Archiv des Autors: Anatol Stefanowitsch

Über Anatol Stefanowitsch

Anatol Stefanowitsch ist Professor für die Struktur des heutigen Englisch an der Freien Universität Berlin. Er beschäftigt sich derzeit mit diskriminierender Sprache, Sprachpolitik und dem politischen Gebrauch und Missbrauch von Sprache. Sein aktuelles Buch „Eine Frage der Moral: Warum wir politisch korrekte Sprache brauchen“ ist 2018 im Dudenverlag erschienen.

Anglizismenzählen für Dummies

Von Anatol Stefanowitsch

Gestern waren wir (und damit meine ich mich) bei unser­er (und damit meine ich mein­er) Diskus­sion der dieswöchi­gen Aus­gabe von Welt-Online-Textchef Sönke Krügers Kolumne „Wort­ge­fecht“ bis zu seinem „Die-Menschen-können-kein-Englisch-also-verstehen-sie-auch-keine-englischen-Lehnwörter“-Schachzug gekommen.

Dieser Schachzug ist bei Sprach­nör­glern sehr beliebt, obwohl er auf offen­sichtlich falschen Annah­men beruht: man muss nämich eine Sprache nicht beherrschen, um Lehn­wörter aus dieser Sprache zu ver­ste­hen. Weit­er­lesen

Bischöfliche Gedanken über die Bildung

Von Anatol Stefanowitsch

Im All­ge­meinen beschw­eren sich alte weiße Män­ner ja eher darüber, dass die Men­schen heutzu­tage (vor allem die jun­gen) zu wenig Bil­dung besitzen — viel weniger als früher. Nicht so Patrick O’Donoghue, Bischof von Lan­cast­er. Er find­et, dass die Men­schen viel gebilde­ter sind, als gut für sie wäre. Seine Aus­sagen sind ein typ­is­ch­er Fall von katholis­ch­er Logik: wenn die Wörter, die er ver­wen­det, das bedeuten, was sie für jeden nor­malen Men­schen bedeuten, erschließt sich nicht, wo genau eigentlich sein Prob­lem liegt. Weit­er­lesen

Emerging Artists

Von Anatol Stefanowitsch

Entwed­er die vier Her­ren von der Aktion Lebendi­ges Deutsch haben es langsam genau­so satt, ihre monatliche Wörter­suche zu betreiben, wie ich es müde bin, sie zu kom­men­tieren. Oder sie entwick­eln auf ihre alten Tage eine Anglizis­men­tol­er­anz. Oder die Teil­nehmer sind nicht so fan­tasievoll wie früher. Auf jeden Fall haben sie zum zweit­en Mal in Folge einem englis­chen Lehn­wort eine per­ma­nente Aufen­thalts­genehmi­gung erteilt, und dies­mal sog­ar ohne orthografis­che Verbesserungsvorschläge: Weit­er­lesen

Kaffepaussi

Von Anatol Stefanowitsch

Als der urbane Mythos von der deutschen Kaf­fepaus­si auf finnis­chen Lin­ien­bussen auf Betrieb­spause seinen Siegeszug durch die deutsche Pres­se­land­schaft antrat, gab es das Bre­mer Sprach­blog noch nicht, und so kon­nte ich nichts dazu schreiben. Aber seit­dem begeg­net mir das Wort min­destens ein­mal pro Monat bei mein­er Suche nach Blog­barem. Diese Woche war es wieder soweit, und so kann ich das endlich nach­holen. Weit­er­lesen

Frei von der Lippe

Von Anatol Stefanowitsch

Ich muss arbeit­en und werde es mir nicht anse­hen kön­nen, aber der MDR will den Markt für medi­ale Sprach­nörgelei wohl nicht dem WDR und Bas­t­ian Sick über­lassen und strahlt heute abend die Sendung „Frei von der Lippe“ aus, in der Jür­gen von der Lippe „den Schwierigkeit­en der deutschen Sprache auf der Spur“ sein wird. Weit­er­lesen

Namensgeber

Von Anatol Stefanowitsch

Ich kann mich nicht erin­nern, jemals einem Gegen­stand einen Namen gegeben zu haben. Selb­st mein alter Ted­dy­bär hieß immer nur „Ted­dy­bär“ und mein Auto nenne ich „mein Auto“. Aber viele Men­schen haben schein­bar einen engeren Bezug zu den unbelebten Objek­ten, die sie umgeben und verteilen Namen nicht nur an Kuscheltiere und Autos, son­dern auch an Haushalts­ge­gen­stände. Weit­er­lesen

Verbrechen und Mundart

Von Anatol Stefanowitsch

Dialek­te haben ein schw­eres Imageprob­lem — und das, soweit wir wis­sen, immer und über­all. Sprech­er völ­lig unter­schiedlich­er Sprachge­mein­schaften sind sich (grob gesagt) einig, dass Dialek­t­sprech­er zwar net­ter, authen­this­ch­er und zuver­läs­siger sind, als Sprech­er der jew­eili­gen „Hochsprache“, aber eben­so einig sind sie sich, dass Dialek­t­sprech­er unge­bildet, ein biss­chen blöd im Kopf und zum gesellschaftlichen Mis­ser­folg ver­dammt sind. Weit­er­lesen

Gemeinsam einsam

Von Anatol Stefanowitsch

Da lasse ich mich ein­mal zu ein­er halb­nor­ma­tiv­en Aus­sage hin­reißen und sofort ger­ate ich in Schwierigkeit­en. Am Ende des let­zten Beitrags habe ich, inspiri­ert durch den Tag der deutschen Ein­heit, fol­gende Weisheit mit meinen Lesern geteilt:

Aus sprach­wis­senschaftlich­er Per­spek­tive gibt es übri­gens einen klaren Ratschlag für die Regelung der Zusam­men- und Getren­ntschrei­bung: es sollte orthografisch zusam­menwach­sen, was mor­phol­o­gisch zusam­men gehört — so, wie es im Deutschen wenig­stens bei sub­stan­tivis­chen Kom­posi­ta durchgängig der Fall ist.

Ich hat­te gehofft, dass in der all­ge­meinen patri­o­tis­chen Hochstim­mung kein­er auf die For­mulierung „wenig­stens bei sub­stan­tivis­chen Kom­posi­ta“ ansprin­gen würde. Weit­er­lesen