Ein Meisterstück der Übersetzungskunst wird heute beim Bildblog vorgeführt.
Archiv der Kategorie: Schplock
Sportreporterkontaminationen
Diese beiden wunderbaren Äußerungen haben mich fast davon überzeugt, dass es sich lohnt, Sportreportern zuzuhören1:
… ist das große Unschuldslamm vom Lande.… ein Baumfäller von einem Mann …
Beides aufgeschnappt bei der SWR1-Europameisterschaftsberichterstattung. Es war das Spiel mit den ganzen Bild- und Tonausfällen. Deutschland gegen irgendwen. Glaube ich.
Eben mal ein bißchen gegooglet — jemand anders hat den Baumfäller auch gehört: da. Verwendet hat ihn im ganzen weiten Internet aber kein zweiter.
Das Unschuldslamm vom Lande hingegen scheint weit verbreitet zu sein: 37 Treffer! Darunter der Focus (Russland & Verona Pooth) und die Berliner Zeitung. Gegen die Unschuld vom Lande verliert das Lamm dann aber doch nach wie vor: 43.200.
Was bedeutet eigentlich … Schplock?
Ich habe mich ja naiverweise für die Wortschöpferin gehalten, aaaaaber Urban Dictionary ist mir zuvorgekommen:
Schplock: The noise a £2 coin in a condom makes when you hit someone with it.
Womöglich ist das Wort in dieser Bedeutung auch noch frequenter als in meiner …
Beide Wörter, Schplock1 (meines) und Schplock2 (das andere) klingen zwar gleich (sind also homophon), sind aber durch ganz unterschiedliche Prozesse entstanden.
Schplock1 ist eine Abkürzung von Sprachblog (diese Art der Abkürzung nennt man “Kontamination” oder “Kofferwort”) mit Verschriftung der Palatalisierung von s vor Plosiv und der Auslautverhärtung, Schplock2 hingegen ein lautmalerisches (onomatopoetisches) Wort.
“… to encourage them to engage in specific activities, such as, in the case of horses, running.”
Jippie, heute gibt es zwei auf einen Streich — zunächst einmal ein bißchen Werbung für WALS, den World Atlas of Language Structures, der ja seit einiger Zeit auch online abrufbar ist:
Da kann man gucken, wie bestimmte sprachliche Merkmale so auf der Welt verteilt sind.
Und auch … nicht-sprachliche Merkmale. Die Entdeckung des Tages: David Gils fast schon satirisch anmutender Artikel über “Para-Linguistic Usage of Clicks”. Ihr erinnert Euch hoffentlich an die Klicks, Xhosa und Miriam Makeba. Ich habe ja geschrieben, dass es Klicks nur in Afrika gibt — und für die Sprachwissenschaft stimmt das auch, denn nur in wenigen Sprachen in Afrika sind Klicks Phoneme, d.h. bedeutungsunterscheidende Laute. Es gibt also Wörter, in denen allein der Klick dafür sorgt, dass sie etwas anderes bedeuten, als andere Wörter, die bis auf den Klick vollkommen gleich klingen.
Den Klick als Geräusch kennen die SprecherInnen vieler Sprachen, schon kleine Kinder schnalzen vor sich hin. Dass dieses Geräusch aber an für sich (nicht als Phonem) kulturell bedingte Bedeutungen haben kann, darüber habe ich bis jetzt noch nicht so intensiv nachgedacht. Aber David Gil. Klicks können als nichtsprachliche Bedeutung haben:
1. Ausdruck von Affektion (also emotional) — das ist bei uns z.B. so, und bei allen Sprachen, die auf der verlinkten Karte rosa Punkte haben.
- negativ:
“The English tut tut is a dental click, often repeated two or more times, and is most commonly used to express feelings such as irritation, impatience or disappointment.”
- positiv:
“For some but not all speakers of English, the repeated dental click may also be used to express a very different range of emotions including amazement and appreciation; one context in which this occurs is that of men engaged in “girl-watching”. This usage may be characterized as expressing positive affect.”
2. Logische Bedeutung — i.d.R. zur Negation (Nein-Sagen), seltener auch zur Affirmation (Ja-Sagen)
“… the use of a dental click to express negation is characteristic not just of Hebrew, but of many Arabic dialects and other languages. However, in the San’ani dialect of Arabic, the dental click is used not for ’no’, but rather for ‘yes’; it thus expresses affirmation ( Samia Naim, Martine Vanhove p.c.).”
Für das Englische führt Gil darüber hinaus noch weitere Funktionen an, und weil es sooo schön ist, muss ich es einfach zitieren:
“… there is an additional usage of a single dental click, typically immediately preceded by an opening of the lips, which occurs in generally subliminal fashion, without impinging on the consciousness of speakers and hearers: this is to mark the beginning point of a conversational unit, often in conjunction with the act of turn-taking. This usage can be readily observed world-wide on television news broadcasts such as CNN, in which the newscasters and reporters typically begin a stretch of speech with one of these clicks. In addition to dental clicks, some speakers of English make use of other clicks, either lateral or palatal, when addressing babies or domesticated animals, in order to attract their attention or to encourage them to engage in specific activities, such as, in the case of horses, running.”
Für die Nicht-SprachwissenschaftlerInnen unter Euch: turn-taking nennt man den Sprecherwechsel in einem Gespräch. Solche Stellen werden gerne markiert, z.B. durch Pausen wenn die andere übernehmen soll, oder eben, wenn man selbst übernimmt, z.B. durch Klicks. Ich mache das auch manchmal, habe ich mit Verblüffung festgestellt.
Soooo, das für heute.
Mit Gehirnwäsche-über-sich-ergehen-lassen beschäftigt sein
Die Semantik von beschäftigt sein lässt für mich eigentlich nur Tätigkeiten zu, bei denen es einen Agens gibt (z.B. mit den Hausaufgaben beschäftigt sein) — Sätze mit einem Experiencer (also jemandem, der eher etwas erlebt als es aktiv durchzuführen) sind irgendwie schief (z.B. ??mit Schlafen beschäftigt sein). Damit beschäftigt zu sein, etwas über sich ergehen zu lassen ist auch so ein Fall …
Damit er nicht ganz alleine steht, hat der Autor des unten zitierten FAZ-Artikels (ein Michael Ludwig) auch noch andere ungewöhnliche Formulierungen eingebaut, wie z.B. jemanden irgendwohin reden (kurz für jemanden dazu überreden, irgendwo hinzugehen?).
“Kusnezows Anhänger arbeiteten nicht und schickten ihre Kinder nicht zur Schule. Sie waren damit beschäftigt, Gehirnwäsche über sich ergehen zu lassen. Ein russischer Sektenforscher meinte, Kusnezow habe die Menschen zu Zombies gemacht und schließlich mit wirren religiösen Sprüchen unter die Erde geredet.”
Auch inhaltlich macht mich der Artikel eher ratlos — die Art zu berichten will für mich so gar nicht zur FAZ passen.
[Werkzeug] ipa4linguists
Eine sehr brauchbare Seite für Leute, die gerne coole IPA-Zeichen auf ihrem Computer hätten, aber nicht wissen, wie sie es anstellen sollen — mit ausführlichen Anleitungen zur Auswahl, Installation und Arbeit mit den Sonderzeichen in Browsern, Textverarbeitungs- und Mailprogrammen, für Windows, Mac und Linux:
http://ipa4linguists.pbwiki.com
Ich arbeite übrigens mit Titus Cyberbit Basic und Junicode — wenn ich mal mit Word arbeite.
Droge Weihnachten und guten Putsch
[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=6hcoT6yxFoU&color1=0xb1b1b1&color2=0xcfcfcf&hl=de&feature=player_embedded&fs=1]
StuTS Amsterdam – Mai 2008
Ein paar sprachliche Eindrücke aus den Niederlanden …

“Wer dasselbe anders sagt, sagt etwas anderes”

Zweisprachige Straßenschilder: Niederländisch — Chinesisch

Dreibeiniger Hund
Ja ist diesen Autoknackern nicht einmal mehr der Tag heilig?
Volksetymologie forever:
“Kriminaldirektion Mainz
Mainz, Auto aufgebrochen, Tatverdächtiger festgenommenMontag, 02.06.2008 12:38 Uhr
Am heiligsten Tage wurde in Mainz-Weisenau ein Auto aufgebrochen.
Ein Zeuge meldete: „Soeben wurde in der Friedrich-Ebert-Straße ein silberner Opel geknackt!” Die Polizei leitete eine Fahndung ein und suchte nach einem junger Mann, etwa 18 Jahre alt, etwa 175 cm groß, trug eine helle kurze Hose, schwarzes Muskelshirt, helle Turnschuhe und hatte einen Rucksack bei sich. In der Christianstraße konnte die Polizei einen ihr bekannten rauschgiftabhängigen Täter festnehmen. Weitere Ermittlungen laufen.”
Und das war kein Einzeltäter:
- “Danach geht Angel in das Büro des Produzenten, der ein Paar Anwälte bei sich hat und schmeißt ihn am heiligsten tage aus dem 10. Stock eines Hochhauses, das ist ungesund für einen Vampir.” Quelle
- “Er lief einen Schritt schneller, näherte sich rasant packte sich ihre Schultern und zog sie am heiligsten Tage in eine dunkle Seitengasse.” Quelle
- “Also ich erinner mich noch als ich ungefähr 15 war unterm freiem Himmel am heiligsten Tage, war ich mit meiner Family in den Karpaten in Rumänien unterwegs,
dann haben wir in der nähe eines Gletscher Pause gemacht, …” Quelle
Drücken Sie bitte die Eins!
Bei der Zeit gibt es einen lesens- und hörenswerten Artikel: Frauen, auf die wir hören. Es werden Frauen vorgestellt, die man täglich bei Telefonhotlines, in Zügen oder bei Navigationssystemen hört. Schade, dass in jedem Interview danach gefragt wird, wie erotisch die Frauen wirken.
Und schade, dass die Ansagerin vom Mainzer Hauptbahnhof nicht dabei ist … “Auf Gleise Einse: Ihr Tschug fährt jetscht ein.”