Archiv der Kategorie: Altes Sprachlog

In dieser Kat­e­gorie befind­en sich Ana­tol Ste­fanow­itschs Beiträge aus dem alten Sprachlog auf der SciLogs-Plat­tform (2010–2012)

Tag der Muttersprache 2011

Von Anatol Stefanowitsch

Heute ist der Inter­na­tionale Tag der Mut­ter­sprache, den die UNESCO im Jahr 2000 ins Leben gerufen hat, um „ein Bewusst­sein für die Wichtigkeit kul­tureller und sprach­lich­er Vielfalt zu weck­en“. Beson­ders die  weltweit etwa 2 500 bis 3 000 bedro­ht­en Sprachen sollen dabei im Mit­telpunkt stehen.

Wer sich mit diesen bedro­ht­en Sprachen näher beschäfti­gen möchte, dem sei als Ein­stieg der von der UNESCO her­aus­gegebene inter­ak­tive Atlas der bedro­ht­en Sprachen empfohlen.

Bedro­hte Sprachen gibt es nicht nur ander­swo, son­dern auch direkt vor unser­er Tür. Nicht die deutsche Sprache ist es, um deren Über­leben wir uns sor­gen müssen, son­dern sechs Min­der­heit­en­sprachen, die die UNESCO als „gefährdet“ (def­i­nite­ly endan­gered) oder sog­ar „schw­er gefährdet“ (severe­ly endan­gered) einstuft.

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Warum die Idee einer Staatssprache Deutsch nicht harmlos ist

Von Anatol Stefanowitsch

In der Diskus­sion um die Peti­tion „Keine Auf­nahme der deutschen Sprache ins Grundge­setz“ kommt häu­fig das Argu­ment, dass die Peti­tion zu aufgeregt und schwarz­ma­lerisch oder auch ganz ein­fach zu unwichtig sei, um sich ern­sthaft damit zu befassen.

Die ein­fache Form dieses Argu­ments lautet „Es gibt wichtigere Dinge, über die wir uns Sor­gen machen soll­ten“. Das ist zwar richtig, es ist aber kein Grund, sich an der Peti­tion nicht zu beteili­gen. Es gibt immer wichtigere Dinge — Atom­müll, Bürg­erver­sicherug, Cas­tor­trans­porte, Demogra­phiewan­del, Erd­beben, Finanzkrise, Gen­er­a­tio­nenkon­flik­te, HIV, Irak, Jugen­dar­beit­slosigkeit, Kli­mawan­del, Län­der­fi­nan­zaus­gle­ich, Mil­itärdik­taturen, Net­zneu­tral­ität, Oder­hochwass­er, Pri­vatin­sol­ven­zen, Quack­sal­berei, Rohstoff­man­gel, Sozial­re­for­men, Tibetkon­flikt, Umweltver­schmutzung, Verteilungskriege, Whistle­blow­er­schutz, Xeno­pho­bie, Yup­pisierung und Zeitar­beit­star­ife. Aber es ist ja nicht so, als ob die zwei Minuten, die nötig sind, um sich auf der Web­seite des Peti­tion­sauss­chuss­es zu reg­istri­eren und die Peti­tion zu zeich­nen, jeman­den davon abhal­ten wür­den, sich an der Lösung dieser Prob­leme zu beteiligen.

Die dif­feren­ziert­ere Form des Argu­ments lautet „Die Ver­ankerung der deutschen Sprache im Grundge­setz hätte keine rechtlichen Kon­se­quen­zen. Es geht nur darum, die deutsche Sprache zu würdi­gen.“ Und das ist nicht richtig. Es stimmt zwar, dass die Auf­nahme ein­er Lan­dessprache allein keine Kon­se­quen­zen hätte, aber die Befür­worter ein­er solchen Auf­nahme lassen keinen Zweifel daran, dass sie eine grundge­set­zliche Ver­ankerung der deutschen Sprache als Grund­lage für eine Rei­he geset­zlich­er Regelun­gen betrachten. 

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Ein Jahr Sprachlog

Von Anatol Stefanowitsch

Vor ein paar Wochen (am 24. Jan­u­ar) hat­te das Sprachlog seinen ersten Geburt­stag. In der kurzen Atem­pause zwis­chen dem Anlaufen der Peti­tion „Keine Auf­nahme der deutschen Sprache ins Grundge­setz“ und der Verkün­dung des ersten „Anglizis­mus des Jahres“ hat­te ich nicht die Ruhe , das zum Anlass zu nehmen, um über das ver­gan­gene Jahr nachzu­denken, deshalb hole ich es heute nach.

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Lobet den Herrn!

Von Anatol Stefanowitsch

Wenn auch Ihr in den Klauen ein­er Sek­te seid, in der englis­ches Lehngut ange­betet wird: Es beste­ht Hoff­nung. Entsagt dem angel­säch­sis­chen Teufel­szeug und kehrt in den Schoß der einen wahren Kirche zurück.

Vomanglizismuskonvertiert

Oder ihr lernt den Unter­schied zwis­chen „Anglizis­mus“ und „Anglikanis­mus“ und genießt ein­fach euer Leben. Und feiert den Anglizis­mus des Jahres.

Deutschlernen leicht gemacht

Von Anatol Stefanowitsch

Die Befür­worter ein­er Festschrei­bung des Deutschen als Staatssprache im Grundge­setz argu­men­tieren häu­fig mit ein­er inte­gra­tions­fördern­den Wirkung. Ein paar Beispiele:

Ich will keine Zuwan­der­erfam­i­lien, die sich bis in die dritte Gen­er­a­tion weigern, die Sprache des Lan­des kor­rekt zu ler­nen, in dem sie leben! [Unter­schriften­samm­lung der Bild-Zeitung, zitiert z.B. hier]

Wir steuern auch sprach­lich auf Par­al­lelge­sellschaften zu. Berlin-Kreuzberg und Neukölln sind fast schon autarke Gebi­ete. Vom Gemüse­händler bis zum Zah­narzt spricht dort alles türkisch. Ich sehe deshalb die Fes­tle­gung auf Deutsch als Lan­dessprache als einen wichti­gen Schritt zur Inte­gra­tion. Wer auf diese Fes­tle­gung verzichtet, kriegt Par­al­lelge­sellschaften […] Zuwan­der­er sollen auch qua Ver­fas­sung merken, was dieser Staat und dieses Gemein­we­sen erwarten. [Josef Kraus, Präsi­dent des Deutschen Lehrerverbandes] 

Der Schutz der deutschen Sprache gehört im Grundge­setz ver­ankert. Respekt vor unser­er deutschen Sprache ist Respekt vor unser­er Kul­tur und unserem Land, den wir von allen ein­fordern, die bei uns leben. Ohne gemein­same Sprache gibt es keine wirk­same Inte­gra­tion. Wer sich der deutschen Sprache ver­weigert, ver­weigert sich der Inte­gra­tion in Deutsch­land. [Alexan­der Dobrindt, Gen­er­alsekretär der CSU

Auch in den Kom­mentaren hier im Sprachlog, im Forum des Peti­tion­sauss­chuss­es und an anderen Stellen, an denen über die Peti­tion berichtet wird, find­en sich solche Aussagen. 

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Die Sprachen der Bundesrepublik sind…

Von Anatol Stefanowitsch

„Die Sprache der Bun­desre­pub­lik ist Deutsch” — diesen Satz wollen die Befür­worter ein­er ver­fas­sungsrechtlich geschützten Lan­dessprache ins Grundge­setz aufnehmen, und argu­men­tieren unter anderem damit, dass schließlich auch viele andere Län­der der Europäis­chen Union — siebzehn ist eine oft genan­nte Zahl — ihre jew­eilige Lan­dessprache in ihrer Ver­fas­sung festschreiben. Vor allem unsere deutschsprachi­gen Nach­bar­län­der, die Schweiz und Öster­re­ich, wer­den in diesem Zusam­men­hang immer wieder genan­nt, so, als dürfe Deutsch­land nicht hin­ten anste­hen, wenn es um patri­o­tis­che Beken­nt­nisse zur deutschen Sprache geht. Obwohl es für die Gestal­tung unseres Grundge­set­zes ja eigentlich neben­säch­lich sein sollte, was andere Län­der in ihre Ver­fas­sun­gen schreiben, ist es also höch­ste Zeit, sich diese ein­mal näher anzusehen.

Begin­nen wir mit der Schweiz. In der Bun­desver­fas­sung der Schweiz­erischen Eidgenossen­schaft wird die Sprach­frage wie fol­gt geregelt:

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Norbert Lammert, die deutsche Sprache und das Grundgesetz

Von Anatol Stefanowitsch

Bun­destagspräsi­dent Nor­bert Lam­mert hält die Ver­ankerung der deutschen Sprache im Grundge­setz nicht nur für wichtig, er hält sie für sehr, sehr wichtig. Eigentlich für wichtiger als alles andere.

O‑Ton Lam­mert:

Wenn ich mir allerd­ings die 58 Änderun­gen und Ergänzun­gen des Grundge­set­zes betra­chte, die es seit 1949 gegeben hat, fall­en mir keine fünf Änderun­gen ein, die es an Bedeu­tung und Rang mit der Sprache als Mit­tel der Selb­stver­ständi­gung und Iden­tität eines Lan­des aufnehmen kön­nen. [welt.de]

Ern­sthaft? Keine fünf? Sie sind doch 1948 geboren, Herr Lam­mert, also alt genug, um sich möglicher­weise and die fol­gen­den Grundge­set­zän­derun­gen zu erin­nern: Weit­er­lesen

Warum die Petition “Keine Aufnahme der deutschen Sprache ins Grundgesetz” sinnvoll ist

Von Anatol Stefanowitsch

Die Peti­tion gegen die Auf­nahme der deutschen Sprache ins Grundge­setz ist gut ange­laufen, aber bis wir die 5 200 Stim­men erre­ichen, die ich als Min­i­malziel for­muliert habe, ist es noch ein weit­er Weg. Es find­en an ver­schiede­nen Stellen inter­es­sante (manch­mal aber auch erschreck­ende) Diskus­sio­nen über die Peti­tion statt, schon diese Diskus­sio­nen waren die Sache wert. Susanne Flach hat in ihrem Blog einige der wichtig­sten inhaltlichen Argu­mente und Gege­nar­gu­mente aus der Diskus­sion exzel­lent zusam­menge­fasst; ich möchte hier kurz eine Rei­he von Argu­menten gegen die Form der Peti­tion an und für sich auf­greifen und ver­suchen, sie zu entkräften. Vielle­icht kann ich damit zögernde poten­zielle Mitzeichner/innen ermuti­gen, zu entschlosse­nen tat­säch­lichen Mitzeichner/innen zu werden.

Die Peti­tion des Vere­ins Deutsche Sprache ist lächer­lich, aber mit der Gegen­pe­ti­tion lässt man sich auf das­selbe Niveau herab“, oder anders for­muliert: „Indem man eine Gegen­pe­ti­tion startet, zeigt man nur, dass man die lächer­lichen Forderun­gen des VDS ernst nimmt.“

Vielle­icht sind die Posi­tio­nen des Vere­ins Deutsche Sprache tat­säch­lich lächer­lich, aber die Peti­tion ist es sich­er nicht. Es gibt in bei­den großen Volksparteien Unter­stützer dieser Forderung, und vor allem aus der CDU kom­men mit Volk­er Kaud­er und Nor­bert Lam­mert zwei gewichtige Stim­men, die die Argu­men­ta­tion des VDS seit Jahren öffentlich und öffentlichkeitswirk­sam stützen. Die CDU hat gegen den Willen ihrer Vor­sitzen­den, Bun­deskan­z­lerin Merkel, einen Parteitags­beschluss gefasst, der die Auf­nahme des Deutschen ins Grundge­setz vor­sieht. Es han­delt sich also nicht um eine kuriose Forderung eines kleinen Sprachvere­ins, son­dern um einen ern­stzunehmenden Ver­such, ein sprach­lich­es Monopol des Deutschen im Grundge­setz festzuschreiben. Meine Peti­tion dient einem klaren Ziel: Die 46 000 Unter­schriften, die der VDS gemein­sam mit der Bild nach eige­nen Aus­sagen gesam­melt hat, dür­fen nicht unwider­sprochen als Mehrheitsmei­n­ung der Bevölkerung ste­hen bleiben.

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Unwörterwahlen: Sind sie doch zu etwas nütze?

Von Anatol Stefanowitsch

Zum Unwort des Jahres habe ich ja bis­lang wenig Nettes gesagt, aber vielle­icht war ich damit vor­eilig: Sie scheint Wirkung zu zeigen — wenig­stens bei Bun­destagspräsi­dent Nor­bert Lammert…

27. Februar 2010

Bun­destagspräsi­dent Nor­bert Lam­mert begrün­det seinen Saalver­weis protestieren­der Abge­ord­neter der Linken:

Der Präsi­dent nan­nte den Auss­chluss „alter­na­tiv­los“, betonte aber, dass dieser nicht die kom­plette Frak­tion, son­dern nur die Protest­teil­nehmer betr­e­ffe. Den­noch zog die kom­plette Frak­tion aus. [Tagesspiegel.de]

18. Januar 2011

Alter­na­tiv­los“ wird zum Unwort des Jahres gewählt. [Tagesspiegel.de]

19. Januar 2011

Bun­destagspräsi­dent Nor­bert Lam­mert find­et, dass es immer Alter­na­tiv­en gibt:

Bun­destagspräsi­dent Nor­bert Lam­mert (CDU) hat die Entschei­dung, das Wort „alter­na­tiv­los“ zum Unwort des Jahres zu bes­tim­men, als „ein­leuch­t­end“ beze­ich­net. Rein logisch sei es „unsin­nig, von Alter­na­tivlosigkeit zu reden“, sagte Lam­mert am Mittwoch im Inter­view mit der Nachricht­e­na­gen­tur dapd. Moniert werde ein Sprachge­brauch, „der schlicht eine Fahrläs­sigkeit in der Ter­mi­nolo­gie erken­nen lässt, die den meist sehr viel kom­plex­eren Sachver­hal­ten nicht gerecht wird“, fügte der Bun­destagspräsi­dent hinzu. Alter­na­tiv­en gebe es immer. Die eigentlich wichtige Frage sei, welche denkbare Lösung die best­mögliche sei. [dapd]