Jugendwort

Von Anatol Stefanowitsch

Lexiko­grafie kann man gut machen, oder man kann sie so machen, wie Lan­gen­schei­dt das alljährlich mit dem Wörter­buch „Hä? Jugend­sprache Unplugged“ macht.

Wenn man sie gut macht, ist Lexiko­grafie span­nend, eine Art sprach­liche Detek­ti­var­beit. Zunächst muss man sys­tem­a­tisch die Wörter iden­ti­fizieren, die in das Wörter­buch aufgenom­men wer­den sollen. Das geschieht tra­di­tioneller­weise durch bele­sene Men­schen, die Wörter sam­meln, von denen sie denken, dass sie noch nicht im Wörter­buch ste­hen. Bei mod­er­nen Wörter­büch­ern wer­den riesige Daten­banken elek­tro­n­is­ch­er Texte hal­bau­toma­tisiert durch­forstet. Dann muss man für jedes dieser Wörter möglichst viele authen­tis­che Belege find­en, die einem Infor­ma­tio­nen über die Bedeu­tung der Wörter, deren gram­ma­tis­chen Zusam­men­hänge und deren sprach­liche Ebene (umgangssprach­lich, fach­sprach­lich, usw.). Tra­di­tioneller­weise wur­den diese Belege in riesi­gen Zettelkästen gesam­melt und sortiert, heutzu­tage helfen auch hier elek­tro­n­is­che Daten­bänke. Weit­er­lesen

FR, die Zweite

Von Anatol Stefanowitsch

Ich wollte eigentlich nie wieder daran denken, aber Sprachblogleser/in „D.A.“ hat es mir uner­bit­tlich in Erin­nerung gerufen: Chari­ma Rein­hardt, die in der Frank­furter Rund­schau eine lust­lose Anglizis­men­jagd betrieben und dann eine Fort­set­zung in Aus­sicht gestellt hat­te, hat diese Dro­hung nun wahrgemacht. Weit­er­lesen

Hamburg Airport Update

Von Anatol Stefanowitsch

Was ist pein­lich­er als Poli­tik­er, die dem VDS nach dem Maul reden? Richtig, Poli­tik­er, denen ihre lau­thals und unge­fragt in die Welt geschriee­nen Überzeu­gun­gen plöt­zlich nichts mehr Wert sind, wenn sie die Rech­nung präsen­tiert bekom­men. Die GAL-„Verkehrsexpertin“ Mar­ti­na Gregersen wollte, in koali­tionär­er Ein­tra­cht mit ihrem CDU-Kol­le­gen Klaus-Peter Hesse, die S‑Bahn-Hal­testelle am Ham­burg­er Air­port (ja, der Flughafen heißt „Air­port“) kurz vor deren Eröff­nung von „Ham­burg Air­port“ in „Flughafen (Ham­burg Air­port)“ umbe­nen­nen. Das allein wäre völ­lig über­flüs­sig gewe­sen, wenn der CDU-Stad­ten­twiclk­lungsse­n­a­tor Michael Frey­tag sich 2004 nicht ein­mütig mit der Deutschen Bahn auf den Namen „Ham­burg Air­port“ geeinigt hätte, und wenn die Stad­ten­twick­lungs­be­hörde diese Entschei­dung Anfang dieses Jahres nicht nochein­mal bestätigt hätte. Weit­er­lesen

Programmhinweis für Masochisten

Von Anatol Stefanowitsch

Heute im öffentlich-rechtlichen Fernse­hen: „Der Dativ ist dem Gen­i­tiv sein Tod — Die Bas­t­ian Sick-Schau (Folge 1)“:

Nach­dem der Jour­nal­ist und Best­seller-Autor Bas­t­ian Sick mit sein­er witzi­gen Mis­chung aus Lesung, Deutschstunde und Gram­matik-Com­e­dy seit län­gerem schon die größten Hallen füllt, bekommt Deutsch­lands bekan­ntester Sprach­pfleger nun endlich seine eigene Fernsehshow: Das Beste aus seinen Büh­nen­pro­gram­men, kom­biniert mit Sketchen, hochkaräti­gen Gästen und einem kleinen „Deutsch-Quiz“.

WDR

13.09.2008

22.30 — 23.00 Uhr

Sportreporterkontaminationen

Von Kristin Kopf

Diese bei­den wun­der­baren Äußerun­gen haben mich fast davon überzeugt, dass es sich lohnt, Sportre­portern zuzuhören1:

… ist das große Unschuld­slamm vom Lande.… ein Baum­fäller von einem Mann …

Bei­des aufgeschnappt bei der SWR1-Europameis­ter­schafts­berichter­stat­tung. Es war das Spiel mit den ganzen Bild- und Tonaus­fällen. Deutsch­land gegen irgendwen. Glaube ich.

Eben mal ein bißchen gegooglet — jemand anders hat den Baum­fäller auch gehört: da. Ver­wen­det hat ihn im ganzen weit­en Inter­net aber kein zweiter.
Das Unschuld­slamm vom Lande hinge­gen scheint weit ver­bre­it­et zu sein: 37 Tre­f­fer! Darunter der Focus (Rus­s­land & Verona Pooth) und die Berlin­er Zeitung. Gegen die Unschuld vom Lande ver­liert das Lamm dann aber doch nach wie vor: 43.200.

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Ein sprachlicher Bildungsauftrag

Von Anatol Stefanowitsch

In einem Kom­men­tar hat Leser/in „mus“ darauf hingewiesen, dass der NDR den „Tag der deutschen Sprache“ (den es natür­lich nicht wirk­lich gibt und der nur der über­hitzten Fan­tasie der Sprach­nör­gler entsprun­gen ist) mit ein­er Umfrage würdigt, in der nicht etwa die Schön­heit und Vielfalt der deutschen Sprache gefeiert wird son­dern in der die Leser zum sprach­lichen Sno­bis­mus aufge­fordert wer­den. Weit­er­lesen

Sprachnörglerische Scheinheiligkeit

Von Anatol Stefanowitsch

Das Ham­burg­er Abend­blatt lässt seine Leser aufgeregt darüber abstim­men, ob die neue S‑Bahn-Sta­tion am Ham­burg­er Flughafen wie geplant „Ham­burg Air­port“ heißen soll, oder ob nicht ein rein­deutsches „Flughafen“ bess­er wäre (klein­er Hin­weis: der Flughafen selb­st nen­nt sich bere­its Ham­burg Air­port und „Flughafen“ ist kein inter­na­tion­al gebräuch­lich­er Begriff).

Neben­bei schaf­fen es die Mach­er auch noch, in einem Artikel über einen Franzö­sis­chkurs einen über­flüs­si­gen Seit­en­hieb auf englis­che Lehn­wörter einzubauen. Nur eins schaf­fen sie nicht: selb­st auf diese zu verzicht­en. Weit­er­lesen

Ahnungslos lahme Denglischjäger

Von Anatol Stefanowitsch

The unspeak­able in pur­suit of the ined­i­ble“ — die Unsäglichen auf der Jagd nach dem Unge­nießbaren –, so hat Oscar Wilde ein­mal die Fuch­s­jagd beschrieben. Die Jagd der Aktion Lebendi­ges Deutsch nach Alter­na­tiv­en zu englis­chen Lehn­wörtern kön­nte man ana­log als „die Unbelehrbaren auf der Jagd nach dem Unnöti­gen“ definieren.

Jeden Monat beglück­en die vier Aktionäre die deutsche Sprachge­mein­schaft mit Wortschöp­fun­gen, die die Welt nicht braucht (denn anders als der Wortist suchen sie immer nur nach Beze­ich­nun­gen für Dinge, für die es bere­its etablierte Begriffe gibt). Weit­er­lesen

Grammatik ist mehr faszinierend als alles andere

Von Anatol Stefanowitsch

Vor ein paar Wochen habe ich im Fernse­hen beim Sender­sur­fen den fol­gen­den Satz gehört (ich weiß lei­der nicht mehr in welch­er Sendung, ich glaube, es war eine Krim­is­erie mit Laiendarstellern):

(1) Ich weiß gar nicht, wer mehr nervös war — er oder ich.

Der Satz kam mir komisch vor. Mehr nervös klingt wie eine umständliche und unkon­ven­tionelle Umschrei­bung für nervös­er.

Wäre ich ein Sprach­nör­gler, es wäre klar, was ich zu tun hätte: ich müsste mich über die „immer häu­figer zu beobach­t­en­den“ und „falschen“ Ver­gle­ichs­for­men von Adjek­tiv­en im Beson­deren und über junge Men­schen und das Pri­vat­fernse­hen im All­ge­meinen echauffieren und die Schuld für den Ver­fall der deutschen Sprache beim Englis­chen suchen, wo man ja schließlich auch more ner­vous sage. Weit­er­lesen

Stil(l)stand

Von Anatol Stefanowitsch

Mein treues Apple Power­Book Tita­ni­um ist nach sieben Jahren fast unun­ter­broch­enen Betriebes an ein­er kor­rupten PDF-Datei gescheit­ert und ließ sich erst nach ein­er kom­plet­ten Neuin­stal­la­tion des Betrieb­ssys­tems wieder starten. Da ich regelmäßig Sicherungskopi­en anlege, sind dabei keine Dat­en ver­loren gegan­gen, aber da ich meine Sicherungskopi­en nicht beson­ders sys­tem­a­tisch ver­walte, bin ich noch damit beschäftigt, die Dat­en zu ord­nen (bzw., sie in den Zus­tand der mir ver­traut­en Unord­nung zu brin­gen, die sie vor dem Absturz hat­ten). Weit­er­lesen