Archiv des Autors: Susanne Flach

Bibelstunde

Von Susanne Flach

Als wir in meinem Sem­i­nar let­ztens Meth­o­d­en der empirischen Sprach­wis­senschaft besprochen haben, stellte ich ein paar sim­ple Werkzeuge der Kor­puslin­guis­tik vor. Zur Illus­tra­tion habe ich die Bibel in ein soge­nan­ntes Konko­r­danzpro­gramm geladen und als Such­wort lord (‚Herr‘) eingegeben. Weit­er­lesen

Blogspektrogramm 21/2014

Von Susanne Flach

Während sich die gesamte Sprachlo­gredak­tion in diesen Minuten zu einem kon­spir­a­tiv­en Tre­f­fen zusam­men­find­et, soll es Ihnen ja auch nicht lang­weilig wer­den. Heute:

  • Jan Opiel­ka stellt im MIGAZIN die Frage, wo im deutschen Rund­funk die Akzente bleiben: „In deutschen Rund­funk- und Fernse­hanstal­ten herrscht in Punk­to Sprache kon­ser­v­a­tive Strenge – bei Sprech­ern und Mod­er­a­toren wer­den regionale und aus­ländis­che Akzente nicht zugelassen.“
  • Mark Liber­man vom Lan­guageL­og schreibt im GUARDIAN über Big Data und Lin­guis­tik.
  • SLATE hat eine Quo­ra-Frage aufge­grif­f­en: „How do Eng­lish speak­ers dif­fer­en­ti­ate a ‚TH‘ sound from an ‚F‘ sound?“. Marc Ettlinger von der UC Berke­ley hat geant­wortet.
  • Schrift­sprache & Sprachen in Indi­en: „In their own write“.

Deutsch für Podcast

Von Susanne Flach

Der Vere­in Deutsche Sprache (VDS) sucht über seinen wöchentlichen Strompostrund­brief auch regelmäßig nach Alter­na­tiv­en für Anglizis­men. Damit führen sie auf eine gewisse Art diese pein­liche „Aktion le-he-he-he-bendi­ges Deutsch“ fort. Und warum nicht mal ein paar alte Klas­sik­er aufspüren?

Nun hat also der VDS gestern in seinem Info­brief 19/2014 dazu aufgerufen, ein „deutsches“ Wort für Pod­cast zu find­en. Weil das natür­lich längst keine/n Sprachlogleser/in mehr hin­term Ofen vom Hock­er haut, blieb mir für einen lau­ni­gen Kom­men­tar nur Twit­ter: Weit­er­lesen

Sprache und Denken — Nachlese [Lange Nacht der Wissenschaften]

Von Susanne Flach

Am Sam­stag haben Ana­tol und ich uns an der „Lan­gen Nacht der Wis­senschaften“ in Berlin beteiligt. Wer nicht dabei sein kon­nte — zeitlich (Gesangswettstre­it!), räum­lich (Dahlem!) oder finanziell (Ein­tritt zur LNDW!) ((Wom­it in unter­schiedlich­er Gewich­tun­gen und Kom­bi­na­tion möglich­er Abwe­sen­heit­sur­sachen unsere Kri­tik an der LNDW abgedeckt wäre.)) — dem bieten wir hier einen nar­ra­tiv­en Rück­blick mit Lit­er­aturhin­weisen, natür­lich auch für unser großar­tiges Pub­likum vom Sam­stag — von dem wir natür­lich hof­fen, dass einige den Weg zum Sprachlog gefun­den haben.

In unserem Vor­trag woll­ten wir eini­gen Leit­fra­gen zu „Sprache und Denken“ aus lin­guis­tis­ch­er Per­spek­tive auf den Grund gehen. Wie Ana­tol hier schrieb: Weit­er­lesen

Blogspektrogramm 19/2014

Von Susanne Flach

Abzüglich der Teil­nahme an der Lan­gen Nacht der Wis­senschaften und all sein­er Nach­we­hen in Müdigkeit, Erschöp­fung und Kopf­schmerzen kommt heute qua­si pünk­tlich das Spek­tro­gramm mit Nach­le­sen, Lit­er­aturhin­weisen und dem Wetterbericht.

  • Ana­tol war diese Woche auf der re:publica und hat über Sprachkon­flik­te auf Frit­ter gesprochen. Die Ver­linkung enthält viele Hin­weise, von denen zwei direkt raus­ge­grif­f­en wer­den sollen: eine Nach­be­tra­ch­tung im Inter­view bei dctp.tv und eine Vor­be­tra­ch­tung im SWR2 Kul­turge­spräch.
  • Die zweite pop­ulär­wis­senschaftliche Aktion mit Sprachlog-Beteili­gung war gestern die Teil­nahme von Ana­tol und Susanne bei der Berlin­er Lan­gen Nacht der Wis­senschaften zum The­ma „Sprache & Denken“ (Nach­lese fol­gt mor­gen). Bei ein­er der anschließen­den Diskus­sion um Sprache, Denken & Gefüh­le erwäh­nte eine Besucherin Begrif­f­en für Gerüche, die ihr ihre andere Mut­ter­sprache zur Ver­fü­gung stellt. Zu diesem The­ma ist im April eine Studie von Eweli­na Wnuk und Asi­fa Majid vom Max-Planck-Insti­tut für Psy­cholin­guis­tik in Nijmegen erschienen, über die der SPIEGEL berichtet [die Orig­i­nal­studie befind­et sich hin­ter dieser Bezahlwand].
  • Die BBC berichtet über eine Schule in Lon­don, die einen der höch­sten Anteile an Schüler/innen mit unter­schiedlichen Mut­ter­sprachen hat.
  • Eben­falls die BBC nimmt sich kri­tisch eine BBC-Doku­men­ta­tion über Gehör­lose aus den 1970 vor: „The atti­tudes are strik­ing­ly dat­ed by mod­ern standards.“
  • BBC zum Drit­ten: Bla bla bla, blabla, bla — die Herkun­ft von bla.
  • Tim­o­thy Leonido, in THE PARIS REVIEW: „Life in the lin­guis­tics lab“.
  • Damit das auch mal gesagt ist: Felix deutet die Sprache der Wet­ter­frösche.

Blogspektrogramm 17/2014

Von Susanne Flach

Die schlechte Nachricht zuerst: Leg­en Sie mal wieder alles weg, was Sie sich für heute vorgenom­men haben. Die Gute: Sie erhal­ten infor­ma­tives, nachgedacht­es, physikalis­ches und mythoesques Unter­hal­tungs­ma­te­r­i­al vom Fein­sten. Und heute dür­fen Sie auch Fra­gen stellen. Voilà:

  • O, o, o—wir wis­sen, was kommt. Da entwick­elt Lann Horschei­dt von der HU Berlin einen Leit­faden zu antidiskri­m­inieren­der Sprache, hier im Inter­view mit SPIEGEL ONLINE, und das macht man dra– wollen Sie das wirk­lich lesen? Man kann dazu ste­hen, wie man möchte, aber bevor Sie sich dazu auf­stellen, machen Sie sich bewusst, dass der Leit­faden Bewusst­sein schaf­fen soll, keine Vorschriften.
  • Ok, einen Link zur Illustration—der FOCUS titelt: „Sprach-Experten lachen über ‚Mitar­bei­ta‘ und ‚Doc­toxs‘”. Öh, nein. Denn der zu Wort kom­mende Sprachex­perte ist Lud­wig Eichinger und der macht sich alles andere als lustig.
  • Radio-Tipp: Mar­tin Haspel­math ist am 30. April ab 16.05 bei SWR2 Impuls zu hören und beant­wortet Fra­gen rund um Sprache. Der Clou: Er beant­wortet Ihre Fra­gen, die Sie hier ein­re­ichen kön­nen.
  • Bei DIVERSITY LINGUISTIC COMMENT geht’s um mögliche Uni­ver­salien in Sprachen, näm­lich den sprach­lichen Aus­drück­en für Uhrzeit­en, die rel­a­tiv sta­bilen Mustern fol­gen. (Nachteil: es wer­den kaum Sprachen erwäh­nt, und wenn, dann nur Sprachen, die miteinan­der ver­wandt sind oder sich (zeitnahme-)kulturell oder geografisch nahe sind. Kor­re­la­tio­nen sind dann ein­fach erklärbar.)
  • Um Fach­sprache vs. All­t­agssprache geht’s bei Markus Pös­sel im SciLog RELATIV EINFACH.
  • Myth­bust­ing, Teil I: Dei Lgened dse Bchus­btab­nslasts? Bei Bild­Blog.
  • Myth­bust­ing, Teil II: Falsche Annah­men über Lin­guis­tik wer­den bei ALL THINGS LINGUISTIC auseinan­dergenom­men. Stel­len­weise vielle­icht etwas naiv-basal, aber wer noch nicht regelmäßig das Sprachlog liest, find­et den ein oder anderen Aha-Effekt.

Blogspektrogramm 15/2014

Von Susanne Flach

Heute: viel „Food for thought“, Vokale & Klang und die Aufar­beitung des Kriegs über ein Satzze­ichen. Viele Emo­tio­nen für einen Sonntag:

  • Dan Juraf­sky aus Stan­ford hat mit ein paar Kol­le­gen Restau­rant­be­w­er­tun­gen unter­sucht. Plau­si­ble, aber inter­es­sante Befunde: schlechte Restau­rants enthal­ten Ref­eren­zen auf schlechte Erfahrun­gen, Dro­gen, Trau­ma­ta. (Englisch)
  • Der INFORMATIONSDIENST WISSENSCHAFT berichtet über eine Studie des Erfurter Psy­cholo­gen Ralf Rum­mer und der Köl­ner Phonetik­erin Mar­tine Grice, in der der Zusam­men­hang von Vokalen und Emo­tion unter­sucht wur­den: der „helle“ Vokal i: wird mit pos­i­tiv­en Erfahrun­gen assoziiert.
  • Jen­ny Cheshire hat zu den Früh­sta­di­en des neu entste­hen­den englis­chen Pronomen man geforscht und geschrieben. (Englisch)
  • Süße TED­ed-Les­son zum „Oxford com­ma“. (Englisch)

Blogspektrogramm 13/2014

Von Susanne Flach

Zum Herbstbeg‑, äh, Früh­lingsan­fang kurz und knack­ig, reduziert auf das sprach­lich Inter­es­sante und Hochkarätige der Woche. Die tem­poräre Außen­stelle in Wes­t­aus­tralien ver­meldet deshalb:

  • Der CICERO spricht mit dem Dres­d­ner Lin­guis­ten Joachim Schar­loth über den Kampf­be­griff „Polit­i­cal Cor­rect­ness“: „Mit ihm ver­sucht man, Bemühun­gen, um eine nicht aus­gren­zende Sprache als „Denkver­bote“ zu verunglimpfen.“
  • Dierk Haa­sis find­et Dep­pe­na­pos­troph doof und erk­lärt im CON TEXT warum.
  • Der Entwurf für ÖNORM A 1080 hat in den let­zten Wochen ja für etwas Wirbel gesorgt (wir kom­men­tierten). DIE STANDARD hat das mit Ana­tol und etwas Abstand diese Woche noch mal besprochen.
  • …und für den Awww!-Effekt: Delfine.

Blogspektrogramm 11/2014

Von Susanne Flach

Weil das eine Drit­tel von zwei Drit­teln der Sprachlo­gredak­tion nach der let­ztwöchi­gen Kon­feren­zreise weit­er gezo­gen ist, kommt das heutige Spek­tro­gramm aus Tralien! Heute ist’s hier voll voll, also nehmen Sie sich Zeit: viel Sprach­wan­del, ein Insti­tutsge­burt­stag, Sprach­doku­men­ta­tion und n büschen Twitter.

  • Den größten Ein­druck in sozialen Net­zw­erken dürfte ver­gan­gene Woche dieser Artikel im GUARDIAN hin­ter­lassen haben, der sich mit der Rolle von Aussprache im Sprach­wan­del beschäftigt: „Error is the engine of lan­guage change, and today’s mis­take could be tomorrow’s vig­or­ous­ly defend­ed norm.“ Achtung, enthält anschaulich erk­lärte Fachter­mi­nolo­gie (Englisch).
  • DIE PRESSE wid­met sich in zwei Artikeln dem Wan­del der Öster­re­ichis­chen Dialek­te: „Wenn der Dialekt auf ein­mal nicht mehr da ist“ (Titel unpassend für aufgek­lärten Inhalt) und „Dialek­te ster­ben schon seit 100 Jahren“ (Inter­view mit dem Sozi­olin­guis­ten Man­fred Glau­niger) (via @vilinthril, Hochdeutsch).
  • Für die aus­tralis­che Note: im südaus­tralis­chen Barossa Val­ley plant man so eine Art Revivalfes­ti­val des Deutschen, unter­stützt von der Uni­ver­si­ty of Ade­laide, berichtet HERALD SUN (Englisch).
  • Sprach­doku­men­ta­tion (weniger um, wie sug­geriert, ster­bende Sprachen notwendi­ger­weise „ret­ten“ zu wollen) mit mod­ern­er Tech­nik betreibt Steven Bird (siehe BS16/2013): ein Video bei ABC, weit­ere Links hat das LANGUAGE LOG (Englisch).
  • Das Insti­tut für Deutsche Sprache (IDS) in Mannheim feierte ver­gan­gene Woche 50jähriges Beste­hen. Das Sprachlog grat­uliert und dankt für die gute Arbeit! Für unsere Leser/innen ver­linken wir einen — vom Anspruch her aber etwas arg run­tergekocht­en — Artikel im FOCUS, der mit dem Leit­er des IDS, Lud­wig M. Eichinger gesprochen hat.
  • Unser Ana­tol war auch wieder im Gespräch, dieses mal mit NPR und über Anglizis­men (Englisch). Con­tains angst.
  • Jack Grieve und Kolleg/innen grasen Twit­ter ab, um beliebte Wörter zu ent­deck­en (TELEGRAPH, Englisch). Vielle­icht was für die AdJ-Wahl?
  • 3SAT spricht in „Zwis­chen Twit­ter, Rap und Goethe“ mit Hein­rich Deter­ing, dem Präsi­den­ten der Akademie, die den Bericht zur Lage der deutschen Sprache her­aus­gegeben hat: eine inter­es­sante Per­spek­tive aus der Literaturwissenschaft.
  • Auch deshalb in eigen­er Sache reloaded reloaded: Die Sprachlo­gredak­tion hat wis­senschaftlich pub­liziert. Open access, free for all to enjoy (Deutsch).

Service ist Service bleibt Service

Von Susanne Flach

ERLANGEN (sl). Die Deutsche Bahn ist zur Sprach­pan­scherin des Jahres gekürt wor­den. Das teilte die DEUTSCHE SPRACHWELT diese Woche in Erlan­gen mit. Den alljährlich ver­liehenen Neg­a­tivpreis erhält das Reise­un­ternehmen für 2013, weil es das präg­nante deutsche Wort Ser­vice aus dem Unternehmenslexikon gestrichen hat. „Die Ver­drän­gung ver­ständlich­er deutsch­er Sprache schre­it­et unaufhalt­sam voran. Wir wollen das nicht länger hin­nehmen“, begrün­det Thomas Paulwitz, Chefredak­teur der ver­lei­hen­den Insti­tu­tion für Sprach­pflege, das Urteil.

Seit die Bahn Mitte des let­zten Jahres angekündigt hat­te, dass im Zuge ein­er größeren unternehmensin­ter­nen Sprachre­form der Ser­vi­ce­Point aus­ge­di­ent hat und in DB Infor­ma­tion umbe­nan­nt wer­den wird, sei die Deutsche Bahn um eine präg­nante Beze­ich­nung ärmer. DB Infor­ma­tion, so die Sprachex­perten, sei kein adäquater Ersatz für den großen Kat­a­log an Leis­tun­gen, die man an den Schal­tern erhal­ten könne, die meist weit über Infor­ma­tio­nen zu Fahrplä­nen, Ver­spä­tun­gen oder Zugaus­fällen hin­aus­gin­gen. Die Umbe­nen­nung könne bei Reisenden deshalb in Zukun­ft zu großer Ver­wirrung und Des­ori­en­tierung führen. „Der qual­i­ta­tive Aspekt des DB-Ser­vice hat bei unser­er Entschei­dung über die Äch­tung der unheil­vollen Fremd­wort­flut aber keine Rolle gespielt“, ver­sichert die Jury, „Ser­vice auf Abstell­gleis ist ein­fach so ein däm­lich­es Wortspiel“.

Mit dieser Ausze­ich­nung wird der Deutschen Bahn die Ehre zuteil, die bis­lang lediglich ihren Vorstän­den Hart­mut Mehdorn (2007) und Johannes Ludewig (1999) vor­be­hal­ten war, die eben­falls für die Über­nahme von unver­ständlichen und unzure­ichend beschreiben­den Lehn­wörtern gerügt wur­den. „Das war also über­fäl­lig“, war aus gut informierten Sprach­pflegerkreisen zu hören.

Äh, wartense mal.

Wie? Sprachwahrerin? Ach so, son Pos­i­tivpreis dies­mal? Aso­ja, äh, janö, nadann, also wir haben uns schon gewun­dert. Aber in dem Fall macht die Ausze­ich­nung ja voll Sinn. Und den Ster­nen, Foki und Rund­funken der Welt ist auch nicht die sprach­pflegerische Höch­stleis­tung aufge­fall­en, hier eine Max­i­mal­bankrot­terk­lärung zu würdi­gen, die die Hot­line ab sofort — man will’s eigentlich gar nicht so genau wis­sen — durch Ser­vice-Num­mer ersetzt.

Für die Moral: Sprach­wahrerin mit Movierungssuffix.