Archiv der Kategorie: Hinweise

Blogspektrogramm 22/2013

Von Sprachlog

Heute ein μ später als gewohnt, dafür live aus dem Umzugschaos der hal­ben Spek­tro­gramm­redak­tion: wir bieten Eis­bären (statt Katzen) und nervige Teenager.

[Surftipp] Kemie, Chemie oder Schemie?

Von Kristin Kopf

Auf manche Aussprachefra­gen gibt es keine ein­deutige Antwort — zum Beispiel darauf, wie man <Chemie> ausspricht: Schemie, Chemie oder Kemie? Zwar ver­merkt Duden online

In der Stan­dard­lau­tung gilt nur die Aussprache çeˈmiː [d.i. der ich-Laut, KK] als kor­rekt; süd­deutsch und öster­re­ichisch wird die Aussprache keˈmiː verwendet.

… aber dass hier eine Norm ange­set­zt wird, die sich nicht hal­ten lässt, zeigen die Ergeb­nisse des Pro­jek­ts Deutsch heute am Mannheimer Insti­tut für deutsche Sprache. Man kann sie sich im Atlas zur Aussprache des deutschen Gebrauchs­stan­dards (AADG) anschauen und sog­ar anhören. Die Chemie-Karte zeigt, dass die k-Lau­tung im Süden (Baden-Würt­tem­berg, Bay­ern, Öster­re­ich)  fast aus­nahm­s­los vorherrscht, während die sch-Aussprache im mit­tel- und ost­niederdeutschen Raum dominiert. Die Vari­ante mit dem ach-Laut ist auf die Schweiz beschränkt. Das vom Duden als »kor­rekt« gekennze­ich­nete ch find­et sich nur im Nord­west­en dom­i­nant. Damit wird sehr fraglich, mit welch­er Berech­ti­gung es als Stan­dard­lau­tung ange­set­zt wird, während die anderen For­men als region­al abge­tan wer­den (k) oder gar nicht erst Erwäh­nung find­en (sch, schweiz­erdt. ch).

Entsprechend plädieren die Atlas­macherIn­nen auch für die Akzep­tanz von mehr Vari­a­tion im Stan­dard und stellen fest: Weit­er­lesen

Blogspektrogramm 21/2013

Von Sprachlog

Diese Woche gibt es neben viel zu guck­en (zum Beispiel Ety­mol­o­gis­ches und Althochdeutsches) auch Schimpfwörter und einen Abschied im Blogspektrogramm.

  • Woher kom­men die deutschen, englis­chen und franzö­sis­chen Wochen­tags­beze­ich­nun­gen? Dieser Bericht von ARTE erk­lärt es, wun­der­bar animiert.
  • Etwas mehr Zeit braucht man für die Pod­casts zur deutschen Sprachgeschichte, die Alexan­der Lasch für die Studieren­den seines Sem­i­nars auf dem SPRACHPUNKT zur Ver­fü­gung stellt — hier zum Beispiel eine Ein­führung in das Althochdeutsche, in der es neben rein Sprach­lichem auch um kul­turelle Hin­ter­gründe geht. Mit Bildern.
  • Melis­sa Mohr hat ein Buch über Schimpfen und Fluchen geschrieben — einen kleinen Ein­blick gibt ein Inter­view im BOSTON GLOBE (Englisch).
  • Wussten Sie schon, dass es eine TED-Playlist mit Beiträ­gen zum The­ma Sprache gibt? Unter Words Words Words sind u.a. Kurzvorträge von John McWhort­er und Steven Pinker zu finden.
  • John Wells hat nach sieben Jahren mit dem PHONETIC BLOG alles gesagt, was er sagen wollte, und ver­ab­schiedet sich mit click farewell (Englisch) kurz und schmer­z­los aus der Blogosphäre.

Blogspektrogramm 20/2013

Von Sprachlog

Statt lorem ipsum: ich bin mal wieder son Ein­leitung­s­text und frage mich manch­mal, ob mich jemand liest. Wäre das Ver­fassen dieser Zeilen son­st nicht eine uner­hörte Ver­schwen­dung früh­son­ntäglich­er Lebens­freude? Ähem, jet­zt aber mal zur Sache — unsere auser­wählten Worte zum Sonntag:

Blogspektrogramm 19/2013

Von Sprachlog

Liebe Müt­ter, liebe son­sti­gen Men­schen, her­zlich willkom­men zum neun­zehn­ten Blogspek­tro­gramm! Heute geht es unter anderem um uralte Wörter, ganz neue Wörter und das Image von Sprachen.

  • Im LEXIKOGRAPHIEBLOG unter­sucht Michael Mann den Ein­satz von griechis­chen Buch­staben zu Ver­frem­dungszweck­en und kommt unter anderem zu dem Schluss, dass die Sprache ein »zack­iges« Image hat.
  • Auf EPHEMERA hat sich Sprachlo­gau­tor Ana­tol Ste­fanow­itsch mit der Beze­ich­nung Haustürken aus ein­er taz-Kolumne von Kübra Gümüsay auseinan­derge­set­zt.
  • In den let­zten Tagen ging eine Studie zur Rekon­struk­tion von 23 »Urwörtern« ein­er ange­blich 15.000 Jahre alten Ursprache durch die Medi­en (hier, extrem schlecht hier), die Aysa Pereltsvaig und Mar­tin Lewis auf GEOCURRENTS (Englisch) mas­siv kri­tisieren.
  • Dass ein Wort nicht zuerst im Duden ste­ht und dann erst ver­wen­det wer­den kann, sollte Sprachlogle­serIn­nen hin­re­ichend bekan­nt sein. Wenn nicht, leis­tet dieses Video von DUDENONLINE Aufklärungsarbeit.
  • Auf INSPIRATION & MORE (Englisch) teilt Meghann ihre ganz sub­jek­tiv­en Ein­drücke zu ver­schiede­nen Sprachen. Haben Sie Ergänzun­gen? Gerne in den Kommentaren!

Blogspektrogramm 18/2013

Von Sprachlog

Und nun, liebe Leserin­nen und Leser, kom­men – *tusch* – die dieswöchi­gen Links mit aller­hand unter­halt­samen Geschicht­en, span­nen­den Phänome­nen und Star Wars.

  • Der Staat Wash­ing­ton hat seine Geset­ze kom­plett in geschlechterg­erechte Sprache über­führt. LUISE PUSCH kom­men­tiert die Änderun­gen und erin­nert, auf das Deutsche bezo­gen, an ihren radikalsten Reformvorschlag.
  • Von aktuellen Ereignis­sen inspiri­ert hat sich Ste­fan Hart­mann von PRIEMELPFUHL Geschichte, Ver­wen­dung und Bedeu­tung der Begriffe asozial und unsozial angesehen.
  • Anne Curzan (hier) und Geoff Pul­lum (hier) kom­men­tieren im CHRONICLE OF HIGHER EDUCATION im Zusam­men­hang mit John McWorthers TED-Vor­trag (BS 17/2013) den Sta­tus von slash als Kon­junk­tion slash Dis­junk­tion (Englisch).
  • Michael Mann vom LEXIKOGRAPHIEBLOG erzählt uns in einem zweit­eili­gen Beitrag etwas zum Heavy-Met­al-Umlaut und die Kyril­lisierung von Text aus Designgründen.
  • Zum gestri­gen „Star Wars Day“ noch eine von vie­len, vie­len Mel­dun­gen dazu:  Die Kult-Rei­he soll in Nava­jo über­set­zt wer­den, gemessen an den SprecherIn­nen­zahlen größte indi­gene Sprache Nor­damerikas (Englisch).
  • Total April, immer aktuell: Geoff Nun­berg nimmt die Diskus­sion um das Wort mar­riage aus lexiko­grafis­ch­er Sicht unter die Lupe (Englisch).

Blogspektrogramm 17/2013

Von Sprachlog
  • Ben Zim­mer schreibt im BOSTON GLOBE (Englisch) über sur­re­al, nach den Bomben­ex­plo­sio­nen beim Marathon eines der am häu­fig­sten aufgerufe­nen Worte im Mer­ri­am-Web­ster Dictionary.
  • John Simp­son, Chefredak­teur des Oxford Eng­lish Dic­tio­nary (OED) gibt nach 37 Jahren in diesem Jahr seinen Posten auf — TIME ENTERTAINMENT hat mit ihm über seine Arbeit all­ge­mein und die span­nende Zeit der Umstel­lung von Print auf Online gesprochen (Englisch).
  • John McWorther spricht auf TEDtalks über „txtng“ oder „fin­gered speech“ (etwa: SMS, Chat & son­stige orthografisch verkürzte Sprache) — und warum es die Sprache nicht kaputt macht (Englisch).
  • Auch auf TEDtalks, zwar nicht neu, aber immer aktuell: Kate Bur­ridge von der Monash Uni­ver­si­ty über Euphemis­men (Englisch).
  • Die ent­ge­genge­set­zte Rich­tung schla­gen Ane Kleine-Engel und Jut­ta Schu­mach­er auf INFOLUX ein: sie gehen der Ety­molo­gie der unglück­lich zahlre­ichen Beze­ich­nun­gen für Dummkopf auf den Grund.
  • Der INDEPENDENT (Englisch) berichtet von Forschun­gen zur Fähigkeit von Walen bei der Mus­ter­erken­nung von akustis­chen Sig­nalen — und dass diese Tiere men­schliche Laute imi­tieren kön­nen. (Achtung: der Artikel ver­säumt eine saubere Tren­nung von unbe­d­ingt auseinan­der zu hal­tenden Ebe­nen — tierische Imi­ta­tion bzw. Vokalisierung sollte nicht mit (men­schlich­er) Sprache ver­glichen werden.)
  • Etwas spezieller und detail­liert­er: wer sich für Namen­forschung inter­essiert, wird im ONOMASTIKBLOG fündig. Dieter Kre­mer über die ital­ienis­chen SchmiedsFer­rari und Fer­rero.

Blogspektrogramm 16/2013

Von Sprachlog

Diese Woche geht es im Spek­tro­gramm um absichtliche und unab­sichtliche Missver­ständ­nisse, um bedro­hte und tote Sprachen und um imag­inäre Fre­undIn­nen. Viel Spaß damit!

  • Muriel Sil­ber­streif von ÜBERSCHAUBARE RELEVANZ zer­legt für uns einen Beitrag von Dieter Nuhr über das, was er für poli­tisch kor­rek­te Sprache hält. Das Schöne: so bleibt Ihnen Dieter Nuhr erspart.
  • Eine Forscher­gruppe um Steven Bird von der Uni­ver­si­ty of Mel­bourne hat eine App entwick­elt, die die Doku­men­ta­tion von bedro­ht­en Sprachen sehr vere­in­facht — wie das funk­tion­iert, zeigen Bericht und Videos auf dem Blog des ROSETTA PROJECT (Englisch). (Via @linguistlist)
  • In North Car­oli­na nimmt ein Latein­lehrer das spielerische Ler­nen ganz genau und macht aus seinem Unikurs ein Rol­len­spiel (Englisch).
  • Auf SUPERLINGUO (Englisch) berichtet Lau­ren Gawne von ihren Erfahrun­gen mit Visa Pay­wave — einem Pro­duk­t­na­men, der zu uner­wün­schtem Kun­den­ver­hal­ten führt.
  • Und zum Schluss noch was zum Guck­en: Evan Kidd spricht bei Tedx Syd­ney über Forschung zu imag­inären Fre­undIn­nen bei Kindern — sie haben unter anderen Auswirkun­gen auf die Sprachen­twick­lung! (Via Super­lin­guo)

Blogspektrogramm 15/2013

Von Sprachlog

Pünk­tlich zur Pol­len­ex­plo­sion hof­fen wir, dass Sie sich für heute nicht allzu viel vorgenom­men haben. Immer­hin darf sich der Son­ntag nicht zum Rum­lungern auf der faulen Sofa­haut auswach­sen, ja?

  • Auf ANGRY BLACK LADY CHRONICLES stellt Emi­ly L. Hauser fest, dass…, also, nun­ja, äh, in etwa so: Wenn Ihr Mag­gie Thatch­er belei­di­gen wollt, dann tut das bitte nicht auf Kosten unser­er Gen­i­tal­ien! Bas­ta!
  • In Schot­t­land hat man möglicher­weise ein Schrift­sys­tem der Pik­ten gefun­den, berichtet TERMCOORD. Der Bericht bezieht sich ver­mut­lich auf diese Studie (OA), die allerd­ings schon 2010 erschien.
  • Das BRITISH COUNCIL hat eine Kon­ferenz gestreamt und stellt u.a. den Ple­nar­vor­trag von David Crys­tal über „Bea­t­les, Blends and Blogs“ online — sehr unter­halt­sam und lehrre­ich (Beginn bei ca. 15:40min).
  • Ein klein­er britis­ch­er Ver­lag hat mit Unter­stützung aus sozialen Net­zw­erken Ama­zon dazu bewegt, seine Kinder­büch­er in kor­nisch­er Sprache im Kin­dle-Shop bere­itzustellen — berichtet der GUARDIAN.
  • Der BR spricht in „Sozusagen“ mit Mar­tin Haase von NEUSPRECH.org über Sprach­lü­gen (ca. 6min), danach bemerkenswert drastisch über echte Sprachpoli­tikpolizei (!) in Québec (ca. 3min).
  • Eben­falls im BR berichtet man von der sisyphos­alen Kleinar­beit an der Uni­ver­sität Nürn­berg-Erlan­gen, wo Mil­lio­nen von Dialek­t­bele­gen zum Fränkischen Wörter­buch dig­i­tal­isiert wer­den (ver­linkt im LEXIKOGRAPHIEBLOG).
  • Michael Mann vom LEXIKOGRAPHIEBLOG hat eine Über­sicht zu Inter­netwörter­büch­ern des Deutschen zusam­mengestellt (und ist jet­zt bei Twit­ter und Face­book zu find­en). #sun­day­fol­low!
  • Ver­wirrung der Woche: der mak­aber ambige Hash­tag #nowthatch­ers­dead führte zu Trauer­bekun­dun­gen unter Musik­fans, berichtet z.B. THE AGE.

Blogspektrogramm 14/2013

Von Sprachlog

Diese Woche erscheint ein ganz beson­deres Spek­tro­gramm: die Redak­tion hat sich per­sön­lich getrof­fen, viele Links durch­forstet, harte Auswahlkri­te­rien angelegt und das geplante Abend­pro­gramm um eine Stunde ver­schoben. Voilà:

  • Die Presseagen­tur Asso­ci­at­ed Press (AP) hat sich entsch­ieden, auf den Begriff ille­gal immi­grant zu verzicht­en — und zwar nicht zu Gun­sten eines anderen, nicht-diskri­m­inieren­den Begriffs. Wie? TIME NEWSFEED berichtet (Englisch).
  • Bis der Früh­ling auch wirk­lich da ist, kann man bei DR. BOPP nach­le­sen, warum es viel schön­er wäre, wenn es cald statt kalt wäre.
  • Der Sozial­wis­senschaftler Calvin N. Ho nimmt Jobanzeigen eines kali­for­nischen Restau­rants — in Englisch für Ser­vice- und in Spanisch für Küchen­per­son­al — zum Anlass, über die Aus­prä­gun­gen sozialer Strat­i­fizierung im amerikanis­chen Arbeits­markt zu reflek­tieren.
  • Info­grafik der Woche: Klein, über­sichtlich und sehr hüb­sch anzuse­hen ist die Grafik zu sprach­lich­er Vielfalt weltweit, erschienen in der ZEIT.