Attachmentieren

Von Anatol Stefanowitsch

In der Kat­e­gorie „Richtet euch nach meinen Worten, nicht nach meinen Tat­en“ regt sich dieser Tage wieder ein­mal jemand über Angliszis­men auf, der seine Ratschläge eigentlich lieber selb­st in die Tat umset­zen sollte. Der „Klein Report“ (das Dep­pen­leerze­ichen überse­hen wir geflissentlich), ein Schweiz­er Medi­en­di­enst, ver­wen­det im Menü sein­er Web­seite fol­gende Lehn­wörter: Home, News, Links, Newslet­ter (2 Mal) und Handy-Flash. Alles gebräuch­liche Begriffe, aber für alle gäbe es deutsche Entsprechun­gen. Aber nur, weil man sich sel­ber mit vollen Hän­den beim englis­chen Wortschatz bedi­ent, möchte man das anderen nicht zugeste­hen: Weit­er­lesen

Seit wann machen wir im Deutschen Sinn?

Von Anatol Stefanowitsch

Zu den meist­ge­le­se­nen Beiträge hier im Sprach­blog gehört die Serie über die Redewen­dung Sinn machen — vier der fünf Teile (siehe hier: I, II, III, IV, V) kom­men unter die ewigen Top Ten. Auch die Diskus­sion in den Kom­mentaren zu diesen Beiträ­gen flammt immer wieder ein­mal auf. Das freut mich natür­lich, und so möchte ich einige der dort disku­tierten Fra­gen ich in näch­ster Zeit in mehr oder weniger knap­pen Beiträ­gen aufgreifen.

Im ersten Teil der Serie habe ich unter anderem darauf hingewiesen, dass es sich bei der Redewen­dung Sinn machen nicht um ein neues Phänomen han­delt, anders als fol­gen­des Zitat des ober­sten Sin­n­machen­has­sers Bas­t­ian Sick ver­muten lässt: Weit­er­lesen

Hallo WDR2-Hörer!

Von Anatol Stefanowitsch

Her­zlich Wilkom­men im Bre­mer Sprach­blog. Wenn das kurze Inter­view im Mor­gen­magazin Sie neugierig auf die Eski­mowörter für Schnee gemacht hat, find­en Sie hier zwei län­gere Blog­beiträge dazu:

Natür­lich sind Sie her­zlich ein­ge­laden, sich auch darüber­hin­aus auf den Seit­en des Bre­mer Sprach­blogs umzuse­hen. Der Link „Favoriten“ im Menü rechts ist ein guter Ein­stiegspunkt in unser Archiv.

Nach­trag I: Im Inter­view wollte ich mich auf­grund der Kürze der Zeit und der (ver­ständlichen) Anweisung der WDR-Redak­tion, nicht allzu aus­führlich über Dinge wie „Mor­pholo­gie“ und „abgeleite Wörter“ zu reden, nicht auf eine unter­schiedliche Bedeu­tung der Wort­stämme aput und qanik fes­tle­gen. Wie im Blog­beitrag „Schneeschmelze“ erwäh­nt, wird all­ge­mein (und ver­mut­lich kor­rekt) berichtet, dass im West­grön­ländis­chen aput „liegen­der Schnee“ und qanik „fal­l­en­der Schnee“ bedeutet. Das Deutsche hat hier ja auch zwei Wörter: Weit­er­lesen

Schplock ist kein Splog!

Von Kristin Kopf

Na wie gut, dass ich bei mein­er Blog­be­nen­nung nicht nach der Schrei­bung gegan­gen bin … son­st hieße ich heute Splog — und das heißt, wie ich eben gel­ernt habe, spam blog. (Siehe auch hier! Und hier, mit tollem Titel: Behind Splog­ging: Why Splog­gers Splog.)

Die Beze­ich­nung Blog anfür­sich ist ziem­lich span­nend — sie kommt ja bekan­nter­maßen von weblog. Dass so etwas abgekürzt wird, ist nicht ungewöhn­lich — aber dass dabei der let­zte Laut des ersten Wortes dem zweit­en zugeschla­gen wurde, stellt eine Extrav­a­ganz beson­deren Aus­maßes dar.
Tech­niken, mit denen man Wörter verkürzt, unterteilt man in der Sprach­wis­senschaft in mehrere Unter­grup­pen. Vier davon hier:

  1. Kon­t­a­m­i­na­tio­nen: zwei Wörter ver­schmelzen. Lokal beson­ders beliebt: Mainz+ einzi­gar­tig zu mainzi­gar­tig. Aber natür­lich gehört auch das oben erwäh­nte Splog dazu.
  2. Kürzun­gen: Ein Teil des Wortes wird wegge­lassen: (Omni)Bus, (Eisen)Bahn, …
  3. Abkürzun­gen: Einzelne Buch­staben, meist die Anfangs­buch­staben der entsprechen­den Wörter, wer­den aneinan­derg­erei­ht und als Buch­staben aus­ge­sprochen: dpa, SpVzK­mA, …
  4. Akro­nyme: Eigentlich wie bei den Abkürzun­gen, nur dass die Buch­staben nicht als solche aus­ge­sprochen wer­den, son­dern man sie hin­tere­inan­der­weg liest, wie ein nor­males Wort: Bafög, Egli1, …

Das blog gehört eigentlich der zweit­en Gruppe an — aber während die meis­ten Wörter dieser Gruppe in europäis­chen Sprachen an den Sil­ben­gren­zen abge­tren­nt wer­den (Omni|bus), oder gar an den Wort­gren­zen (Eisen|bahn), ver­stößt blog gegen bei­des: web und log bilden jew­eils eine Silbe und ein Wort. Von der ersten Silbe ein­fach einen Laut beizube­hal­ten, ist selt­sam. Wie kommt’s also? Ein Artikel des Econ­o­mist legt nahe, dass es sich um ein Wort­spiel han­delte (Wikipedia hat’s für mich gefunden):

The word “blog” appears to date back to 1997, when one of the few prac­ti­tion­ers at the time, Jorn Barg­er, called his site a “weblog”. In 1999, anoth­er user, Peter Mer­holz, play­ful­ly broke the word into “we blog”, and some­how the new term—blog—stuck as both a verb and a noun.”

Quelle

Hm, das The­ma ist noch lange nicht aus­geschöpft, aber ich will mor­gen eine Spar­ty feiern … Man sieht sich!

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Ich hab’n jpg in dem pdf und will’s auf DVD brennen …

Von Kristin Kopf

Viele com­put­er­be­zo­gene Abkürzun­gen sind ja noch recht bekan­nt (www, http, CD, …) — aber ger­ade bei eini­gen der For­mate, die ich täglich benutze, hat­te ich keine Ahnung, was sie eigentlich bedeuten.

Wer ein bißchen rät­seln will, dem sei meine Auswahl hier genan­nt: pdf, jpg, mp3, DVD, CD-ROM

Und wer Erleuch­tung sucht, möge nach unten scrollen!

dateiendungen

Jet­zt zur Auflösung:

  1. pdf - portable doc­u­ment for­mat: So weit, so nahe­liegend. Ich wün­schte, mehr Men­schen wür­den es benutzen, im ihre Doku­mente trans­portier­bar zu machen ...
  2. jpgJoint Pho­to­graph­ic Experts Group: Wahrschein­lich ein Depart­ment des CIA …
  3. mp3 - MPEG‑1 Audio Lay­er 3 (MPEGMov­ing Pic­ture Experts Group): Noch mehr Experten, hui.
  4. DVDDig­i­tal Ver­sa­tile Disc: Ein wahrhaft viel­seit­iges Medi­um und der Tod der
  5. CD-ROM - Com­pact Disc Read-Only Mem­o­ry: Der erste Teil war mir klar, aber woher das ROM kam … Ich meine, ich wusste, dass es nichts mit Rom zu tun hat, wie ein beliebtes Bren­npro­gramm sug­geriert (Gibt’s das noch? Ist es noch beliebt?), aber dass es so pro­fan sein würde …

Ich würde ja vorschla­gen, dass Ihr in die Kom­mentare schreibt, wie klar Euch das längst war, oder welche anderen bekan­nten Com­put­er­abkürzun­gen Ihr auflösen kön­nt — aber ich fürchte, dann wird klar, wie wenige Leute hier lesen. Also … vielle­icht lieber nicht 😉

Lieber noch ein paar Über­legun­gen zum Sta­tus dieser Abkürzun­gen. Sind es Wörter? So richtige?

DVD und CD-ROM sich­er: Schon ihre Lang­for­men waren Sub­stan­tive (disc), die ein­fach nur gekürzt wur­den, sie beze­ich­nen (in der Mehrzahl) sil­berne Scheiben, die man anfassen und rum­schlep­pen kann, Sätze wie “Ich habe meine CD-ROM zerkratzt, aber glück­licher­weise hat­te ich den Film noch auf DVD hört man alle nase­lang, sie bilden auch ganz nor­male Plu­ral­fomen (die DVDs, die CD-ROMs) — aber was ist mit den Dateiformaten?

Bei der Lang­form dieser Abkürzun­gen han­delt es sich auch um Sub­stan­tive — allerd­ings um welche, die etwas anderes beze­ich­neten: for­mat bezog sich auf das Spe­icher­for­mat, nicht auf das konkrete Doku­ment, das in diesem For­mat existiert, group bezog sich auf die Gruppe von Men­schen, die das For­mat erstellt hat, nicht auf die konkrete Bild­datei (JPEG), lay­er (mp3) auf … was weiß ich, irgend­was Tech­nis­ches halt. Bei let­zterem wurde sog­ar so krass abgekürzt, dass es von lay­er keinen Rest mehr in der Abkürzung gibt.

Die Abkürzun­gen wur­den kreiert um zu kennze­ich­nen, dass eine Datei einem bes­timmten For­mat ange­hört. Oder sog­ar einem von ein­er bes­timmten Gruppe erstell­ten For­mat. (So gese­hen fol­gt JPG ein­er ähn­lichen Benen­nungsmo­ti­va­tion wie Kolumbi­en, Cook­town oder Peter Moosleit­ners inter­es­santes Mag­a­zin. Allerd­ings hat aus­gerech­net JPG die Sache nicht sooo weit mit­gemacht wie PDF und mp3, wahrschein­lich, weil das For­mat meist nur eine geringe Rolle spielt, man spricht halt von einem Bild.)

Natür­lich waren sie extrem kurz, wie das bei Dateien­dun­gen immer ist. (Manche Betrieb­ssys­teme lassen nur drei Zeichen zu. *hach* Wikipedia bildet unglaublich …)
Als Com­put­er­nutzerIn wird man also tagtäglich mit den Endun­gen kon­fron­tiert, aber fast nie mit den Fein­heit­en des dahin­ter­ste­hen­den For­mats. So gese­hen war der Weg nicht weit von der Grundbe­deu­tung ‘Dateifor­mat’ zu ‘gehört einem bes­timmten For­mat an’ (in Kon­tex­ten, bei denen die Endung an einen Dateina­men ange­fügt wurde) zu ‘konkrete Datei in einem bes­timmten For­mat’ — wobei noch immer alle Bedeu­tun­gen existieren. (Finde ich.)

So war die Abkürzung anfangs ein Wort, dann eine Art tech­nis­ch­er Mark­er, bei dem ich mich schw­ertue, ihn als Wort zu beze­ich­nen (immer, wenn’s an einem Dateina­men hängt) und wurde schließlich wieder zu einem Wort mit ein­er anderen Bedeutung.

Diese Wörter in ihrer neuen Bedeu­tung haben noch mit eini­gen Schwierigkeit­en zu kämpfen, ganz beson­ders was die Schrei­bung anbetrifft.
Wie heißt es nun, .pdf, pdf, Pdf oder PDF?

(1) Ich habe ein .pdf gefun­den (lei­der auf Japanisch) es hiess: Main­Mem­o­ry Exten­sion Man­u­al — for End User.
Quelle

(2) ach du möcht­est ein pdf erstellen?
Quelle

(3) Ich habe ein Pdf, kön­nte es Ihnen bei Inter­esse per Mail schick­en, PN darf ich noch nicht. 
Quelle

(4) Ich habe ein PDF zur ein­er ach so tollen Inter­net­druck­erei geschickt und bekam ein Druck­ergeb­nis in der manche Texte richtig waren und manche halt nur aus ä bestanden. 
Quelle

Manche Leute schreiben PDF-For­mat, aber ein­fach das For­mat zu ver­dop­peln ist auch nicht so ele­gant. PDF-Doku­ment gibt’s auch.

Ich bin ges­pan­nt, was sich da durch­set­zen wird. Mein Wun­schtraum wäre ja Pedeäf (wie Ede­ka aus E.d.K., Einkauf­sgenossen­schaft der Kolo­nial­waren­händler im Halleschen Tor­bezirk zu Berlin).

Schmutz(e(d))ecke

Von Anatol Stefanowitsch

Ein uner­warteter pos­i­tiv­er Neben­ef­fekt der Arbeit mit sprach­wis­senschaftlichen Kor­po­ra: Man häuft einen bun­ten Schatz unsys­tem­a­tis­ch­er Wis­sens­bröckchen an. Denn beim Durch­suchen der Kor­pus­dateien nach Beispie­len stolpert man immer wieder über merk­würdi­ge Geschicht­en und unbekan­nte Wörter, die nach aus­führlich­er Recherche ver­lan­gen. In einem Kor­pus von indis­chem Englisch fand ich gestern zum Beispiel den fol­gen­den Satz:

As the water enters the schmutzecke, bio­log­i­cal action breaks down some of the organ­ic mat­ter. (ICE-IND:W2A-036#25:1)

Obwohl es mir eigentlich um die gram­ma­tis­chen und seman­tis­chen Eigen­schaften des Verbs enter ging, wit­terte ich bei der schmutzecke natür­lich sofort einen Kan­di­dat­en für das „schön­ste aus­ge­wan­derte Wort“. Was mag der Inder mit ein­er schmutzecke meinen? Weit­er­lesen

Snack su Silvester: Seeunkraut

Von Kristin Kopf

2008-12-29-seeunkrautwhole

Ein schön­er Fall, der zeigt, dass bei zusam­menge­set­zen Wörtern (Kom­posi­ta) die Teilbe­deu­tun­gen nicht automa­tisch die Gesamtbe­deu­tung ergeben — und dass man entsprechend ganz schön daneben­liegen kann, wenn man die Einzelbe­standteile wörtlich übersetzt:

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Manch­mal wur­den solche wörtlichen Über­set­zun­gen übri­gens zu “richti­gen” deutschen Wörtern — allerd­ings meis­tens nur, wenn es entwed­er noch kein deutsches Wort dafür gab, oder das Wort aus irgen­deinem Grund als inadäquat emp­fun­den wurde.
So etwas nen­nt man dann Lehnüber­set­zung: Hellse­her (frz. clair­voy­ant), Einkauf­szen­trum (engl. shop­ping cen­ter), allmächtig (lat. omnipotens).

[Weihnachten] Die Christmette und Xmas

Von Kristin Kopf

Heute, dank meines Brud­ers, ein bißchen Ety­molo­gie … Warum heißt es Christ­mette und nicht Christmesse?
Die bei­den For­men haben, wider Erwarten, nichts miteinan­der zu tun:

Mette kommt von lat. laudes mātūtī­nae, also ‘Mor­gen­lob’. Irgend­wann fiel das erste Wort weg und im spät­lat. hieß es nur noch mat­ti­na. In dieser Form wurde es dann ins Althochdeutsche (500/750‑1050) entlehnt, wurde im Mit­tel­hochdeutschen (1050–1350) zu mettî(ne), met­tene und kam schließlich bei der heuti­gen Form an.
laudes mātūtī­nae beze­ich­nete die erste Gebet­szeit des Tages, sie wird auch Vig­il oder Matutin genan­nt. Dieses Stun­denge­bet wurde nachts ver­richtet, früh­estens um Mit­ter­nacht, und bezieht sich entsprechend auf den fol­gen­den Tag. Es ist eigentlich keine Messe, also kein Gottes­di­enst mit Eucharistiefeier — dazu wurde nur die Christ­mette. Die ja jet­zt vielerorts auch schon um 22 Uhr gefeiert wird.

Messe kommt von spät­lat. mis­sa ‘Gottes­di­enst’, das so ins Althochdeutsche entlehnt wurde und im Mit­tel­hochdeutschen dann zu messe wurde.
Woher das lat. mis­sa genau kommt, ist nicht ganz gek­lärt, Kluge nen­nt als gängige Hypothese, dass es von Ite, mis­sa est. ‘Gehet, es ist ent­lassen!’ kommt, was vor dem Abendmahl gesagt wurde, um alle wegzuschick­en, die nicht daran teil­nehmen durften.
Von der kirch­lichen Messe kommt übri­gens auch die weltliche, über den Zwis­chen­schritt ‘kirch­lich­es Fest’ zu ‘Jahrmarkt, Großausstellung’.

Das englis­che mass ‘Gottes­di­enst’ hat densel­ben Ursprung wie Messe, Christ­mas entspräche also einem fik­tiv­en *Christmesse für ‘Wei­h­nacht­en’.
Zu Xmas gibt es grade einen kurzen Artikel bei der FAZ, der erk­lärt, woher das X kommt — vom griechis­chen Buch­staben Chi näm­lich, mit dem das Wort Chris­tus (‘der Gesalbte’) im Griechis­chen begin­nt: Χριστός.

[Buchtipp] Täuschende Wörter

Von Kristin Kopf

2008-12-25-olschanskySchon lange mal wollte ich Euch Heike Olschan­skys Buch “Täuschende Wörter”1 ans Herz leg­en. So lange schon, dass ich grade ein sehr inten­sives déjà-écrit-Erleb­nis habe. Naja, hier auf jeden Fall nicht.
Das Buch ist ein Mini-Lexikon für Volksetymologien.

Eine Ety­molo­gie ist die Geschichte eines Wortes — woher es kommt und wie es sich im Lauf der Zeit verän­dert hat, laut­lich und seman­tisch (also von der Bedeu­tung her).
Wenn man z.B. das heutige Wort Marschall nimmt und es zurück­ver­fol­gt, kommt man bei althochdeutsch maras­calc raus, ‘Pfer­deknecht’ (mar ‘Pferd’, scalc ‘Diener’ — da kommt übri­gens auch der Gottschalk her!).
Wenn ver­schiedene Wörter auf einen gemein­samen Stamm zurück­ge­führt wer­den kön­nen, so beze­ich­net man sie als ety­mol­o­gisch ver­wandt und kann damit im Tuto­ri­um Angst und Schreck­en ver­bre­it­en. (Ety­mol­o­gisch ver­wandt ist z.B. schnei­den mit Schnitt oder frieren mit Frost.)
Für Ety­molo­gien gibt es ety­mol­o­gis­che Wörter­büch­er — für’s Deutsche z.B. den “Kluge”.2

Eine Volksety­molo­gie kommt dann zus­tande, wenn ein Wort fälschlicher­weise mit Wörtern zusam­menge­bracht wird, mit denen es gar nichts zu tun hat. Klas­sis­ches Beispiel sind der Maulwurf und der Toll­patsch, daher lieber was anderes:

schmetterling1

Der Schmetter­ling hat nichts mit schmettern zu tun son­dern kommt wahrschein­lich von Schmetten­ling (ost­mit­teldeutsch), dessen erster Bestandteil wohl von Tschechisch smetana ‘Milchrahm’ her­rührt3. Das hat dann seine Ursache darin, dass im Volks­glauben Schmetter­linge oft mit Milch­pro­duk­ten in Verbindung gebracht wur­den — Olschan­sky führt an, dass sie sich ange­blich gerne auf Milchge­fäße set­zen oder dass Hex­en sich in Schmetter­linge ver­wan­del­ten, um Milch und Rahm zu stehlen. Was lustiger­weise auch am engl. but­ter­fly zu sehen ist.

Weit­ere Erk­lärun­gen gibt’s im ange­priese­nen Buch, unter anderen für die Wörter Affen­schande, Arm­brust, Beispiel, Brat­en, Eich­hörnchen, Eisvo­gel, Fried­hof, …
Außer­dem gibt es ein Kapi­tel zu Volk­se­t­y­molo­gien in anderen Sprachen und in Eigen­na­men und ein wun­der­bares Mini-Glos­sar von vier Seit­en, das alle ver­wen­de­ten Fach­be­griffe auch für Laien ver­ständlich macht.

Natür­lich sind viele der Volk­se­t­y­molo­gien auch in einem nor­malen ety­mol­o­gis­chen Wörter­buch erk­lärt, aber dazu muss man sie alle erst ein­mal find­en. Und Olschan­sky schreibt so angenehm les­bar und gle­ichzeit­ig ern­sthaft wis­senschaftlich (sie gibt z.B. alle bekan­nten For­men in älteren Sprach­stufen an, manch­mal sog­ar bis ins Indoger­man­is­che zurück), dass es eine Freude ist.
Also: Lesen!

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