Immer wieder werde ich darauf angesprochen, warum ich nicht häufiger über Bastian Sick schreibe. Ich weiß es auch nicht genau. Irgendwie tut er mir leid. Ich glaube, anders als Rolf und Wolf Schneider oder Welt-Online-Textchef Sönke Krüger interessiert er sich wirklich für die deutsche Sprache — er versteht nur einfach nicht furchtbar viel davon. Er fühlt sich häufig sichtlich unwohl mit seiner Rolle als Oberlehrer und Besserwisser, aber er kommt aus der Nummer irgendwie nicht mehr heraus: Weiterlesen
Archiv des Autors: Anatol Stefanowitsch
All you can eat
Über Sinn und Unsinn der Aktion Lebendiges Deutsch brauchen wir hier nicht mehr zu diskutieren. Immerhin ist sie oft unfreiwillig unterhaltsam. Im laufe des letzten Monats haben die Aktionäre eine Alternative für den Ausdruck All you can eat gesucht und auch gefunden: Weiterlesen
Accountability
Auch in anderen Ländern gibt es Leute, die völlig ungerechtfertigte Behauptungen über Sprache und Sprachen aufstellen und dafür auch noch bezahlt werden. Ein Auslandskorrespondent des Economist durfte zum Beispiel jüngst eine ganze Woche lang unqualifiziert daherschwafeln. Man könnte ein eigenes Blog starten, nur um die Denkfehler, sachlichen Fehler und unbegründeten Vorurteile zu sezieren, die er (sie?) dabei produziert hat. Uns soll eine kleine Kostprobe reichen: Weiterlesen
Bienchen summ herum
Ein kurzer Hinweis auf einen vergnüglichen Artikel von Oliver Bendel auf Telepolis, „Im Rachen des Thesaurus: Beobachtungen zum Synonymwörterbuch von Microsoft“. Eine Leseprobe: Weiterlesen
Basic Global English
Der Nordbayerische Kurier berichtet von einem „bundesweiten Pilotprojekt“ an einer (der?) Grundschule im bayrischen Goldkronach, bei dem die Schüler statt des herkömmlichen Englischunterrichts Unterweisung im „Basic Global English“ erhalten: Weiterlesen
Aprilscherz aufgelöst
Ich merke schondass ich Leser/innen des Sprachblogs mit so plumpen Mitteln nicht lange zum Narren halten kann. Hier also die — nicht mehr sehr überraschende — offizielle Auflösung unseres Aprilscherzes. Weiterlesen
April, April
Wie im letzten Jahr haben wir auch heute einen Aprilscherz zwischen drei wahren Geschichten versteckt. Wer findet ihn (ohne zu googeln)?
- Um mehr Jugendliche für die Bibel zu begeistern, hat der Hamburger Pastor Martin Dreyer sie einfach in die Jugendsprache übersetzt. Leseprobe aus der Bergpredigt: „Gut drauf kommen die Leute, die niemandem mehr auf die Fresse hauen wollen.“
- Die handygewöhnten Jugendlichen kommen mit normalen Computertastaturen nicht mehr zurecht. Die britische Firma cre8txt hat deshalb eine handtellergroße Handytastatur entwickelt, die an jeden Computer angeschlossen werden kann.
- Die vereinfachten Strukturen der Jugendsprache haben eine neurologische Ursache. Wie der New Yorker Neurobiologe Carl J. Miller herausfand, ist die Herausbildung der für die Sprache zuständigen Scheitellappen erst nach der Pubertät vollständig abgeschlossen.
- Die Jugendsprache hat ein extrem eingeschränktes Vokabular. Wie der britische Linguist Anthony McEnery herausfand, besteht ein Drittel von allem, was die Jugenlichen von sich geben, aus nur zwanzig häufig verwendeten Wörtern.
Zeichen und Wunder
Das klingt doch eigentlich sehr vernünftig:
Ich glaube nicht, dass die deutsche Sprache gerettet werden muss. Alles in allem geht es ihr ganz gut. Gewiss, sie befindet sich im Wandel, alte Wörter verschwinden, neue kommen hinzu, die älteren Menschen verstehen die Sprache der jüngeren oft nicht mehr, aber das war schon immer so. Es hat immer Einflüsse aus anderen Sprachen gegeben, und es gab auch immer schon Bestrebungen, die deutsche Sprache von diesen Einflüssen zu „reinigen“. Sprachgeschichtlich gesehen übt das Englische erst relativ kurz einen derart starken Einfluss aufs Deutsche aus, eine Folge des Zweiten Weltkriegs und der daraus resultierenden Vormachtstellung der USA. Davor war über Jahrhunderte Französisch die dominierende Kultursprache, tausende französischer Wörter sind ins Deutsche eingedrungen. Damals haben sich Sprachkritiker darüber erregt, um nicht zu sagen „echauffiert“. Heute erkennt man kaum noch, dass diese Wörter gar nicht deutschen Ursprungs sind. Wer würde bei Allee, Büro, Café, Dusche, Mayonnaise, Pommes frites, Reportage, Roman, Serviette, Terrine, Toilette, Zigarette seufzen: Mon Dieu, immer diese Romanismen!
Von wem mag diese Aussage wohl stammen? Erst raten, dann nachsehen!
Sprachschneiderlein
Rolf Schneider, Schriftsteller und WELT-Kolumnist, versucht offenbar, sich mit einer bunten Mischung aus aufgewärmten Behauptungen von Wolf Schneider, Bastian Sick und anderen Sprachnörglern als hausinterne Konkurrenz zu Textchef Sönke Krüger zu etablieren, der eine jede Woche ähnlich ermüdende Mischung in seiner Kolumne „Wortgefecht“ präsentiert.
Wir haben uns letzte Woche schon mit Schneiders unbegründeten Behauptungen zur Sprache der ehemaligen DDR beschäftigt, und seit diesem Beitrag produziert Schneider seine Wirrheiten schneller, als ich sie hier entwirren könnte (oder wollte). Weiterlesen
Heißer Freitag
Passend zum Osterfest arbeitet sich eine generische Pressemeldung durch die Zeitungslandschaft, die die Osterbräuche verschiedener Länder beschreibt. Allerdings ohne besondere Liebe zum Detail. Über die Briten steht dort beispielsweise Folgendes:
Für die Briten gehören der Osterhase und Ostereier als Fruchtbarkeits-Symbole zu Ostern wie für die Deutschen. Der Karfreitag, an dem die Kirche der Kreuzigung Jesu gedenkt, wird in Großbritannien „Good Friday“ genannt — also „guter Freitag“. Einige Sprachwissenschaftler glauben, dass es ursprünglich „God’s Friday“ hieß — also „Gottes Freitag“. Früher war es an diesem Tag üblich, alle Kleidungsstücke für den Ostersonntag blütenweiß zu waschen. [Augsburger Allgemeine]
Also, wenn das tatsächlich „einige Sprachwissenschaftler“ glauben sollten, dann irren sie sich. Weiterlesen