Ein Mem geht um unter den Sprachnörglern — das Mem der linguistic submissiveness („sprachliche Unterwürfigkeit“). Mit diesem Begriff, behaupten die Anglizismenjäger und Deutschbewahrer häufig, bezeichnet die in London erscheinende Times die Entlehnung englischer Wörter ins Deutsche. Ein paar Zitate: Weiterlesen
Archiv des Autors: Anatol Stefanowitsch
Sprachliche Unterwürfigkeit
Das Sprachblog ist nicht etwa schon wieder eingeschlafen, ich war in den letzten Wochen nur damit beschäftigt, die Vorbereitungen für die Vierte Internationale Konferenz der Deutschen Gesellschaft für Kognitive Linguistik auf den Weg zu bringen, die im Oktober 2010 an der Universität Bremen stattfinden wird.
Und kaum ist man mal ein paar Tage beschäftigt, schon treibt der VDS ungestraft Unfug. In einem „offenen Brief“ hat sich dessen Vorsitzender, der Dortmunder Statistikprofessor Walter Krämer, an den „neugewählten“ Rektor der Universität Siegen gewandt (der tatsächlich bereits seit Mai dieses Jahres im Amt ist). Der will nämlich angeblich den Fakultäten seiner Universität englische Namen verpassen: Weiterlesen
Casting
Zur Aktion Lebendiges Deutsch fällt mir diesen Monat nichts ein. Statt Casting wollen die Aktioneure zukünftig „Rollenbesetzung“ sagen, statt Incentive „Anreiz“. Der erste Vorschlag greift aktionstypisch zu kurz (bei Castings geht es nicht immer um „Rollen“), der zweite ist semantisch sicher richtig (weshalb Wörterbücher ja incentive genau so übersetzen). Von der Konnotation (den mitschwingenden Assoziationen) ist Incentive natürlich enger, aber einen großen Vorteil sehe ich in keinem der Wörter (vor allem, da Incentives anscheinend wenig bringen). Im laufenden Monat wird eine Alternative für Spotlight gesucht. Ich empfehle den Aktioneuren, sich die Suche zu sparen und auch hier einfach ins Wörterbuch zu schauen. Weiterlesen
Impfmündigkeit
Eine interessante Freudsche Fehlleistung der Deutsche Presseagentur (aus der ZEIT, findet sich aber auch in vielen anderen Zeitungen wieder): Weiterlesen
Say it in English, Please!
Polizisten in Dallas haben in den letzten drei Jahren mindestens 38 Strafzettel für einen ungewöhnlichen Verkehrsverstoß ausgestellt: fehlende Kenntnisse der englischen Sprache. Weiterlesen
Allgemeinschätze
Die Nürnberger Zeitung beschäftigt sich heute mit den beliebtesten Kosenamen Deutschlands und beruft sich dabei auf eine Studie aus dem Jahre 2005, über die ich auf jeden Fall berichtet hätte, wenn es das Bremer Sprachblog damals schon gegeben hätte.
Kosenamen sind ja allgemein eine merkwürdige Sache, da sie im Prinzip überflüssig sind. Namen sind weitgehend bedeutungslose Lautfolgen, die dazu dienen, Individuen sprachlich zu identifizieren, und jeder Mensch bekommt kurz nach der Geburt mindestens eine solche Lautfolge zugewiesen. Weiterlesen
Kein Anglizismus ist illegal!
Anlässlich der Koalitionsverhandlungen wird ja dieser Tage wieder über die Frage diskutiert, ob die deutsche Sprache ins Grundgesetz aufgenommen werden soll. Dabei wird, wie immer, wenn dieses Thema auf der Tagesordnung steht, viel uninformiertes und unüberlegtes Zeug geredet. Besonders arg treibt es in dieser Hinsicht die Glosse eines gewissen Peter Bauer im Netzportal der WAZ.
Die Glosse fängt sehr merkwürdig an:
So weit sind wir jetzt also, dass die deutsche Sprache durch Aufnahme ins Grundgesetz geschützt werden soll — so wie Menschen, Meisen und Mücken.
Ich weiß ja, dass viele Journalisten Alliterationen lieben, aber Meisen und Mücken im Grundgesetz sind doch eine etwas verkrampfte Anspielung auf den Tierschutz (ich vermute, dass es um den gehen soll). Weiterlesen
Wieder mal Jugendsprache
Die Badische Zeitung beschäftigt sich mit dem „Neuen Wörterbuch der Szenesprachen“ des Dudenverlags, das gerade in seiner zweiten Auflage erschienen ist. Unter der Überschrift „Neuer Duden für Jugendsprache“ folgt zunächst ein für solche Artikel ja obligatorische Absatz in angeblicher Jugendsprache: Weiterlesen
Drive-By-Nörgelei
Wie so oft war die Aktion Lebendiges Deutsch im vergangenen Monat wieder absolut vorhersagbar. Gesucht waren Alternativen für das Drive-In-Kino und den Drive-In-Schnellimbiss. Ich hatte das zugegebenerweise offen herumliegende Wort Autokino und auf Nachfrage auch das weniger offensichtliche Autoimbiss vorgeschlagen und die Aktioneure müssen eingesehen haben, dass diese Vorschläge nicht zu toppen sind: Weiterlesen
Es ist Deutschland hier
Guido Westerwelles Weigerung, auf einer Pressekonferenz eine Frage auf Englisch zu beantworten, belustigt und empört derzeit Presse und Blogsphäre gleichermaßen.
Zunächst das Video, falls es jemand noch nicht gesehen hat: