Archiv der Kategorie: Kommentare

Das Deppenleerzeichen gibt es nicht: Eine Art Replik

Von Kristin Kopf

Ich habe kür­zlich ein Gespräch mit Michel Winde von der dpa geführt — über Leerze­ichen und Binde­striche in Kom­posi­ta. Es ging dabei um sehr emo­tion­al beset­zte Schrei­bun­gen wie z.B.

Johannes Guten­berg-Uni­ver­sität

dpa-Kinder­nachricht­en

Wür­fel Zucker

Nun ist ein Artikel ent­standen, in dem sich Spurenele­mente des Inter­views wiederfind­en. ((Meine Zitate wur­den freigegeben, den ganzen Text kan­nte ich vorher nicht.)) Der Text nervt mich. Neben inhaltlichen Aspek­ten (dazu gle­ich mehr) finde ich es unredlich, dass durch extreme Zitat­mon­tage der Ein­druck entste­ht, alle Inter­viewten hät­ten ein Gespräch miteinan­der geführt, aufeinan­der Bezug genom­men. So z.B.:

Sprache ändert sich. „Aus sprach­wis­senschaftlich­er Sicht finde ich das span­nend“, sagt Kopf über das Dep­pen­leerze­ichen. Allerd­ings gehen auch Aus­drucksmöglichkeit­en ver­loren. Ein „Chefin­ge­nieur“ sei nun mal etwas anderes als ein „Chef Inge­nieur“, sagt Lutz.

Ich hat­te aber wed­er mit den wis­senschaftlicheren Stim­men noch mit Bas­t­ian Sick oder Titus Gast irgen­deine Art von Aus­tausch und der sug­gerierte Kon­sens zum The­ma existiert auch nicht.

Ganz abge­se­hen davon habe ich wirk­lich keinen blassen Schim­mer, was denn ein <Chef Inge­nieur> anderes sein soll als ein <Chefin­ge­nieur>. Kann mir da jemand helfen? Und welche “Aus­drucksmöglichkeit­en” sollen das sein, die man da ver­liert? In der gesproch­enen Sprache gibt’s auch keine Getren­nt- und Zusam­men­schrei­bung und trotz­dem funk­tion­ert die Kom­mu­nika­tion ganz wun­der­bar. Das Englis­che, wo Kom­posi­ta oft getren­nt geschrieben wer­den, lei­det meines Wis­sens auch nicht ger­ade an Ausdrucksarmut.

Die Deppen, das sind die anderen

Der zweite über­greifende Punkt, der mich nervt, ist, dass das Wort “Dep­pen­leerze­ichen” über­all vorkommt und so getan wird, als sei das ein etabliert­er Fach­be­griff. In Wirk­lichkeit ist das Wort ein­fach nur wider­lich: Weit­er­lesen

Laudatio zum Anglizismus des Jahres 2016: Fake News

Von Anatol Stefanowitsch

Die Jury hat sich die Wahl zum Anglizis­mus des Jahres auch dies­mal nicht leicht gemacht, aber mit Fake News gab es einen Kan­di­dat­en, der 2016 eine so plöt­zliche und mas­sive Präsenz im öffentlichen Diskurs erlangt hat, dass es am Ende doch keine ern­sthafte Alter­na­tive gab. Damit haben wir seit langem wieder ein­mal einen Anglizis­mus des Jahres, von dem nie­mand behaupten kann, ihn nicht zu ken­nen, und dem nie­mand vor­w­er­fen kann, er sei zu alt.

Dabei begin­nt die Geschichte dieses Aus­drucks schon im späten 19. Jahrhun­dert. Die früh­este Ver­wen­dung, die ich find­en kon­nte, stammt aus der Zeitschrift Amer­i­can His­tor­i­cal Reg­is­ter vom Novem­ber 1894 in ein­er Diskus­sion über die Rolle und Qual­ität von Lokalzeitun­gen in den USA wird eine Mel­dung über eine (ange­bliche) Flucht Napoleons nach Flo­renz beschrieben. Die Autorin stellt dann fest, dass Napoleon zur betr­e­f­fend­en Zeit auf der Höhe seines Erfolges war und dass es außer den Wun­schvorstel­lun­gen sein­er Geg­n­er keine Belege für die beschriebe­nen Ereignisse gibt – Or was it “fake news”?, fragt sie rhetorisch.

Dieser frühe Beleg hat damit schon fast alle Eigen­schaften dessen, was die heutige Ver­wen­dung des Begriffs aus­macht – der Aus­druck fake news beze­ich­net hier bere­its eine frei erfun­dene Nachricht, die einen poli­tis­chen Geg­n­er in ein schlecht­es Licht stellt und die deshalb dankbar aufgenom­men wird, weil sie ins Welt­bild der­er passt, an die sie sich richtet. Das einzige, was sie von den heuti­gen Fake News unter­schei­det, ist die Tat­sache, dass diese Nachricht in ein­er kleinen Landzeitung in den USA ste­ht, und nicht auf einem Screen­shot auf Face­book. Übri­gens: Auch in Eng­land und den Kolonien gab es damals schon Geset­ze, die die Ver­bre­itung gefälschter Nachricht­en unter Strafe stellen – die wer­den damals aber (noch) nicht als fake news, son­dern als false news bezeichnet.

Das Wort fake news bleibt lange eine Gele­gen­heit­ser­schei­n­ung. Erst seit den 1990er Jahren wird es langsam zu einem fest­ste­hen­den Begriff. Dabei beze­ich­net es meis­tens satirische Nachricht­ensendun­gen und ‑mag­a­zine, wie Jon Stew­arts The Dai­ly Show oder das amerikanis­che Vor­bild und Äquiv­a­lent des Pos­til­lon, The Onion. Auch zu dieser Zeit wer­den in pro­pa­gan­dis­tis­ch­er Absicht ver­bre­it­ete absichtliche Falschmel­dun­gen haupt­säch­lich als false news (items/reports) beze­ich­net. Aber punk­tuell find­et sich auch der Aus­druck fake news in dieser Bedeu­tung, z.B. in Frank Kel­ly Richs Buch „The Great­est Sto­ry Ever Sold: The Decline and Fall of Truth in Bush’s Amer­i­ca“, in dem eine fake news fac­to­ry der Bush-Regierung beschrieben wird, in der fake jour­nal­ists Pro­pa­gan­da im Nachricht­enge­wand erstellen.

Die Bedeu­tungsen­twick­lung des Aus­drucks geht dann aber zunächst in eine andere Rich­tung – immer häu­figer beze­ich­net er bewusste Falschmel­dun­gen in sozialen Net­zw­erken, die entwed­er in kom­merzieller Absicht ver­bre­it­et wer­den – um Klicks auf Seit­en mit Wer­beanzeigen zu erzeu­gen –, oder schlicht aus Freude daran, Men­schen beispiel­sweise mit erfun­de­nen Tode­sanzeigen Promi­nen­ter zu verwirren.

In dieser Bedeu­tung taucht der Aus­druck seit eini­gen Jahren ab und zu auch in deutschen Tex­ten auf. Ein früh­es Beispiel ist ein Bericht im Juli 2014 über eine Mel­dung, dass Manuel Neuer im Finale der Fußball­welt­meis­ter­schaft aus­fall­en werde. Allerd­ings gab und gibt es im Deutschen für solche Mel­dun­gen schon Wörter wie Hoax-Nachricht oder Hoax-Mel­dung, gegen die sich der Neuankömm­ling Fake News nicht durch­set­zen konnte.

Erst im Novem­ber 2016 schafft Fake News einen plöt­zlichen und hefti­gen Durch­bruch in den all­ge­meinen Sprachge­brauch. Dieser geht ein­her mit ein­er weit­eren Bedeu­tungsver­schiebung: Das Wort beze­ich­net im Englis­chen inzwis­chen wieder die Art von Manip­u­la­tion­s­ab­sicht­en und Wun­schvorstel­lun­gen getriebene Pro­pa­gan­da, die schon im Erst­be­leg über Napoleons Flucht anklingt – erweit­ert um den Aspekt der Ver­bre­itung über die Sozialen Medi­en, der auch für der Ver­wen­dung zur Beze­ich­nung von Hoax-Mel­dun­gen charak­ter­is­tisch ist. Ins öffentliche Bewusst­sein und in den all­ge­meinen Sprachge­brauch gelangt es in Diskus­sio­nen um die Ursachen­find­ung zum Wahler­folg des US-Präsi­den­ten Don­ald Trump, der ange­blich auf Fake News zurück­zuführen gewe­sen sei (was inzwis­chen von wis­senschaftlich­er Seite bezweifelt wird).

Das Wort Fake News – im Deutschen auch Fake-News oder sog­ar Fak­e­news geschrieben – füllt damit dif­feren­zierend eine Lücke zwis­chen den etablierten Wörtern Falschmel­dung und Pro­pa­gan­da. Anders als die Falschmel­dung, die ja sowohl absichtlich als auch unab­sichtlich falsch sein kann, sind die Fake News immer absichtlich falsch. Und anders als die Pro­pa­gan­da, die das Ziel hat, das öffentliche Bewusst­sein sys­tem­a­tisch und tief­greifend zu bee­in­flussen, sind die Fake-News eher auf die Bestä­ti­gung beste­hen­der Vorurteile bei bes­timmten Ziel­grup­pen aus­gerichtet. Ganz im Sinne eines post­fak­tis­chen Zeit­geistes geht es häu­fig auch gar nicht darum, dass die Fake News tat­säch­lich geglaubt, son­dern nur, dass sie für möglich gehal­ten wer­den und so ein Gegengewicht zu den tat­säch­lichen Nachricht­en in den „etablierten“ Medi­en (vul­go „Lügen­presse“) bilden können.

Diese Lücke kann das Wort unter anderem füllen, weil das Wort fake, anders als das Wort falsch in Wörtern wie Falschmel­dung oder dem neu geprägten Falschnachricht ein­deutig die bewusste Fälschung und Täuschungsab­sicht hin­ter den Fake News anspricht. Anders als falsch (oder das englis­che false) beze­ich­net das Adjek­tiv fake bewusste, in Täuschungsab­sicht hergestellte Nach­bil­dun­gen von Din­gen – Pelze, Pässe, Bärte, Wim­pern, Geld, Schmuck, Schnee und nun eben auch news. Dieses bedeu­tungs­d­if­feren­zierende Poten­zial hat das Adjek­tiv fake schon vor drei Jahren auf die Short­list zum Anglizis­mus des Jahres gebracht und es ist auch Bestandteil der einzi­gen Ein­deutschung des Wortes Fake News, der wir Erfolg prog­nos­tizieren: Fak­e­nachricht­en.

Wörterwolke Anglizismus 2016

Unwort des Jahres 2016: Volksverräter.

Von Anatol Stefanowitsch

Die „Sprachkri­tis­che Aktion“ hat ger­ade das Unwort des Jahres 2016 bekan­nt­gegeben: Volksver­räter. Damit set­zt die Jury unter Leitung mein­er Darm­städter Kol­le­gin Nina Janich kon­se­quent die Kri­tik an rechter und recht­es Han­deln ver­harm­losender Sprache fort, die sie 2013 mit dem Unwort Sozial­touris­mus begonnen und sei­ther mit Lügen­presse (2014) und Gut­men­sch (2015) fort­ge­set­zt hat.

Die zunehmende Nor­mal­isierung rechter Inhalte und rechter Sprache im öffentlichen Diskurs ist eine erschreck­ende Entwick­lung und man kann es der „Sprachkri­tis­chen Aktion“ nicht hoch genug anrech­nen, dass sie jedes Jahr aufs neue auf diese Entwick­lung hinweist.

Volksver­räter ist ein Begriff, der his­torisch schon zwei sprach­liche Kon­junk­tur­phasen hat­te. Zum ersten Mal nimmt seine Häu­figkeit im Sprachge­bauch im ersten Weltkrieg zu und sinkt dann wieder ab, um dann in der Zeit des Nation­al­sozial­is­mus einen sprung­haften und nach­halti­gen Anstieg zu erleben, der in den 1950er und 1960er Jahren langsam wieder nachlässt.

Die Häu­figkeit­sen­twick­lung liest sich also wie eine Fieberkurve völkischen Denkens in Deutsch­land, und dass das Wort inzwis­chen wieder laut auf der Straße gerufen wird, zeigt, dass die aktuelle, häu­fig als „recht­spop­ulis­tisch“ ver­harm­loste Stim­mung in großen Teilen der Gesellschaft diskur­siv direkt an dieses Denken anschließt.

Wer mehr wis­sen will – ich bin ab 12:10 im Kul­tur­ra­dio des rbb zu Gast, um mit Mod­er­a­tor Frank Rawel und dem Kolum­nis­ten Har­ald Marten­stein über Unwörter all­ge­mein und das Unwort des Jahres im Beson­deren zu disku­tieren. Später bin ich dann noch im Deutsch­landra­dio Kul­tur zu Gast, Details folgen.

Nafris (ein sprachwissenschaftliches Grünen-Seminar für Rainer Wendt)

Von Anatol Stefanowitsch

Das Wort Nafri sorgt für heftige Debat­ten, seit die Köl­ner Polizei in der Sil­vester­nacht 2016 über den Kurz­nachrich­t­en­di­enst Twit­ter fol­gende Beschrei­bung ihres Vorge­hens absetzte:

Die Diskus­sion wird, wie es in Deutsch­land lei­der üblich ist, wenn es um poten­ziell prob­lema­tis­che Sprache geht, sehr hitzig, fak­te­n­arm und wenig pro­duk­tiv geführt. Sie wird außer­dem ver­mis­cht mit der wichtigeren Diskus­sion um Racial Pro­fil­ing und öffentliche Sicher­heit, die mit dem Wort Nafri eher am Rande zu tun hat.

Eigentlich wollte ich mich deshalb aus der Diskus­sion her­aushal­ten, aber dann las ich fol­gende Aus­sage des Vor­sitzen­den der Deutschen Polizeigew­erkschaft, Rain­er Wendt:

Das ist eine Abkürzung, die wir im Ein­satz benutzen, beispiel­weise bei Funksprüchen oder wenn sich die Beamten etwas zurufen. Das braucht man nicht zu drama­tisieren. Das ist eben der Unter­schied zwis­chen einem sprach­wis­senschaftlichen Grü­nen-Sem­i­nar und einem Polizeiein­satz. (Rain­er Wendt in der Jun­gen Frei­heit, 2. Jan­u­ar 2017)

Ich bin zwar kein Grün­er, aber ein sprach­wis­senschaftlich­es Sem­i­nar kann ich liefern, und da die Kri­tik am Begriff „Nafri“ weit­ge­hend am eigentlichen Prob­lem vor­beige­ht, habe ich Wendts Her­aus­forderung dann doch angenom­men. Weit­er­lesen

Wort des Jahres 2016: Postfaktisch

Von Anatol Stefanowitsch

Wenn die Gesellschaft für Deutsche Sprache uns ihre Wörter schickt, schickt sie nicht ihre besten Wörter. Sie schick­en uns Wörter, die viele Prob­lem haben und sie brin­gen diese Prob­leme zu uns. Sie brin­gen wohlfeilen Unfug. Sie brin­gen erfun­dene Wörter. Es sind Wörter, die nie­mand ken­nt. Und einige, ver­mute ich, sind gute Wörter.

Das Wort des Jahres wurde von und für die Chi­ne­sen erfun­den, um die deutsche Sprach­pro­duk­tion wet­tbe­werb­sun­fähig zu machen. Die krim­inelle Gesellschaft für deutsche Sprache hat die Puris­ten­miliz Vere­in Deutsche Sprache gegrün­det. Aber da kann man nichts machen, Obwohl — die Leute der Amtlichen Rechtschrei­bung, vielle­icht gibt es doch etwas. Ich weiß es nicht.

Ich werde ein eigenes Wort des Jahres wählen – und nie­mand wählt Wörter bess­er als ich, glauben Sie mir – und ich wäh­le sie sehr kostengün­stig. Ich werde ein großes, großes Wort des Jahres an unser­er Sprach­gren­ze wählen und ich werde die Lexiko­graphen für dieses Wort bezahlen lassen.

Alle lieben meine Wörter. Ich kön­nte mich auf die Kon­rad-Duden-Straße stellen und jeman­den zutex­ten, und die Leute wür­den mein Wort des Jahres trotz­dem wählen. Wenn es nicht mein Wort des Jahres wäre, würde ich es wahrschein­lich daten.

Jugend schützt vor Wortheit nicht

Von Anatol Stefanowitsch

Das Jugend­wörter­buch-des-Jahres-Wer­be­wort 2016 wurde eben bekan­nt gegeben. Wie auch in den let­zten Jahren (2013, 2014, 2015) sind dem Sprachlog die Aufze­ich­nun­gen der Beratun­gen aus den Redak­tion­sräu­men des Wörter­buchver­lags Schlangenei­dt zuge­spielt wor­den, die wir im Fol­gen­den ungekürzt veröffentlichen.

Im Büro von DR. WORTWISPERER, Ober­lexiko­graf des Wörter­buchver­lags Schlangenei­dt in München.

Anwe­send sind OBERLEXIKOGRAF DR. WILLHELM WORTWISPERER und ASSISTENZOBERLEXIKOGRAF SIEGFRIED SILBENSÄUSLER.

SILBENSÄUSLER. Wortwisper­er, Wortwisperer!

(STILLE)

SILBENSÄUSLER. Aufgewacht, Wortwisperer!

WORTWISPERER. Potz­tausend, Sil­ben­säusler! Wie oft habe ich Ihnen gesagt, Sie sollen mich nicht beim Sin­nieren unterbrechen!

SILBENSÄUSLER. Par­don, Wortwisper­er, aber es eilt! Der Herr Direk­tor Schlangenei­dt ver­langt das Jungspund­wort des Jahres!

WORTWISPERER: Schon wieder, Silbensäusler?

SILBENSÄUSLER: Ja, der Lauf der Jahreszeit­en, Wortwisper­er. Es ist schon wieder so weit.

WORTWISPERER: Aber sind diese Jungspunde nun­mehr nicht langsam alle im Man­nesalter angekom­men, Silbensäusler?

SILBENSÄUSLER: Da wach­sen ständig neue Jungspunde nach, Wortwisper­er. Weit­er­lesen

In der Wahrheit liegt die Lüge

Von Anatol Stefanowitsch

Eine Arbeits- und Sozialmin­is­terin, die Bestechungs­gelder annimmt, um ihre Hero­in­sucht zu finanzieren, muss sofort zurück­treten. Wenn wir uns so etwas aus falsch ver­standen­em Gut­men­schen­tum her­aus gefall­en lassen, spal­tet das unsere Gesellschaft, und die Stim­mung kippt sowieso. Nein, gle­iche Regeln für alle, da kann es keine Diskus­sion geben.

Natür­lich kom­men jet­zt gle­ich die Ein­wände aus der immer gle­ichen Rich­tung: Es gebe doch gar keine Hin­weise darauf, dass unsere Arbeits- und Sozialmin­is­terin Bestechungs­gelder annimmt oder Hero­in­süchtig sei. Natür­lich nicht, ich rede doch nicht über eine bes­timmte Per­son! Ich habe den höch­sten Respekt vor Andrea Nahles und ihrer Arbeit. Ich bin mir sich­er, dass die meis­ten Arbeits- und Sozialmin­is­terin­nen wed­er Dro­gen nehmen, noch bestech­lich sind.

Ich sage ja nur: Wenn eine Arbeits- und Sozialmin­is­terin Bestechungs­gelder annimmt, um ihre Hero­in­sucht zu finanzieren, dann muss sie zurück­treten. Das muss man sagen dür­fen. Das Schweigekartell bezüglich dro­gen­süchtiger, kor­rupter Min­is­terin­nen ist unerträglich. Weit­er­lesen

Laudatio für den Anglizismus des Jahres 2015: Refugees Welcome

Von Anatol Stefanowitsch

Beim Anglizis­mus des Jahres geht es uns nicht um eine inhaltliche Charak­ter­isierung des abge­laufe­nen Jahres, son­dern darum, englis­ches Lehngut auszuze­ich­nen, das die deutsche Sprache und den deutschen Sprachge­brauch auf beson­ders inter­es­sante Weise ergänzt hat. Der diesjährige Sieger – von Jury und Pub­likum übere­in­stim­mend gewählt – erfüllt aber bei­de Kri­te­rien: Refugees Wel­come. Bess­er als durch diesen Slo­gan ließe sich die Welle der Weltof­fen­heit, Hil­fs­bere­itschaft und Gast­fre­und­schaft gegenüber Flüchtlin­gen, die in der zweit­en Jahreshälfte unver­mit­telt große Teile der Bevölkerung erfasste, nicht ein­fan­gen. Aber auch aus sprach­wis­senschaftlich­er Per­spek­tive hat Refugees Wel­come viel zu bieten.

Dass Fir­men sich und ihre Pro­duk­te auch dann gerne mit englis­chsprachi­gen Slo­gans bewer­ben, ist nicht weit­er ungewöhn­lich. Sie stellen sich auf diese Weise als Glob­al Play­ers und ihre Kun­den als Mit­glieder ein­er kos­mopoli­tis­chen Gesellschaft dar – manch­mal zu recht, manch­mal nur aus einem mehr oder weniger durch­schaubaren Wun­schdenken. Sehr viel sel­tener, wenn über­haupt, passiert es, dass die Sprachge­mein­schaft von sich aus einen solchen Slo­gan für sich ent­deckt. Schon das macht Refugees Wel­come zu etwas Beson­derem. Weit­er­lesen

Mehrsprachigkeit und kulturelles Erbe

Von Susanne Flach

Großbri­tan­nien ist ja im all­ge­meinen nicht für sein gesteigertes Inter­esse an Fremd­sprachen bekan­nt — dort sind, anders als in den meis­ten anderen (europäis­chen) Län­dern für den höch­sten Schu­la­b­schluss keine Ken­nt­nisse ein­er Fremd­sprache erforder­lich. Die Zahl der Schüler/innen, die frei­willig Deutsch, Franzö­sisch oder Spanisch ler­nen und als Prü­fung­steil ihres Sekundärab­schlusses haben, fällt. Der GUARDIAN hat das jet­zt in einem Artikel kom­men­tiert und kri­tisch — vielle­icht auch ein biss­chen wehmütig — hin­ter­fragt (Ed West, The long adieu: how Britain gave up learn­ing French, THE GUARDIAN, 22. Jan­u­ar 2016).
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Ta-Ta-ismus im Dschungel

Von Susanne Flach

Wer­bepause? Nicht wegschal­ten, bloß nicht wegschal­ten! Denn der Dschun­gel ist sog­ar für eine sprach­wis­senschaftliche Betra­ch­tung gut, die für alle von uns was bere­i­thält. ALLE! Für die, die den Dschun­gel lieben und für die, die ihn für den Unter­gang des guten Geschmacks hal­ten, für Men­schen, die Entlehnung­sprozesse fasziniert ver­fol­gen und sog­ar für diejeni­gen, die Anglizis­men scheiße find­en („Baha­haw­iepein­lich! Anglizis­mus voll falsch ver­wen­det!“). Seit Wochen – ach, was sage ich: seit Jahren! – ste­ht auf mein­er To-Do-Liste: „Beim näch­sten Dschun­gel: was zu ta schreiben!!DRÖLF!!!“. Denn wir wis­sen ja: Pub­lic­i­ty, Pub­lic­i­ty, Publicity!

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