Namensgeber

Von Anatol Stefanowitsch

Ich kann mich nicht erin­nern, jemals einem Gegen­stand einen Namen gegeben zu haben. Selb­st mein alter Ted­dy­bär hieß immer nur „Ted­dy­bär“ und mein Auto nenne ich „mein Auto“. Aber viele Men­schen haben schein­bar einen engeren Bezug zu den unbelebten Objek­ten, die sie umgeben und verteilen Namen nicht nur an Kuscheltiere und Autos, son­dern auch an Haushalts­ge­gen­stände. Weit­er­lesen

Verbrechen und Mundart

Von Anatol Stefanowitsch

Dialek­te haben ein schw­eres Imageprob­lem — und das, soweit wir wis­sen, immer und über­all. Sprech­er völ­lig unter­schiedlich­er Sprachge­mein­schaften sind sich (grob gesagt) einig, dass Dialek­t­sprech­er zwar net­ter, authen­this­ch­er und zuver­läs­siger sind, als Sprech­er der jew­eili­gen „Hochsprache“, aber eben­so einig sind sie sich, dass Dialek­t­sprech­er unge­bildet, ein biss­chen blöd im Kopf und zum gesellschaftlichen Mis­ser­folg ver­dammt sind. Weit­er­lesen

Gemeinsam einsam

Von Anatol Stefanowitsch

Da lasse ich mich ein­mal zu ein­er halb­nor­ma­tiv­en Aus­sage hin­reißen und sofort ger­ate ich in Schwierigkeit­en. Am Ende des let­zten Beitrags habe ich, inspiri­ert durch den Tag der deutschen Ein­heit, fol­gende Weisheit mit meinen Lesern geteilt:

Aus sprach­wis­senschaftlich­er Per­spek­tive gibt es übri­gens einen klaren Ratschlag für die Regelung der Zusam­men- und Getren­ntschrei­bung: es sollte orthografisch zusam­menwach­sen, was mor­phol­o­gisch zusam­men gehört — so, wie es im Deutschen wenig­stens bei sub­stan­tivis­chen Kom­posi­ta durchgängig der Fall ist.

Ich hat­te gehofft, dass in der all­ge­meinen patri­o­tis­chen Hochstim­mung kein­er auf die For­mulierung „wenig­stens bei sub­stan­tivis­chen Kom­posi­ta“ ansprin­gen würde. Weit­er­lesen

Fernsehkritik

Von Anatol Stefanowitsch

In ein paar Stun­den läuft im WDR der zweite Teil der „Bas­t­ian-Sick-Schau“ — aller­höch­ste Zeit, zu Papi­er zu brin­gen, warum ich mir den nach dem Auf­takt der let­zten Woche nicht mehr anse­hen werde.

Um es vor­wegzunehmen: Ich gebe offen zu, dass ich Sicks Texte noch nie „humor­voll“, „unter­halt­sam“ oder gar „intel­li­gent“ fand. Für mich haben sie besten­falls das Niveau von bil­dungs­bürg­er­lichem Feuil­leton (und damit meine ich nichts Gutes) und schlimm­sten­falls das Niveau von Büt­tenre­den, die sich zufäl­lig nicht reimen. Aber das werfe ich ihm natür­lich nicht ern­sthaft vor: Witz und Unter­halt­samkeit sind sub­jek­tiv. Sick ist nicht verpflichtet, meinen Geschmack zu tre­f­fen (aus kom­merzieller Sicht wäre das ver­mut­lich sog­ar eine sehr schlechte Entschei­dung), und mir ist dur­chaus klar, dass mein inhaltlich­er und rhetorisch­er Stil auch nicht jed­er­manns Sache sind.

Nein, mich stört an Sick etwas Grundle­gen­deres. Weit­er­lesen

Guy Deutscher über Sprachkritik

Von Anatol Stefanowitsch

Wol­fang Hömig-Groß macht mich auf einen Beitrag des Lei­den­er Sprach­wis­senschaftlers Guy Deutsch­er in der Süd­deutschen Zeitung aufmerk­sam, in dem der sich auf ruhige und intel­li­gente Weise mit dem eben­so ewigen wie sinnlosen Karus­sell der Sprachkri­tik beschäftigt. Dabei geht er unter anderem auf die beliebte These ein, das Deutsche sei derzeit beson­ders stark bedro­ht: Weit­er­lesen