Archiv des Autors: Anatol Stefanowitsch

Über Anatol Stefanowitsch

Anatol Stefanowitsch ist Professor für die Struktur des heutigen Englisch an der Freien Universität Berlin. Er beschäftigt sich derzeit mit diskriminierender Sprache, Sprachpolitik und dem politischen Gebrauch und Missbrauch von Sprache. Sein aktuelles Buch „Eine Frage der Moral: Warum wir politisch korrekte Sprache brauchen“ ist 2018 im Dudenverlag erschienen.

Waffenklirren und Grammatik

Von Anatol Stefanowitsch

Es ist klar, dass eine all­ge­meine Geschwindigkeits­be­gren­zung auf deutschen Auto­bah­nen eine gute Idee wäre: sie würde mit einem Schlag den Ben­z­in­ver­brauch, die Unfall­rate und den Adren­a­lin­spiegel ent­fes­sel­ter Fahrer von über­mo­torisierten Oberk­lassewa­gen senken. Es ist auch klar, dass selb­st ent­fes­selte Fahrer meis­tens nicht viel von der Abwe­sen­heit ein­er all­ge­meinen Geschwindigkeits­be­gren­zung haben, da sie sich ja doch mit lokalen Geschwindigkeits­be­gren­zun­gen herumärg­ern müssen. Und es ist klar, dass es in Deutsch­land in abse­hbar­er Zeit keine all­ge­meine Geschwindigkeits­be­gren­zung geben wird, denn die Fik­tion vom schnellen Fahren ist längst ein Sinnbild für Frei­heit und Unab­hängigkeit geworden.

Das alles muss man im Kopf haben, wenn man die Diskus­sion um ein all­ge­meines Ver­bot von Feuer­waf­fen in den Vere­inigten Staat­en ver­fol­gt. Weit­er­lesen

Zwei Links

Von Anatol Stefanowitsch

Vio­la Voß schickt mir einen Link zu dieser taz-Glosse, die ver­sucht, den Sprach­nör­glern tiefe­n­an­a­lytisch beizukommen.

Ste­fan Nigge­meier weist mich auf diesen Beitrag in seinem BILD­blog hin, in dem er Wolf Schnei­der vor­ma­cht, wie die Angst vor ein­er „Ver­denglis­chung“ der deutschen Sprache manch­mal durch einen ein­fachen Tele­fo­nan­ruf aus der Welt geräumt wer­den kann.

Denglisch-Debatte

Von Anatol Stefanowitsch

Sprach­blogleser corax hat mich auf eine Serie in der Online-Aus­gabe der WAZ aufmerk­sam gemacht, die sich mit der „Debat­te um das Denglisch“ beschäftigt.

Im ersten Teil kommt Rudi Keller, Ger­man­ist an der Uni­ver­sität Düs­sel­dorf, zu Wort. Er ist, wie immer, die Stimme der Ver­nun­ft und ver­tritt Posi­tio­nen, die Leser/innen des Bre­mer Sprach­blogs ver­traut sein dürften: Weit­er­lesen

Namentliches

Von Anatol Stefanowitsch

Diese Woche find­en sich in der Presse zwei wenig über­raschende Erken­nt­nisse zum The­ma „Namen“.

Erstens: die Gesellschaft für deutsche Sprache hat ermit­telt, dass Marie und Leon die beliebtesten Vor­na­men in Deutsch­land sind (Marie sog­ar durchgängig seit 1999). Wer sein Kind etwas nach­haltiger unun­ter­schei­d­bar machen will, für den haben die Namensforsch­er auch den Trend­na­men von mor­gen nachge­spürt: Weit­er­lesen

Pimped out

Von Anatol Stefanowitsch

Wenn man beru­flich viel und öffentlich redet, muss man sehr auf­passen, was man sagt. Das musste let­zte Woche der US-amerikanis­che MSNBC-Fernsehmod­er­a­tor David Shus­ter fest­stellen. In ein­er Diskus­sion um die Wahlkampf­s­trate­gie von Hillary Clin­ton äußerte er Kri­tik daran, dass diese auch ihre Tochter Chelsea in die Kam­pagne einge­bun­den hat. Sein Gesprächspart­ner fand nichts kri­tik­würdi­ges an diesem Vorge­hen, woraufhin Shus­ter ihn fragte:

… but does­n’t it seem like Chelsea’s sort of being pimped out in some weird sort of way?

Nun ist das Wort pimp in Deutsch­land haupt­säch­lich durch die Sendung Pimp My Ride (etwa „Motz meine Karre auf“) bekan­nt, und die Bemerkung ist für uns deshalb eventuell völ­lig unver­ständlich oder scheint zumin­d­est unver­fänglich. Weit­er­lesen

Sprunghafte Sprachen

Von Anatol Stefanowitsch

In den let­zten Wochen ist mal wieder eine Studie durch die Presse gegeis­tert, in der Biolo­gen sich über Sprach­wan­del aus­lassen. Dies­mal wollen sie gezeigt haben, dass Sprachen sich nicht langsam entwick­eln, son­dern in sprung­haften Schüben.

Mark Pagel, ein­er der Autoren, fasst die Studie fol­gen­der­maßen zusam­men: Weit­er­lesen

Namensvettern

Von Anatol Stefanowitsch

Unter den häu­fi­gen Such­be­grif­f­en in der Sta­tis­tik des Bre­mer Sprach­blogs sind Sachen wie Herkun­ft Namen und Bedeu­tung Namen. Zu diesem The­ma haben wir ja grund­sät­zlich nicht viel zu sagen, aber eine ehe­ma­lige Stu­dentin hat mich auf eine nette Web­seite hingewiesen, auf der man eine Deutsch­land­karte (lei­der nur Deutsch­land) mit der geografis­chen Verteilung des eige­nen Fam­i­li­en­na­mens anfordern kann: verwandt.de. Ob und wie die Karte kor­rek­te Ergeb­nisse liefert, kann ich nicht sagen.

Glückstopf

Von Anatol Stefanowitsch

Die Aktion Lebendi­ges Deutsch hat in diesem Monat ange­blich 2700 Vorschläge erhal­ten. Das wären zehn­mal mehr als in den let­zen Monat­en. Ich sage nicht, dass ich an diesen wun­der­samen Zuwachs nicht so recht glauben mag, ich sage nur, dass es ein wun­der­samer Zuwachs wäre. Aber wie dem auch sei, geholfen hat diese ange­bliche Flut von Vorschlä­gen nicht:

Unter den 2700 Vorschlä­gen für „Jack­pot“ hat sich die Jury für „Glück­stopf“ entschieden.

Die Aktionäre betreiben die Wort­suche ja als Pri­vatvergnü­gen, da kön­nen sie sich natür­lich entschei­den, für was sie wollen. Weit­er­lesen

Egal was tun

Von Anatol Stefanowitsch

Zur Zeit läuft im Fernse­hen wieder diese Wer­bekam­pagne der Europäis­chen Union, in der Men­schen auf Par­tytröten tröten, damit die Zuschauer sich das Rauchen abgewöh­nen (wer die Spots nicht ken­nt, kann sie hier find­en — allerd­ings nur im Win­dows-Media-For­mat, wie es sich für eine Organ­i­sa­tion gehört, die Microsoft mit hohen Geld­strafen zwin­gen will, offene Stan­dards zu verwenden).

In einem der Spots tröten junge Men­schen gemein­sam auf der Schul­toi­lette und wer­fen dann schnell ihre Tröten weg, als ein Lehrer hereinkommt. Dann sagt eine Stimme aus dem Off:

Es mag dumm erscheinen, aber manch­mal würde man egal was tun, um die anderen zu imi­tieren. Selb­st anfan­gen, zu rauchen. Aber nicht vergessen: Es gibt immer eine Alter­na­tive. Help. Für ein rauch­freies Leben. [Link]

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Sprachkonflikte

Von Anatol Stefanowitsch

Ich stecke mit­ten im Endse­mes­ter­stress, es müssen jede Menge Klausuren erstellt, Hausar­beit­s­the­men vergeben und Empfehlungss­chreiben geschrieben wer­den. Da ich das Sprach­blog aber nicht völ­lig ver­nach­läs­si­gen will, weise ich ein­fach kurz auf zwei Artikel über sprach­liche Kon­flik­te im Vorschul­bere­ich hin, die mir in den let­zten Tagen aufge­fall­en sind.

Den ersten Kon­flikt hat eine Wup­per­taler Mut­ter aus­gelöst, die ihren Sohn nicht zu dem für alle Vorschulkinder vorgeschriebe­nen Spracht­est brin­gen wollte und dafür jet­zt zu einem Bußgeld von 750 Euro verurteilt wor­den ist. Weit­er­lesen