Archiv der Kategorie: Bremer Sprachblog

In dieser Kat­e­gorie befind­en sich Ana­tol Ste­fanow­itschs Beiträge aus dem Bre­mer Sprach­blog (2007–2010)

Das Bremer Sprachblog: (Fast) ein Nachruf

Von Anatol Stefanowitsch

Ich habe es gestern bere­its angedeutet und heute kündi­ge ich es offiziell an: Mor­gen, auf den Tag drei Jahre nach meinem ersten Beitrag hier im Bre­mer Sprach­blog nehme ich meinen Hut, lösche die Lichter, und ziehe die Tür hin­ter mir zu. Grund genug, dem Bre­mer Sprach­blog einen kleinen Nachruf zu gön­nen. Weit­er­lesen

No Headlines

Von Anatol Stefanowitsch

Die Aktion Lebendi­ges Deutsch hat natür­lich auch im let­zten Monat wieder zwei Neube­wor­tungsvorschläge vorgelegt. Zunächst war ein deutsch­er Begriff für das Spot­light gesucht, und die Aktioneure haben eine wenig über­raschende Wahl getroffen:

Beim Such­wort „Spot­light“ hat sich die Jury für „Punk­tlicht“ entsch­ieden — genau das­selbe in der sel­ben Kürze.

Wenig über­raschend, weil dies die deutsche Über­set­zung für spot­light ist, die sich in jedem deutsch-englis­chen Wörter­buch find­et. Auch der WAHRIG betra­chtet bei­de Begriffe als Syn­onyme, wie die Ein­träge für Spot­light und Punk­tlicht zeigen: Weit­er­lesen

Am Ende des Tages

Von Anatol Stefanowitsch

Die Sprach­nör­gler haben vor kurzem eine neue Redewen­dung ent­deckt, die es auszumerzen gilt, näm­lich am Ende des Tages in der fol­gen­den Verwendung:

  1. Am Ende des Tages ste­ht für mich eine rena­turi­erte Ems“, sagt Nieder­sach­sens Min­is­ter­präsi­dent Chris­t­ian Wulff. [Finan­cial Times]
  2. Am Ende des Tages zählen Leis­tung und Zahlen“, sagt Peter Staab, zuständig für Investor Rela­tions… [Welt.de]
  3. Die deutsche Singspielin­dus­trie darbt. Am Ende des Tages kön­nen nur heiße Stoffe wie das Oba­ma-Musi­cal neue Hoff­nung brin­gen. [Finanztreff.de]

Schon 2006 hat Chefnör­gler Bas­t­ian Sick diese Phrase in ein­er Glosse als Beispiel für einen Anglizis­mus erwäh­nt: Weit­er­lesen

Neblige Wirtschaftssprache

Von Anatol Stefanowitsch

Gestern lief im SWR 2 eine recht inter­es­sante Sendung zum The­ma „Wirtschaftssprache“, die man hier nach­hören kann.

Der Mod­er­a­tor Eber­hard Reuß disku­tiert mit Dag­mar Deck­stein (SZ-Wirstschaft­sredak­teurin), Lud­wig Eichinger (Direk­tor des Insti­tuts für Deutsche Sprache) und Gün­ter Gau­gler (SAP-Press­esprech­er) und ver­sucht mit aller Macht, seine Vorurteile ins Gespräch zu brin­gen: Wirtschaftssprache ist floskel­haft und inhalt­sleer, die Man­ag­er wollen damit unser Ver­ständ­nis vernebeln ohne sich auf irgen­det­was festzule­gen und Englisch dient dazu, alles noch weniger Ver­ständlich zu machen. Weit­er­lesen

Schnee im Deutschlandradio

Von Anatol Stefanowitsch

Ich habe im Deutsch­landra­dio ein Inter­view zu den Eski­mo-Wörtern für Schnee gegeben: hier ist ein direk­ter Link zum Pod­cast des Inter­views auf der Web­seite von Deutsch­landra­dio-Kul­tur. Lei­der fehlt dort die Anmod­er­a­tion, der Pod­cast geht mit mein­er ersten Antwort los. Die Anmod­er­a­tion ging unge­fähr so (die Inter­view­erin hat sie mir vor­ab per E‑Mail geschickt, der tat­säch­liche Wort­laut war in der Sendung dann leicht anders):

Pul­ver­schnee — Papp­schnee — Harsch — es gibt in Deutsch­land eine ganze Rei­he von Beze­ich­nun­gen, für das, was ger­ade als Folge des Tiefs Daisy das ganze Land bedeckt. Und doch leben die meis­ten von uns im Bewusst­sein, dass wir im Ver­gle­ich zu den Eski­mos — oder Inu­it — nur ganz ganz wenige Begriffe für Schnee ken­nen. Die Bewohn­er der ver­schneit­en Land­stiche wür­den — so heißt es — bis zu 400 Wörtern für Schnee ken­nen. Es seien aber — so räumte die Süd­deutsche Zeitung mit diesem Mythos auf: in Wirk­lichkeit nur zwei: näm­lich das Wort Quanik — für den liegen­den Schnee und Aput für den fal­l­en­den. Haben die Inu­it oder Eski­mos also gar nicht viel mehr Wörter als wir für Schnee? Das habe ich den Sprach­wis­senschafts-Pro­fes­sor Ana­tol Ste­fanow­itsch von der Uni­ver­sität Bre­men gefragt.

Außer­dem gibt es hier eine Kurz­nachricht auf der Deutsch­landra­dio-Web­seite, die die Essenz des Beitrags unter der Über­schrift wiedergibt: „Lin­guist: Nicht viele Wörter für Schnee in den Eski­mo-Sprachen“. Das klingt, als sei es eine Neuigkeit (ist es nicht) und als habe ich das ent­deckt (habe ich nicht), aber natür­lich habe ich bere­its aus­führlich­er darüber geblog­gt, und zwar unter anderem hier: Weit­er­lesen

Tabuschilder

Von Anatol Stefanowitsch

Vor ein paar Monat­en habe ich am Flughafen von Bergen diese nett gestal­teten Toi­let­ten­türen gesehen:

Toilettentüren im Flughafen von Bergen

Toi­let­ten­türen im Flughafen von Bergen

Mit Sprache hat es nichts zu tun, aber aus semi­o­tis­ch­er Per­spek­tive sind die Darstel­lun­gen inter­es­sant. Weit­er­lesen

Ein Nachtrag, welcher den letzten Beitrag präzisiert

Von Anatol Stefanowitsch

In meinem let­zten Beitrag habe ich unter anderem darauf hingewiesen, dass mir bei der Lek­türe des Schweiz­er Bah­n­magazins Via die häu­fige (um nicht zu sagen, durchgängige) Ver­wen­dung des Pronomens welch- (welche, welch­er, welch­es, welchem, welchen) als Rel­a­tivpronomen aus bun­des­deutsch­er Per­spek­tive unge­wohnt vorkommt.

Im bun­desre­pub­likanis­chen Stan­dard-Schrift­deutsch, so meine klare Intu­ition, kommt dieses Pronomen haupt­säch­lich als Inter­rog­a­tivpronomen vor (Beispiel 1); als Rel­a­tivpronomen (Beispiel 2) ist es dage­gen sehr sel­ten: Weit­er­lesen

Schlittelwetter!

Von Anatol Stefanowitsch

Wenn ich Mon­tag früh nach Bre­men fahre, nehme ich oft einen Zug, der von den Schweiz­erischen Bun­des­bah­nen betrieben wird.

Wenn ich dann das Bor­d­magazin „Via“ auf­schlage, habe ich immer das Gefühl, dass ich durch einen Quan­ten­tun­nel in ein alter­na­tives Uni­ver­sum ger­at­en bin – einem, das dem, aus dem ich komme, sehr ähn­lich ist, das sich aber in sub­tilen Kleinigkeit­en unter­schei­det. Zu einem kleinen Teil liegt das am Inhalt des Mag­a­zins, zum Beispiel an Leser­briefen wie diesem, in dem es um die Frage geht, ob man in der Bahn seine Füße hochle­gen darf: Weit­er­lesen

Twitter in den Zeiten der Lautverschiebung

Von Anatol Stefanowitsch

Im Zuge unser­er Suche nach dem schön­sten Fremd­wort des Jahres 2009 ist eine Frage um die laut­liche Form eines Wortvorschlags, twit­tern, aufge­taucht.

Sprach­blogstammkom­men­ta­tor Gareth, der das Wort nominiert hat, sagt in sein­er Begrün­dung zu seinem Vorschlag: Weit­er­lesen

Jugendwort 2009

Von Anatol Stefanowitsch

Das Jahr neigt sich dem Ende zu und wir dür­fen uns neben triefend­en Jahres­rück­blick­en auch auf eine Rei­he von Wörtern und Unwörtern des Jahres gefasst machen.

In den USA hat das New Oxford Amer­i­can Dic­tio­nary vor ein paar Tagen das Wort unfriend zum „Word of the Year“ ernan­nt, in Deutsch­land eröffnet der Ver­lag Lan­gen­schei­dt den Reigen der Wort­wahlen mit dem „Jugend­wort 2009“. Die Top 5:

  1. hartzen
  2. bam
  3. Bankster
  4. Rudel­guck­en
  5. Pisaopfer

Die Lan­gen­schei­dt-Jury ist von ihrer eige­nen Wahl so begeis­tert, dass sie sich zu fast poet­is­chen sozialkri­tis­chen Aus­führun­gen hin­reißen lässt: Weit­er­lesen