Wie regelmäßige Leser/innen wissen, verwende ich manchmal Google-Häufigkeiten, um Behauptungen über die Verwendung bestimmter sprachlicher Formen zu überprüfen. Randall Munroe, dessen Cartoons wir hier ab und zu in deutscher Übersetzung posten, zeigt, dass man Google-Häufigkeiten auch verwenden kann, um etwas über die Welt und unsere Spezies zu erfahren. Weiterlesen
Archiv des Autors: Anatol Stefanowitsch
Googlewelt
Durch den Wortistiker bin ich auf einen sprachlichen Streit zwischen den Journalisten Marco Dettweiler und Peter Glaser aufmerksam geworden.
Dettweiler hat einen Artikel in der FAZ.net vom 6. August mit dem Satz „Die Welt ist eine Google“ begonnen. Glaser hat am 13. April 2005 diesen Satz schon einmal verwendet und fühlt sich deshalb als Urheber. Er schreibt Dettweiler eine Mail, in der er die Urheberschaft reklamiert. Detweiler schreibt eine unhöfliche Antwort, die Glaser in seinem Blog veröffentlicht. Die Blogsphäre hat einen neuen Skandal, wobei der für einige in Dettweilers unhöflicher Email besteht, für andere in der Tatsache, dass Glaser diese ungefragt veröffentlicht hat und für wieder andere darin, dass Glasers Urheberrechtsansprüche mehr als zweifelhaft sind. Weiterlesen
Chillen
Mir fällt gerade auf, dass ich ganz vergessen habe, über die Wörter des Monats zu schreiben, die die Aktion Lebendiges Deutsch — inzwischen weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit — alle vier Wochen präsentiert. Wahrscheinlich sollte ich meine vorübergehende Vergesslichkeit als Zeichen verstehen und die Aktion in Zukunft sich selbst überlassen. Aber irgendwie sind die Neubewortungsvorschläge der vier alten Herren doch immer wieder zu unfreiwillig komisch oder zu unfreiwillig lehrreich, um sie zu ignorieren.
Diesen Monat sind sie lehrreich. Beim Publikumsvorschlag macht die Aktion ihren üblichen Fehler — sie wählt eine „Alternative“, die nicht bedeutungsgleich mit dem Lehnwort ist, das sie ersetzen soll: Weiterlesen
Kurzbemerkungen
Ich bin gerade auf einer sprachwissenschaftlichen Fachkonferenz (einer echten, auf der echte Studien mit echten Daten und echten Ergebnissen präsentiert werden) und habe deshalb wenig Zeit zum Bloggen, dafür aber mehr Zeit, mir über gute und schlechte Präsentationstechniken Gedanken zu machen. Da passt dieser Artikel gut. Weiterlesen
Orthografische Fieberphantasien
Alarmierende Neuigkeiten aus der Welt der deutschen Rechtschreibung erreichen uns dieser Tage: Rechtschreibreform bringt wenig Nutzen (Pressemeldung, z.B. bei die news), Schüler machen doppelt soviele Fehler (Börsenblatt.net) und, mit der typischen Gewissheit der Ignoranz: Wegen Rechtschreibreform machen Schüler mehr Fehler (Bild.de). Auslöser dieser Horrormeldungen ist eine Studie, über die ihr Autor, Uwe Grund, am Wochenende auf der Jahrestagung der „Forschungsgruppe Deutsche Sprache“ berichtet hat. Weiterlesen
Sprache und Parasiten
Durch einen Bericht im Tagesspiegel bin ich auf einen Aufsatz aufmerksam geworden, den die Biologen Corey Fincher und Randy Thornhill von der Universität New Mexiko, Albuquerque, Anfang Juni veröffentlicht haben („A parasite-driven wedge: Infectious Diseases May Explain Language and Other Biodiversity“, Oikos 2008-06-09).
Die beiden versuchen in diesem Aufsatz eine Erklärung für ein interessantes linguistisches Rätsel zu finden: Wenn man sich die geografische Verteilung der derzeit noch gesprochenen 7000 Sprachen ansieht, fällt auf, dass die Sprachdiversität entlang des Äquators am größten ist und nach Norden und Süden abnimmt (jeder schwarze Punkt stellt das geografische Zentrum der Region dar, in dem eine Sprache gesprochen wird; eine größere Karte findet sich hier): Weiterlesen
Ansichten eines Unfehlbaren
Die Presse beschäftigt sich in den letzten Tagen mit der Stellungnahme des Oberhauptes der katholischen Kirche, Joseph „Benedikt XVI“ Ratzinger, zum Thema der sexuellen Misshandlung von Kindern durch Priester seiner Kirche. Weiterlesen
Wissenschaftliche Hochstapler
Ich weiß, dass hier auch Literaturwissenschaftler mitlesen und entschuldige mich schon vorab für das jüngste Werk des unvergleichlichen XKCD, aber ich konnte einfach nicht widerstehen:
Zwei Hinweise in eigener Sache
1. Für eine kurze Fragebogenstudie, bei der Ihr Sprachempfinden gefragt ist, suchen mein Kollege Arne Zeschel und ich ein paar Freiwillige. Wenn Ihre Muttersprache Deutsch ist und Sie ein paar Minuten Zeit haben, würden wir uns freuen, wenn Sie uns hier helfen würden [Bearb.: Link entfernt, die Studie ist beendet].
2. Falls sich unter den Leser/innen des Bremer Sprachblogs junge Menschen auf der Suche nach einem Masterprogramm befinden, das Ihrem Leben einen sprachwissenschaftlichen Sinn verleihen kann, möchte ich auf den brandneuen MA Language Sciences hinweisen, den die Universitäten Bremen und Oldenburg ab dem Wintersemester anbieten werden. Der Bewerbungsschluss ist schon Mitte August. Interessent/innen können hier mehr erfahren, oder sich per Email an Prof. Thomas Stolz (oder natürlich auch an mich) wenden. Die Emailadressen poste ich hier nicht, sie sind aber leicht zu finden.
Kaukasische Verschwörung im IOC
Ich habe gerade im Deutschlandradio Kultur ein Interview mit dem britischen Journalisten Andrew Jennings gehört, dessen Spezialität Korruption im internationalen Sport ist. Jennings hatte viel Interessantes — und wenig Nettes — über das Internationale Olympische Kommitee zu sagen. Unter anderem sprach er darüber, dass nach dem letzten großen Korruptionsskandal hauptsächlich IOC-Mitglieder mit dunkler Hautfarbe ihrer Ämter enthoben wurden. Und dann sagte der Sprecher, der Jennings’ Worte ins Deutsche übersetzte, etwas Merkwürdiges: Weiterlesen