Als wir in meinem Seminar letztens Methoden der empirischen Sprachwissenschaft besprochen haben, stellte ich ein paar simple Werkzeuge der Korpuslinguistik vor. Zur Illustration habe ich die Bibel in ein sogenanntes Konkordanzprogramm geladen und als Suchwort lord
(‚Herr‘) eingegeben. Weiterlesen
Archiv des Autors: Susanne Flach
Blogspektrogramm 21/2014
Während sich die gesamte Sprachlogredaktion in diesen Minuten zu einem konspirativen Treffen zusammenfindet, soll es Ihnen ja auch nicht langweilig werden. Heute:
- Jan Opielka stellt im MIGAZIN die Frage, wo im deutschen Rundfunk die Akzente bleiben: „In deutschen Rundfunk- und Fernsehanstalten herrscht in Punkto Sprache konservative Strenge – bei Sprechern und Moderatoren werden regionale und ausländische Akzente nicht zugelassen.“
- Mark Liberman vom LanguageLog schreibt im GUARDIAN über Big Data und Linguistik.
- SLATE hat eine Quora-Frage aufgegriffen: „How do English speakers differentiate a ‚TH‘ sound from an ‚F‘ sound?“. Marc Ettlinger von der UC Berkeley hat geantwortet.
- Schriftsprache & Sprachen in Indien: „In their own write“.
Deutsch für Podcast
Der Verein Deutsche Sprache (VDS) sucht über seinen wöchentlichen Strompostrundbrief auch regelmäßig nach Alternativen für Anglizismen. Damit führen sie auf eine gewisse Art diese peinliche „Aktion le-he-he-he-bendiges Deutsch“ fort. Und warum nicht mal ein paar alte Klassiker aufspüren?
Nun hat also der VDS gestern in seinem Infobrief 19/2014 dazu aufgerufen, ein „deutsches“ Wort für Podcast zu finden. Weil das natürlich längst keine/n Sprachlogleser/in mehr hinterm Ofen vom Hocker haut, blieb mir für einen launigen Kommentar nur Twitter: Weiterlesen
Sprache und Denken — Nachlese [Lange Nacht der Wissenschaften]
Am Samstag haben Anatol und ich uns an der „Langen Nacht der Wissenschaften“ in Berlin beteiligt. Wer nicht dabei sein konnte — zeitlich (Gesangswettstreit!), räumlich (Dahlem!) oder finanziell (Eintritt zur LNDW!) ((Womit in unterschiedlicher Gewichtungen und Kombination möglicher Abwesenheitsursachen unsere Kritik an der LNDW abgedeckt wäre.)) — dem bieten wir hier einen narrativen Rückblick mit Literaturhinweisen, natürlich auch für unser großartiges Publikum vom Samstag — von dem wir natürlich hoffen, dass einige den Weg zum Sprachlog gefunden haben.
In unserem Vortrag wollten wir einigen Leitfragen zu „Sprache und Denken“ aus linguistischer Perspektive auf den Grund gehen. Wie Anatol hier schrieb: Weiterlesen
Blogspektrogramm 19/2014
Abzüglich der Teilnahme an der Langen Nacht der Wissenschaften und all seiner Nachwehen in Müdigkeit, Erschöpfung und Kopfschmerzen kommt heute quasi pünktlich das Spektrogramm mit Nachlesen, Literaturhinweisen und dem Wetterbericht.
- Anatol war diese Woche auf der re:publica und hat über Sprachkonflikte auf Fritter gesprochen. Die Verlinkung enthält viele Hinweise, von denen zwei direkt rausgegriffen werden sollen: eine Nachbetrachtung im Interview bei dctp.tv und eine Vorbetrachtung im SWR2 Kulturgespräch.
- Die zweite populärwissenschaftliche Aktion mit Sprachlog-Beteiligung war gestern die Teilnahme von Anatol und Susanne bei der Berliner Langen Nacht der Wissenschaften zum Thema „Sprache & Denken“ (Nachlese folgt morgen). Bei einer der anschließenden Diskussion um Sprache, Denken & Gefühle erwähnte eine Besucherin Begriffen für Gerüche, die ihr ihre andere Muttersprache zur Verfügung stellt. Zu diesem Thema ist im April eine Studie von Ewelina Wnuk und Asifa Majid vom Max-Planck-Institut für Psycholinguistik in Nijmegen erschienen, über die der SPIEGEL berichtet [die Originalstudie befindet sich hinter dieser Bezahlwand].
- Die BBC berichtet über eine Schule in London, die einen der höchsten Anteile an Schüler/innen mit unterschiedlichen Muttersprachen hat.
- Ebenfalls die BBC nimmt sich kritisch eine BBC-Dokumentation über Gehörlose aus den 1970 vor: „The attitudes are strikingly dated by modern standards.“
- BBC zum Dritten: Bla bla bla, blabla, bla — die Herkunft von bla.
- Timothy Leonido, in THE PARIS REVIEW: „Life in the linguistics lab“.
- Damit das auch mal gesagt ist: Felix deutet die Sprache der Wetterfrösche.
Blogspektrogramm 17/2014
Die schlechte Nachricht zuerst: Legen Sie mal wieder alles weg, was Sie sich für heute vorgenommen haben. Die Gute: Sie erhalten informatives, nachgedachtes, physikalisches und mythoesques Unterhaltungsmaterial vom Feinsten. Und heute dürfen Sie auch Fragen stellen. Voilà:
- O, o, o—wir wissen, was kommt. Da entwickelt Lann Horscheidt von der HU Berlin einen Leitfaden zu antidiskriminierender Sprache, hier im Interview mit SPIEGEL ONLINE, und das macht man dra– wollen Sie das wirklich lesen? Man kann dazu stehen, wie man möchte, aber bevor Sie sich dazu aufstellen, machen Sie sich bewusst, dass der Leitfaden Bewusstsein schaffen soll, keine Vorschriften.
- Ok, einen Link zur Illustration—der FOCUS titelt: „Sprach-Experten lachen über ‚Mitarbeita‘ und ‚Doctoxs‘”. Öh, nein. Denn der zu Wort kommende Sprachexperte ist Ludwig Eichinger und der macht sich alles andere als lustig.
- Radio-Tipp: Martin Haspelmath ist am 30. April ab 16.05 bei SWR2 Impuls zu hören und beantwortet Fragen rund um Sprache. Der Clou: Er beantwortet Ihre Fragen, die Sie hier einreichen können.
- Bei DIVERSITY LINGUISTIC COMMENT geht’s um mögliche Universalien in Sprachen, nämlich den sprachlichen Ausdrücken für Uhrzeiten, die relativ stabilen Mustern folgen. (Nachteil: es werden kaum Sprachen erwähnt, und wenn, dann nur Sprachen, die miteinander verwandt sind oder sich (zeitnahme-)kulturell oder geografisch nahe sind. Korrelationen sind dann einfach erklärbar.)
- Um Fachsprache vs. Alltagssprache geht’s bei Markus Pössel im SciLog RELATIV EINFACH.
- Mythbusting, Teil I: Dei Lgened dse Bchusbtabnslasts? Bei BildBlog.
- Mythbusting, Teil II: Falsche Annahmen über Linguistik werden bei ALL THINGS LINGUISTIC auseinandergenommen. Stellenweise vielleicht etwas naiv-basal, aber wer noch nicht regelmäßig das Sprachlog liest, findet den ein oder anderen Aha-Effekt.
Blogspektrogramm 15/2014
Heute: viel „Food for thought“, Vokale & Klang und die Aufarbeitung des Kriegs über ein Satzzeichen. Viele Emotionen für einen Sonntag:
- Dan Jurafsky aus Stanford hat mit ein paar Kollegen Restaurantbewertungen untersucht. Plausible, aber interessante Befunde: schlechte Restaurants enthalten Referenzen auf schlechte Erfahrungen, Drogen, Traumata. (Englisch)
- Der INFORMATIONSDIENST WISSENSCHAFT berichtet über eine Studie des Erfurter Psychologen Ralf Rummer und der Kölner Phonetikerin Martine Grice, in der der Zusammenhang von Vokalen und Emotion untersucht wurden: der „helle“ Vokal i: wird mit positiven Erfahrungen assoziiert.
- Jenny Cheshire hat zu den Frühstadien des neu entstehenden englischen Pronomen man geforscht und geschrieben. (Englisch)
- Süße TEDed-Lesson zum „Oxford comma“. (Englisch)
Blogspektrogramm 13/2014
Zum Herbstbeg‑, äh, Frühlingsanfang kurz und knackig, reduziert auf das sprachlich Interessante und Hochkarätige der Woche. Die temporäre Außenstelle in Westaustralien vermeldet deshalb:
- Der CICERO spricht mit dem Dresdner Linguisten Joachim Scharloth über den Kampfbegriff „Political Correctness“: „Mit ihm versucht man, Bemühungen, um eine nicht ausgrenzende Sprache als „Denkverbote“ zu verunglimpfen.“
- Dierk Haasis findet Deppenapostroph doof und erklärt im CON TEXT warum.
- Der Entwurf für ÖNORM A 1080 hat in den letzten Wochen ja für etwas Wirbel gesorgt (wir kommentierten). DIE STANDARD hat das mit Anatol und etwas Abstand diese Woche noch mal besprochen.
- …und für den Awww!-Effekt: Delfine.
Blogspektrogramm 11/2014
Weil das eine Drittel von zwei Dritteln der Sprachlogredaktion nach der letztwöchigen Konferenzreise weiter gezogen ist, kommt das heutige Spektrogramm aus Tralien! Heute ist’s hier voll voll, also nehmen Sie sich Zeit: viel Sprachwandel, ein Institutsgeburtstag, Sprachdokumentation und n büschen Twitter.
- Den größten Eindruck in sozialen Netzwerken dürfte vergangene Woche dieser Artikel im GUARDIAN hinterlassen haben, der sich mit der Rolle von Aussprache im Sprachwandel beschäftigt: „Error is the engine of language change, and today’s mistake could be tomorrow’s vigorously defended norm.“ Achtung, enthält anschaulich erklärte Fachterminologie (Englisch).
- DIE PRESSE widmet sich in zwei Artikeln dem Wandel der Österreichischen Dialekte: „Wenn der Dialekt auf einmal nicht mehr da ist“ (Titel unpassend für aufgeklärten Inhalt) und „Dialekte sterben schon seit 100 Jahren“ (Interview mit dem Soziolinguisten Manfred Glauniger) (via @vilinthril, Hochdeutsch).
- Für die australische Note: im südaustralischen Barossa Valley plant man so eine Art Revivalfestival des Deutschen, unterstützt von der University of Adelaide, berichtet HERALD SUN (Englisch).
- Sprachdokumentation (weniger um, wie suggeriert, sterbende Sprachen notwendigerweise „retten“ zu wollen) mit moderner Technik betreibt Steven Bird (siehe BS16/2013): ein Video bei ABC, weitere Links hat das LANGUAGE LOG (Englisch).
- Das Institut für Deutsche Sprache (IDS) in Mannheim feierte vergangene Woche 50jähriges Bestehen. Das Sprachlog gratuliert und dankt für die gute Arbeit! Für unsere Leser/innen verlinken wir einen — vom Anspruch her aber etwas arg runtergekochten — Artikel im FOCUS, der mit dem Leiter des IDS, Ludwig M. Eichinger gesprochen hat.
- Unser Anatol war auch wieder im Gespräch, dieses mal mit NPR und über Anglizismen (Englisch). Contains angst.
- Jack Grieve und Kolleg/innen grasen Twitter ab, um beliebte Wörter zu entdecken (TELEGRAPH, Englisch). Vielleicht was für die AdJ-Wahl?
- 3SAT spricht in „Zwischen Twitter, Rap und Goethe“ mit Heinrich Detering, dem Präsidenten der Akademie, die den Bericht zur Lage der deutschen Sprache herausgegeben hat: eine interessante Perspektive aus der Literaturwissenschaft.
- Auch deshalb in eigener Sache reloaded reloaded: Die Sprachlogredaktion hat wissenschaftlich publiziert. Open access, free for all to enjoy (Deutsch).
Service ist Service bleibt Service
ERLANGEN (sl). Die Deutsche Bahn ist zur Sprachpanscherin des Jahres gekürt worden. Das teilte die DEUTSCHE SPRACHWELT diese Woche in Erlangen mit. Den alljährlich verliehenen Negativpreis erhält das Reiseunternehmen für 2013, weil es das prägnante deutsche Wort Service aus dem Unternehmenslexikon gestrichen hat. „Die Verdrängung verständlicher deutscher Sprache schreitet unaufhaltsam voran. Wir wollen das nicht länger hinnehmen“, begründet Thomas Paulwitz, Chefredakteur der verleihenden Institution für Sprachpflege, das Urteil.
Seit die Bahn Mitte des letzten Jahres angekündigt hatte, dass im Zuge einer größeren unternehmensinternen Sprachreform der ServicePoint ausgedient hat und in DB Information umbenannt werden wird, sei die Deutsche Bahn um eine prägnante Bezeichnung ärmer. DB Information, so die Sprachexperten, sei kein adäquater Ersatz für den großen Katalog an Leistungen, die man an den Schaltern erhalten könne, die meist weit über Informationen zu Fahrplänen, Verspätungen oder Zugausfällen hinausgingen. Die Umbenennung könne bei Reisenden deshalb in Zukunft zu großer Verwirrung und Desorientierung führen. „Der qualitative Aspekt des DB-Service hat bei unserer Entscheidung über die Ächtung der unheilvollen Fremdwortflut aber keine Rolle gespielt“, versichert die Jury, „Service auf Abstellgleis ist einfach so ein dämliches Wortspiel“.
Mit dieser Auszeichnung wird der Deutschen Bahn die Ehre zuteil, die bislang lediglich ihren Vorständen Hartmut Mehdorn (2007) und Johannes Ludewig (1999) vorbehalten war, die ebenfalls für die Übernahme von unverständlichen und unzureichend beschreibenden Lehnwörtern gerügt wurden. „Das war also überfällig“, war aus gut informierten Sprachpflegerkreisen zu hören.
Wie? Sprachwahrerin? Ach so, son Positivpreis diesmal? Asoja, äh, janö, nadann, also wir haben uns schon gewundert. Aber in dem Fall macht die Auszeichnung ja voll Sinn. Und den Sternen, Foki und Rundfunken der Welt ist auch nicht die sprachpflegerische Höchstleistung aufgefallen, hier eine Maximalbankrotterklärung zu würdigen, die die Hotline ab sofort — man will’s eigentlich gar nicht so genau wissen — durch Service-Nummer ersetzt.
Für die Moral: Sprachwahrerin mit Movierungssuffix.