Archiv der Kategorie: Bremer Sprachblog

In dieser Kat­e­gorie befind­en sich Ana­tol Ste­fanow­itschs Beiträge aus dem Bre­mer Sprach­blog (2007–2010)

Birma/Myanmar

Von Anatol Stefanowitsch

Nur kurz ein Nach­trag zum The­ma Namen­sän­derun­gen, der in der Press­eschau wegen deren fehlen­der Ern­sthaftigkeit keinen Platz gehabt hätte.

Es ist wohl kaum jeman­dem ent­gan­gen, dass die Bevölkerung des südostasi­atis­chen Lan­des Birma/Myanmar, ange­führt von bud­dhis­tis­chen Mönchen, derzeit ver­sucht, die Mil­itärdik­tatur abzuschüt­teln, die das Land seit 1965 beherrscht. Dabei fällt in der Berichter­stat­tung auf, dass die deutsche Presse sich ins­ge­samt nicht sich­er zu sein scheint, wie das Land zu beze­ich­nen ist. Weit­er­lesen

Namensänderungen

Von Anatol Stefanowitsch

Namen sind aus sprach­wis­senschaftlich­er Sicht eine wenig emo­tionale Sache. Wie die Wikipedia so tre­f­fend zusam­men­fasst (mit schönem Gruß an Renate C.):

Namen sind, nach der aktuellen wis­senschaftlichen Forschung, ein Zugriff­sin­dex auf eine Infor­ma­tion­s­menge über ein Indi­vidu­um. Sie sind somit ein­er Per­son, einem Gegen­stand, ein­er organ­isatorischen Ein­heit (z.B. einem Betrieb) oder einem Begriff zuge­ord­nete Infor­ma­tio­nen, die der Iden­ti­fizierung und Indi­vid­u­al­isierung dienen sollen. 

Ein Index hat neben sein­er Ver­we­is­funk­tion keine weit­ere Bedeu­tung. Hat man ein­mal einen Index gefun­den, gibt es also keinen ratio­nalen Grund, diesen zu ändern. Weit­er­lesen

Till death do us part

Von Anatol Stefanowitsch

As reg­u­lar read­ers of the Bre­mer Sprach­blog know, the lan­guages of the world are dis­ap­pear­ing at an alarm­ing rate (see for exam­ple here, here, here, here, here, and here). Accord­ing to the most con­ser­v­a­tive esti­mates, at least half of the 6,500 lan­guages cur­rent­ly spo­ken will become extinct by the end of the cen­tu­ry (by the way, if you’re won­der­ing why I am address­ing you in Eng­lish today, please bear with me — I have a point to make).

When lin­guists draw atten­tion to this mass extinc­tion, they nat­u­ral­ly por­tray it as some­thing bad. This neg­a­tive eval­u­a­tion seems so nat­ur­al to us, that we are often sur­prised when oth­ers disagree.

Last week, a sto­ry from the forth­com­ing issue of Nation­al Geo­graph­ic on the top­ic of lan­guage death was tak­en up in the Amer­i­can press, for exam­ple in the New York Times, the Los Ange­les Times and the Wash­ing­ton Post. While the specifics of that sto­ry have not met with the whole­heart­ed approval of all lin­guists, in the end we prob­a­bly all agree that there is no such thing as bad pub­lic­i­ty when it comes to rais­ing pub­lic aware­ness of lan­guage death. Weit­er­lesen

Rahmen sprengen

Von Anatol Stefanowitsch

Die kurze Erwäh­nung des Wortes „Fram­ing“ in diesem Beitrag war vielle­icht etwas kryp­tisch. Das liegt daran, dass ich den Beitrag vor der Veröf­fentlichung stark gekürzt habe und dabei die gesamte Fram­ing-The­o­rie her­ausgenom­men habe. Also lief­ere ich die hier nach, denn sie wird uns im Sprach­blog sich­er noch häu­figer beschäftigen.

Die Begriffe Frame und Fram­ing wer­den in den ver­schieden­sten Sozial­wis­senschaften, in der Psy­cholo­gie und in der Infor­matik ver­wen­det, und viele dieser Ver­wen­dungsweisen über­schnei­den sich oder sind miteinan­der ver­wandt. George Lakoff, den ich im Beitrag von let­zter Woche erwäh­nt habe, bezieht sich mit sein­er Ver­wen­dung aber speziell auf die Frame-Seman­tik von Charles Fill­more die in der Wikipedia tre­f­fend zusam­menge­fasst wird: Weit­er­lesen

Sonntagabendliche Betrachtungen

Von Anatol Stefanowitsch

Beim Zap­pen habe ich ger­ade im „Quiz-Taxi“ auf Sat.1Kabel Eins fol­gende Frage mitbekommen:

Wie lautet das Palin­drom von Lager?

Da den Quizteil­nehmer der Begriff Palin­drom nicht bekan­nt war, kon­nten sie die Frage nicht beant­worten. Eigentlich kön­nte man sich darüber stre­it­en, ob die Frage richtig gestellt war. Weit­er­lesen

Online-Durchsuchung (Nachtrag)

Von Anatol Stefanowitsch

Ger­ade im ZDF gehört:

Es kann nicht sein, dass der Com­put­er und die darin liegende Fest­plat­te ein Raum sind, wo der deutsche Rechtsstaat sagt, da greifen wir nicht zu (Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin).

Nein, natür­lich nicht, Frau Bun­deskan­z­lerin. Wenn die da schon so ver­lock­end rum­liegen, dann muss man auch zugreifen.

Presseschau

Von Anatol Stefanowitsch

Sie wussten es vielle­icht nicht, aber der Deutsche Bun­destag hat eine Enquete-Kom­mis­sion „Kul­tur in Deutsch­land“. Die hat sich im Jan­u­ar mit der Arbeit der Ver­w­er­tungs­ge­sellschaften beschäftigt (gebracht hat das, angesichts der ger­ade ver­ab­schiede­ten Nov­el­le des Urhe­ber­rechts ja schein­bar nichts) und im März mit der Stärkung der „Kul­tur- und Kreativwirtschaft“ (was auch immer das ist). Mehr find­et sich nicht auf der Web­seite der Kom­mis­sion.

Aber laut Ham­burg­er Abend­blatt will die Kom­mis­sion jet­zt die deutsche Sprache ret­ten — natür­lich auf höch­stem Niveau: Weit­er­lesen

Schreibtische und schmutzige Bomben

Von Anatol Stefanowitsch

Ein­er der vie­len Vorteile ein­er plu­ral­is­tis­chen, demokratis­chen Gesellschaft wie unser­er ist es, dass ein öffentlich­er Min­i­malkon­sens über poli­tis­che Entschei­dun­gen auch dann hergestellt wer­den muss, wenn ger­ade keine Wahlen anste­hen. Poli­tis­che Entschei­dungsträger wis­sen, dass bei der näch­sten Gele­gen­heit abgewählt wer­den, wenn sie gegen die öffentliche Mei­n­ung han­deln ohne sich aus­re­ichend zu erklären.

Wer an den Schalt­stellen der Macht sitzt muss also ver­suchen, die Öffentlichkeit auf seine Seite zu brin­gen. In ein­er besseren Welt als der unseren würde das duch aus­führliche ratio­nale Debat­ten geschehen, bei denen das Für und Wider ein­er Entschei­dung unter Ein­beziehung ein­er wohlin­formierten und inter­essierten Öffentlichkeit sorgsam abge­wogen und aus­disku­tiert wird (Kapi­tel 4 in Post­mans Amus­ing Our­selves to Death ist da nach wie vor eine lohnende Lek­türe). In der Welt, in der wir nun ein­mal tat­säch­lich leben, zählen stattdessen kurze, grif­fige Aus­sagen, in denen für Argu­mente nicht viel Platz ist. Weit­er­lesen

Unwissenheit ist Stärke

Von Anatol Stefanowitsch

Fran­co Frat­ti­ni ist der Vizepräsi­dent der Europäis­chen Union. „Ich bin ver­ant­wortlich für Frei­heit, Sicher­heit und Recht“, teilt er den Besuch­ern sein­er Web­seite mit. Allerd­ings scheint er es mit seinem jüng­sten Vorschlag wed­er mit der Frei­heit noch mit dem Recht beson­ders ernst zu meinen — und mit der Sicher­heit eigentlich auch nicht. Weit­er­lesen