Archiv des Autors: Susanne Flach

[Video] The History of English

Von Susanne Flach

So, heute ein Link­tipp. Die Open Uni­ver­si­ty in Großbri­tan­nien hat in zehn Kapiteln à 1′20″ in sehr humor­voller Weise die Geschichte des Englis­chen nachgeze­ich­net. Es wird mehr als 10 Minuten dauern, weil die kleinen Film­chen voll von Wort­spie­len und mit kleinen und großen Pointen gespickt sind — man kann es sich wirk­lich mehrfach mit höch­stem Amüse­ment anse­hen. (Eine gröbere Ken­nt­nis der Lin­guis­tik ist nicht notwendig.)

Viel Spaß!

(via linguisten.de@facebook)

Ich koch mehr in diesem Fall

Von Susanne Flach

Damit alle auf dem gle­ichen Stand sind: Sil­vana Koch-Mehrin, für die FDP im Europäis­chen Par­la­ment und eine über­führte Pla­gia­torin, hat in dieser Woche stolz verkün­det, dass sie als Vollmit­glied in den EU-Auss­chuss für Indus­trie, Forschung und Energie berufen wor­den ist. Kurz: Die Forschungs­be­trügerin wird Forschungspoli­tik­erin. Deshalb appel­lieren wir in ein­er Peti­tion an das Europäis­che Par­la­ment und die FDP, Frau Koch-Mehrin von diesem Posten zurück­zuziehen und fordern Frau Koch-Mehrin auf, sich von diesem Posten und ihrem Man­dat im Europäis­chen Par­la­ment zurückzuziehen.

Man ist müde, die Karawane ist weit­erge­zo­gen. Aber was sich Koch-Mehrin leis­tet, ist auf beängsti­gende Art grotesker, beschä­mender und ver­höh­nen­der. Dies ist keine nachträgliche rel­a­tivierende Aus­sage zum Fall Gut­ten­berg — denn eine für jede/n ehrliche/n Wissenschaftler/in entwürdi­gende Farce lässt sich immer nur mit sich selb­st vergleichen.

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Jetzt mal Buttercakes bei die Fische (I)

Von Susanne Flach

Zuerst die unfrei­willige Komik: “Anglizis­men gehen mir auf den Keks.”

Warum komisch? Weil Keks ein Anglizis­mus ist. Also nicht so offen­sichtlich vielle­icht. Vielmehr ist es ein ehe­ma­liger, mit­tler­weile so gut inte­gri­ert­er und so eingedeutschter Anglizis­mus, dass er gar nicht mehr als solch­er erkennbar ist und sel­tenst in Anglizis­men­fil­tern hän­gen bleibt (aller­höch­stens um zu beto­nen, dass wir nicht ja alles aus­bürg­ern müssen). Eigentlich wollte ich nur amüsiert einen Anglis­ten­witz zum Besten geben und es dabei belassen. Doch dann uferte eine kleine Recherche so unglaublich aus, dass sich jen­seits der beina­he all­bekan­nten Herkun­ft und Entwick­lung von cakes (engl.) > Cakes (dt. pl.) > Keks (pl. & sg.) > Keks (sg.)/Kekse (pl.) plöt­zlich ein fan­tastis­ches Anschau­ungs­beispiel für eine ganze Menge sprach­lich­er Prozesse auftat.

Wenn wir hier­mit also durch sind, haben wir Entlehnung, phonetis­che und orthographis­che Inte­gra­tion, Vari­a­tion, Reanalyse und Sprach­wan­del abge­hakt, Meth­o­d­en der his­torischen Sprach­wis­senschaft angeschnit­ten und neben­bei eine urbane Leg­ende entza­ubert. Nur die Redewen­dun­gen, die müssen draußen bleiben. Freuen Sie sich nen Keks!

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Now sitting in one boat are we?

Von Susanne Flach

Zu den häu­fig­sten Such­be­grif­f­en in mein­er Blogsta­tis­tik gehört “sit­ting in one/the same boat”. In meinem Beitrag zu Oet­tingers Englisch schrieb ich, die englis­che Redewen­dung zu “in einem Boot sitzen” ist “to be in the same boat”. Das ist richtig, die Argu­men­ta­tion war aber nicht kom­plett: Mut­ter­sprach­ler haben mir bere­its damals gesagt, dass ihnen “We’re sit­ting in one boat” gar nicht auf­fall­en würde.

Warum auch? Der Satz ist syn­tak­tisch in Ord­nung, die Meta­pher bleibt. Ganz ähn­lich sehen das auch die Mut­ter­sprach­ler in ein­er Diskus­sion zur Oettinger’schen Rede im LEO.org-Forum: ungewöhn­lich ja, falsch nein (und erst recht nicht schlimm oder gar peinlich).

Das wollte ich jet­zt genauer wis­sen: Nutzen Mut­ter­sprach­ler des Englis­chen die Redewen­dung so, wie Oet­tinger es tat? Die Antwort vor­weg: Nein, tun sie (fast) nicht. Aber Oet­tinger war auch nicht der erste Deutsche, der sie benutzte.

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Twitter: “Baden-Württemberg” kein Wort

Von Susanne Flach

An dieser Stelle schrieb ich kurz über Koor­di­na­tivkom­posi­ta am Beispiel von Baden-Würt­tem­berg und stellte die Frage, ob Baden-Würt­tem­berg ein solch­es ist. Die patri­o­tis­che Antwort: Es ist ein unmöglich­er Aus­druck. Nun beweist Twit­ter, dass Baden-Würt­tem­berg noch nicht mal ein Wort ist.

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Ein Apfel am Tag hält den Doktor weg

Von Susanne Flach

Manch­mal glaube ich, dass nicht wir als Gesellschaft andere Prob­leme hät­ten, son­dern dass Nachricht­enredak­tio­nen die Masse an Prak­tikan­ten irgend­wie beschäfti­gen müssen. Und so schaffte es eine abkömm­liche Mel­dung auf die Start­seit­en der Onlineme­di­en, die eigentlich mit Libyen, Fukushi­ma und Knut in diesen Tagen genug zu tun haben dürften.

In der let­zten Woche besucht­en Prinz William und Kate Mid­dle­ton die Hochwasserge­bi­ete im aus­tralis­chen Queens­land und die Erd­beben­re­gion in Neusee­land. Damit wir uns nicht falsch ver­ste­hen: Der Besuch des Prinzen und sein­er Zukün­fti­gen wird den dor­ti­gen Men­schen viel bedeuten. Aufhänger für die Nachricht war in den aller­meis­ten Medi­en allerd­ings die Frage, ob das Bald-Prinzen­paar seine Flit­ter­wochen im Son­nen­staat Queens­land ver­bringt. Damit ist die Mel­dung eigentlich doch recht über­flüs­sig bis zynisch.

Aber zur sprach­lichen Seite. Heute: Idioma­tis­che Sprachverwendung.

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Projekt Guttenberg

Von Susanne Flach

Da ich in meinem Tex­ter­leben unter anderem ger­ade knapp 40.000 Wörter — also im textlichen Umfang ein­er Mag­is­ter­ar­beit — über Lifestylepro­duk­te schreiben muss, ist es hier in den let­zten Tagen und Wochen so ruhig gewor­den, dass ich darüber fast mein Pass­wort für den Login vergessen hätte. In Ghost- und Copy­writer-Kreisen nen­nt man Pro­jek­te wie das (meinige) übri­gens das Ver­fassen von Unique Content.*

Eigentlich hätte ich einen guten Berg an The­men abzuar­beit­en. Für das Aktuelle kon­nte ich mich aber nicht zwis­chen Zynis­mus, Satire und  ehren­wörtlich­er Entrüs­tung entschei­den. Außer­dem wäre jegliche Stel­lung­nahme nach dem Gagfeuer­w­erk, das in den let­zten Tagen aus allen Rohren auf das frei­her­rliche Pla­giat­sex­a­m­en abge­feuert wurde, das dreiste Schmück­en mit frem­den Fed­ern. Nach der gestri­gen Hohlmeierei bei Anne Will, als das Straußenei als Ablenkungs­man­över vom ‘Ablenkungs­man­över’ meinte, ‘Fehler’ wie diese machen ihn ‘men­schlich’, war ich der Mei­n­ung, die Spitze der bewussten Täuschung sei erre­icht. Heute weiß ich (“Hier ste­ht das Orig­i­nal, kein Pla­giat”), warum ich froh bin, dass bei uns kein­er den Überblick über Atom­waf­fen ver­lieren kann.

Es wird hier im Blog vor­erst lei­der weit­er ruhig bleiben, zumin­d­est bis zum Woch­enende. Ich gelobe Besserung. Bis Fre­itag bin ich auf ein­er Kon­ferenz in Göt­tin­gen. Vielle­icht hat Dr. Xerox bis dahin seinen Helm genom­men (für die Fußnote in der Geschichte) und ich kann mich wieder den wichti­gen The­men wid­men, von denen alle reden.

The­ma der Tagung ist übri­gens… Text: Struk­turen und Verarbeitung.

P.S.: “Flädle­supp” ist die Satire‑, Müll- und Kom­men­tarkat­e­gorie bei */ˈdɪːkæf/.

*Dis­claimer: Ich arbeite als (Werbe-)Texterin, der englis­che Fachaus­druck dafür ist Copy­writer. An sum­ma cum fraude bin ich nicht beteiligt.

**Ich melde Gagschutz für Hohlmeierei und Straußenei an.

Warum Deutsch nicht ins Grundgesetz gehört

Von Susanne Flach

Es ist schw­er, aus dem Wirrwarr der Diskus­sio­nen und Stre­it­ge­spräche über die “(Kein) Deutsch ins Grundgesetz”-Petitionen einiger­maßen diskus­sion­fähige Argu­mente für oder wider her­auszule­sen. Mir war irgend­wie danach, mal meine High­lights an Argu­menten der Befür­worter zusammenzutragen.

Der Ein­fach­heit hal­ber nenne ich die Befür­worter der Auf­nahme von Deutsch ins Grundge­setz “Befür­worter” und die Geg­n­er “Geg­n­er”. Das klingt auf den ersten Blick para­dox. Es ist aber über­sichtlich­er, als — von ein­er der bei­den Peti­tio­nen aus betra­chtet — die Men­schen, die dafür sind, als “Geg­n­er” (der Peti­tion von Ana­tol Ste­fanow­itsch) zu nen­nen und die, die dage­gen sind als “Befür­worter” zu beze­ich­nen oder ander­srum. Wenn also alle Klarheit­en beseit­igt sind, kann es losgehen.

Argu­ment 1: “19 Län­der in Europa haben ihre Sprache in ihrer Ver­fas­sung ver­ankert — und haben damit kein Problem.”

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Art. 22, Abs. 3 GG

Von Susanne Flach

Art. 22, Abs. 3 GG gibt es nicht.

Der VDS möchte, dass Deutsch bess­er geschützt und deshalb als Zusatz zu Artikel 22 ins Grundge­setz aufgenom­men wird. Dafür hat der Vere­in Ende des ver­gan­genen Jahres die BILD-Zeitung gewin­nen kön­nen. Mit der Sache beschäftigten sich im Novem­ber das BILD­blog (hier und hier), sowie Sprachlog­ger Ana­tol Ste­fanow­itsch. Im Dezem­ber dann startete der VDS eine E‑Petition, in der der Bun­destag aufge­fordert wird, Deutsch im Grundge­setz festzuschreiben. Diese Peti­tion ist bei Ablauf in dieser Woche von etwa 5000 Men­schen geze­ich­net worden.

Ste­fanow­itsch kündigte bere­its im Novem­ber an, eine entsprechende Gege­nak­tion zu starten. Es ist soweit. Die Peti­tion find­et sich hier. Zum Wil­lens­bil­dung­sprozess gehört natür­lich auch die Infor­ma­tion über ein The­ma und wer sich die Hin­ter­gründe dazu aneignen möchte und wis­sen möchte, warum, der sei auf die Bekan­nt­machung (inklu­sive der Links zu früheren Beiträ­gen) im Sprachlog hingewiesen. Heute hat auch Ste­fan Nigge­meier auf die Aktion aufmerk­sam gemacht.

Da frage ich mich natür­lich, was die Reich­weite mein­er Wenigkeit noch aus­richt­en kann. Aber mir ist im Laufe der Diskus­sio­nen klar gewor­den (ähn­lich wie Kristin), dass ich auch als kleines Licht den geisti­gen Dün­npfiffter­ror nicht unkom­men­tiert ste­hen lassen will. Wenn man als Feind der deutschen Sprache dif­famiert wird, weil man sich der Peti­tion anschließt oder der Dop­pel­moral bezichtigt wird, weil man dann trotz­dem in Deutsch­land lebt — dann ist jede erden­kliche Moti­va­tion legit­im, mit der diese Peti­tion geze­ich­net wird. Bish­er hielt ich bil­li­gen Pop­ulis­mus für den schlecht­esten aller Gründe — (zumin­d­est) für heute sehe ich das anders. Ich lebe gerne hier, ich liebe Deutsch — und das trotz der unre­flek­tierten Pöbelei, die uns ent­ge­gen weht.

Mein Demokratiev­er­ständ­nis hält das aber aus.

Kandidat II: SHITSTORM

Von Susanne Flach

Die Jury blog­gt ja ganz fleißig zu den Begrif­f­en und so langsam erscheinen auch Beiträge über Außen­seit­erkan­di­dat­en. Das Stim­mungs­bild mag sich zwar auf ein paar wenige Begriffe konzen­tri­eren — aber das Schöne an unser­er Wahl ist ja, dass die Entschei­dungs­find­ung so trans­par­ent ist. Deshalb möchte ich mich heute einem weniger aus­sicht­sre­ichen Kan­di­dat­en wid­men. Die Diskus­sion um solche Außen­seit­er sollte ja auch zeigen, warum diese ver­mut­lich nur Außen­seit­er bleiben.

Nun denn, heute: Shit­storm. Weit­er­lesen