Blogspektrogramm 26/2015

Von Susanne Flach

Das heutige Spek­tro­gramm kommt (fast) pünk­tlich und natür­lich voll­gepackt mit span­nen­den und lusti­gen Links. Heute zu Punk, Berlin, Emo­ji, „Zweit“sprachen, Dialek­ten und einen Hin­weis auf einen lin­guis­tis­chen Pod­cast. Viel Spaß!

  • Dan Nosowitz legte Linguist/innen Punksongs vor, um mehr über das Ver­hält­nis von Aussprache und Musik zu erfahren: „But it turns out that when you make a lin­guist lis­ten to a Blink-182 song, you get more than you expect­ed.“ Was das ist? Mehr auf ATLAS OBSCURA.
  • Ana­tol wurde wieder zu Emo­ji gefragt. Er hat aber für alle, die die Grun­didee längst ken­nen, ein paar Ein­blicke in die Geschichte sein­er Emo­ji­forschung und Ergeb­nisse eines pri­vat­en Exper­i­ments parat (u.a. hier).
  • Berlin war lange geteilt — das hat­te auch Auswirkun­gen auf den Sprachge­brauch auf bei­den Seit­en. Eine Kolumne in der Berlin­er Zeitung berichtet davon, der darin befragte Peter Schlobin­s­ki hat einen Fachauf­satz geschrieben, der die Forschung und Entwick­lung um den/die Berlin­er Dialekt(e) aus den let­zten zwei Jahrzehn­ten zusam­men­fasst und den man hier im Manuskript lesen kann.
  • Es gibt ja immer so viele bunte Karten über Sprachen der Welt. Eine solche Karte neueren Datums, die für die Län­der jew­eils die am häu­fig­sten gesproch­ene „zweite“ Sprache illus­tri­eren soll, hat Asya Pereltsvaig von LANGUAGES OF THE WORLD, nun­ja, auseinan­dergenom­men: was man alles falsch machen kann.
  • Was fehlt? Na klar, ein Pod­cast über Lin­guis­tik und Linguist/innen von und mit Linguist/innen. Dieses span­nende Pro­jekt gibt es seit ger­aumer Zeit als „ange­sprochen“ von Kolleg/innen an der Uni­ver­sität Zürich.
  • Noch ne Karte: „unübe­set­zbar“ ist zwar „albern“ (O‑Ton Kristin), aber Karte ganz witzig: Dialek­t­be­griffe (ich würds fast ander­srum sehen, aber sei’s drum).

Blogspektrogramm 25/2015

Von Kristin Kopf

Da ist es wieder, das Spek­tro­gramm! Wir liefern Links zu Deos, Geschlecht­sor­ga­nen, Lexiko­grafie und Aus­tralien und set­zen am Ende noch eine Umfrage zum Englis­chen drauf. Viel Spaß!

  • Über den Plur­al von Deodorant…s…e…? hat sich DR. BOPP Gedanken gemacht: »Woher kom­men nun die Plu­ral­for­men Deodor­antien und Anti­tran­spi­rantien, die Sie eben­falls ent­deckt haben. Aus dem Englis­chen oder Franzö­sis­chen stam­men sie ja nicht.«
  • Weib­liche Geschlecht­sor­gane: Erstaunlich wenige Frauen (und Män­ner) haben laut ein­er britis­chen Umfrage Wörter dafür — wed­er formellere noch intimere Beze­ich­nun­gen. Auf LANGUAGE: A FEMINIST GUIDE denkt Deb­bie Cameron darüber nach und stellt Stu­di­en zum The­ma vor: »In some situations—informal ones, inti­mate ones—you might feel the need for non-clin­i­cal terms; ide­al­ly you might want these to be nei­ther coy euphemisms like ‘lady parts’ or taboo words like cunt. For the male gen­i­tals, this mid­dle ground is occu­pied by words like willy, knob and balls. But what are the female equivalents?«
  • Was tut eigentlich eine Lexiko­grafin so? Auf MENTAL FLOSS erzählt Kory Stam­per von ihrem Job: »She explains what it takes to become a word, why angry let­ters are also inspir­ing, and how a day in the life of a dic­tio­nary edi­tor includes both death threats and mar­riage proposals.«
  • Auf SUPERLINGUO dreht es sich diese Woche um Schreibentschei­dun­gen im aus­tralis­chen Englisch: Warum hat die Ori­en­tierung an der britis­chen Norm so einen hohen Stel­len­wert während die amerikanis­che ver­achtet wird? »We’ve long since reject­ed the posh British ‘received pro­nun­ci­a­tion’ spo­ken accent that iden­ti­fied ele­vat­ed class in Aus­tralia (…).  But it seems that spelling and lex­i­cal pref­er­ences for UK Eng­lish remain cul­tur­al and class mark­ers, which is espe­cial­ly con­tra­dic­to­ry when peo­ple who oth­er­wise reject impe­r­i­al arte­facts get shouty about main­tain­ing the “right way” of spelling a word in Aus­tralia, using UK Eng­lish forms.«
  • Und zulet­zt noch etwas zum Mit­machen: Robert Fuchs führt eine Studie zum Englis­chen in Deutsch­land durch und sucht noch Teil­nehmerIn­nen. Er hat ver­sprochen, das Sprachlog dann auch über die Ergeb­nisse zu informieren — wir sind ges­pan­nt! »Englisch ist in Deutsch­land in vie­len Bere­ichen all­ge­gen­wär­tig. Wir inter­essieren uns für Ihre Erfahrun­gen und Ihre Mei­n­ung zu diesem The­ma. Wenn Sie diesen Frage­bo­gen aus­füllen, kön­nen Sie Ihre Ansicht­en und Erfahrun­gen mit der englis­chen Sprache aktiv teilen. [..] Der Frage­bo­gen richtet sich an alle Men­schen in Deutsch­land unab­hängig davon ob und wie gut sie Englisch sprechen. Es inter­essiert uns, wie Sie per­sön­lich über jede Frage denken.«

Geschlechtergerechte Sprache und Lebensentscheidungen

Von Anatol Stefanowitsch

Das soge­nan­nte „gener­ische“ Maskulinum und die Tat­sache, dass es nicht wirk­lich gener­isch ist, haben wir im Sprachlog ja schon des Öfteren disku­tiert. Eine inter­es­sante neue Studie bietet einen Anlass dazu, das The­ma wieder ein­mal aufzugreifen.

Im Deutschen hat jedes Sub­stan­tiv ein gram­ma­tis­ches Geschlecht: Maskulinum (z.B. der Stuhl, der Dill), Fem­i­ninum (z.B. die Bank, die Peter­silie) und Neu­trum (z.B. das Sofa, das Schnit­t­lauchdas Basi­likum). Das gram­ma­tis­che Geschlecht ist dabei nicht völ­lig beliebig verteilt (ein The­ma für einen anderen Tag), aber es hat nichts mit dem biologischen/sozialen Geschlecht der beze­ich­neten Dinge zu tun (Sitzgele­gen­heit­en und Küchenkräuter sind ja wed­er männlich, noch weib­lich, son­dern besten­falls alle sächlich).

Das ist anders bei Per­so­n­en­beze­ich­nun­gen: Hier kor­re­liert das gram­ma­tis­che Geschlecht bis auf wenige Aus­nah­men (z.B. Men­sch, Per­son) mit dem biologischen/sozialen Geschlecht des beze­ich­neten Indi­vidu­ums: Mann, Brud­er, Mönch und Knecht sind z.B. gram­ma­tisch maskulin und biologisch/sozial männlich, Frau, Schwest­er, Nonne und Magd sind dage­gen gram­ma­tisch fem­i­nin und biologisch/sozial weib­lich. Bei den meis­ten Per­so­n­en­beze­ich­nun­gen kommt dazu, dass die weib­liche Form durch die Nach­silbe -in aus der männlichen Form abgeleit­et ist: der Chefdie Chefin, der Polizistdie Polizistin, der Bäck­erdie Bäck­erin. Weit­er­lesen

Blogspektrogramm 23/2015

Von Susanne Flach

Heute melden wir uns direkt aus Tri­er, Koblenz, Bonn, dem schö­nen Rhein­land, und testen auf der Rück­reise ein­er Kon­ferenz das WLAN in der Bahn. Im dynamis­chsten Abge­spek­tro­gramm aller Zeit­en find­en Sie heute Infos zu Kalligra­phie, Vorurteile, Brex­it & Co.:

  • Bei DIM SUM beschreibt Ilka Schnei­der, wie man ein Chi­ne­sis­ches Zeichen im Wörter­buch find­et: „Rund um die Zeichen­schlag­mas­chine“.
  • An der Uni­ver­si­ty of British Colum­bia hat man unter­sucht, wie sich Vorurteile auf das Ver­ste­hen und die Kom­mu­nika­tion auswirken — obwohl die Sprache die gle­iche ist.
  • [Hier kön­nte der Link zu einem Artikel „Ras­sis­mus in der Sprache“ ste­hen — da sich der Artikel aber hin­ter ein­er Bezahlwand befind­et, kann ich nicht abschätzen, ob er gut genug ist, um unser­er Leser/innenschaft eine pos­i­tive Bezahlentschei­dung zu empfehlen.]
  • Phablet, Grex­it, Sex­ting — Ali­son Crutch­ley im GUARDIAN zu Blends, im deutschen Kon­t­a­m­i­na­tio­nen genannt.

Blogspektrogramm 22/2015

Von Kristin Kopf

Langes Woch­enende, langes Spek­tro­gramm: Bunt gemis­cht geht es heute zunächst um gierige Wörter, dann aus zwei ver­schiede­nen Per­spek­tiv­en um Emo­ji und schließlich um geschlecht­sneu­trale Pronomen. Wer sich außer­dem für Pfin­g­sten inter­essiert, kriegt ganz am Schluss noch einen Archivtipp.

  • Was haben Gier, Begierde und Neugi­er miteinan­der zu tun? Schon so einiges, aber auf ver­schlun­generen Pfaden, als man so denken kön­nte! FRAGEN SIE DR. BOPP hat’s aufgeschrieben: »[Ä]hnliche Wörter bee­in­flussen einan­der häu­figer im Laufe der Wort­geschichte, auch wenn ihr Entste­hungs­geschichte nicht ganz gle­ich ist. In diesem Fall haben wir es mit drei Wörtern zu tun, deren Geschichte unter­schiedlich­er ist, als man auf den ersten Blick annehmen würde.«
  • Sind Emo­ji Sprache? NEWS.COM.AU hat mal unter Lin­guistIn­nen rumge­fragt: »Dr Bryant, who said she found using emo­ji as fun, gave the exam­ple of a sim­ple text mes­sage you might send your part­ner: “Pick up some bread on the way home and by the way the babysit­ter has to leave ear­ly because her moth­er is sick”. “Now say that in emo­ji,” she said.«
  • Auch in der ZEIT ging es diese Woche um das The­ma, unter anderem wurde Ana­tol befragt: »Emo­jis, so sehen es sowohl Ste­fanow­itsch als auch Leb­dus­ka, ver­mit­teln einen Ein­druck von der Sit­u­a­tion, in der eine Nachricht geschrieben wurde. (“Kann ger­ade nicht”💃.) Auch Assozi­a­tio­nen des Ver­fassers kön­nen sich in den Bildern wider­spiegeln. Mitunter könne ein Tweet mit Emo­jis darum ger­adezu poet­isch wer­den und Dinge aus­drück­en, die sich son­st wed­er in Gestik noch in Mimik und Beto­nung fassen lassen. Emo­jis geben der Schrift­sprache eine neue Ebene und erlauben ihr sog­ar, das gesproch­ene Wort in manchen Momenten zu übertrumpfen.«
  • Hier im Sprachlog haben wir ja auch schon über neue, geschlecht­sneu­trale oder gar indi­vidu­elle Per­son­al­pronomen geschrieben — auf Gretchen McCul­loughs ALL THINGS LINGUISTIC ging es kür­zlich darum, ob und wie sich Pronom­i­nal­sys­teme geplant und unge­plant verän­dern kön­nen: »More gen­er­al­ly, I think it’s use­ful to rec­og­nize that learn­ing to use a pro­noun you’ve nev­er encoun­tered before is just not as easy as learn­ing, say, a person’s name that’s equal­ly unfa­mil­iar. […] It’s just that this dis­com­fort is, from what I’ve been told, far milder and more tem­po­rary than the feel­ing of being mis­gen­dered, so it’s a ques­tion of what you want to pri­or­i­tize. It’s a pity we won’t be around in a cou­ple hun­dred years to see how it’s turned out, but until then, well, lan­guage is an open-source project, and we won’t know which parts are hack­able unless we try.« Eben­falls zum The­ma: Dieses Inter­view von HERE & NOW mit Ben Zimmer.
  • Und zulet­zt: Woher kommt Pfin­g­sten, wie heißt es ander­swo und was hat das alles mit der 2. Lautver­schiebung zu tun? Hier wird’s erklärt.

Blogspektrogramm 21/2015

Von Susanne Flach

Heute begrüßen wir Sie im lin­guis­tis­chen Train­ingslager in fast auss­chließlich englis­ch­er Sprache — die Teil­nahme ist natür­lich kosten­frei und dazu noch infor­ma­tiv, klug, unter­halt­sam und geeignet für alle, die sich für Wörter, Bedeu­tun­gen, Ety­molo­gien, Mythen und lustige Wortbe­standteile inter­essieren. Been­det wird das Boot­camp mit einem Test. Viel Spaß!

Blogspektrogramm 20/2015

Von Kristin Kopf

Diese Woche geht es im Spek­tro­gramm recht monothe­ma­tisch, aber keineswegs lang­weilig, fast nur um Dialek­te und sprach­liche Vari­a­tion — und am Ende gibts noch einen tollen Audi­olink zu Namen. Viel Spaß!

  • Vor­let­zte Woche haben wir ja ein Inter­view zu deutschen Dialek­ten mit Ste­fan Elspaß ver­linkt — der SPIEGEL hat das The­ma kurzzeit­ig für sich ent­deckt und noch einen Artikel über das Image von Dialek­ten veröf­fentlicht: »Wie aus­tauschbar die Zuschrei­bun­gen von Dialekt und Hochsprache sind, zeigt ein Pro­jekt von Plew­nias Kol­le­gen an der Uni­ver­sität Mannheim. Sie spiel­ten Schülern in Tansa­nia ohne Deutschken­nt­nisse Sprach­proben von Plattdeutsch‑, Saar­ländisch- und Hochdeutschsprech­ern vor. Die Teil­nehmer der Unter­suchung bew­erteten die Hochdeutschsprech­er durch­weg als kom­pe­ten­ter — wenn der Dialekt als solch­er beze­ich­net wurde.«
  • Und aus der gle­ichen Quelle gibts auch einen Mit­mach­link: Das unter­halt­same Dialek­tquiz Grüezi, Moin, Servus! von SPIEGEL und TAGESANZEIGER ist Ihnen vielle­icht schon über den Weg gelaufen. Sie ver­rat­en, was Fußball­spie­len bei Ihnen heißt und wie man sagt, wenn man eine Klasse­nar­beit schreibt — das Quiz rät, wo Sie herkom­men. Und zwar gar nicht schlecht. Oder? (Es gibt übri­gens auch eine App, die noch zusät­zliche Fea­tures hat.)
  • Wenn wir schon bei Dialek­ten sind: Was macht der Gruß Moin eigentlich in der Schweiz? WORTGESCHICHTEN hat es sich ange­se­hen: »Let­zthin wurde die Redak­tion ange­fragt, warum man denn das «bern­deutsche» Gruss­wort moin im Idi­otikon nicht finde. Nun, da moin also defin­i­tiv in der Schweiz angekom­men ist, darf es auch eine unser­er Wort­geschicht­en beanspruchen!«
  • Wie kann vergön­nen zwei völ­lig gegen­sät­zliche Dinge beze­ich­nen? FRAGEN SIE DR. BOPP weiß die Antwort: »Ich ver­mute, dass der NZZ eine dialek­tale Bedeu­tung von vergön­nen in die Tas­tatur gerutscht ist. In eini­gen Dialek­ten bedeutet vergön­nen näm­lich nicht gön­nen, gewähren, son­dern im Gegen­teil nicht gön­nen, miss­gön­nen
  • ABC Aus­tralia hat eine sehr span­nende Serie zu Namen: Tiger Webb sieht sich inter­es­sante Aspek­te zu Ruf­na­men, Fam­i­li­en­na­men, selb­st­gewählten Namen und Ort­sna­men an und spricht auf  unter­halt­same Weise mit allen möglichen Men­schen darüber: »What do our names say about us? From expec­tant par­ents ago­nis­ing over what to call their chil­dren to econ­o­mists using sur­names as a mea­sure­ment of track­ing soci­etal inequal­i­ty, Giv­en Names reveals the hid­den sto­ries behind some­thing all of us have, yet rarely think twice about. Find out what would lead musi­cians and authors to dis­guise their real names, and check in with the sur­pris­ing his­to­ry of place names – where an unas­sum­ing Queens­land beach might have links to pro­to-sci­ence fic­tion nov­els, Nazi mys­ti­cism, and a pop­u­lar salty meat extract.«

Um und bei dialektologisch

Von Susanne Flach

In meinem Kom­men­tar zu round about let­zte Woche erwäh­nte ich als Umschrei­bung von round about als ‚unge­fähr‘ beiläu­fig um und bei. Das führte im Kom­men­tarz­im­mer zu Ver­wun­derung: gibt’s das über­haupt? Wenn ja, wo? Nie gehört! Nun ist mir die Wen­dung intu­itiv so geläu­fig und ich glaub(t)e auch nicht, dass sie als dialek­tal markiert ist (son­st hätte ich sie so oder so nicht ver­wen­det). Aber ich habe eine lin­guis­tisch bewegte erste Leben­shälfte in zwei sehr unter­schiedlichen Dialek­tre­gio­nen hin­ter mir, dass es mir offen­bar beson­ders leicht fällt, angenommene Region­al­is­men wie Stan­dard­sprache zu behan­deln. Weit­er­lesen

Blogspektrogramm 19/2015

Von Susanne Flach

EIL +++ Heute zwei Beiträge im Sprachlog +++ EIL +++ Richtig was los dieses Woch­enende +++ EIL +++ Spek­tro­gramm deshalb am Nach­mit­tag +++ EIL +++ Trotz­dem voller Qual­ität­slinks +++ EIL +++ Heute u.a. mit Zahlen, Pla­giat­en, Ver­schlus­slaut­en und Lin­guis­tis­chen Prob­le­men bei der Benen­nung von Unruhen +++ EIL +++ Redak­tion wün­scht viel Spaß +++

  • Eins, zwei, drei, vier, … zehn — lang­weilig! Zahlsys­teme in den Sprachen der Welt kön­nen faszinierend unter­schiedlich sein, wie Ari­ka Okrent in MENTAL FLOSS zeigt.
  • Wenn Pla­giate „Abschreibkun­st“ sind: mit Pla­gia­ris­mus in der Sprachkri­tik hat sich Hei­di Reuschel von der Uni­ver­sität Bam­berg beschäftigt — rezen­siert in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG von Thomas Steinfeld.
  • Wegen der Ver­wen­dung des Glot­tisver­schlus­slauts, einem Phänomen, das im britis­chen Sprachraum mit der Arbeit­erk­lasse assozi­iert wird, haben sich viele Briten über den Chef der Labour­partei, Ed Miliband. lustig gemacht. Warum das am Kern eines faszinieren­den Aspek­ts des Sprach­wan­dels vor­bei geht, erk­lärt David Shari­at­madari im GUARDIAN.
  • Auf­s­tand, Unruhe oder Krawalle? Wie nen­nt man das, was ger­ade in Bal­ti­more passiert? Kommt drauf an, wer’s kom­men­tiert, sagt Karen G. Bates bei NPR.

Passive Prinzessinnen, oder: Die Grammatik der Geburt

Von Anatol Stefanowitsch

Als königliche Fam­i­lie hast du es ja nicht leicht: du hast nichts Vernün­ftiges gel­ernt und bist auf den Job deshalb drin­gend angewiesen, und den Job hast du halt nur, solange du den Leuten einre­den kannst, dass du etwas beson­deres bist. Deshalb hängst du in Palästen ab, läuf­st mit Kro­ne und Zepter durch die Gegend und sprichst und schreib­st, als ob du sprach­lich aus der Zeit gefall­en bist und dir dabei ordentlich den Kopf gestoßen hast.

Wenn zum Beispiel eine dein­er Prinzessin­nen ihr zweites Kind bekommt, dann schreib­st du in der Pressemel­dung nicht ein­fach so einen schö­nen aktiv­en Satz wie The Duchess of Cam­bridge has giv­en birth to her sec­ond child, in dem du klar zum Aus­druck bringst, wer hier etwas geleis­tet hat (die Duchess), und was es war (ein Kind gebären). So etwas schreibt vielle­icht eine gewöhn­liche Zeitung, und so etwas würde jed­er nor­male Men­sch (sprich: Unter­tan) sagen. Aber als Königshaus fab­rizierst du stattdessen fol­gen­den Satz:

Her Roy­al High­ness The Duchess of Cam­bridge was safe­ly deliv­ered of a daugh­ter at 8.34am. [Pressemel­dung des Britis­chen Königshaus­es, auch per Twit­ter.

Die Pas­sivkon­struk­tion was deliv­ered of a daugh­ter klingt gediegen alt­modisch und damit very roy­al – und sie hat den Vorteil, dass ihre ex-bürg­er­liche königliche Hoheit, die Gräfin von Cam­bridge, als eher unbeteiligt an der ganzen Sache dargestellt wird. Sie hat kein Kind zur Welt gebracht, son­dern sie ist (wörtlich über­set­zt) „von einem Kind befre­it wor­den“. Das passt erstens gut dazu, dass die einge­heiratete (und im Fall der Fälle jed­erzeit entsorg­bare) Gräfin ja eigentlich nur als vorüberge­hen­des Gefäß für das waschechte, in der Thron­folge immer­hin an viert­er Stelle ste­hende Königskind gedi­ent hat, und zweit­ens dazu, dass Frauen sich bei Geburten sowieso nicht immer so in den Vorder­grund drän­gen sollen. Weit­er­lesen