Archiv des Autors: Susanne Flach

Blogspektrogramm 9/2014

Von Susanne Flach

Ihr son­ntäglich­es Früh­stücks­fernse­hen ver­meldet heute bran­dak­tuelle Infor­ma­tion zu The­men in Wirtschaft, Migra­tion und Krim-Kon­flikt. Die Kul­turredak­tion ver­weist darüber hin­aus auf einen Lecker­bis­sen des Cineasmus.

  • Uni­ver­sitäten (hier: USA) lassen sich immer öfter ihre Mar­ket­ing­sprüche paten­tieren. Paten­tieren! An ihre eigentlichen Auf­gaben erin­nern Jacob H. Rooks­by im CHRONICLE OF HIGHER EDUCATION und Geof­frey Pul­lum im LANGUAGE LOG.
  • Im TAGESSPIEGEL erläutert Natalia Gar­ga­ri­na vom Zen­trum für All­ge­meine Sprach­wis­senschaft in Berlin, dass und warum es für Kinder mit Migra­tionsh­in­ter­grund vorteil­hafter ist, wenn sie zu Hause die Sprache ihrer Eltern ler­nen.
  • Nicht ganz uner­he­blich­es Span­nungspo­ten­tial birgt die Entschei­dung der neuen ukrainis­chen Führung, ein Gesetz zur Stärkung der Region­al­sprachen zurück­zunehmen, berichtet die TAZ. (Auch bei der Ein­führung 2012 hat es die Bevölkerung in Unruhe ver­set­zt.)
  • Im NEW YORKER macht sich Hen­drik Hertzberg in ein­er zweit­eili­gen Serie Gedanken zu sprach­lichen Anachro­nis­men in Fil­men und Serien, „Nobody said that then“, Teil I und Teil II. (Seine Beispiele wären zu über­prüfen, aber es geht ja eher um einen inter­es­san­ten Gedanken.)
  • Hal­lo Herr Müll­mann! – Was? – Sie ver­ste­hen mich nicht? Sie sind wohl ein Ital­iener? – Nein? Dann sind Sie aber ein Türke. – Sehen Sie, ich habe das sofort errat­en. Ich wollte Sie nur etwas fra­gen, Herr Türke.“ — Scar­lett Ammá schreibt in der neuen Kolumne „Third Cul­ture“ (MIGAZIN) über ras­sis­tis­che Sprache und Darstel­lung in Janosch-Kinder­büch­ern.

Blogspektrogramm 7/2014

Von Susanne Flach

Immer wieder Son­ntags kom­men unsere Lese­be­fehle mit dem Prädikat „höchst wertvoll“. Dieses Mal im Karus­sell der sprach­lichen Höch­stleis­tun­gen: Meta­phern, Eigen­na­men, Eigen­na­men, Wikipedia und Perspektiven:

  • Das Mag­a­zin der Johannes Guten­berg-Uni­ver­sität Mainz spricht mit der Ger­man­istin Damaris Nübling zu das Merkel und anderen Degradierun­gen bei Eigen­na­men.
  • Auf LAUT & LUISE kom­men­tiert Luise Pusch das Mei­n­ungs­bild auf Wikipedia zum gener­ischen Maskulinum (SL berichtete).
  • Im SPRACHSTAND wid­men sich Juliana Goschler und Ana­tol den konzeptuellen Meta­phern hin­ter Sozial­touris­mus und anderen Begrif­f­en aus dem Migrationsdiskurs.
  • SCIENTIFIC AMERICAN resüm­miert Stu­di­en zum Erwerb der Abstrak­tions­fähigkeit bei Kindern — und was Sprache damit zu tun hat.
  • Valentin, o, Valentin: Das Namen­forschungsportal hat ein paar lexikonar­tige Ein­träge zu „Roman­tik in Fam­i­li­en­na­men“.
  • Die FAZ wid­met sich am Beispiel eines Kleinkinds unaufgeregt den prak­tis­chen, medi­zinis­chen und gesellschaftlichen Umstän­den von gehör­losen Men­schen in Deutschland.
  • Wegen der Schreib­weise von „Karus­sell“ gab’s neulich auf sonem Jahrmarkt total Haue. Jet­zt kann Michael Mann vom LEXIKOGRAPHIEBLOG bestäti­gen: „Unter diesen Umstän­den soll­ten wir froh sein, dass es bis­lang noch nicht zum drit­ten Weltkrieg um die richtige Schrei­bung dieses Wortes gekom­men ist.“ Warum? Darum.

Blogspektrogramm 5/2014

Von Susanne Flach

So, zum Früh­schop­pen am Son­ntag­mor­gen müssen Sie sehr, sehr tapfer sein: heute geht’s eigentlich nur um Anglizis­men, Anglizis­men und ein paar -gates. Ach so ja, ein biss­chen Orthografie haben wir auch noch.

  • Michael Mann hat im LEXIKOGRAPHIEBLOG jet­zt Phub­bing auch lexiko­grafisch für sich ent­deckt.
  • DIE PRESSE berichtet erfrischend reflek­tiert über (Hinter)gründe eines wie auch immer geart­eten „Orthografieprob­lems“ in Grundschulen.
  • Matthias Heine schreibt in der WELT neues über einen, öhöm, alten Hut: Sale, der Megan­erv­fak­tor der Sprachkri­tik… oder: ein nüt­zlich­er Pro­ll-Anglizis­mus eben.
  • Vielle­icht haben’s ja nicht alle mit­gekriegt, der Anglizis­mus das Jah Nicht nur wir haben über -gate und Kon­sorten geschrieben, auch die Medi­en haben inten­siv berichtet. Beim ANGLIZISMUS DES JAHRES gibt es jet­zt neben unser­er Pressemel­dung eine umfassende Auswahl von Pressereak­tio­nen. Einige unser­er per­sön­lichchen Lieblinge: 
    • Für die DPA hat Anja Sokolow eine tage­sak­tuelle Mel­dung geschrieben, und eine für den Tag danach, für die sie auch beim Duden, bei der GfdS und beim VDS Mei­n­un­gen zu Anglizis­men im Deutschen einge­holt hat.
    • In der WELT wirft Matthias Heine unter anderem einen Blick darauf, was unser Anglizis­mus 2013 in anderen Sprachen macht.
    • In der HANNOVERSCHEN ALLGEMEINEN ord­net Imre Grimm den Anglizis­mus des Jahres in den größeren Zusam­men­hang englis­ch­er Lehn­wörter ein.
    • Für die POTSDAMER NEUESTEN NACHRICHTEN nimmt Bernd Matthies, der die Wörter­wahl seit 2010 kon­struk­tiv-kri­tisch beobachtet, unseren diesjähri­gen Sieger unter die Lupe.
    • FURIOS, das Cam­pus­magazin der FU, hat ein Inter­view mit Susanne und Ana­tol geführt.
    • Für den englis­chen Sprachraum berichteten THE LOCAL und THE REGISTER über den AdJ 2013.

Blogspektrogramm 3/2014

Von Susanne Flach

In der Kürze liegt die Würze: während sich die Jury aus Sprachlog und Lexiko­gra­phieblog zur Beratung über den Anglizis­mus zurück­ge­zo­gen hat, brin­gen wir eine kleine Press­eschau zum Unwort des Jahres, Vor­na­men und Leitideen in der Sprachwissenschaft:

Kandidaten für den Anglizismus des Jahres 2013: Selfie

Von Susanne Flach

Self­ie, das dig­i­tale Selb­st­por­trait, das sich in den let­zten Jahren auf­grund der tech­nis­chen Ver­füg­barkeit von Smart­phones und sozialen Net­zw­erken als Ver­bre­itungskanäle zu einem Massen­phänomen entwick­elt hat — kul­turell und lin­guis­tisch ist das mal wirk­lich voll 2013.

Weit­er­lesen

Kandidaten für den Anglizismus 2013: Fake-

Von Susanne Flach

Nach dem größten Fake­fake 2014 über­haupt, den Twit­ter let­zte Woche unter unge­fak­ter Anteil­nahme des Pos­til­lon mit sich und dem Rest der Welt aus­ge­focht­en hat, knöpfen wir uns heute Fake-Konzept und ‑Mor­pholo­gie vor. Wenn Ihnen das jet­zt zu viel Meta war — gut aufpassen!

Nominiert ist Fake-, nen­nen wir es vor­läu­fig ein Prä­fix. Das ist keine triv­iale Fest­stel­lung. Denn während es mit dem Nomen Fake und seinen Ableitun­gen fak­en oder Faker/in enge Bedeu­tungs­beziehun­gen unter­hält, hat Fake- in der deutschen Sprachge­mein­schaft ein so faszinieren­des seman­tis­ches und mor­phol­o­gis­ches Eigen­leben entwick­elt, dass wir ihm unrecht tun wür­den, es als bloße Zutat zu hunds­gewöhn­lichen Kom­posi­ta abzu­tun. Und bevor Sie sich fra­gen, ob Fake- als Anglizis­mus 2013 taugt, wo es doch soooo alt ist — ein­fach das Span­nungs­feld aus sehr Altem, viel Neuem und sprach­lich Wertvollem genießen!

Weit­er­lesen

Blogspektrogramm 1/2014

Von Susanne Flach

Her­zlich willkom­men in 2014! Über die Feiertage war es etwas ruhiger, aber wir haben trotz­dem span­nende Links aus­ge­graben, heute über­wiegend aus der Welt der Lexiko­grafie: Wort­wahlen, Wort­wahlen, Wor­tan­zahl und — Gemüse:

  • Das Jahr hat gut begonnen bei der Wahl zum Anglizis­mus des Jahres 2013: Michael bespricht Smart­watch und Ana­tol Whistle­blow­er.
  • Die Amer­i­can Dialect Soci­ety wählt Anfang Jan­u­ar tra­di­tionell das amerikanis­che Wort des Jahres (WOTY). Dieses Mal, und das mag einige über­raschen, ist es because. Wir find­en: eine wirk­lich lin­guis­tis­che Wahl!
  • Mit den WOTYs der Ver­gan­gen­heit beschäftigte sich Britt Peter­son im BOSTON GLOBE bere­its Anfang Dezem­ber und fragt sich, was aus ihnen gewor­den ist: „Where are they now?“.
  • Auf JABAL AL-LUGHAT wid­met sich Lameen Souag dem Mythos, dass Ara­bisch „25-mal mehr Wörter hat“, als Englisch (via @haspelmath).
  • Offen­bar haben offizielle Stellen in Korea den Nach­barn in Chi­na und Tai­wan anger­at­en, die Gemüsezu­tat­en zu Kim­chi, dem kore­anis­chen Nation­al­gericht, dort anders zu nen­nen, weil die chi­ne­sis­chen und tai­wane­sis­chen Vari­anten sich deut­lich von den kore­anis­chen unter­schei­den. Darüber berichtet Vic­tor Mair im LANGUAGE LOG. ((Inter­es­sante Vorstel­lung: Lassen Sie uns dem Rest der Welt vorschreiben, wie sie Wurst — oder was sie dafür hal­ten — zu nen­nen haben. Alter­na­tiv behal­ten Sie das im Hin­terkopf, fürs näch­ste Mal, wenn es um Soße und Zen­sur gehen soll.))

Blogspektrogramm 51/2013

Von Susanne Flach

So, kurz vor Wei­h­nacht­en machen wir das infor­ma­tiv und schmer­z­los, ganz ohne Wei­h­nachts­duse­lei und mit Per­son­al­pronomen, Akzen­ten, Poli­tis­chem und einem self­ie:

  • Auf THE LAST WORD ON NOTHING beschreibt Michelle Nijhuis, wie sie auf Wun­sch ihrer Tochter beim Vor­lesen vom „kleinen Hob­bit“ aus Bil­bo Bag­gins ein Mäd­chen gemacht hat. Dazu passend: Ana­tol hat vor eini­gen Jahren schon über seine vor­leserischen Redak­tion­sentschei­dun­gen geschrieben.
  • Und wer dann immer noch glaubt, geschlechterg­erechte Sprache (hier: Per­son­al­pronomen) sein ein Prob­lem des Deutschen, der wende sich dieser Diskus­sion zu: im Vere­inigten Kön­i­gre­ich ver­han­delte man he vs. they let­ztens im Ober­haus, Geof­frey Pul­lum antwortet in LINGUA FRANCA.
  • In den Nieder­lan­den wurde self­ie zum Wort des Jahres gewählt. Damit erk­lären wir es zum heißesten Anwärter zum „Welt­wort des Jahres 2013“.
  • Zur Rede des Jahres wählte das Sem­i­nar für Rhetorik der Uni­ver­sität Tübin­gen Gre­gor Gysis Bun­destagsrede zum NSA-Skan­dal vom 18. Novem­ber. Die überzeugte die Jury nicht nur inhaltlich, son­dern auch in Struk­tur und Vor­tragsweise. Endlich ein­mal eine „X‑des-Jahres“-Wahl, der wir uns ganz uniro­nisch anschließen können.
  • Wo wir ger­ade vom X‑des-Jahres reden: Auch die Anglizis­mus-des-Jahres-Jury war wieder fleißig und hat die näch­sten vier Wortkan­di­dat­en besprochen: Land Grab­bing, Gam­i­fi­ca­tion, per­for­men und insta­gram­men.
  • Eigentlich eher aus dem Bere­ich Sprach­brock­en Absur­dis­tan kommt die Mel­dung, dass das Ver­wal­tungs­gericht Neustadt (ver­mut­lich meint man Neustadt an der Wein­straße) eine Klage abgewiesen hat, die sich gegen die Ver­wen­dung der Beze­ich­nung „Job­cen­ter“ richtete. Da hat — ohne Witz — jemand geklagt, weil die Amtssprache ja „deutsch“ sei und Job­cen­ter nicht dazu gehöre. Also entwed­er haben wir ger­ade genug zu tun oder wir find­en das beson­ders absurd, aber erin­nert sich noch wer hier­an, Punkt 3?
  • Ist es jet­zt eine große Große Koali­tion oder eine kleine große Koali­tion? Mit dieser Frage beschäftigt sich knapp Dr. Bopp.

Kandidaten für den Anglizismus 2013: performen

Von Susanne Flach

Unser heutiges Unter­suchung­sob­jekt per­formt außeror­dentlich gut in allen Kri­te­rien. Per­for­men ist sozusagen eine Art Wort­feld­könig unter den Kan­di­dat­en für 2013 — denn ein­er­seits kom­ple­men­tiert es ein bere­its länger im Deutschen existieren­des Muster mit per­form-Stäm­men, ander­er­seits hat es seine seman­tis­chen Lücke in der bun­ten Welt der Kul­tur­rezen­sio­nen gefun­den (und sich längst bre­it gemacht). Weit­er­lesen

Kandidaten für den Anglizismus 2013: ranten

Von Susanne Flach

Nach­dem Michael am Mon­tag im LEXIKOGRAPHIEBLOG mit Veg­gie Day den ersten Kan­di­dat­en besprochen hat, startet heute auch die Juryabor­d­nung des Sprachlogs in die Kandidatenbesprechung.

Eigentlich habe ich mich bei den Recherchen recht schnell gefragt, warum ranten auf der Short­list gelandet ist. Und dann hab ich mich daran erin­nert, dass ich das selb­st war — ver­mut­lich wegen ein­er gewis­sen Fasz­i­na­tion für das Shit­stormesque. Weit­er­lesen