Die SMS ist eins der überraschendsten und folgenreichsten neuen Medien. Sie ersetzt traditionelle Formen der Kommunikation, wie zum Beispiel die Urlaubspostkarte, den anonymen Anruf bei der Polizei oder den päpstlichen Segen. Weiterlesen
Archiv der Kategorie: Bremer Sprachblog
Sprachbewahrer Reloaded
Mir fällt in letzter Zeit immer häufiger ein neuer Typ des Anglizismenjägers auf, der sich vom alten Typ leider nicht etwa durch mehr Sachkenntnis oder wenigstens durch mehr gesunden Menschenverstand unterscheidet, sondern ausschließlich dadurch, dass er mit dem Anglizismenjäger alten Typs nichts zu tun haben will, sich aber trotzdem mit dessen verquasten Meinungen schmücken will.
So zum Beispiel Jens Jessen in der gestrigen ZEIT (von der ich bislang annahm, sie sei der letzte Hort feuilletonistischer Vernunft). Weiterlesen
A Tale of Translation
Vor ein paar Wochen haben die Oberösterreichischen Nachrichten über einen Grazer Künstler, Folke Tegetthoff, berichtet, der in einer „visualisierten Klangwolke“ erzählt, „wie das Dorf zur Welt und die Welt zum Dorf wurde“. Davon kann man halten, was man will. Interessant ist aber diese Diskussion um den Titel der Installation, Six Tales of Time:
„Warum verwenden Sie als deutschsprachiger Erzähler einen englischen Titel?“, fragten die OÖN. [Tegetthoff antwortet:] „An sich bin ich gegen Anglizismen und gegen die Verhunzung unserer sehr schönen, poetischen Sprache, aber ‚Sechs Geschichten über die Zeit‘ klingt technischer und holpriger.“
Statt einer Presseschau
Ich komme gerade von der International Cognitive Linguistics Conference in Krakau wieder. Dort gab es nur einen sehr sparsamen Zugang zum Internet und ich war ohnehin voll mit dem Konferenzgeschehen beschäftigt, so dass das Bremer Sprachblog eine Zwanspause einlegen musste.
Die Konferenz war extrem anregend und hat meine vom Endsemesterstress gedrückte schlechte Laune vollständig weggeblasen. Allerdings habe ich seit einer durchgemachten Donnerstagnacht mit einem wunderschönen Sonnenaufgang über der Karmelicka in der Krakauer Innenstadt nicht sehr viel geschlafen. Ich bin deshalb zu milde gestimmt und viel zu müde, um mich auf die Suche nach kommentierungswürdigen Pressestimmen zu machen. Weiterlesen
Presseschau
„Für mich ist das Sprechen ein Sport und der Zungenbrecher das Turngerät“, zitiert der Focus den Wetten-Dass-Kandidaten Georg Winter. Der Mann ist auf einer Mission: er will jungen Menschen das Sprechen beibringen. Denn
[d]ie jugendliche Umgangssprache ist meist alles andere als deutlich: Nuscheln ist cool – und nicht nur das, gerne lassen die Teenager auch mal ganze Wörter weg oder sprechen sie nur in Teilen aus: „Hey Mann, geh’n wir Bahnhof?“ heißt es dann. Um diese sprachlichen Verhunzungen einzugrenzen will Winter den sportlichen Ehrgeiz der Kinder wecken. „Stimmbänder sind genau wie der Bizeps Muskeln, die trainiert werden können,“ meint der Hamburger. Er ist überzeugt, dass das „Sprechen“ an deutschen Schulen systematisch vernachlässigt wird.
Also nur ganz kurz: Weiterlesen
Plappermäuler
Bisher haben wir hier im Blog eine Geschichte beharrlich ignoriert, die seit bestimmt einem Jahr durch die Medien geistert: die amerikanische Psychaterin Louann Brizendine behauptet in ihrem Buch The Female Brain neben einer Menge anderem Unfug auch, dass Frauen viel geschwätziger seien als Männer. Zwanzigtausend Wörter gäben Frauen pro Tag von sich, während Männer es gerade einmal auf siebentausend brächten.
Mein Kollege Mark Liberman, der mit dem Language Log das Mutterschiff aller Sprachblogs kommandiert, hat oft und ausführlich darauf hingewiesen, dass es für diese Behauptung nicht den geringsten Beleg gibt. Außerdem hat er einen großen Teil der Forschungsliteratur aufgearbeitet und gezeigt, dass es, ganz im Gegenteil, gute Gründe für die Annahme gibt, dass Männer und Frauen in etwa gleich viel reden. Weiterlesen
Happy Hour
Die „Aktion Lebendiges Deutsch“ bittet jeden Monat um Vorschläge zur Ersetzung von Lehnwörtern durch Wörter mit anstandslos deutschem Stammbaum. Natürlich sind die Wörter des Anstoßes ausschließlich englischer Herkunft, aber trotzdem kommt die Aktion etwas weniger aufgeregt daher als viele andere Sprachbewahrer. So kann ich mir immer wieder einreden, dass die Aktion beinahe ein Beispiel für einen „guten“ sprachnormativen Diskurs abgeben könnte. Aber diese Illusion wird jedes Mal durch die völlige Inkompetenz zunichte gemacht, die die Juroren der Aktion zeigen, wenn am Monatsende die besten Vorschläge gekürt werden. So auch dieses Mal: Weiterlesen
Lange Wörter
Ines Balcik fragt in ihrem Sprachblog stellvertretend für Ania Dornheim, die wiederum im Auftrag einer Hilfesuchenden in ihrem Sprachberatungsforum fragt, ob jemand ein tatsächlich verwendetes Wort kennt, das länger ist als das sagenumwobene Donaudampfschiffahrts-elektrizitätenhauptbetriebswerkbauunterbeamtengesellschaft.
Woher kommt das Handy?
Sowohl Spiegel Online als auch das Wörterblog haben sich in der letzten Woche mit dem Wort Handy und seiner Herkunft beschäftigt. Klaus Jarchow warnt im Wörterblog ganz allgemein vor diesem falschen Freund, der wie ein englisches Wort aussieht, tatsächlich aber eine deutsche Schöpfung zu sein scheint. Weiterlesen
Presseschau
Vor ein paar Wochen haben wir uns mit der „Bibel in gerechter Sprache“ beschäftigt, die beim Übersetzen gleich eine moderne Geschlechtergerechtigkeit in den Originaltext hineindichtet. Ich habe meine Meinung geäußert, dass es „die Aufgabe des Übersetzers [ist], einen zielsprachlichen Text zu schaffen, der den Inhalt des Originals möglichst genau wiedergibt“. Das hat man im Vatikan wohl zum Anlass genommen, über die Übersetzungsproblematik noch einmal grundsätzlich nachzudenken, und dabei hat man zu einer radikalen Lösung gefunden: Weiterlesen