Archiv der Kategorie: Bremer Sprachblog

In dieser Kat­e­gorie befind­en sich Ana­tol Ste­fanow­itschs Beiträge aus dem Bre­mer Sprach­blog (2007–2010)

Medium und Botschaft

Von Anatol Stefanowitsch

Ich plane ger­ade ein Sem­i­nar zum The­ma „Onlinekom­mu­nika­tion“ für das akademis­che Jahr 2008/2009 (und frage mich, wann genau meine Spon­tan­ität ver­loren gegan­gen ist). Wie jedes Medi­um erzeugt natür­lich auch das Inter­net seine eige­nen Botschaften (schade, dass McLuhan das nicht mehr miter­leben durfte, seine Mei­n­ung zum „Web 2.0“ hätte ich dann doch gerne noch gehört). Ein extremes Beispiel ist das Fol­gende, mit dem ich mich wegen ein­er gewis­sen Zwang­haftigkeit meines Charak­ters beson­ders gut iden­ti­fizieren kann:

Ich wünschte ich könnte damit Schluss machen, damit ich nicht mit dir Schluss machen müsste.

Ich wün­schte ich kön­nte damit Schluss machen, damit ich nicht mit dir Schluss machen müsste.

[© by xkcd. Sowohl das Orig­i­nal als auch unsere Über­set­zung des Car­toons ste­hen unter ein­er Creative-Commons-BY-NC‑2.5‑Lizenz]

Presseschau

Von Anatol Stefanowitsch

Die in Namib­ia erscheinende All­ge­meine Zeitung beschäftigt sich mit der Frage, ob „Namibis­men“ — Wörter und Aus­drücke, die für das in Namib­ia gesproch­ene Deutsch typ­isch sind — in Zeitungsar­tikeln oder Schu­lauf­sätzen ver­wen­det wer­den dür­fen. Der Artikel nen­nt auch ein paar Beispiele für solche Namibis­men. Weit­er­lesen

Doping, Flat, Handy

Von Anatol Stefanowitsch

Den Men­schen, die über die „Anglizis­men“ jam­mern, denen die deutsche Sprache ange­blich hil­f­los aus­geliefert ist, antworte ich manch­mal (wenn ich lang genug wach­bleiben kann), dass es sich bei der Entlehnung von Wörtern um einen sehr aktiv­en Prozess han­delt. Die Sprech­er, die sich ein Wort aus ein­er anderen Sprache entlehnen, machen damit dann meis­tens, was sie wollen. Vor allem passen sie es den eige­nen Bedürfnis­sen an. Weit­er­lesen

Presseschau

Von Anatol Stefanowitsch

Heute geht das Fes­ti­val Die Macht der Sprache zu Ende, das das Goethe-Insti­tut in Berlin aus­gerichtet hat und das diese Woche die sprach­wis­senschaftliche Berichter­stat­tung in den Online-Medi­en dominiert hat.

Die Berlin­er Lit­er­aturkri­tik berichtet zum Beispiel über den Fortschritte bei der sprach­lichen Gle­ich­berech­ti­gung: Weit­er­lesen

Can You English

Von Anatol Stefanowitsch

Gestern war die Eröff­nung der Ausstel­lung „Can you Eng­lish“ in der Bre­mer Stadt­bib­lio­thek, und die hat natür­lich die örtlichen Boden­trup­pen des VdS ange­lockt. Nun habe ich, auf­grund früher­er Post­ings zum VdS und zu englis­chen Lehn­wörtern, bere­its eine Rei­he von Mit­gliedern dieses Vere­ins per Email ken­nen gel­ernt. Ich will deut­lich sagen, dass da ein paar sehr vernün­ftige Men­schen dabei sind, die ern­sthafte Anliegen haben (wie etwa die Ver­ankerung der deutschen Sprache in Insti­tu­tio­nen der Europäis­chen Union) und denen die „Denglisch“-Mätzchen ihrer Vere­insleitung manch­mal sog­ar ein biss­chen pein­lich zu sein scheinen.

Aber die bei­den, die gestern da waren, gehörten nicht zu dieser Sorte. Weit­er­lesen

Rich-List-Linguistik

Von Anatol Stefanowitsch

Vio­la weist mich auf diese beein­druck­ende (und teil­weise vergnügliche) Liste der „most com­mon 263 mis­takes in Eng­lish made by Ger­man speak­ers“ hin. Ob es wirk­lich die häu­fig­sten 263 Fehler sind, bezwei­fle ich ein­fach mal (das zu beweisen oder zu wider­legen würde einen Aufwand erfordern, der sich schlicht nicht lohnt). Aber auf jeden Fall sind es alles Fehler, die mir selb­st auch schon oft aufge­fall­en sind. Wer die dazuge­höri­gen 263 Verbesserungsvorschläge beachtet, der kann sein Englisch mas­siv verbessern. Weit­er­lesen

Der Klimaschwindel-Schwindel

Von Anatol Stefanowitsch

Ich halte Sprache und Sprachen fast für das Inter­es­san­teste, Wichtig­ste, intellek­tuell und emo­tion­al Befriedi­gend­ste, das es gibt (ich habe mir meinen Beruf ja nicht zufäl­lig aus­ge­sucht). Aber noch ein kleines biss­chen inter­es­san­ter, wichtiger und befriedi­gen­der finde ich die Men­schheit. Ohne Men­schen gibt es schließlich auch keine Sprachen und das allein wäre für mich Grund genug, mir über alle die Dinge Sor­gen zu machen, die das Über­leben der Men­schheit gefährden (außer­dem hänge ich an meinem Leben und noch mehr an dem mein­er Kinder und ihrer unge­bore­nen Kinder und Enkel).

Die Kli­makatas­tro­phe (heute gerne als ver­bal zum Kli­mawan­del aufge­hüb­scht) ist ohne Frage eine der größten Bedro­hun­gen für das Über­leben der Men­schheit. Weit­er­lesen

Presseschau

Von Anatol Stefanowitsch

Die taz berichtet über die Bibel in gerechter Sprache, die im let­zten Jahr erschienen ist und deren vierte Auflage bevorste­ht. Press­eschauwürdig ist das Über­set­zungskonzept der gerecht­en Bibel:

Die „Bibel in gerechter Sprache“ hat drei fun­da­men­tale Über­set­zung­sprinzip­i­en: Sie soll geschlechterg­erecht for­muliert sein, die Ergeb­nisse des jüdisch-christlichen Dialogs berück­sichti­gen und soziale Gerechtigkeit voranbringen.

Das ist schon ein sehr offen­herziger Fall von „Was nicht passt, wird passend gemacht“. Weit­er­lesen

Mensch-Maschine-Kommunikation

Von Anatol Stefanowitsch

Einige mein­er Kol­le­gen hier in Bre­men unter­suchen im Rah­men eines Son­der­forschungs­bere­ichs zum The­ma „Raumkog­ni­tion“ auch Aspek­te der Men­sch-Mas­chine-Kom­mu­nika­tion. Wenn ich das höre, muss ich immer an das hier denken:

Ich hoffe, keine der automatischen Türen, die ich kenne, liest dies. Das wäre mir sehr peinlich.

Ich hoffe, keine der automa­tis­chen Türen, die ich kenne, liest dies. Das wäre mir sehr peinlich.

[© by xkcd. Sowohl das Orig­i­nal als auch unsere Über­set­zung des Car­toons ste­hen unter ein­er Creative-Commons-BY-NC‑2.5‑Lizenz]

Sprache im Blut

Von Anatol Stefanowitsch

In der Sprach­wis­senschaft ist es eine Bin­sen­weisheit, dass es keinen Zusam­men­hang zwis­chen der Abstam­mung eines Men­schen und seinem Tal­ent für das Erler­nen ein­er bes­timmten Sprache gibt. Wenn zum Beispiel ein Kind zweier deutsch­er Eltern unter Chi­ne­sen aufwächst, wird es genau­so leicht, schnell und gut Chi­ne­sisch ler­nen, wie ein Kind zweier Chi­ne­sen. Das ist so eigentlich offen­sichtlich, dass man es kaum erwäh­nen müsste.

Wenn sich die Ergeb­nisse bestäti­gen, über die die bei­den Edin­burgher Sprach­wis­senschaftler Dan Dediu und Robert Ladd in ihrem ger­ade erschiene­nen Auf­satz Lin­guis­tic tone is relat­ed to the pop­u­la­tion fre­quen­cy of the adap­tive hap­logroups of two brain size genes, ASPM and Micro­cephalin bericht­en, kön­nten die Tage dieser Bin­sen­weisheit allerd­ings gezählt sein. Weit­er­lesen