Am 24. März kommt Noam Chomsky nach Mainz – im Rahmen einer Vorlesungsreihe, die dann das ganze Sommersemester über mit Angela Friederici stattfindet: “Sprache und Gehirn. Zur Sprachfähigkeit des Menschen”. Die Mainzer unter Euch werden’s sicher schon mitbekommen haben, aber vielleicht interessiert es ja auch Leute aus der Nähe.
Archiv der Kategorie: Schplock
[Videotipp] Affen, Kleinkinder und Kommunikation
Sooo, ich bin schon mit einem Bein aus der Tür, denn morgen geht’s in aller Frühe zur DGfS-Jahrestagung nach Berlin. Juhu!!!
Damit euch in der Zwischenzeit nicht langweilig wird, gibt’s einen kleinen Videotipp (mit Dank an Memo).
Michael Tomasello, dem es sich immer zuzuhören lohnt, sprach 2006 in Paris in einer vierteiligen Vorlesungsreihe über Kommunikation und warum sie bei Menschen so anders ist als bei Menschenaffen. Technisch versierte Leute haben es aufgezeichnet und online gestellt. Naja, vielleicht nicht ganz so versiert, denn das erste Video hat leider eine ganz schlechte Klangqualität, das vierte ist auch nicht ganz so doll.
Es gibt viele lustige Videos von Affen und Kleinkindern und viele lehrreiche Erkenntnisse über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den beiden.
Hier geht’s zur Übersicht der Videos, hier finden sich auch noch kurze Inhaltsangaben.
Wer sich für das Thema zwar interessiert, aber dazu keine englischen Videos angucken mag, kann ja mal einen Blick in dieses (für Laien anspruchsvolle!) Buch werfen:
Michael Tomasello (1999): Die kulturelle Entwicklung des menschlichen Denkens. Aus dem Englischen übersetzt von Jürgen Schröder. Frankfurt a.M.: Suhrkamp.
Die Schwilis in Georgien
Der Tod eines georgischen Olympiarodlers hat mich letzte Woche zum Nachdenken über georgische Familiennamen gebracht. Eine ganze Menge von ihnen schienen auf -wili zu enden, und ich fragte mich, warum.
Der kürzlich Verstorbene heißt Nodar Kumaritaschwili, auf Georgisch ნოდარ ქუმარიტაშვილი. Ich habe ein bißchen herumgegooglet, und noch eine Menge weiterer Wilis gefunden: Weiterlesen
*arrrrg*
Da ich kein Blog besitze, in dem ich mich über sexistische Werbung aufregen kann, muss ich kurz das Schplock zweckentfremden. Hieran laufe ich täglich vorbei:
Ich hätte mich fast auf das Plakat übergeben. Es stammt übrigens von einem Augenoptikerverband namens SWAV – dem gehe ich gleich mal schreiben, der freut sich sicher über Post.
Danach hab ich dann hoffentlich ein Adrenalinlevel, das zulässt, dass ich den nächsten wirklich sprachbezogenen Beitrag schreibe. Es wird um Familiennamen gehen, aber nicht um deutsche …
Sind Sie ernsthaft eine Frau? Eigennamen und Geschlecht
Ich habe heute ein Onlineformular ausgefüllt. Als alles fertig war, klickte ich auf “weiter”, aber es gab da ein Problem …
Da steht: “Stimmt die Anrede mit dem Vornamen überein?”, das Formular scheint ernsthafte Zweifel an meiner Weiblichkeit zu haben. Aber warum nur? Weiterlesen
[Veranstaltungstipp] 47. StuTS
Ich habe heute schon zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage von der Mainzer StuTS geträumt. Albgeträumt, um genau zu sein. In Traum 1 war es Mittwoch, der 12. Mai, und es gab genau eine Anmeldung. In Traum 2 hatten wir, immerhin, 35 Anmeldungen, aber keine Vorträge und keine richtige Unterkunft. Wir mussten eine portable Dusche auf einem Grünstreifen aufstellen und alle 35 Teilnehmer wurden bei Armin zuhause (er wohnte in einem Hochhaus in Wiesbaden) einquartiert. Die Leute aus dem Orgateam werden unsere momentanen logistischen Probleme schnell erkennen …
So, was aber ist die StuTS? In ihrer Langform heißt sie “Studentische Tagung Sprachwissenschaft”, und das sagt schon das meiste: Studierende aus dem gesamten deutschsprachigen Raum (und manchmal auch darüber hinaus) treffen sich jedes Semester für vier Tage an einer anderen Uni und tauschen sich über das aus, was sie so beschäftigt. Es ist eine Mischung aus Wissenschaft und Klassenfahrt, will sagen: großartig. Und im Sommersemester 2010 findet die StuTS in Mainz statt: vom 12. bis 16. Mai.
Wir sind seit letztem Sommer wie wild am Organisieren – das Geld läppert sich so zusammen, die Unterkunft sträubt sich noch ein wenig, das kulturelle Programm sieht vielversprechend aus und einen spannenden Gastvortrag haben wir auch schon. Und seit kurzem kann man sich tatsächlich anmelden: Hier. Wir freuen uns auf viele alte und neue Gesichter, und natürlich muss man nicht unbedingt Linguistik studieren, auch mit Interesse an Sprachwissenschaft im Rahmen anderer Fächer (z.B. Anglistik, Germanistik, …) wird man auf der StuTS eine Menge Spaß haben.
Wer vorher mehr Infos will, schaut am besten auf unserer Homepage vorbei, oder auf der allgemeinen StuTS-Seite, oder befreundet sich mit der 47. StuTS bei Facebook (auch als Veranstaltung) und im StudiVZ (da gibt’s auch eine Gruppe).
So, ich hoffe ich kann jetzt wieder ruhig schlafen.
[Surftipp] Sprachlog
Den Umzug und die damit einhergehende Umbenennung des Bremer Sprachlogs will ich zum Anlass für einen schnellen Linktipp nehmen – wer das Bremer Sprachblog nicht kannte, der sollte jetzt auf jeden Fall das Sprachlog kennenlernen.
Anatol Stefanowitsch, Professor für Englische Sprachwissenschaft an der Uni Bremen, liefert seit ziemlich genau drei Jahren Hintergrundinformationen und Meinungen zu sprach(wissenschaft)lichen Themen. Die Auswahl ist mir manchmal etwas zu VDSlastig – skurrile Pressemitteilungen über die Zerstörung der deutschen Sprache durch Anglizismen zu sezieren hat sicher seine Berechtigung, aber mir persönlich gefallen die weniger kämpferischen Beiträge besser. Glücklicherweise sind davon auch eine ganze Menge vorhanden.
Was das Sprachlog zudem spannend macht, sind die Diskussionen in den Kommentaren – da gibt es einen richtigen Meinungsaustausch, der oft wirklich interessant zu lesen ist. (Jetzt mal davon abgesehen, dass viele Kommentatoren mittlerweile darauf konditioniert zu sein scheinen, bei jeder Gelegenheit Häme über den VDS auszuschütten.)
Wer noch nie im (Bremer) Sprach(b)log gelesen hat, dem möchte ich hier ein paar meiner Favoriten nahelegen:
- Wortarten Teil 1 | Teil 2 – warum es nicht sinnvoll ist, Wortarten nach ihrer Semantik zu benennen (was Terminolog- und Pädagogisches)
- Schneeschuhknüpfer und Alemannen – woher Volksbezeichnungen stammen können und wie Deutschland in anderen Sprachen heißt (was Etymologisches)
- Schweizer und Deutsche machen Sinn – wie “Sinn haben” und “Sinn machen” in Deutschland und der Schweiz verteilt sind (was Korpuslinguist- und Statistisches)
Wann wird’s mal wieder richtig Juni?
Heute gibt es mal wieder ein bißchen Etymologie. Anlass war die folgende, sommerlich anmutende Suchanfrage, die zum Schplock führte:
wörter mit juni (26.1.2010)
Deutsche Zusammensetzungen, die den Monat Juni enthalten, scheint es kaum zu geben. Canoo.net liefert nur den Junikäfer.
Es gibt natürlich auch Wörter, die die Zeichenkette Juni enthalten, aber keinen Bezug zum Monat aufweisen – aber auch nur sehr wenige, z.B. Junior, Jejunitis ‘Entzündung des Leerdarms’ oder Juniperus ‘Wacholder’.
Indirekt besteht aber doch zumindest zwischen Junior und Juni eine Beziehung:
Der Juni kommt vom lateinischen (mênsis) Iûnius, also dem Monat der Göttin Juno. Deren Name wiederum scheint auf das indogermanische *yeu- zurückzugehen, das u.a. ‘jung’ oder ‘vital’ bedeuten konnte. Die Göttin hatte wahrscheinlich ursprünglich ein jungfräuliches Element.
Der Junior stammt vom lateinischen iûnior ‘der Jüngere’, dem Komparativ von iuvenis ‘jung’, das auf dieselbe indogermanische Wurzel zurückgeführt wird.
Unser heutiges jung ist übrigens, ebenso wie das englische young mit diesen Formen etymologisch verwandt.
Das Jejunum, das der Jejunitis ihren Namen verleiht, ist aber anderer Herkunft – es geht auf das lateinische ieiunus zurück, das ‘hungrig, durstig, fastend’ hieß. Wohl weil dieser Darmabschnitt nach dem Tod leer ist. Der Arme.
Die Herkunft von Juniperus ist ungeklärt.
Wörter mit irgendeiner bestimmten Buchstabenkette kann man bei Canoo.net übrigens ausgezeichnet suchen. Man setzt einfach Sternchen rund um die Buchstaben, also *juni*, et voilà. Leider geht das aber erst ab drei Buchstaben, was mich schon öfter geärgert hat.
So, jetzt geh ich einen Schneemann bauen!
Die ideale Gewährsperson: “Steinalt und völlig ungebildet”
So, meine Magisterarbeit ist seit Montag abgegeben und die ersten Fehler hab ich auch schon drin gefunden. Ich stehe dem Schplock also wieder zur Verfügung!
Ich liebe alte sprachwissenschaftliche Texte. So ungefähr 1850 bis 1910 war eine goldene Ära. Hier meine beiden Highlight-Sprachbeispiele aus Renward Brandstetters “Der Genitiv der Luzerner Mundart in Gegenwart und Vergangenheit”:
“Veronika wird an ihrem Husten sterben = Uf ’s Vroonis Wueste(n) mues me Häärd tue.”
Das heißt wörtlich: ‘Auf des Vronis Husten muss man Erde (gemeint ist Friedhofserde) tun.’
SpON produziert Parktickets
Wenn sich Wörter im Deutschen und im Englischen formal sehr ähneln, führt das gelegentlich dazu, dass man sie auch inhaltlich gleichsetzt. Das ist mir bei Spiegel Online in den letzten Tagen ein paarmal aufgefallen:
Evelyn Border, 56 Jahre alt, eine kleine runde Frau mit einem freundlichen runden Gesicht, hatte sich, so sagt sie es, stets bemüht, anständig durchs Leben zu gehen. Nicht mal ein Parkticket habe sie bekommen, in 56 Jahren. (Quelle)