Archiv der Kategorie: Bremer Sprachblog

In dieser Kat­e­gorie befind­en sich Ana­tol Ste­fanow­itschs Beiträge aus dem Bre­mer Sprach­blog (2007–2010)

Anglizismenzählen für Dummies

Von Anatol Stefanowitsch

Gestern waren wir (und damit meine ich mich) bei unser­er (und damit meine ich mein­er) Diskus­sion der dieswöchi­gen Aus­gabe von Welt-Online-Textchef Sönke Krügers Kolumne „Wort­ge­fecht“ bis zu seinem „Die-Menschen-können-kein-Englisch-also-verstehen-sie-auch-keine-englischen-Lehnwörter“-Schachzug gekommen.

Dieser Schachzug ist bei Sprach­nör­glern sehr beliebt, obwohl er auf offen­sichtlich falschen Annah­men beruht: man muss nämich eine Sprache nicht beherrschen, um Lehn­wörter aus dieser Sprache zu ver­ste­hen. Weit­er­lesen

Bischöfliche Gedanken über die Bildung

Von Anatol Stefanowitsch

Im All­ge­meinen beschw­eren sich alte weiße Män­ner ja eher darüber, dass die Men­schen heutzu­tage (vor allem die jun­gen) zu wenig Bil­dung besitzen — viel weniger als früher. Nicht so Patrick O’Donoghue, Bischof von Lan­cast­er. Er find­et, dass die Men­schen viel gebilde­ter sind, als gut für sie wäre. Seine Aus­sagen sind ein typ­is­ch­er Fall von katholis­ch­er Logik: wenn die Wörter, die er ver­wen­det, das bedeuten, was sie für jeden nor­malen Men­schen bedeuten, erschließt sich nicht, wo genau eigentlich sein Prob­lem liegt. Weit­er­lesen

Emerging Artists

Von Anatol Stefanowitsch

Entwed­er die vier Her­ren von der Aktion Lebendi­ges Deutsch haben es langsam genau­so satt, ihre monatliche Wörter­suche zu betreiben, wie ich es müde bin, sie zu kom­men­tieren. Oder sie entwick­eln auf ihre alten Tage eine Anglizis­men­tol­er­anz. Oder die Teil­nehmer sind nicht so fan­tasievoll wie früher. Auf jeden Fall haben sie zum zweit­en Mal in Folge einem englis­chen Lehn­wort eine per­ma­nente Aufen­thalts­genehmi­gung erteilt, und dies­mal sog­ar ohne orthografis­che Verbesserungsvorschläge: Weit­er­lesen

Kaffepaussi

Von Anatol Stefanowitsch

Als der urbane Mythos von der deutschen Kaf­fepaus­si auf finnis­chen Lin­ien­bussen auf Betrieb­spause seinen Siegeszug durch die deutsche Pres­se­land­schaft antrat, gab es das Bre­mer Sprach­blog noch nicht, und so kon­nte ich nichts dazu schreiben. Aber seit­dem begeg­net mir das Wort min­destens ein­mal pro Monat bei mein­er Suche nach Blog­barem. Diese Woche war es wieder soweit, und so kann ich das endlich nach­holen. Weit­er­lesen

Frei von der Lippe

Von Anatol Stefanowitsch

Ich muss arbeit­en und werde es mir nicht anse­hen kön­nen, aber der MDR will den Markt für medi­ale Sprach­nörgelei wohl nicht dem WDR und Bas­t­ian Sick über­lassen und strahlt heute abend die Sendung „Frei von der Lippe“ aus, in der Jür­gen von der Lippe „den Schwierigkeit­en der deutschen Sprache auf der Spur“ sein wird. Weit­er­lesen

Namensgeber

Von Anatol Stefanowitsch

Ich kann mich nicht erin­nern, jemals einem Gegen­stand einen Namen gegeben zu haben. Selb­st mein alter Ted­dy­bär hieß immer nur „Ted­dy­bär“ und mein Auto nenne ich „mein Auto“. Aber viele Men­schen haben schein­bar einen engeren Bezug zu den unbelebten Objek­ten, die sie umgeben und verteilen Namen nicht nur an Kuscheltiere und Autos, son­dern auch an Haushalts­ge­gen­stände. Weit­er­lesen

Verbrechen und Mundart

Von Anatol Stefanowitsch

Dialek­te haben ein schw­eres Imageprob­lem — und das, soweit wir wis­sen, immer und über­all. Sprech­er völ­lig unter­schiedlich­er Sprachge­mein­schaften sind sich (grob gesagt) einig, dass Dialek­t­sprech­er zwar net­ter, authen­this­ch­er und zuver­läs­siger sind, als Sprech­er der jew­eili­gen „Hochsprache“, aber eben­so einig sind sie sich, dass Dialek­t­sprech­er unge­bildet, ein biss­chen blöd im Kopf und zum gesellschaftlichen Mis­ser­folg ver­dammt sind. Weit­er­lesen

Gemeinsam einsam

Von Anatol Stefanowitsch

Da lasse ich mich ein­mal zu ein­er halb­nor­ma­tiv­en Aus­sage hin­reißen und sofort ger­ate ich in Schwierigkeit­en. Am Ende des let­zten Beitrags habe ich, inspiri­ert durch den Tag der deutschen Ein­heit, fol­gende Weisheit mit meinen Lesern geteilt:

Aus sprach­wis­senschaftlich­er Per­spek­tive gibt es übri­gens einen klaren Ratschlag für die Regelung der Zusam­men- und Getren­ntschrei­bung: es sollte orthografisch zusam­menwach­sen, was mor­phol­o­gisch zusam­men gehört — so, wie es im Deutschen wenig­stens bei sub­stan­tivis­chen Kom­posi­ta durchgängig der Fall ist.

Ich hat­te gehofft, dass in der all­ge­meinen patri­o­tis­chen Hochstim­mung kein­er auf die For­mulierung „wenig­stens bei sub­stan­tivis­chen Kom­posi­ta“ ansprin­gen würde. Weit­er­lesen