Ich habe es gestern bereits angedeutet und heute kündige ich es offiziell an: Morgen, auf den Tag drei Jahre nach meinem ersten Beitrag hier im Bremer Sprachblog nehme ich meinen Hut, lösche die Lichter, und ziehe die Tür hinter mir zu. Grund genug, dem Bremer Sprachblog einen kleinen Nachruf zu gönnen. Weiterlesen
Archiv des Autors: Anatol Stefanowitsch
No Headlines
Die Aktion Lebendiges Deutsch hat natürlich auch im letzten Monat wieder zwei Neubewortungsvorschläge vorgelegt. Zunächst war ein deutscher Begriff für das Spotlight gesucht, und die Aktioneure haben eine wenig überraschende Wahl getroffen:
Beim Suchwort „Spotlight“ hat sich die Jury für „Punktlicht“ entschieden — genau dasselbe in der selben Kürze.
Wenig überraschend, weil dies die deutsche Übersetzung für spotlight ist, die sich in jedem deutsch-englischen Wörterbuch findet. Auch der WAHRIG betrachtet beide Begriffe als Synonyme, wie die Einträge für Spotlight und Punktlicht zeigen: Weiterlesen
Am Ende des Tages
Die Sprachnörgler haben vor kurzem eine neue Redewendung entdeckt, die es auszumerzen gilt, nämlich am Ende des Tages in der folgenden Verwendung:
- „Am Ende des Tages steht für mich eine renaturierte Ems“, sagt Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff. [Financial Times]
- „Am Ende des Tages zählen Leistung und Zahlen“, sagt Peter Staab, zuständig für Investor Relations… [Welt.de]
- Die deutsche Singspielindustrie darbt. Am Ende des Tages können nur heiße Stoffe wie das Obama-Musical neue Hoffnung bringen. [Finanztreff.de]
Schon 2006 hat Chefnörgler Bastian Sick diese Phrase in einer Glosse als Beispiel für einen Anglizismus erwähnt: Weiterlesen
Neblige Wirtschaftssprache
Gestern lief im SWR 2 eine recht interessante Sendung zum Thema „Wirtschaftssprache“, die man hier nachhören kann.
Der Moderator Eberhard Reuß diskutiert mit Dagmar Deckstein (SZ-Wirstschaftsredakteurin), Ludwig Eichinger (Direktor des Instituts für Deutsche Sprache) und Günter Gaugler (SAP-Pressesprecher) und versucht mit aller Macht, seine Vorurteile ins Gespräch zu bringen: Wirtschaftssprache ist floskelhaft und inhaltsleer, die Manager wollen damit unser Verständnis vernebeln ohne sich auf irgendetwas festzulegen und Englisch dient dazu, alles noch weniger Verständlich zu machen. Weiterlesen
Schnee im Deutschlandradio
Ich habe im Deutschlandradio ein Interview zu den Eskimo-Wörtern für Schnee gegeben: hier ist ein direkter Link zum Podcast des Interviews auf der Webseite von Deutschlandradio-Kultur. Leider fehlt dort die Anmoderation, der Podcast geht mit meiner ersten Antwort los. Die Anmoderation ging ungefähr so (die Interviewerin hat sie mir vorab per E‑Mail geschickt, der tatsächliche Wortlaut war in der Sendung dann leicht anders):
Pulverschnee — Pappschnee — Harsch — es gibt in Deutschland eine ganze Reihe von Bezeichnungen, für das, was gerade als Folge des Tiefs Daisy das ganze Land bedeckt. Und doch leben die meisten von uns im Bewusstsein, dass wir im Vergleich zu den Eskimos — oder Inuit — nur ganz ganz wenige Begriffe für Schnee kennen. Die Bewohner der verschneiten Landstiche würden — so heißt es — bis zu 400 Wörtern für Schnee kennen. Es seien aber — so räumte die Süddeutsche Zeitung mit diesem Mythos auf: in Wirklichkeit nur zwei: nämlich das Wort Quanik — für den liegenden Schnee und Aput für den fallenden. Haben die Inuit oder Eskimos also gar nicht viel mehr Wörter als wir für Schnee? Das habe ich den Sprachwissenschafts-Professor Anatol Stefanowitsch von der Universität Bremen gefragt.
Außerdem gibt es hier eine Kurznachricht auf der Deutschlandradio-Webseite, die die Essenz des Beitrags unter der Überschrift wiedergibt: „Linguist: Nicht viele Wörter für Schnee in den Eskimo-Sprachen“. Das klingt, als sei es eine Neuigkeit (ist es nicht) und als habe ich das entdeckt (habe ich nicht), aber natürlich habe ich bereits ausführlicher darüber gebloggt, und zwar unter anderem hier: Weiterlesen
Tabuschilder
Vor ein paar Monaten habe ich am Flughafen von Bergen diese nett gestalteten Toilettentüren gesehen:
Mit Sprache hat es nichts zu tun, aber aus semiotischer Perspektive sind die Darstellungen interessant. Weiterlesen
Ein Nachtrag, welcher den letzten Beitrag präzisiert
In meinem letzten Beitrag habe ich unter anderem darauf hingewiesen, dass mir bei der Lektüre des Schweizer Bahnmagazins Via die häufige (um nicht zu sagen, durchgängige) Verwendung des Pronomens welch- (welche, welcher, welches, welchem, welchen) als Relativpronomen aus bundesdeutscher Perspektive ungewohnt vorkommt.
Im bundesrepublikanischen Standard-Schriftdeutsch, so meine klare Intuition, kommt dieses Pronomen hauptsächlich als Interrogativpronomen vor (Beispiel 1); als Relativpronomen (Beispiel 2) ist es dagegen sehr selten: Weiterlesen
Schlittelwetter!
Wenn ich Montag früh nach Bremen fahre, nehme ich oft einen Zug, der von den Schweizerischen Bundesbahnen betrieben wird.
Wenn ich dann das Bordmagazin „Via“ aufschlage, habe ich immer das Gefühl, dass ich durch einen Quantentunnel in ein alternatives Universum geraten bin – einem, das dem, aus dem ich komme, sehr ähnlich ist, das sich aber in subtilen Kleinigkeiten unterscheidet. Zu einem kleinen Teil liegt das am Inhalt des Magazins, zum Beispiel an Leserbriefen wie diesem, in dem es um die Frage geht, ob man in der Bahn seine Füße hochlegen darf: Weiterlesen
Twitter in den Zeiten der Lautverschiebung
Im Zuge unserer Suche nach dem schönsten Fremdwort des Jahres 2009 ist eine Frage um die lautliche Form eines Wortvorschlags, twittern, aufgetaucht.
Sprachblogstammkommentator Gareth, der das Wort nominiert hat, sagt in seiner Begründung zu seinem Vorschlag: Weiterlesen
Jugendwort 2009
Das Jahr neigt sich dem Ende zu und wir dürfen uns neben triefenden Jahresrückblicken auch auf eine Reihe von Wörtern und Unwörtern des Jahres gefasst machen.
In den USA hat das New Oxford American Dictionary vor ein paar Tagen das Wort unfriend zum „Word of the Year“ ernannt, in Deutschland eröffnet der Verlag Langenscheidt den Reigen der Wortwahlen mit dem „Jugendwort 2009“. Die Top 5:
- hartzen
- bam
- Bankster
- Rudelgucken
- Pisaopfer
Die Langenscheidt-Jury ist von ihrer eigenen Wahl so begeistert, dass sie sich zu fast poetischen sozialkritischen Ausführungen hinreißen lässt: Weiterlesen