Nehmen wir Grammatikfehler wahr, wo keine sind? Ist Sächsisch viel standardnäher als gemeinhin angenommen? Und warum braucht man auf Bali einen Berg und keinen Kompass, um sich sprachlich zu orientieren? Das und mehr gibt’s im heutigen Spektrogramm:
- Die Sprache von Raed Saleh hat Sebastian Heiser für die TAZ unter die Lupe genommen: »Die taz fragte: „Wäre Berlin bereit für einen Regierenden, der grammatikalisch manchmal danebenliegt?“ Die Antwort war in der Süddeutschen Zeitung zu lesen: „SPD-Fraktionschef Raed Saleh hat so viel Mühe mit der Grammatik, dass er für die Rolle des Thronfolgers ausscheidet.“ Die Journalisten irren allesamt: Raed Saleh hat eine sehr saubere Grammatik.«
- Über den sächsischen Dialekt hat Lisa Caspari für die ZEIT ein Interview mit dem Sprachwissenschaftler Beat Siebenhaar geführt: »Die sächsische Regionalsprache und der Dialekt hatten schon lange einen schweren Stand. Sächsisch wird oft gleichgesetzt mit tölpelhaftem Verhalten, Ungebildetheit und Spießigkeit. Diese Ansicht hat sich über Jahrhunderte tradiert. Dabei unterscheidet sich das Sächsische eigentlich relativ wenig von unserem heutigen Hochdeutsch.«
- Dafür, dass das Schreiben von SMS etc. die Schreibkompetenz von Kindern und Jugendlichen fördert, argumentiert Randall Munroe auf XKCD mit einer schönen Analogie. (Comicstrip, Englisch)
- Wer sich für grammatische Feinheiten interessiert, die könnte der aktuelle Blogpost von Lauren Gawne auf SUPERLINGUO sehr glücklich machen. Da wird Schritt für Schritt erklärt, was es eigentlich mit »Ergativität« auf sich hat, und es fängt ganz leicht an: »What is in a sentence – Well, that depends on the language to a large extent, but it also depends on the verb. This is because on of the jobs of the verb is to decides how many people/things will be in the sentence.«
- Und, wenn wir schon bei Sprachtypologie sind: Wie orientiert man sich sprachlich auf Bali? Auf SLATE erklärt Leah Velleman die Besonderheiten geozentrischer Orientierungssysteme: »If you were traveling around Bali with a compass, you would find yourself confronted with a linguistic puzzle. The word kaja in Balinese is sometimes translated as meaning “north.” […] But as you traveled into the countryside, you would find villages where kaja seemed to mean “south,” “east” or “west” instead.«