanzen befassen – aber wenn ich darin generell weib­liche For­men benutze (…), dann gibt es jede Menge Kom­mentare dazu, mit so schö­nen Worten wie “Scheiß­gen­dern”, “Erziehung durch Sprache “1984″, oder so unglaublich tollen Wort­spie­len wie “Raumzeitin” (slow clap).“ (Derzeit so unge­fähr 270 Kommentare).
  • Sprache kann nicht nur auf der Ebene des Ras­sis­mus oder des Sex­is­mus prob­lema­tisch und diskri­m­inierend sein, son­dern auch mit Aus­drück­en wie Spasti oder behin­dert. Dazu befragt die AKTION MENSCH die Lin­guistin Nora Sties.
  • Dass Emoti­cons und Emo­jis die Sprache nicht bedro­hen, son­dern zusät­zliche Kom­mu­nika­tion­saspek­te bedi­enen (hier eine aktuelle Über­sicht mit vie­len Links; Englisch), ist für Sprachlogleser/innen nichts neues. Ana­tol war gestern dazu auch bei RADIO FRITZ zu hören —zu Emo­jis und Emoti­cons, dies­mal aber mit nicht weniger inter­es­san­ten Beobach­tun­gen und Kom­mentaren zu deren Farbspektrum.
  • Wie wer­den heute Hunde genan­nt? Has­so und Wal­di heißen heute eher Luna und Ben. Damaris Nübling von der Uni Mainz dazu und was das auch über ihre Besitzer/innen und unsere Gesellschaft aus­sagt im SRF1-Inter­view (Deutsch/Schwyzerdütsch).
  • Unter­richtet im Som­merse­mes­ter wer Mor­pholo­gie und braucht noch ein The­ma für eine span­nende Gruppe von Neol­o­gis­men? Kom­posi­ta wie to rage quit, to stress cook oder to hum­ble brag wollen doch bes­timmt mal kor­puslin­guis­tisch unter­sucht wer­den. Lesen Sie dazu zunächst den Beitrag von Chi Luu im Blog von JSTOR (Englisch).

Konventionalisierte Studierende

Von Susanne Flach

Nun sind, was gerechte Sprache ange­ht, die Uni­ver­sitäten natür­lich ein ver­gle­ich­sweise har­monis­ches Idyll — in offiziellen Doku­menten, auf Web­seit­en, in Rund­schreiben, E‑Mails und Pro­tokollen wer­den fast auss­chließlich gerechte For­mulierun­gen ver­wen­det, die Mitarbeiter/innen wer­den ent­ge­gen landläu­figer Mei­n­ung dazu aber nicht verpflichtet (und auch nicht die Studieren­den) und eigentlich ist das alles sehr nor­mal und im täglichen Geschäft in bei­de Rich­tun­gen ziem­lich entspan­nt. Mir ist kein Fall bekan­nt, in dem vehe­ment auf der einen oder anderen Form bestanden wor­den wäre. Es ist eher so, dass geschlechterg­erechte Sprache im akademis­chen Umfeld mehr oder weniger der Nor­mal­fall ist.

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Blogspektrogramm 15/2015

Von Kristin Kopf

Einen hof­fentlich son­ni­gen Oster­son­ntag aller­seits! Wir haben das Suchen für Sie über­nom­men und jede Menge Links gesam­melt — ein paar mit Feiertags­bezug und ein paar mehr über Block­buch­staben im Inter­net, ein englis­ches Wort, das eine gewisse Unselb­ständigkeit zeigt, foren­sis­che Lin­guis­tik und englis­chen Wortschatz.

  • Alle Jahre wieder empfehlen wir einen Blick ins SPRACHLOG-Archiv, wenn es Sie inter­essiert, woher die Wörter Grün­don­ner­stag, Kar­fre­itag und Ostern stam­men und wie die entsprechen­den Tage in anderen Sprachen heißen.
  • In Block­buch­staben schre­it man — und was noch? Katy Wald­man über­legt auf LEXICON VALLEY, welche Wirkung sie haben und was passiert, wenn man sie verse­hentlich benutzt: »That upper­case let­ters almost always traipse along under a large ethe­re­al plus sign is what makes them dan­ger­ous. They are like a big, exu­ber­ant gold­en retriev­er, liable to escape and slob­ber all over some­body if the leash slips from your hand. «
  • Wie spricht man das -man in police­man aus? Und andere “Män­ner”? Ben Yago­da macht sich im CHE Gedanken über Vari­a­tion und ihre Ursachen: »The strik­ing thing isn’t the region­al vari­a­tion, which (in this small sam­ple) is neg­li­gi­ble, but rather the break­down of the words into two fair­ly dis­tinct cat­e­gories. Robust dis­agree­ment breaks out only about post­man«
  • Diane Rehm spricht in ihrer Radiosendung mit Exper­tIn­nen über foren­sis­che Lin­guis­tik: »In the field known as “foren­sic lin­guis­tics,” things like word choice, spelling and punc­tu­a­tion can all serve as vir­tu­al fin­ger­prints. And today emails, tweets, and texts give lin­guists a trove of lex­i­cal data to exam­ine in crim­i­nal cas­es. But many experts remain skep­ti­cal that this kind of work has the sci­en­tif­ic basis nec­es­sary for use in high-stakes cases.« 
  • Manche der Karten und Dia­gramme, die VOX (Englisch) zusam­mengestellt hat, gabs schon in früheren Spek­tro­gram­men — aber (für mich) neu und ganz inter­es­sant waren Nr. 15 und 16 zu englis­chem Wortschatz und Nr. 17 zu Wortschatz von Rap­perIn­nen: »Design­er Matt Daniels looked at the first 35,000 words of artists’ rap lyrics — and the first 35,000 words of Moby-Dick, along with 35,000 words from Shakespeare’s plays — to com­pare the size of their vocab­u­lar­ies. He found that some have big­ger vocab­u­lar­ies than Shake­speare or Melville.«

Blogspektrogramm 14/2015

Von Kristin Kopf

Im heutige Spek­tro­gramm gehts um Deutsch als Fremd- und Zweit­sprache, das Wort anstelle, noch ein­mal um den Unter­schied zwis­chen expats und immi­grants, darum, ob fließende Sprach­be­herrschung möglich ist und darum, was can’t even so im Englis­chen macht.

  • Für PROGESS hat Vanes­sa Gaigg ein Inter­view mit İnci Dirim, Pro­fes­sorin für Deutsch als Zweit- und Fremd­sprache, geführt, die sich zum Beispiel zum Ver­bot ander­er Sprachen als Deutsch im Schu­lun­ter­richt oder auf dem Pausen­hof äußert: »Ich denke generell, dass die Pause für Erhol­ung und Gespräche zur Ver­fü­gung ste­ht. Dafür dass alle alle pri­vat­en Gespräche ver­ste­hen, beste­ht keine Notwendigkeit. […] Auch Lehrkräfte im Unter­richt müssen nicht alles ver­ste­hen kön­nen, das wäre ohne­hin auch mit dem alleini­gen Gebrauch des Deutschen nicht möglich – man schreibt sich z.B. Zettel und flüstert sich zu. Zudem gibt es viele gute Möglichkeit­en, die Mehrsprachigkeit für die Bil­dung von Schü­lerin­nen und Schülern einzuset­zen. […] Ein Ver­bot ist keine päd­a­gogis­che Maß­nahme.« (via @JollySea)
  • Mit stiefmüt­ter­lich behan­del­ten Wor­tarten befasst sich Michael Mann im LEXIKOGRAPHIEBLOG: Warum hält der Duden anstelle für eine Prä­po­si­tion und für ein Adverb gle­ichzeit­ig? Und wie logisch ist das?
  • Kür­zlich haben wir hier im Spek­tro­gramm einen kurzen Text zu expats und immi­grants emp­fohlen — Nic Sub­tire­lu hat sich das Ganze auf LINGUISTIC PULSE ein­mal kor­puslin­guis­tisch angeschaut: »If it is accept­able for those we label expats to main­tain their dif­fer­ence from their host coun­tries, then it seems hyp­o­crit­i­cal to sug­gest that those we label immi­grants should cast off their lan­guages, cul­tures, and con­nec­tions to their coun­tries of ori­gin.« (via @replicatedtypo)
  • Fließend Englisch oder Deutsch sprechen — für Mut­ter­sprach­lerIn­nen doch kein Prob­lem? Wohl, find­et Noah Harley auf BABBEL, und mehr noch, das ganze Konzept ist daneben: »No one will ever be com­plete­ly flu­ent in a lan­guage like Eng­lish, which is spo­ken in so many dif­fer­ent ways by so many dif­fer­ent peo­ple, and is used to describe so many dif­fer­ent spheres of activ­i­ty. You may be a native Eng­lish speak­er, but that does not mean you will under­stand an 80-year old bus dri­ver from Scot­land describ­ing the ter­ri­ble weath­er they had 50 sum­mers ago, or a pro­fes­sor in alge­bra­ic topology.«
  • Wie kommt es, dass die umgangssprach­liche englis­che Äußerung I can’t even kein par­al­le­les I can even hat? Gretchen McCul­loch beleuchtet das auf MENTAL FLOSS: »What’s up with these sen­tences? Even, and its friends ever and any, are a type of word known as a Neg­a­tive Polar­i­ty Item (NPI). They work with a sen­tence that’s already got a neg­a­tive in it and make it even more neg­a­tive, but they just don’t sound right in the pos­i­tive ones. You can think of them like the glass-half-emp­ties of grammar.«

Blogspektrogramm 13/2015

Von Susanne Flach

Heute haben wir kurz und knack­ig Links aus­gewählt mit lesens- und hörenswerten Infor­ma­tio­nen aus dem Bere­ich Lexikon, Wortbe­deu­tung, Zeichenkodierun­gen und gram­ma­tis­chen Zweifels­fällen. Klein, aber oho und faktenreich:

  • Zeichenkodierung war und ist ein richtig großes Durcheinan­der — welche Prob­leme Schreiber/innen von Sprachen haben, deren Schrift nicht auf dem lateinis­chen Alpha­bet beruht, das fasst Aditya Muk­er­jee auf MODEL VIEW CULTURE tre­f­fend zusam­men: „I can text you a pile of poo, but I can’t write my name.“ (danke an @giardino)
  • Der Mit­telfin­ger des griechis­chen Finanzmin­is­ters hat auch die Sprach­wis­senschaft beschäftigt: 
    • Ana­tol hat erst ver­sucht, klarzustellen, wem der Mit­telfin­ger gezeigt wurde (deutsch, englisch) und dann für Inter­net und Medi­en noch nachgeschla­gen, was to doc­tor heißt.
    • Luise Pusch hat sich mit ein­er Frage befasst, die sich son­st nie­mand gestellt hat: Warum ist der Mit­telfin­ger eigentlich eine Belei­di­gung und was hat das möglicher­weise mit der Tat­sache zu tun, dass die griechis­che Regierung zu 100 Prozent aus Män­nern besteht
  • Damaris Nübling von der Uni Mainz hat den Kon­rad-Duden-Preis erhal­ten. Im SWR spricht sie über Zweifels­fälle und Tier­na­men.
  • Texas Ger­man ken­nense schon, oder?
  • ROBOT HUGS erk­lärt „Dic­tio­nary“.

Sonnenfinsternis anno 1654

Von Kristin Kopf
2015-03-20-Sonnenfinsternis

Eclip­siographia oder Beschrei­bung der vnge­wohn­lichen grossen Sonnen=Finsternus/ welche sich im nech­stkünffti­gen 1654 Jahr/ den 12. 2. Augstmonats/ kurtz vor Mit­tag erzeigen/ vnd mit Ver­wun­derung anzuschawen seyn wird.

Nicht erst seit Neustem gibt es Son­nen­fin­stern­israt­ge­ber … bei mein­er Kor­pusar­beit bin ich über dieses Trak­tat des Math­e­matik­ers Eber­hard Welpern gestolpert, dessen Beschrei­bung ich so char­mant fand, dass ich sie nie­man­dem voren­thal­ten möchte: Weit­er­lesen