Archiv der Kategorie: Bremer Sprachblog

In dieser Kat­e­gorie befind­en sich Ana­tol Ste­fanow­itschs Beiträge aus dem Bre­mer Sprach­blog (2007–2010)

My home is my castle

Von Anatol Stefanowitsch

Ein paar Nachgedanken zu meinem Beitrag vom Fre­itag.

Der Nach­druck, mit dem einige Kom­men­ta­toren auf der Idee bestanden haben, die USA seien ein englis­chsprachiges Land, hat mich ver­wun­dert. Nein, eigentlich nicht. Diese Idee ist nun ein­mal fest in unseren Köpfen ver­ankert. Selb­st meine Stu­den­ten (die ja immer­hin zu einem beträchtlichen Teil Amerikanis­ten wer­den wollen), glauben es mir schlicht nicht, wenn ich es in meinen Sem­i­naren erwähne. Aber es ist eine Tat­sache: die USA haben keine Nation­al­sprache (die Ver­fas­sung ist zwar in englis­ch­er Sprache abge­fasst, aber sie sagt nichts zum Sta­tus dieser Sprache) und sie haben auch keine Amtssprache. Weit­er­lesen

Mi casa es su casa

Von Anatol Stefanowitsch

Welche der fol­gen­den Aus­sagen ist kein pop­ulär­er Irrtum: a) Die chi­ne­sis­che Mauer kann man vom Mond aus sehen, b) Spinat enthält viel gesun­des Eisen oder c) die USA sind ein englis­chsprachiges Land.

Dass a) und b) nicht stim­men, hat inzwis­chen wohl jed­er mit­bekom­men. Die chi­ne­sis­che Mauer ist zwar sehr lang, aber natür­lich viel zu schmal, um sie aus ein­er Ent­fer­nung von 385.000 Kilo­me­tern mit bloßem Auge sehen zu kön­nen (wer das nicht glaubt, soll ein­mal ver­suchen, sie in Google Earth zu find­en, ohne die Koor­di­nat­en zu ken­nen). Bei dem ange­blich so hohen und gesun­den Eisen­ge­halt von Spinat han­delt es sich um einen Mess­fehler. Also muss c) stim­men — die USA sind wirk­lich ein englis­chsprachiges Land. Weit­er­lesen

Aktionäre, ans Telefon!

Von Anatol Stefanowitsch

Die vier Sprachau­toritäten von der Aktion Lebendi­ges Deutsch tra­gen mit ihren messer­schar­fen Wortschatzbe­darf­s­analy­sen und stil­sicheren Neube­wor­tun­gen über­flüs­siger Lehn­wörter seit vie­len Jahren dazu bei, die deutsche Sprache vor dem sicheren Nieder­gang zu bewahren. Ohne ihren uner­müdlichen Ein­satz wäre das Deutsche längst voll­ständig durch das Englis­che ver­drängt wor­den, oder noch schlim­mer, auf das Niveau eines Bana­nen­händler­pid­gins gesunken. Weit­er­lesen

Ich bin (k)ein Pfannkuchen

Von Anatol Stefanowitsch

Im Blog Paper Cuts der New York Times fragt sich Steve Coates, ob Kennedys berühmter Satz „Ich bin ein Berlin­er“ zwin­gend so etwas bedeutet wie „Ich bin ein mit Marme­lade gefüll­ter Krapfen/Pfannkuchen“, und ob er nicht eigentlich hätte sagen müssen Ich bin Berlin­er. Anscheinend ist dies eine Frage, die schon seit langem disku­tiert wird — Coates zitiert den Ver­fass­er von Kennedys Rede, Ted Sorensen, wie fol­gt: Weit­er­lesen

Mehr veredeltes Leder

Von Anatol Stefanowitsch

Es passiert nicht oft, dass ich eine Aus­sage aus ein­er Zeitungsmeldung kri­tisiere, und der Kri­tisierte sich dann hier zu Wort meldet. Um ehrlich zu sein, es ist noch nie passiert — so wichtig ist das Bre­mer Sprach­blog dann wohl doch (noch) nicht im öffentlichen Diskurs.

Aber heute hat sich der Frank­furter Unternehmer Eduard Ble­sius, über den ich am Fre­itag geschrieben habe, in einem Kom­men­tar gemeldet. Damit der nicht unbe­merkt unterge­ht, und natür­lich weil ich ihm eine Antwort schulde, zitiere ich diesen Kom­men­tar hier kom­plett. Weit­er­lesen

Veredeltes Leder

Von Anatol Stefanowitsch

Die Net­zaus­gabe der Frank­furter All­ge­meinen Zeitung berichtet über den Frank­furter Unternehmer Eduard Ble­sius, der mit sein­er Fir­ma Cori­um Ober­flächen­tech­nik GmbH auch den asi­atis­chen Markt erobern möchte. Dabei wün­sche ich ihm viel Glück, aber darum geht es heute nicht, son­dern darum, wie er über sein Pro­dukt spricht:

Das Start­up-Unternehmen entwick­elt Schuh-Fin­ish, das von Allessa in Lohn­pro­duk­tion hergestellt wird. Fin­ish ist ein Mit­tel zur Vered­lung von Led­er, aus dem Schuhe gefer­tigt wer­den. Bei dieser Umschrei­bung muss es bleiben: „Ich bin kein Fre­und von Anglizis­men, aber einen deutschen Begriff gibt es dafür nicht“, sagt Ble­sius. Diese beson­dere Art ein­er Creme wird ver­wen­det, wenn ein Schuh fer­tigt ist. Denn während das Led­er über den Leis­ten ges­pan­nt und ver­ar­beit­et wird, erlei­det es Kratzer – außer­dem sind Nähte nicht einge­färbt. Wird danach Fin­ish aufge­tra­gen, glänzt ein Schuh so, wie die Kun­den es erwarten.

Mit anderen Worten: der Mann stellt Schuhcreme her. Warum sagt er das dann nicht ein­fach? Weit­er­lesen

Public Viewing

Von Anatol Stefanowitsch

Der Aktion Lebendi­ges Deutsch ist es wieder ein­mal gelun­gen, nicht nur sinnlose, son­dern auch pein­liche Verbesserungsvorschläge bezüglich der deutschen Sprache zu machen:

Unter den über 1800 Ein­sendun­gen für das Such­wort „Cof­fee-to-go“ hat die Jury „Geh-Kaf­fee“ aus­gewählt (mit Sym­pa­thien für „Fersen-Kaf­fee“ und „Kaf­fee entführt“).

Fersen-Kaf­fee — davon abge­se­hen, dass das eklig klingt, schwingt hier, eben­so wie bei Kaf­fee ent­führt, wie so oft eine grund­sät­zliche Kri­tik an der beze­ich­neten Sache durch. Die vier Aktionäre kom­men offen­sichtlich nicht klar mit der Tat­sache, dass es Kaf­fee über­haupt zum Mit­nehmen gibt. Weit­er­lesen

Präskriptive Wissenschaft?

Von Anatol Stefanowitsch

Mark Liber­man denkt im Lan­guage Log darüber nach, ob es eine präskrip­tive Wis­senschaft geben kann. Seine Antwort ist ein vor­sichtiges Ja. Dabei hat er aber nicht etwa eine Syn­these im Sinn, wie wir sie hier disku­tiert und abgelehnt haben. Er weist vielmehr darauf hin, dass prinzip­iell das Meth­o­d­en­in­ven­tar zur Ver­fü­gung ste­ht, um die Behaup­tun­gen von Sprach­nör­glern wis­senschaftlich zu über­prüfen. Nach­dem er eine Fall­studie aus der Forschungslit­er­atur dargestellt hat, kommt er zu fol­gen­dem Faz­it: Weit­er­lesen