Archiv der Kategorie: Altes Sprachlog

In dieser Kat­e­gorie befind­en sich Ana­tol Ste­fanow­itschs Beiträge aus dem alten Sprachlog auf der SciLogs-Plat­tform (2010–2012)

Karibische Umnachtung

Von Anatol Stefanowitsch

Der Vere­in Deutsche Sprache pro­duziert ja so schnell und aus­dauernd so viel Unsinn, dass Deutsch­land eine Goldmedal­lie sich­er wäre, wenn Unsinn eine olymp­is­che Diszi­plin wäre. Aber dass Sprach­nörgelei (noch) nicht olymp­isch ist, hin­dert die Sprach­nör­gler natür­lich nicht daran, die Olymp­is­chen Spiele trotz­dem zu nutzen, um medi­ale Aufmerk­samkeit zu bekommen.

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Sprachbrocken 31/2012

Von Anatol Stefanowitsch

Bei der Suche nach Sprach­brock­en finde ich häu­fig Artikel, in denen die Kom­mu­nika­tion­ssys­teme von Tieren als „Sprache“ beze­ich­net wer­den. Nor­maler­weise ignoriere ich die, weil es sich bei solchen Sys­te­men nicht um „Sprachen“ han­delt. Damit die Tiere sich nicht ungerecht behan­delt fühlen, mache ich aber heute eine Ausnahme.

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Vundo pasas, vorto restas

Von Anatol Stefanowitsch

Nor­maler­weise bekomme ich in den Kom­mentaren ja Gegen­wind nur von Sprach­nör­glern mit schwachen Argu­menten und durch­schaubaren Motiv­en. Aber ich mir neulich in den Sprach­brock­en 24–28 einen Seit­en­hieb gegen das „lei­di­ge, nicht tot zu kriegende Esperan­to“ erlaubt habe, haben mich zur Abwech­slung zwei langjährige und sprach­lich höchst kom­pe­tente Leser/innen zurecht­gewiesen: jgoschler, pro­movierte Sprach­wis­senschaft­lerin, und Bertil Wen­ner­gren, der als Pro­gram­mier­er für die Esper­an­tic Stud­ies Foun­da­tion und das Esperan­to-Lern­por­tal lernu.net gear­beit­et hat. Wen­ner­gren warf mir vor, mich über die Sprache „lustig zu machen“, die er „zuhause jeden Tag mit [s]einer Frau spreche“ und jgoschler wies mich darauf hin, dass das Esperan­to nicht weniger wert sei als andere Sprachen und densel­ben Respekt ver­di­ene, und dass es unangemessen sei, sich über Esperan­to-Sprecher/in­nen „lustig zu machen“. Bei­de fan­den, dass ein solch­es Ver­hal­ten ger­ade von mir als Lin­guist befremdlich sei. Grund genug, meine Worte und meine Mei­n­ung zum Esperan­to etwas genauer zu erläutern.

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Sprachbrocken 29–30/2012

Von Anatol Stefanowitsch

Dass die Jugend von Heute nicht viel im Kopf hat, wis­sen wir ja alle, und so kann uns auch eine neue Studie nicht schock­ieren, die zeigt, dass deutsche Studierende „Schwierigkeit­en bei der Rechtschrei­bung, der Orthogra­phie, der Beherrschung von Gram­matik und Syn­tax“ haben, dass sie nicht in der Lage sind, „selb­st­ständig zu for­mulieren, zusam­men­hän­gende Texte zu schreiben“, „bei Vorträ­gen mitzuschreiben“ oder über­haupt „den roten Faden eines Textes zu begreifen“. Weit­er­lesen

Stille Post verschlechtert die Grammatik

Von Anatol Stefanowitsch

Amerikanis­che Wis­senschaftler haben her­aus­ge­fun­den, dass die SMS-Sprache von Jugendlichen deren Gram­matik ver­schlechtert. Zumin­d­est behauptet das eine Presseerk­lärung des Con­tentliefer­an­ten „Pres­se­text“. Aber wie immer, wenn wir etwas über die neuesten Erken­nt­nisse der amerikanis­chen Wis­senschaft erfahren, haben diese ein langes Stille-Post-Spiel hin­ter sich.

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Sprachbrocken 24–28/2012

Von Anatol Stefanowitsch

Wäre es nicht prak­tisch, wenn alle Men­schen eine einzige Sprache sprächen?“ fragt das Ham­burg­er Abend­blatt in der Rubrik Kinder­nachricht­en. „Das kön­nte viele Missver­ständ­nisse ver­hin­dern und über­haupt — stellt euch vor, ihr reist nach Japan und kön­ntet euch dort prob­lem­los ver­ständi­gen.“ Das wäre wirk­lich toll. Ein guter Kan­di­dat für eine solche Sprache wäre ja das Englis­che, das mit weltweit 1,5 Mil­liarde Sprecher/innen schon fast so weit ist. Aber das wäre wohl zu ein­fach, und deshalb emp­fiehlt das Ham­burg­er Abend­blatt stattdessen das lei­di­ge, nicht tot zu kriegende Esperan­to, das es weltweit auf eine schlappe Mil­lion Sprecher/innen bringt. Warum nicht gle­ich Klin­go­nisch, das von immer­hin ca. 20 bis 30 Sprecher/innen flüs­sig beherrscht wird.

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Wie man Männer zu Affen macht

Von Anatol Stefanowitsch

Die Rheinis­che Post hat gestern mit der Behaup­tung „Män­ner ähneln Affen mehr als Frauen“ die schlecht­este Schlagzeile eines pop­ulär­wis­senschaftlichen Artikels geliefert, die mir in diesem Jahr untergekom­men ist. Sie ist nicht nur falsch (was selb­st biol­o­gisch nur schwach gebilde­ten Men­schen intu­itiv klar sein dürfte), sie beruht außer­dem auf einem tief ver­wurzel­ten sex­is­tis­chen Denkmuster.

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Musikalische Männergefühle

Von Anatol Stefanowitsch

Vor ein paar Tagen gab es einige Aufre­gung um eine Wer­bekam­pagne des Musikver­sands Thomann, genauer gesagt, um ein Motiv daraus, das sich akku­rat mit dem Fach­be­griff „sex­is­tis­che Kackscheiße“ beschreiben lässt. Die Wer­bekam­pagne präsen­tiert eine Rei­he von Motiv­en, bei denen jew­eils zwei unter­schiedliche Bilder so zusam­menge­fügt wer­den, dass das untere Bild eine Fort­set­zung des oberen darstellt. Das obere Bild stellt dabei jew­eils eine/n Musiker/in beim Musizieren (haupt­säch­lich Musiker, darauf komme ich dann auch gle­ich) dar, und ist mit dem Claim „PLAY IT.“ verse­hen. Das untere Bild zeigt ganz unter­schiedliche Szenen, die das Gefühl hin­ter der Musik aus­drück­en soll und die mit dem Claim „FEEL IT.“ verse­hen ist. Wer sich ein besseres Bild machen will, find­et die Motive hier (dass min­destens eins davon sex­is­tisch ist, habe ich erwähnt).

Das Motiv, das Stein des Anstoßes war, zeigt in der oberen Hälfte einen Pianis­ten, der auf ein­er Klavier­tas­tatur spielt. Sein Kör­p­er wird auf der unteren Bild­hälfte durch den eines Mannes mit herun­terge­zo­ge­nen Hosen fort­ge­führt, der in seinem Auto sitzt. Auf seinem Schoß sitzt eine weit­ge­hend nack­te Frau, von der man nur den Unterkör­p­er sieht, der die Tas­tatur der oberen Bild­hälfte fort­führt. Der Blog­ger „Sofakissen“, der die Kam­pagne erst auf Twit­ter aus­führlich kri­tisiert und dann auch in seinem Blog aufge­grif­f­en hat, sieht darin (abso­lut kor­rekt) eine sex­uelle Objek­ti­fizierung der (zur Hälfte) dargestell­ten Frau:

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Sprachbrocken 23/2012

Von Anatol Stefanowitsch

Die Lübeck­er Nachricht­en waren diese Woche ein solch­er Quell sprach­lich­er Freuden, dass ich für die Sprach­brock­en woan­ders gar nicht mehr suchen musste. Da schreibt ein Peter Intel­mann zum Beispiel begeis­tert, aber anlass- und auch etwas ziel­los über die pol­nis­che Sprache. Und die ver­wirrt ihn sehr, denn sie benutzt zwar das lateinis­che Alpha­bet, „aber es sind eben lateinis­che Buch­staben mit pol­nis­chem Migra­tionsh­in­ter­grund“: Weit­er­lesen