Archiv des Autors: Anatol Stefanowitsch

Über Anatol Stefanowitsch

Anatol Stefanowitsch ist Professor für die Struktur des heutigen Englisch an der Freien Universität Berlin. Er beschäftigt sich derzeit mit diskriminierender Sprache, Sprachpolitik und dem politischen Gebrauch und Missbrauch von Sprache. Sein aktuelles Buch „Eine Frage der Moral: Warum wir politisch korrekte Sprache brauchen“ ist 2018 im Dudenverlag erschienen.

Beitragsersuche und selbsterfüllende Wikipediaeinträge

Von Anatol Stefanowitsch

Ein sehr merk­würdi­ges Wort geis­tert durch meine Bitte um eine deutsche Alter­na­tive zum Call for Papers: das Wort Beitragser­such. Es stammt aus der Wikipedia, wo es im Ein­trag zu Call for Papers als deutsche Über­set­zung angegeben wird.

Anders als viele mein­er Kol­le­gen bin ich der Mei­n­ung, dass die deutschsprachige Wikipedia grund­sät­zlich eine zuver­läs­sige Quelle darstellt. Fehler wer­den schnell kor­rigiert und wenn mal ein Artikel über­lebt, der inhaltlich nichts taugt, erken­nt man den nor­maler­weise auf den ersten Blick an for­malen Mängeln.

Aber in diesem Fall hat jemand die Wikipedia manip­uliert: Weit­er­lesen

Wort gesucht

Von Anatol Stefanowitsch

Ich will nicht von mein­er von eini­gen so heiß ersehn­ten Rück­kehr zu enger fach­wis­senschaftlichen Beiträ­gen ablenken (enjoy them while they last…) und erwarte nach wie vor Beschrei­bun­gen von selb­st beobachteten metapho­rischen Gesten.

Aber ich will heute auch ein­mal Aktion Lebendi­ges Deutsch spie­len, denn es gibt Begriffe, für die wäre eine grif­fige deutsche Entsprechung wirk­lich sin­nvoll für die hätte ich aus völ­lig indi­vidu­ellen Geschmack­spräferen­zen gerne eine deutsche Entsprechung: Weit­er­lesen

Noch mal Steinbrück

Von Anatol Stefanowitsch

Jens hat in den Kom­mentaren zum let­zten Beitrag schon darauf hingewiesen, aber hier noch ein­mal für alle. Während der Schweiz­er Vertei­di­gungsmin­is­ter aus Protest gegen Stein­brücks Indi­an­erver­gle­ich seinen dien­stlichen Mer­cedes zurück­gibt (ich würde ihn nehmen!) und in Zukun­ft mit einem Renault Espace vor­fährt (kann man den genau­so gut panz­ern?), begin­nen nun auch die Indi­an­er, sich gegen den Ver­gle­ich zu ver­wahren — mit tre­ff­sicheren Argu­menten: Weit­er­lesen

Kavallerist Steinbrück

Von Anatol Stefanowitsch

Unser Bun­des­fi­nanzmin­is­ter Peer Stein­brück hat ja in den let­zten Tagen die diplo­ma­tis­chen Beziehun­gen zu unserem Nach­bar­land Schweiz stark belastet. Im Schweiz­er Fernse­hen gab er am 14. März auf die Frage nach ein­er „Schwarzen Liste“ von Steueroasen fol­gende, mehrfach denkwürdi­ge Antwort (Video hier): Weit­er­lesen

Verstimmzettelt

Von Anatol Stefanowitsch

Ich habe gestern über den Vere­in „Pro Reli“ geschrieben, der in Berlin ver­sucht, per Volk­sentscheid das Pflicht­fach „Ethik“ zu einem Wahlpflicht­fach her­abzustufen und dafür den Reli­gion­sun­ter­richt, der in Berlin aus his­torischen Grün­den frei­willig ist, eben­falls zu einem Wahlpflicht­fach zu machen. Die Berlin­er Schüler/innen, die derzeit im Ethikun­ter­richt nach gemein­samen Werten suchen und sich darüber hin­aus im Reli­gion­sun­ter­richt mit der Reli­gion ihrer Wahl befassen kön­nen, müssten sich dann für einen der bei­den entscheiden.

Der Vere­in „Pro Reli“ ver­schweigt den derzeit­i­gen Stand der Dinge geschickt, und tut auf Plakat­en und Trans­par­enten so, als ob es in der Abstim­mung darum gin­ge, einen Reli­gion­sun­ter­richt über­haupt erst möglich zu machen. Und der Abstim­mung­s­text auf dem Stim­mzettel trägt entschei­dend dazu bei, dieses Missver­ständ­nis bei ober­fläch­lich informierten Wäh­lern zu ver­fes­ti­gen. Er lautet: Weit­er­lesen

Freiheit ist Bevormundung

Von Anatol Stefanowitsch

In Berlin tobt seit Monat­en ein auch sprach­lich inter­es­san­ter Kul­turkampf um den Reli­gion­sun­ter­richt an staatlichen Schulen.

Die aktuelle Sit­u­a­tion ist die fol­gende: An den Berlin­er Grund­schulen (1–6. Klasse) gibt es einen (bis zu 90% staatlich finanzierten) Reli­gions- und Weltan­schau­ung­sun­ter­richt. Diesen Unter­richt kann im Prinzip jede weltan­schauliche Organ­i­sa­tion anbi­eten, neben der katholis­chen und evan­ge­lis­chen Kirche bieten z.B. auch der Human­is­tis­che Ver­band Deutsch­land, die Jüdis­che Gemeinde und die Islamis­che Föder­a­tion diesen Unter­richt an. Die Teil­nahme am Reli­gions- und Weltan­schau­ung­sun­ter­richt ist in Berlin allerd­ings, anders als in den meis­ten anderen Bun­deslän­dern, schon seit 1948 freiwillig.

Von der 7. bis zur 10. Klasse gibt es in Berlin seit 2006 das Pflicht­fach „Ethik“. Dessen Ziele sind, ger­ade in ein­er mul­ti­kul­turellen Großs­tadt, nur zu begrüßen: Weit­er­lesen

Bildwerfer

Von Anatol Stefanowitsch

Ich hat­te mir fest vorgenom­men, im neuen Jahr nicht mehr über die Aktion Lebendi­ges Deutsch zu schreiben, aber was soll ich sagen — ich bin ein schwach­er Men­sch und ich kann dem Unfug, den die vier alten Her­ren dort treiben, ein­fach nicht widerstehen.

Im let­zten Monat war nach ein­er Alter­na­tive für all inclu­sive gefragt, und 288 fleißige Wort­such­er haben sich nicht lumpen lassen: Weit­er­lesen

Aufgeschnappt

Von Anatol Stefanowitsch

Am Sam­stag mor­gen in Mar­burg im Café an einem Nach­bar­tisch voller Lit­er­atur­wis­senschaftler gehört:

Des Schwäb­sche, des is e Schbraach, die wo man net ern­scht nemme kann. Genau wie’s Ostdeutsche.

Ja, wo hätte ich da anfan­gen sollen?

Sprache in Scherben

Von Anatol Stefanowitsch

Judith Holofernes von Wir sind Helden ist ein poet­is­ches Genie, und „Kaputt“ vom Album „Sound­so“ ist ein­er ihrer besten Texte (Nör­gler, dibbe­d­abb & Co: das ist keine wis­senschaftliche Aus­sage, son­dern eine Mei­n­ung — die dür­fen Wis­senschaftler auch haben).

Aber der Refrain des Liedes birgt ein kleines sprach­wis­senschaftlich­es Rät­sel. So wird er auf der Web­seite der Band zitiert: Weit­er­lesen