Wie gesagt, Sprachnörgler interessieren sich nicht besonders für Tatsachen, und darum war es vorhersehbar, dass sie sich auch durch ein repräsentatives Korpus nicht von ihrer morbiden Interpretation des Begriffs Public Viewing abbringen lassen würden.
Tom S. Fox, der schon im Bremer Sprachblog ausgiebig getrollt hat und vor einigen Wochen unter dem Namen A. Nonym auch im Sprachlog angekommen ist, nennt in seinem Kommentar zu diesem Beitrag zwei Quellen, die er für gewichtiger hält als ein 100-Millionen-Wörter-Korpus: Den amerikanischen Autor John Madison, der das Blog „Nothing for Ungood“ betreibt, und einen nicht genannten Freund, dem er eine E‑Mail geschrieben hat.
John Madison behauptet das in der Tat. Allerdings verdient er nun einmal sein Geld damit, Deutschen einzureden, er beschreibe „[d]eutsche Seltsamkeiten aus amerikanischer Perspektive“ (so der Untertitel seines Buches zum Blog). Dabei liegen die Seltsamkeiten sehr häufig einzig und allein an seiner Überzeugung, dass er ganz persönlich der Maßstab dafür sei, wie die Amerikaner denken, sprechen und handeln. Mit anderen Worten, er ist eine Art Bastian Sick für in Deutschland lebende Amerikaner. Man mag das, was er schreibt, amüsant finden (über Humor lässt sich ja leider nur schwer streiten), aber man sollte seine Glossen nicht mit Tatsachenbeschreibungen verwechseln.