Archiv des Autors: Anatol Stefanowitsch

Über Anatol Stefanowitsch

Anatol Stefanowitsch ist Professor für die Struktur des heutigen Englisch an der Freien Universität Berlin. Er beschäftigt sich derzeit mit diskriminierender Sprache, Sprachpolitik und dem politischen Gebrauch und Missbrauch von Sprache. Sein aktuelles Buch „Eine Frage der Moral: Warum wir politisch korrekte Sprache brauchen“ ist 2018 im Dudenverlag erschienen.

Fragliche Unterwürfigkeit

Von Anatol Stefanowitsch

Ein Mem geht um unter den Sprach­nör­glern — das Mem der lin­guis­tic sub­mis­sive­ness („sprach­liche Unter­wür­figkeit“). Mit diesem Begriff, behaupten die Anglizis­men­jäger und Deutschbe­wahrer häu­fig, beze­ich­net die in Lon­don erscheinende Times die Entlehnung englis­ch­er Wörter ins Deutsche. Ein paar Zitate: Weit­er­lesen

Sprachliche Unterwürfigkeit

Von Anatol Stefanowitsch

Das Sprach­blog ist nicht etwa schon wieder eingeschlafen, ich war in den let­zten Wochen nur damit beschäftigt, die Vor­bere­itun­gen für die Vierte Inter­na­tionale Kon­ferenz der Deutschen Gesellschaft für Kog­ni­tive Lin­guis­tik auf den Weg zu brin­gen, die im Okto­ber 2010 an der Uni­ver­sität Bre­men stat­tfind­en wird.

Und kaum ist man mal ein paar Tage beschäftigt, schon treibt der VDS unges­traft Unfug. In einem „offe­nen Brief“ hat sich dessen Vor­sitzen­der, der Dort­munder Sta­tis­tikpro­fes­sor Wal­ter Krämer, an den „neugewählten“ Rek­tor der Uni­ver­sität Siegen gewandt (der tat­säch­lich bere­its seit Mai dieses Jahres im Amt ist). Der will näm­lich ange­blich den Fakultäten sein­er Uni­ver­sität englis­che Namen ver­passen: Weit­er­lesen

Casting

Von Anatol Stefanowitsch

Zur Aktion Lebendi­ges Deutsch fällt mir diesen Monat nichts ein. Statt Cast­ing wollen die Aktioneure zukün­ftig „Rol­lenbe­set­zung“ sagen, statt Incen­tive „Anreiz“. Der erste Vorschlag greift aktion­styp­isch zu kurz (bei Cast­ings geht es nicht immer um „Rollen“), der zweite ist seman­tisch sich­er richtig (weshalb Wörter­büch­er ja incen­tive genau so über­set­zen). Von der Kon­no­ta­tion (den mitschwin­gen­den Assozi­a­tio­nen) ist Incen­tive natür­lich enger, aber einen großen Vorteil sehe ich in keinem der Wörter (vor allem, da Incen­tives anscheinend wenig brin­gen). Im laufend­en Monat wird eine Alter­na­tive für Spot­light gesucht. Ich empfehle den Aktioneuren, sich die Suche zu sparen und auch hier ein­fach ins Wörter­buch zu schauen. Weit­er­lesen

Allgemeinschätze

Von Anatol Stefanowitsch

Die Nürn­berg­er Zeitung beschäftigt sich heute mit den beliebtesten Kose­na­men Deutsch­lands und beruft sich dabei auf eine Studie aus dem Jahre 2005, über die ich auf jeden Fall berichtet hätte, wenn es das Bre­mer Sprach­blog damals schon gegeben hätte.

Kose­na­men sind ja all­ge­mein eine merk­würdi­ge Sache, da sie im Prinzip über­flüs­sig sind. Namen sind weit­ge­hend bedeu­tungslose Laut­fol­gen, die dazu dienen, Indi­viduen sprach­lich zu iden­ti­fizieren, und jed­er Men­sch bekommt kurz nach der Geburt min­destens eine solche Laut­folge zugewiesen. Weit­er­lesen

Kein Anglizismus ist illegal!

Von Anatol Stefanowitsch

Anlässlich der Koali­tionsver­hand­lun­gen wird ja dieser Tage wieder über die Frage disku­tiert, ob die deutsche Sprache ins Grundge­setz aufgenom­men wer­den soll. Dabei wird, wie immer, wenn dieses The­ma auf der Tage­sor­d­nung ste­ht, viel unin­formiertes und unüber­legtes Zeug gere­det. Beson­ders arg treibt es in dieser Hin­sicht die Glosse eines gewis­sen Peter Bauer im Net­z­por­tal der WAZ.

Die Glosse fängt sehr merk­würdig an:

So weit sind wir jet­zt also, dass die deutsche Sprache durch Auf­nahme ins Grundge­setz geschützt wer­den soll — so wie Men­schen, Meisen und Mücken.

Ich weiß ja, dass viele Jour­nal­is­ten Allit­er­a­tio­nen lieben, aber Meisen und Mück­en im Grundge­setz sind doch eine etwas verkrampfte Anspielung auf den Tier­schutz (ich ver­mute, dass es um den gehen soll). Weit­er­lesen

Wieder mal Jugendsprache

Von Anatol Stefanowitsch

Die Badis­che Zeitung beschäftigt sich mit dem „Neuen Wörter­buch der Szene­sprachen“ des Duden­ver­lags, das ger­ade in sein­er zweit­en Auflage erschienen ist. Unter der Über­schrift „Neuer Duden für Jugend­sprache“ fol­gt zunächst ein für solche Artikel ja oblig­a­torische Absatz in ange­blich­er Jugend­sprache: Weit­er­lesen

Drive-By-Nörgelei

Von Anatol Stefanowitsch

Wie so oft war die Aktion Lebendi­ges Deutsch im ver­gan­genen Monat wieder abso­lut vorher­sag­bar. Gesucht waren Alter­na­tiv­en für das Dri­ve-In-Kino und den Dri­ve-In-Schnel­lim­biss. Ich hat­te das zugegeben­er­weise offen herum­liegende Wort Autoki­no und auf Nach­frage auch das weniger offen­sichtliche Autoim­biss vorgeschla­gen und die Aktioneure müssen einge­se­hen haben, dass diese Vorschläge nicht zu top­pen sind: Weit­er­lesen