Archiv der Kategorie: Bremer Sprachblog

In dieser Kat­e­gorie befind­en sich Ana­tol Ste­fanow­itschs Beiträge aus dem Bre­mer Sprach­blog (2007–2010)

Der blinde Fleck der Lehnwortgegner

Von Anatol Stefanowitsch

Der Kon­feren­zstress ver­hin­dert es derzeit, dass ich regelmäßiger blogge, aber ich ver­spreche, dass sich das bald wieder ändert. Zum Glück brauchen die Sprachblogleser/innen mich nicht, um laut über Sprache nachzu­denken: die Diskus­sion zu meinem let­zten Ein­trag hat ger­ade die in diesem beschei­de­nen Blog eher sel­tene Gren­ze von 40 Kom­mentaren erre­icht. Die Diskus­sion hat sich vom ursprünglichen The­ma wegen­twick­elt (der Frage nach dem Ver­fas­sungsrang des Deutschen) und dreht sich nun um die Vor- und Nachteile von Lehn­wörtern (ich werde darauf ver­weisen, wenn ich das näch­ste Mal dafür kri­tisiert werde, dass ich zu viel über Anglizis­men schreibe).

Ein Argu­ment, das die Lehn­wort­geg­n­er in dieser Diskus­sion bre­it­treten ist das der Ver­ständlichkeit: Anglizis­men (und andere Lehn­wörter) seien deshalb schlecht, weil diejeni­gen, die deren Ursprungssprache nicht beherrschen, sie nicht ver­ste­hen kön­nten. Weit­er­lesen

Sprachlicher Imperialismus

Von Anatol Stefanowitsch

Im let­zten Beitrag hat­te ich verse­hentlich nicht auf das Inter­view mit Ver­fas­sungsrichter Di Fabio ver­linkt, son­dern auf einen Gastkom­men­tar meines Würzburg­er Kol­le­gen Nor­bert Richard Wolf in der Main­post. Da dieser Kom­men­tar äußerst lesenswert ist, hole ich hier offiziell eine nicht-verse­hentliche Ver­linkung nach.

Wolf drückt zunächst Zweifel an der Sinnhaftigkeit ein­er Ver­ankerung der deutschen Sprache im Grundge­setz aus und weist dann noch darauf hin, dass „Die anderen machen es aber auch“ in diesem Fall kein gutes Argu­ment ist: Weit­er­lesen

Sprachverleugnende Eliten

Von Anatol Stefanowitsch

Die Frage, ob die deutsche Sprache als Staatssprache im Grundge­setz fest­geschrieben wer­den soll, hat uns hier im Sprach­blog immer wieder beschäftigt, zulezt im Dezem­ber, als die CDU einen Parteitags­beschluss mit dieser Forderung fasste. Seit­dem ist auf der poli­tis­chen Bühne nichts weit­er geschehen und man durfte schon hof­fen, dass die Forderung der Partei (die bei der Bun­deskan­z­lerin auf wenig Gegen­liebe stieß), leise in der Versenkung ver­schwinden würde.

Doch nun ist die Debat­te neu aufge­flammt, weil der Ver­fas­sungsrichter Udo Di Fabio in einem Inter­view mit der Rheinis­chen Post dieser Forderung angeschlossen hat. Zunächst spricht er sich dage­gen aus, jed­er poli­tis­chen Mode Ver­fas­sungsrang zu geben: Weit­er­lesen

Zehn „Geheimnisse“ der deutschen Sprache

Von Anatol Stefanowitsch

Auf Bild Online sind dieser Tage unter der Über­schrift „Die 10 Geheimnisse der deutschen Sprache“ zehn nicht sehr geheime Wis­sens­brock­en über die deutsche Sprache erschienen. Beim Lesen der Über­schrift habe ich Vor­freude über die Dummheit­en ver­spürt, die da wohl ste­hen wür­den und die ich hier zerpflück­en kön­nte. Aber beson­ders ergiebig war die Sache dann doch nicht. Nur bei ein paar Details liegt die Bild-Redak­tion offen­sichtlich daneben, der Rest ist etwas unge­nau oder schw­er nachvol­lziehbar aber nicht ein­deutig falsch. Da ich mir die Arbeit aber nun ein­mal gemacht habe, will ich die Ergeb­nisse mein­er Über­prü­fung trotz­dem teilen. Weit­er­lesen

Rollmöpse und deutsche Sehnsucht

Von Anatol Stefanowitsch

Ich kann gar nicht sagen, was mich mehr erstaunt — die sprach­lichen Unter­gangsphan­tasien der Sprach­nör­gler vom Vere­in deutsche Sprache oder der sprach­liche Größen­wahn, der sich häu­fig im Umfeld der „schön­sten aus­ge­wan­derten Wörter“ breitmacht.

Auf der Web­seite des ZDF erfahren wir in dieser Woche:

110 Mil­lio­nen Mut­ter­sprach­ler, eine der wichtig­sten Sprachen Europas: Jet­zt wid­met sich eine Ausstel­lung im Deutschen His­torischen Muse­um Berlin „Der Sprache Deutsch“.

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Attachmentieren

Von Anatol Stefanowitsch

In der Kat­e­gorie „Richtet euch nach meinen Worten, nicht nach meinen Tat­en“ regt sich dieser Tage wieder ein­mal jemand über Angliszis­men auf, der seine Ratschläge eigentlich lieber selb­st in die Tat umset­zen sollte. Der „Klein Report“ (das Dep­pen­leerze­ichen überse­hen wir geflissentlich), ein Schweiz­er Medi­en­di­enst, ver­wen­det im Menü sein­er Web­seite fol­gende Lehn­wörter: Home, News, Links, Newslet­ter (2 Mal) und Handy-Flash. Alles gebräuch­liche Begriffe, aber für alle gäbe es deutsche Entsprechun­gen. Aber nur, weil man sich sel­ber mit vollen Hän­den beim englis­chen Wortschatz bedi­ent, möchte man das anderen nicht zugeste­hen: Weit­er­lesen

Seit wann machen wir im Deutschen Sinn?

Von Anatol Stefanowitsch

Zu den meist­ge­le­se­nen Beiträge hier im Sprach­blog gehört die Serie über die Redewen­dung Sinn machen — vier der fünf Teile (siehe hier: I, II, III, IV, V) kom­men unter die ewigen Top Ten. Auch die Diskus­sion in den Kom­mentaren zu diesen Beiträ­gen flammt immer wieder ein­mal auf. Das freut mich natür­lich, und so möchte ich einige der dort disku­tierten Fra­gen ich in näch­ster Zeit in mehr oder weniger knap­pen Beiträ­gen aufgreifen.

Im ersten Teil der Serie habe ich unter anderem darauf hingewiesen, dass es sich bei der Redewen­dung Sinn machen nicht um ein neues Phänomen han­delt, anders als fol­gen­des Zitat des ober­sten Sin­n­machen­has­sers Bas­t­ian Sick ver­muten lässt: Weit­er­lesen

Hallo WDR2-Hörer!

Von Anatol Stefanowitsch

Her­zlich Wilkom­men im Bre­mer Sprach­blog. Wenn das kurze Inter­view im Mor­gen­magazin Sie neugierig auf die Eski­mowörter für Schnee gemacht hat, find­en Sie hier zwei län­gere Blog­beiträge dazu:

Natür­lich sind Sie her­zlich ein­ge­laden, sich auch darüber­hin­aus auf den Seit­en des Bre­mer Sprach­blogs umzuse­hen. Der Link „Favoriten“ im Menü rechts ist ein guter Ein­stiegspunkt in unser Archiv.

Nach­trag I: Im Inter­view wollte ich mich auf­grund der Kürze der Zeit und der (ver­ständlichen) Anweisung der WDR-Redak­tion, nicht allzu aus­führlich über Dinge wie „Mor­pholo­gie“ und „abgeleite Wörter“ zu reden, nicht auf eine unter­schiedliche Bedeu­tung der Wort­stämme aput und qanik fes­tle­gen. Wie im Blog­beitrag „Schneeschmelze“ erwäh­nt, wird all­ge­mein (und ver­mut­lich kor­rekt) berichtet, dass im West­grön­ländis­chen aput „liegen­der Schnee“ und qanik „fal­l­en­der Schnee“ bedeutet. Das Deutsche hat hier ja auch zwei Wörter: Weit­er­lesen

Schmutz(e(d))ecke

Von Anatol Stefanowitsch

Ein uner­warteter pos­i­tiv­er Neben­ef­fekt der Arbeit mit sprach­wis­senschaftlichen Kor­po­ra: Man häuft einen bun­ten Schatz unsys­tem­a­tis­ch­er Wis­sens­bröckchen an. Denn beim Durch­suchen der Kor­pus­dateien nach Beispie­len stolpert man immer wieder über merk­würdi­ge Geschicht­en und unbekan­nte Wörter, die nach aus­führlich­er Recherche ver­lan­gen. In einem Kor­pus von indis­chem Englisch fand ich gestern zum Beispiel den fol­gen­den Satz:

As the water enters the schmutzecke, bio­log­i­cal action breaks down some of the organ­ic mat­ter. (ICE-IND:W2A-036#25:1)

Obwohl es mir eigentlich um die gram­ma­tis­chen und seman­tis­chen Eigen­schaften des Verbs enter ging, wit­terte ich bei der schmutzecke natür­lich sofort einen Kan­di­dat­en für das „schön­ste aus­ge­wan­derte Wort“. Was mag der Inder mit ein­er schmutzecke meinen? Weit­er­lesen