Das Tablet ist ein Wiedergänger: Bereits letztes Jahr hat es Anspruch auf den Anglizismusdesjahrestitel erhoben. Wer sich für die ausführliche Besprechung interessiert, sollte sich daher den damaligen Blogbeitrag dazu anschauen – heute untersuche ich, wie sich das Wort seither gemacht hat und ob es 2012 eine Gewinnchance hat.
Rein subjektiv rechne ich mit einer enormen Frequenzzunahme, basierend auf der Beobachtung, dass die Geräte immer häufiger zu sehen und für viele Menschen zu einem Alltagsgegenstand geworden sind.
Ein Blick in die Zeitung bestätigt das:
Vorkommen pro Mio Textwörter. Quelle: Nürnberger Nachrichten, Mannheimer Morgen, Hamburger Morgenpost, Braunschweiger Zeitung via Cosmas II. (n=1.632)
Erstmals übertraf 2012 das blanke Wort Tablet (grüne Linie) verdeutlichende Zusammensetzungen wie Tablet-PC oder Tablet-Computer (blaue Linie). Das Konzept ist jetzt also fest genug bei der Zeitungsleserschaft verankert, es bedarf sprachlicher Hilfestellung nicht mehr unbedingt. Damit ist eingetreten, was ich letztes Jahr geradezu prophetisch prognostiziert habe – und zwar schneller als gedacht:
Ich wage zu behaupten, dass sich die Form Tablet, falls das Gerät überlebt, auf lange Sicht gegenüber Tablet-Computer durchsetzen wird. Ist kürzer, und wenn man weiß, was gemeint ist, braucht kein Mensch mehr eine deskriptive Benennung.
Diese Zusammensetzungen werden in den kommenden Jahren sicher noch weiter zurückgehen. ((Sag ich jetzt, damit ich bei der AdJ-2013-Nominierung erneut auf meine prophetischen Fähigkeiten verweisen kann.))
Im Gegenzug braucht man mittlerweile mehr Differenzierungsmöglichkeiten, um all die Tablets voneinander unterscheiden zu können: Komposita mit einem Erstglied, das das Tablet näher bestimmt (lila Linie) nehmen weiter zu. In fast allen Fällen wird hier Bezug auf den Hersteller oder Verkäufer (Apple, Aldi, Sony-Tablet, …) oder auf Leistungsfähigkeit und Größe genommen (Highend-, Full-HD-, Sieben-Zoll-, Riesen-Tablet, …).
Zwar war der Anstieg des Wortes Tablet von 2010 nach 2011 viel deutlicher (um 3,8 Prozentpunkte) als der von 2011 nach 2012 (um 2,2 Prozentpunkte) ((Eine Suche über Begriffe im Wandel der ZEIT liefert zwar für Die Zeit einen sprunghaften Anstieg 2012, hier in ich aber skeptisch, was die Datenbasis betrifft. Über den Bugfixing-Modus gelangt man an absolute Zahlen, das sind für 2012 genau 116 Treffer, die sich recht gleichmäßig über das Jahr verteilen (z.B. je 10 im November und Dezember). Hier muss also bei der Normalisierung etwas schiefgegangen sein.)), allerdings würde ich das nicht sofort als AdJ-Aus sehen. Das Tablet hat 2012 an Land gewonnen, besonders gegenüber bemutternden Bildungen, in denen es nur Erstglied ist. Es ist zwar sprachlich nicht besonders aufregend, aber man kann von so einem Anglizismus jetzt auch nicht alles erwarten.