Nach meinem Beitrag zur l-Vokalisierung in schweizerdeutschen Dialekten haben sich natürlich ein paar Schweizer zu Wort gemeldet – und mich dazu gebracht, meine Ausführungen noch etwas zu differenzieren. Sie hatten nämlich Probleme mit der Behauptung, l zwischen Vokalen werde vokalisiert. Ich hatte ja geschrieben:
Fasst man die Regeln, die Haas (1983) nennt, zusammen, so gilt die Vokalisierung immer …
- … nach Vokal, z.B. Sauz ‘Salz’, Soue ‘Sohle’, Taau ‘Tal’ und
- … wenn l der Silbenkern2 ist, z.B. Fogu ‘Vogel’.
Bei Doppel-l wird auch doppelt vokalisiert, z.B. Täuuer ‘Teller’.
Nun habe ich Herrn Haas wirklich sehr grob zusammengefasst, indem ich als ersten Punkt einfach “nach Vokal” geschrieben habe. Hier nun die differenziertere Fassung:
- … nach Vokal, z.B. Sauz ‘Salz’, Soue ‘Sohle’, Taau ‘Tal’
(a) Beim ersten Beispiel, Salz > Sauz, handelt es sich um ein l zwischen Vokal und Konsonant,
(b) beim zweiten, Sohle > Soue, steht es zwischen zwei Vokalen
© und beim dritten, Tal > Taau, nach Vokal ganz am Wortende. - … wenn l der Silbenkern ist, z.B. Fogu ‘Vogel’
Bei Doppel-l wird i.d.R. auch doppelt vokalisiert, z.B. Täuuer ‘Teller’.
Nummer 1b ist der Fall, mit dem nicht alle einverstanden waren. Begreiflich, denn Haas schreibt dazu, dass es sich dabei um ein regional eng begrenztes Phänomen handle. Gölä bleibt meist Gölä und die von mir kreierte Vokauisierung hört man sicher nur selten (während Vokau für ‘Vokal’ ganz normal ist, da er ja dem dritten Unterpunkt folgt – danke Pierpaolo!)
Nun habe ich leider kein patentes Mittel gefunden, um dieses Gebiet so richtig festzunageln. Ich habe einen Blick in den Sprachatlas der deutschen Schweiz geworfen, nebenher enorm viel über Schweizer Geografie gelernt und aus den Daten die folgende Karte kreiert: