Ich bin ja zurzeit viel mit der Deutschen Bahn unterwegs und nutze, um die Reisezeit optimal zu verwerten, die Durchsagen als Forschungsobjekt. Deshalb habe ich mich natürlich besonders über den aktuellen Beitrag in Kristin Kopfs „Schplock“ gefreut, in dem sie sich mit einer Besonderheit des Bahnenglisch befasst, die deutlich interessanter ist als die Frage, ob „Call-a-Bike“ besser „Ruf-ein-Rad“ heißen sollte:
Fast jedes Mal, wenn ich mit dem Zug unterwegs bin, fällt mir eine kleine Eigenheit im Bahnenglisch auf:
“Ladies and Gentlemen, we arrive Berlin-Spandau …“
Die Wendung scheint fest zu sein, äußerst selten höre ich Varationen mit einer Präposition, die to arrive ja eigentlich fordert: Man kann nur at (oder in) arriven, nackt ist das Verb nicht brauchbar. Ganz abgesehen davon, dass die Verbform eine andere sein müsste (we will be arriving …).
Die Frage der Verbform würde ich etwas differenzierter sehen. Der grammatische Kontext ist ja normalerweise In a few minutes, we arrive… oder We arrive … at 19:47, und da wäre es vorstellbar, dass die intendierte Aussage eine habituelle sein soll, also etwa „Zum Zeitpunkt X erreichen wir immer/jeden Tag …“. In diesem Fall wäre die Form we arrive annehmbar. Wenn das spezifische Ereignis des Ankommens an diesem einen Tag um diese eine Zeit gemeint ist, dann wäre ein Futur nötig, entweder in der Verlaufsform, wie Kristin vorschlägt, oder in der einfachen Form, also we will arrive…. Tatsächlich könnte das we arrive einfach ein undeutlich ausgesprochenes einfaches Futur sein: we’ll arrive.
Aber um die Zeitform geht es ja auch gar nicht, es geht um die Frage, ob arrive ein direktes Objekt erlaubt (We arrive [Objekt Berlin-Spandau]), oder ob das Ziel als adverbiale Ergänzung in Form einer Präpositionalphrase benannt werden muss (We arrive [Adverbial at/in Berlin-Spandau]). Kristin geht davon aus, dass ein direktes Objekt nicht möglich ist, und erklärt den Fehler als Interferenz aus dem Deutschen:
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