Das Deppenleerzeichen gibt es nicht: Eine Art Replik

Von Kristin Kopf

Ich habe kür­zlich ein Gespräch mit Michel Winde von der dpa geführt — über Leerze­ichen und Binde­striche in Kom­posi­ta. Es ging dabei um sehr emo­tion­al beset­zte Schrei­bun­gen wie z.B.

Johannes Guten­berg-Uni­ver­sität

dpa-Kinder­nachricht­en

Wür­fel Zucker

Nun ist ein Artikel ent­standen, in dem sich Spurenele­mente des Inter­views wiederfind­en. ((Meine Zitate wur­den freigegeben, den ganzen Text kan­nte ich vorher nicht.)) Der Text nervt mich. Neben inhaltlichen Aspek­ten (dazu gle­ich mehr) finde ich es unredlich, dass durch extreme Zitat­mon­tage der Ein­druck entste­ht, alle Inter­viewten hät­ten ein Gespräch miteinan­der geführt, aufeinan­der Bezug genom­men. So z.B.:

Sprache ändert sich. „Aus sprach­wis­senschaftlich­er Sicht finde ich das span­nend“, sagt Kopf über das Dep­pen­leerze­ichen. Allerd­ings gehen auch Aus­drucksmöglichkeit­en ver­loren. Ein „Chefin­ge­nieur“ sei nun mal etwas anderes als ein „Chef Inge­nieur“, sagt Lutz.

Ich hat­te aber wed­er mit den wis­senschaftlicheren Stim­men noch mit Bas­t­ian Sick oder Titus Gast irgen­deine Art von Aus­tausch und der sug­gerierte Kon­sens zum The­ma existiert auch nicht.

Ganz abge­se­hen davon habe ich wirk­lich keinen blassen Schim­mer, was denn ein <Chef Inge­nieur> anderes sein soll als ein <Chefin­ge­nieur>. Kann mir da jemand helfen? Und welche “Aus­drucksmöglichkeit­en” sollen das sein, die man da ver­liert? In der gesproch­enen Sprache gibt’s auch keine Getren­nt- und Zusam­men­schrei­bung und trotz­dem funk­tion­ert die Kom­mu­nika­tion ganz wun­der­bar. Das Englis­che, wo Kom­posi­ta oft getren­nt geschrieben wer­den, lei­det meines Wis­sens auch nicht ger­ade an Ausdrucksarmut.

Die Deppen, das sind die anderen

Der zweite über­greifende Punkt, der mich nervt, ist, dass das Wort “Dep­pen­leerze­ichen” über­all vorkommt und so getan wird, als sei das ein etabliert­er Fach­be­griff. In Wirk­lichkeit ist das Wort ein­fach nur wider­lich: Es klas­si­fiziert Men­schen, die nicht nor­mgerechte Leerze­ichen benutzen, als dumm. Das Muster ken­nt man zur Genüge: Auch wer Tippfehler macht, umgangssprach­liche Syn­tax schreibt oder dialek­tale Ein­flüsse in der Stan­dard­sprache hat, wird gerne dafür abqual­i­fiziert. Was kann man daran tat­säch­lich sehen? Dass — und darüber habe ich sehr lange und wohl lei­der verge­blich mit Her­rn Winde gesprochen — das Schreiben und Sprechen demokratisiert wird. Was lange Zeit auf pri­vates Gespräch und pri­vate Texte beschränkt war, bekommt zunehmend Öffentlichkeit: In der gesproch­enen Sprache, weil es auch im Radio und Fernsehn zunehmend informeller zuge­ht (nicht erst seit dem Inter­net!) und auch Pri­vatleute Youtube­v­ideos oder Pod­casts machen. In der geschriebe­nen Sprache (also da, wo das Leerze­ichen ins Spiel kommt), weil die medi­alen Gate­keep­er weg­fall­en: Im Inter­net kann jede/r schreiben und gele­sen wer­den. Viele Kom­mu­nika­tion­sarten gehören hier zur soge­nan­nten “konzep­tionellen Mündlichkeit”: Man schreibt zwar, die Texte haben aber eher Gespräch­scharak­ter und sind nicht für die Ewigkeit gedacht. Auch Men­schen, die früher schriftlich kein “Gehör” gefun­den hät­ten, wer­den nun gele­sen — darunter viele Men­schen mit einem niedrigeren for­malen Bil­dungs­grad, Men­schen, die nicht “was mit Medi­en” arbeit­en und entsprechend weniger geübt sind, was orthographis­che und textsorten­be­zo­gene Nor­men ange­ht. “Dep­pen­leerze­ichen” ist diesen Men­schen gegenüber ekel­haft arro­gant, es kommt aus ein­er Ecke, in der man auch “Hauptschüler” oder “Bauer” für ein Schimpf­wort hält.

Hauptprinzip: Auffälliges Trennen

So, jet­zt, wo die Haupt­punk­te aus der Welt sind, kön­nen wir tat­säch­lich noch ein wenig über die Schrei­bung von Kom­posi­ta reden. Ich greife einige Stellen aus dem Artikel her­aus und kom­men­tiere oder ergänze.

Dabei fris­tet der Binde­strich seit Jahren ein küm­mer­lich­es Schat­ten­da­sein. Das Dep­pen­leerze­ichen greift um sich.

Dafür würde man doch gerne irgen­deine Art von Nach­weis sehen. Der Binde­strich ist, jede Wette, noch tausend­mal ver­bre­it­eter als das Leerze­ichen in Kom­posi­ta — eben weil er teil­weise der etablierten Norm entspricht und daher in lek­to­ri­erten Tex­ten bevorzugt wird. Was stimmt, ist, dass das Leerze­ichen und der Binde­strich in ein­er gewis­sen Konkur­renz zueinan­der ste­hen: Bei­de wer­den ins­beson­dere dann genutzt, wenn die Wort­struk­tur irgend­wie “auf­fäl­lig” ist. Bei­de sind näm­lich eine Art Strukturierungshilfe.

So eine Auf­fäl­ligkeit kann rein graphisch bed­ingt sein: Wenn Nicht-Buch­staben­ze­ichen oder Groß- und Klein­buch­staben an uner­warteten Stellen auf­tauchen, wird nor­mgerecht der Binde­strich genutzt. So find­et man <AIDS-Behand­lung>, <Schüler/in­nen-Tick­et>, <dpa-Artikel> oder <50-Ton­ner>. Zusam­men­schrei­bung würde hier ver­wirren, bei ein­er <AIDS­Be­hand­lung> erken­nt man nicht gle­ich, wo die Abkürzung aufhört, bei einem <Schüler/innenticket> will man nach <Schüler> schon einen Sin­nein­schnitt machen.

So eine Auf­fäl­ligkeit kann aber auch mit dem Wort selb­st zu tun haben. Zum Beispiel habe ich gesagt:

Namen wer­den oft anders behan­delt als andere Wörter“

Das liegt daran, dass Namen häu­fig nicht die typ­is­che Wort­struk­tur von Sub­stan­tiv­en ein­hal­ten und da es sehr viele Namen gibt, ken­nt man natür­lich auch nicht alle. Wenn man Namen inner­halb von Kom­posi­ta durch Binde­striche oder Leerze­ichen abgren­zt, wer­den sie schneller als solche erkan­nt. Deshalb gibt es auch die <Johannes Guten­berg-Uni­ver­sität>, ein Name, der einen Namen bein­hal­tet. Ganz ähn­lich ist das mit Fremd­wörtern: Auch sie sind struk­turell ungewöhn­lich und deshalb markierungs­bedürftig. Ich habe dazu mal eine kleine Recherche gemacht, bei der sich gezeigt hat, dass von 937 Binde­strichkom­posi­ta mit den Anfangs­buch­staben A oder B, die im Inter­net ver­wen­det wur­den, nur 78 keinen struk­turell auf­fäl­li­gen Bestandteil hat­ten. ((Dat­en aus dem COW-Kor­pus, s. Kopf (2017).))

Der Binde­strich ist in solchen Fällen ein prak­tis­ch­er Kom­pro­miss: Man zeigt an, dass die Bestandteile zusam­menge­hören, unter­stützt aber bei der erwart­bar schwierigeren Seg­men­tierung. Das Leerze­ichen tut nur let­zteres — aus der Ver­ar­beitungsper­spek­tive nicht ganz ide­al, aber es hat gegenüber der Zusam­men­schrei­bung trotz­dem Vorteile.

Bei Kom­posi­ta, die schon sehr lange etabliert sind und nur “nor­male” Wörter bein­hal­ten, ist das anders: Hier ken­nen wir meist das Wort­bild schon und entsprechend kommt man zwar oft auf die Idee, <Acero­la-Kirsche> oder <Acero­la Kirsche> zu schreiben, aber eher nicht <Haus-Tür> oder <Haus Tür>.

Verständnisboykott

Vielle­icht sind die ver­lorene­nen “Aus­drucksmöglichkeit­en”, die beklagt wer­den, die ange­blich ver­lorenge­gan­genen Unter­schei­dun­gen aus dem Anreißer:

Sechs Korn Müs­li“, „Wür­fel Zuck­er“, „Behin­derten WC“ – häu­fig wer­den zusam­menge­set­zte Wörter durch Leerze­ichen getren­nt. Das ändert ihre Bedeu­tung – und ist falsch. Ist die Smart­phone-Kom­mu­nika­tion schuld?

[…]

Beden­klich sei, wenn durch ein falsches Leerze­ichen die Ver­ständlichkeit eingeschränkt werde. Beispiel „Zugang zum Behin­derten WC“: „Da ste­ht dann, dass das WC behin­dert ist. Es führt ein­fach auf eine falsche Fährte“, sagt Gast.

Haaaaa. Haaaa. Haaaa. Logisch! Wenn auf ein­er Müs­li­pack­ung “Sechs Korn Müs­li” ste­ht, denke ich, dass das nur sechs Körn­er drin sind, und kaufe das nicht! Wenn ein “Behin­derten WC” aus­geschildert ist, denke ich, dass das WC eine Behin­derung hat, eine sehr übliche Eigen­schaft von Toi­let­ten. Und wenn jemand “Wür­fel Zuck­er” kaufe, dann … äh … ja. Vier Punk­te dazu:

  1. Das Weltwissen. Wir erwarten bes­timmte Dinge. Zum Beispiel eine Toi­lette für Behin­derte. Und wir erwarten andere Dinge nicht. Zum Beispiel, dass es jemand für nötig eracht­en sollte, ein WC mit­tels offizieller und per­ma­nen­ter Auf­schrift als behin­dert zu bezeichnen.
  2. Schrei­bung ist mehr als die Frage nach zusam­men und getren­nt. Ste­ht irgend­wo <zum Behin­derten WC>, dann haben wir noch die Großschrei­bung, die zeigt, dass <Behin­derten> ein Sub­stan­tiv ist, kein Adjektiv.
  3. Und es gibt da auch noch den gram­ma­tis­chen Kon­text. Ste­ht an ein­er Toi­lette nur <Behin­derten WC>, kann <Behin­derten> auch auf­grund sein­er Endung niemals als Adjek­tiv aufge­fasst wer­den. Wenn man die Lesart wirk­lich wollte, müsste man <Behin­dertes WC> schreiben. Man muss sich ins­ge­samt schon bösar­tig dumm stellen, um auch nur in die Nähe ein­er Ver­wech­slungs­ge­fahr zu ger­at­en. Wenn jemand schreibt <Ich brauche Wür­fel Zuck­er>, dann ist durch die Abwe­sen­heit des Artikels schon klar, dass die Stoff­beze­ich­nung Wür­felzuck­er gemeint ist. Wenn es dage­gen heißt <Ich brauche einen Wür­fel Zuck­er>, dann liegt es nahe, dass tat­säch­lich nur ein Wür­fel gewün­scht wird.
  4. Dass wir uns i.d.R. nicht bösar­tig dumm stellen (außer wir schreiben “sprachkri­tis­che” Texte mit “humor­vollem” Ein­schlag), liegt daran, dass Sprache ein Kom­mu­nika­tion­s­mit­tel ist. Entsprechend unter­stellen wir allen Sprachbenutzer/innen generell, dass sie sin­nvoll und ver­ständlich kom­mu­nizieren wollen und dass sie, falls sie irgen­deine abwegige Neben­le­sart wün­schen, das auch deut­lich machen.

Englisch, Englisch, zu Hülf, Englisch!

Der Frage nach der Herkun­ft der Leerze­ichen wird im Text etwas aus­führlich­er mit drei Ver­mu­tun­gen nachge­gan­gen. Wenn man Bas­t­ian Sick fragt, weiß man natür­lich vorher schon, was kommt:

Der all­ge­meine Trend ist eben, dass wir uns ganz und gar am Englis­chen ori­en­tieren“, sagt Autor Sick. Im Englis­chen gibt es zusam­mengeschriebene Kom­posi­ta näm­lich nicht; stattdessen wer­den Leerze­ichen geset­zt. Es heißt „online bank­ing“, nicht wie im Deutschen „Online-Bank­ing“ oder gar „Onlinebank­ing“.

Natür­lich gibt es im Englis­chen neben getren­nten auch zusam­mengeschriebene Kom­posi­ta (z.B. <house­boat>, <rooftop>, <landown­er>) und Kom­posi­ta mit Binde­strich (<house-warm­ing>, <roof-tree>, <land-leave>), und sog­ar Fälle, bei denen alles vorkommt (<land line>, <land-line>, <land­line>). Aber ja, das Englis­che hat dur­chaus bedeu­tend mehr getren­nt geschriebene Kom­posi­ta als das Deutsche. Dass es unser Schreib­vor­bild ist, müsste aber erst mal nachgewiesen wer­den. Oft scheint der Zusam­men­hang klar, und dann stellt sich her­aus, dass die entsprechen­den For­men oder Schrei­bun­gen schon lange vor dem inten­siv­en Kon­takt mit dem Englis­chen bestanden — möglicher­weise ver­steckt in der pri­vat­en Schriftlichkeit. (Ein solch­er Fall ist der eben­falls oft beklagte Apos­troph.) Es ist abso­lut legit­im, sich Gedanken über die Rolle des Englis­chen zu machen, aber den Zusam­men­hang ein­fach so zu behaupten, ist Quark.

Das Leerze­ichen in Kom­posi­ta zeigt viele span­nende Aspek­te auf: Zum einen zeigt es, wie sich geän­dert hat, wer öffentlichen schreiben darf. Zum anderen zeigt es, welche Wortbe­standteile beson­ders auf­fäl­lig sind und ver­rät dabei etwas über Kern und Periph­erie von Wortschatz. Und zum drit­ten zeigt es, dass man als Sprach­wis­senschaft­lerin seine Artikel doch am besten selb­st schreibt.

Lit­er­atur:

Kristin Kopf (2017): Fugenele­ment und Binde­strich in der Com­po­si­tions-Fuge. Zur Her­aus­bil­dung pho­nol­o­gis­ch­er und graphe­ma­tis­ch­er Grenz­markierun­gen in (früh)neuhochdeutschen N+N‑Komposita. In: Nan­na Fuhrhop, Rena­ta Szczepa­ni­ak & Karsten Schmidt (Hgg.): Sicht­bare und hör­bare Mor­pholo­gie. Berlin, New York: de Gruyter. 177–204. [Manuskriptver­sion zum Down­load]

 

 

 

 

69 Gedanken zu „Das Deppenleerzeichen gibt es nicht: Eine Art Replik

  1. Jörg

    Habe mal mit der Südzuck­er-Susi (einem PR-Kon­takt) eine Diskus­sion zur Schrei­bung “Wür­fel Zuck­er” ange­fan­gen. Als nicht zu ver­ach­t­en­des Argu­ment kam zurück, dass diese Schreib­weise genau so als Waren­ze­ichen einge­tra­gen sei. Ohne das tiefer geprüft zu haben, stelle ich fest, dass in der Tat Google nur den Südzuck­er unter dieser Schreib­weise findet.

    Die viel schönere Retourkutsche kam aber noch. Die Wür­fel des Zuck­ers seien ja über­haupt keine Wür­fel, son­dern eben Quad­er und somit in Sachen Kor­rek­theit sowieso alles zu spät. Und Quaderzuck­er klinge ein­fach scheiße.
    Das muss man der Susi immer­hin lassen: schlagfer­tig ist sie.

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  2. creezy

    Das „Dep­pen­leerze­ichen” gibt es in der Tat nicht, das heißt im Lek­torat Plenk. Und mit Ver­laub, so ein Zeichen kor­rekt zu set­zen (oder eben nicht), hat nicht alleine mit dem Ver­ständ­nis zu tun, son­dern auch mit der Les­barkeit von Fließtexten.

    Und: das hat weniger damit zu tun, dass die Ver­fass­er Dep­pen sind. Sie sind eher Ignoranten.

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  3. alex

    @creezy:
    Wenn schon Klugscheißen, dann bitte richtig. Ein Plenk ist ein falsches Leerze­ichen vor einem Punkt, Kom­ma, etc.

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  4. theo

    Sehr klug und wirk­lich Nach­denken befördernd. Aber die Irri­ta­tion, die das regel­widrige Leerze­ichen verur­sacht, ist nicht wegzud­isku­tieren. Und da stellt sich halt die Frage, ob das sein muss und ob wir die Mil­lisekunde haben, uns des Kon­textes zu vergewissern.
    Dass Schrift­sprache wirk­lich demokratisiert wird durch Dig­i­tal­isierung ist erst ein­mal nicht mehr als eine These. “Dep­pen­leerze­ichen” und “Dep­pe­na­pos­troph” sind dann wohl die Dis­tink­tion­s­merk­male, die die Sprach-Klassen-Gesellschaft wieder herstellen.

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  5. peter brunner

    Danke schön, Dankeschön, Danke-Schön! 

    Es ist ein gutes Gefühl, in der Über­he­blichkeit gegenüber den Über­he­blichen bestätigt zu werden!

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  6. Muriel

    Hm. Mein Ein­druck ist ja eigentlich eher, dass das nach herkömm­lichem Regelver­ständ­nis nicht kor­rek­te und deshalb für die mit nicht nur höher­er for­maler Bil­dung, son­dern auch entsprechen­dem Sta­tus­dünkel aus­ges­tat­teten Leute wom­öglich einen Man­gel an bei­dem und am Ende auch noch an Intel­li­genz sig­nal­isierende Leerze­ichen gar nicht so sehr in informellen Tex­ten nicht­sah­nen­der Chat- und Foren­schreiber vorkommt, son­dern mehr in Mar­ket­ing und offizieller Beschrif­tung. Aber ich bin natür­lich nur vage inter­essiert­er Laie. Hat dazu jemand Dat­en oder sowas?
    Und im Übri­gen bin ich der Mei­n­ung, dass man über Hauptschüler natür­lich reden kann, ich kenne richtig tolle, aber bis Bauer für mich keine Belei­di­gung mehr ist, schon noch ein biss­chen was in der Gesellschaft passieren muss. Und vor allem bei den Bauern.

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  7. Jörn Pachl

    Dass es in der gesproch­enen Sprache keine Getren­nt– und Zusam­men­schrei­bung gibt, stimmt nicht. “Chef Inge­nieur” und “Chefin­ge­nieur” wer­den anders betont. Dadurch entste­ht beim Lesen von Sätzen mit Dep­pen­leerze­ichen oft eine unbe­holfen wirk­ende, der Ver­ständlichkeit abträgliche Sprachmelodie.

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  8. Leander

    Das sog. “Dep­pen­leerze­ichen” wird ein­fach deshalb immer öfter genutzt, weil unkundi­ge SEOs glauben, dass Googles Such-Algo mit Binde­strichen nicht umge­hen kann. Dabei liest der immer schon auch ver­bun­dene Kon­struk­te als zwei Worte. Also keine Panik auf der Will-gefunden-werden-Titanic!

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  9. felix

    Das Argu­ment des Vor­bilds der englis­chen Sprache geht lei­der etwas zu kurz. IMHO kann man auch ver­suchen einen Zusam­men­hang zwis­chen Worterken­nungssoft­ware (auf vor­wiegend mobilen Endgeräten) in das Kalkül einrechnen.
    Deutsche Kom­posi­ta sind vom Com­put­er nicht ohne erhöht­en Rechenaufwand zu erken­nen, Das Übernehmen der englis­chen Regeln ist zudem ein­fach­er, da hier nicht noch extra die Worterken­nung angepasst wer­den muss.
    Hört sich das logisch an?

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  10. Matthias Wagner

    Im Deutschen fusion­ieren Wörter zu Kom­posi­ta. Son­st sind es keine, son­dern es ste­hen halt Wörter nebeneinan­der. Die Gram­matik sieht so etwas ein­fach nicht vor. Okay, Sie sagen: Aber das ver­ste­ht man doch trotz­dem. Das gilt aber auch für „Voier­w­er“ oder „Schbrächs­dunde“. Mit welchem Argu­ment wollen Sie da auf eine kor­rek­te Schrei­bung beste­hen? Fließende, rei­bungslose Kom­mu­nika­tion hat sehr viel zu tun mit richtig ange­wandter Gram­matik und Orthografie. Wenn man hinge­gen immer erst mal kurz nach­denken muss, was das Gegenüber mit seinem Gam­melschrieb gemeint haben kön­nte, beein­trächtigt das die Kom­mu­nika­tion. Und was das D*****leerzeichen ange­ht: Wenn selb­st Sie als Sprach­wis­senschaft­lerin die Bedeu­tung­sun­ter­schiede nicht her­aus­fil­tern kön­nen, dann ist eh alles zu spät. Zwis­chen „schief gehen“ und „schiefge­hen“ liegen Wel­ten. Und zwis­chen „zusam­menkom­men“ und „zusam­men kom­men“ eben­falls (ohne jet­zt ins Detail gehen zu wollen).

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  11. Hana Mond

    Ich habe die Ver­wen­dung des Begriffs “Dep­pen­leerze­ichen” (genau wie “Dep­pe­na­pos­troph”) bish­er nur im Zusam­men­hang mit Wörtern/Texten mit­bekom­men, die eigentlich hät­ten lek­to­ri­ert oder kor­rigiert sein sollen — also Pro­duk­tbeschrif­tun­gen, Geschäft­sna­men, Wer­be­tex­ten und anderen “offiziellen” Tex­ten. Und da hat es m.M.n. nichts mit “Hauptschüler als Belei­di­gung” zu tun — denn da geht es um Igno­ranz oder fehlende Sorgfalt.

    In informellen Tex­ten wie Kom­mu­nika­tion im Inter­net ist’s ein­fach ein Rechtschreibfehler, der in ungeprüften Tex­ten nun­mal vorkom­men kann.

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  12. gast

    Sim­pli­fizierung der Schreib­weise als Demokratisierung zu beze­ich­nen, sagt eigentlich alles über diesen Beitrag.

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  13. Scotty Fly

    Also, ich habe jet­zt den Artikel in der FR gele­sen. Ich kann über­haupt nicht nachvol­lziehen, “dass
    durch extreme Zitat­mon­tage der Ein­druck entste­ht, alle Inter­viewten hät­ten ein Gespräch miteinan­der geführt”
    Es wer­den ein­fach alle Mei­n­un­gen The­men­weise dargestellt. Das ist TV-Reporta­gen wie in Zeitungsar­tikeln gängige Prax­is. In wis­senschaftlichen Artikel übri­gens gele­gentlich auch, aber da wird es durch die Fußnoten klar, dass die nicht an einem Tisch saßen …

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  14. Guido

    Ich muss zugeben, dass auch ich in Argu­menten den Begriff Dep­pen­leerze­ichen ver­wen­det habe. Kün­ftig ver­suche ich, das zu vermeiden. 

    In der Sache finde ich aber, dass in der Schrift­sprache schon ein Unter­schied zwis­chen einem mit oder ohne dieses Leerze­ichen geschriebe­nen Wort beste­ht. Das gilt sog­ar für das Beispiel vom Zuck­er. Notiz auf dem Küchentisch:
    “Bring beim Einkaufen für die Par­ty heute Abend bitte noch Karten, Wür­fel Zuck­er, Tequi­la, Salz und Zitrone mit.” Fehlt da jet­zt ein Kom­ma hin­ter dem (Spiel-)Würfel oder geht es doch um Wür­felzuck­er? Klar, die meis­ten wür­den nur Zuck­er schreiben und der Kon­text der Par­ty erle­ichtert es mir hof­fentlich, das Gewün­schte mitzubringen.

    Ger­ade bei Tex­ten mit vie­len englis­chen Ein­schlä­gen oder Pro­duk­t­na­men stelle ich aber oft fest, dass ein fehlen­der Binde­strich die Les­barkeit hem­men kann. Manch­mal gibt es Mon­stren der Art “Das FIRMA MARKE SCHNULLIBULLI 2345 Pflaster klebt beson­ders gut auch in nassem Zus­tand.” Das wird auch mit Binde­strichen nicht viel bess­er, aber zumin­d­est wird mein Auge am Band­wurm­wort lang bis zu dessen Ende geführt. Schön­er fände ich “Das Pflaster XYZ der Marke ABC …”

    Langer Rede, kurz­er Sinn: Pri­vat (und das gilt auch für Blogs, eigene Web­seit­en usw.) darf jed­er schreiben, wie er will. In eher als Öffentlichkeit­sar­beit gedacht­en Tex­ten bevorzuge ich Schrei­bung mit Binde­strich oder echt­en Kom­posi­ta, denn alle, die den Text lesen, sollen es so leicht wie möglich haben.

    Wobei, bringt uns dass dann nicht schon zur Leicht­en Sprache?

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  15. Frank Dierkens

    Ist der Autorin klar, wie schw­er es Lesern gemacht wird, nach so einem wirk­lich unsäglichen Ein­stieg den kom­plet­ten Artikel zu lesen, wenn schon von vornere­in deut­lich gemacht wird, dass die Autorin sich eigentlich ja gar nicht mit Sprache beschäfigt?

    Ganz abge­se­hen davon habe ich wirk­lich keinen blassen Schim­mer, was denn ein anderes sein soll als ein . Kann mir da jemand helfen? Und welche “Aus­drucksmöglichkeit­en” sollen das sein, die man da ver­liert? In der gesproch­enen Sprache gibt’s auch keine Getren­nt– und Zusam­men­schrei­bung und trotz­dem funk­tion­ert die Kom­mu­nika­tion ganz wun­der­bar. Das Englis­che, wo Kom­posi­ta oft getren­nt geschrieben wer­den, lei­det meines Wis­sens auch nicht ger­ade an Ausdrucksarmut.”

    Ist das eine Art Ironie, den Unter­schied zwis­chen Chef Inge­nieur und Chefin­ge­nieur nicht zu wis­sen? Und natür­lich gibt es in der gesproch­enen Sprache Getren­nt- und Zusam­men­schrei­bung. Beto­nung und Pause wären hier Stich­worte. Und tat­säch­lich lei­det das Englis­che an Ausdrucksarmut.

    Also die Autorin hat sich wed­er mit Sprache noch mit Schrift noch mit dem Englis­chen beschäftigt, fühlt sich aber genötigt, über ein ihr nicht bekan­ntes The­ma in einem SPRACH­blog zu schreiben? Wäre das nicht sin­nvoller in einem Sozi­olo­gie-Blog oder in einem AfD-Blog unterge­bracht, denn um Fra­gen des Umgangs geht es ja tat­säch­lich ausschließlich?

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  16. stefan

    Ganz abge­se­hen davon habe ich wirk­lich keinen blassen Schim­mer, was denn ein anderes sein soll als ein .“

    Im ersten Fall ist der Chef (ein­er Abteilung bspw.) zufäl­lig ein Inge­nieur, im zweit­en geht es um einen lei­t­en­den Inge­nieur, der aber weit­er­hin als Inge­nieur tätig ist.

    Von den vier Punk­ten im Abschnitt „Ver­ständ­nis­boykott“ kann ich lediglich den ersten nachvol­lziehen. Ja, Weltwissen und die enorme Redun­danz unser­er Sprache erlaubt eine weit­ge­hende Fehlerko­r­rek­tur. Den­noch bürde ich damit meinem Gegenüber eben diese auf. Zumin­d­est ich sehe das als grob unhöflich an. Die restlichen Punk­te dage­gen stellen nur darauf ab, dass Leser auch fehler­hafte Texte schon „richtig“ ver­ste­hen werden.

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  17. Stefan Wagner

    Spizte Klam­mern zur Ausze­ich­nung zu benutzen ist auch eine lustige Idee — man­gels Vorschau hat das wohl eini­gen Kom­men­ta­toren die Antwort versaut. 

    Weil es der wichtig­ste Punkt ist, will ich ihn mit eige­nen Worten naochmal wieder­holen: Ich war selb­st keine Leuchte in Rechtschrei­bung, obwohl ich viel gele­sen habe und dachte lange, was ist schon dabei, wenn ich Machiene statt Mas­chine schreibe? Seit ich viele Texte von Laien im Inter­net lese, mit all ihren Fehlern, habe ich gemerkt, wie sehr einen die kleinen Störun­gen aus dem Lese­fluss brin­gen. Spätestens beim drit­ten Fehler in einem Absatz werde ich dann sauer. Will man der­ar­tige Emo­tio­nen der Leser ver­mei­den muss man sich eben etwas anstrengen. 

    Noch ein Beispiel: “Sie hat­ten den Per­so­n­en Verkehr verboten.”

    Zum Chef Inge­nieur ergänzend: Klar­er wird es bei Meis­ter Schnei­der, da Schnei­der ein ver­bre­it­eter Nach­name ist. Und dass bei Meis­ter­schnei­der und Kartof­felpüree kein Leerze­ichen ste­ht, hört man auch, aber natür­lich nicht wenn es so gele­sen wird, wie es mit Dep­pen­leerze­ichen dasteht. 

    Dass Schüler/in­nen-Tick­et Quatsch ist, ist eine ganz eigene Diskus­sion. Das führe ich hier nicht aus; lesen Sie dazu Scholtens belleslet­tres. Im Übri­gen führt Lax­heit wahrschein­lich über früher oder später dann dazu, dass die Leute den Satz oben als Dass Schüler/innenticketquatsch ist., denn wenn ’s in die eine Rich­tung legal ist, wieso nicht in die andere? 

    @felix:
    Deutsche Kom­posi­ta sind vom Com­put­er nicht ohne erhöht­en Rechenaufwand zu erkennen, 

    Dafür ist mit Depen­leerze­ichen die Satzstruk­tur nicht mehr zu erken­nen. “Was machen Sie hier? Ich kaufe Katzen Fut­ter.” Oder: “Isst Du lieber Sahne oder Frucht Joghurt?” Die Augen spie­len Ping-Pong, was gehört wozu. 

    Geschriebene Texte wer­den nur ein­mal geschrieben aber 100 Mal gele­sen. Deswe­gen ist es ökonomisch die Arbeit ins Schreiben zu steck­en, wo sie nur ein­er leis­ten muss, nicht 100. 

    Im übri­gen schließe ich mich der Ver­mu­tung an, dass die Unsitte aus dem Mar­ket­ing her­rührt, nicht von Leuten mit Rechtschreibschwäche. 

    Bemerkenswert finde ich den Ver­weis auf geläu­fige Wortzusam­men­schrei­bun­gen, die das Auge als Wort­bild gle­ich erken­nt wie bei Haustür. Woher ken­nt das Auge denn das Wort­bild? Weil andere es richtig geschrieben haben. Also schreiben auch Sie in Zukun­ft richtig, damit sich die Augen Ihrer Leser schneller an das richtige Wort­bild gewöhnen.

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  18. Elias Schwerdtfeger

    Dass eine Schreib­weise, die ich – wenn man ein­mal von der Flüchtigkeit des Chats und der E‑Mail absieht – in ihrer Häu­fung und teils belei­di­gen­den Auf­dringlichkeit auss­chließlich aus Reklame, einge­tra­ge­nen Marken (also aus Reklame) und Jour­nal­is­mus (also aus einem gewerb­smäßig erstell­ten Con­tent-Köder für den Reklame­trans­port) – oder anders gesagt: als Form des mod­er­nen ständis­chen Herrschaftssprachge­brauch­es – kenne, als eine Form der »Demokratisierung des Schreibens« beze­ich­net wird, ist eben­falls… ähm… interessant. 

    Wenn ich hier aus dem Fen­ster schaue, sehe ich eine “Tiger Wäsche” und eine “Motor Inspek­tion”, die in diesen Schreib­weisen plan- und absichtsvoll zur Cor­po­rate Iden­ti­ty gemacht wur­den. (Nein, mit Wer­bung wird von großen Wer­ben­den nicht gespielt, dafür ist sie teuer, ernst und wichtig genom­men!) Nicht ein­mal einige mein­er — dieses Adjek­tiv ist nicht belei­di­gend gemeint, son­dern die trau­rige Tat­sache in einem Lande mit all­ge­mein­er Schulpflicht fest­stel­lend — gren­zanal­fa­betis­chen Chat- und Mailkon­tak­te kom­men bei ihren (sicht­bar etwas angestrengten) Gehver­suchen im Lande der Schriftlichkeit auf solche Schreibweisen.

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  19. Maria Decker

    Liebe Frau Kopf, darf ich Ihnen ein Exper­i­ment vorschla­gen? Nehmen Sie Ihren eige­nen Text und erset­zen Sie alle Kom­posi­ta durch getren­nt geschriebene Worte. Dann lesen Sie ihn sich noch ein­mal durch. Wie oft ger­at­en Sie dabei ins Stolpern?
    Ich arbeite als Redak­teurin und Lek­torin für ein Ver­lagshaus, das viele Texte für die Tage­spresse, ein wöchentlich­es Anzeigen­blatt und hau­seigene Mag­a­zine pro­duziert. Dabei predi­ge ich immer wieder, dass zusam­menge­set­zte Hauptwörter im Deutschen mit Binde­strichen durchgekop­pelt wer­den. Ger­ade im Ver­lagswe­sen sind solche Regeln essen­ziel: Es geht darum, für den Leser ein Pro­dukt aus einem Guss zu schaf­fen. Der gram­ma­tis­che Nutzen der Durchkop­plung liegt für mich klar auf der Hand: Dann ste­ht da eben nicht irgen­dein Willy vor dem Brandt-Platz. Wie vor­ange­gan­gene Kom­men­ta­toren geschrieben haben, erle­ichtert die Durchkop­pelung die Erkennbarkeit. Das find­et übri­gens auch der Duden: http://www.duden.de/sprachwissen/sprachratgeber/zusammengesetzte-substantive
    Natür­lich kann man disku­tieren, ob der “Depp” in “Dep­pen­leerze­ichen” nicht etwas hart ist. Doch Zus­pitzung ist ja auch ein Stilmit­tel. “Leerze­ichen, das eigentlich laut Duden zwis­chen zwei Worten nicht existieren dürfte, sich aber immer weit­er aus­bre­it­et” ist dann doch ein biss­chen arg lang …

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  20. Achim

    Schrei­bung von Kom­posi­ta: Mir gefall­en die “Dep­pen­leerze­ichen” auch nicht, aber wo ste­ht denn in Stein gemeißelt, dass sich die deutsche Rechtschrei­bung nie nicht mehr ändern darf? Rechtschrei­bung ist zu einem großen Teil ist Gewohn­heit, und wenn ich englis­che Texte lese, habe ich keine Prob­leme, Zeichen­ket­ten wie “home own­er” kor­rekt zu inter­pretieren. Im Gegen­satz zu “Haus Besitzer” ist das Muster von “home own­er” ein von mir Erwartetes.
    Was natür­lich doof ist im Sinne von “Kom­mu­nika­tion­sökonomie”, ist der Ver­lust von Ver­lässlichkeit. Wenn meine Erwartun­gen zunehmend unter­laufen wer­den, wird das Lesen anstrengend.
    Dass eine Blabla-Aus­sage von Her­rn Sick ungeprüft (“all­ge­mein­er Trend”, “ganz und gar” — da will man doch Belege!) ins Blatt gehoben wird, ist allerd­ings ein Trauer­spiel. Auf dem Niveau des Her­rn Sick bewe­gen sich aber auch die Kom­mentare auf fr.de

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  21. nk

    Das meiste wurde ja scho gesagt. Noch 2 Anmerkungen:

    > Das Weltwissen. Wir erwarten bes­timmte Dinge.
    > Entsprechend unter­stellen wir allen Sprachbenutzer/innen generell, dass sie sin­nvoll und ver­ständlich kom­mu­nizieren wollen

    Bei­de Aspek­te blenden lei­der kom­plett aus, dass ger­ade Beschrif­tun­gen wie die eines Behinderten-WC’s sich dur­chaus an Men­schen mit eingeschränk­tem Lesev­er­mö­gen, Sprachver­ständ­nis usw. richt­en kön­nen. Die all­ge­mein­ver­ständliche “Beschilderung” ist auch eine gesamt­ge­sellschaftliche Auf­gabe. Da gehts nicht um Wer­be­wirk­samkeit oder Moder­nität­saspek­te, son­dern dass das beze­ich­nete Ding schlichtweg ver­standen bzw. erkan­nt wer­den kann.

    > dann haben wir noch die Großschrei­bung, die zeigt, dass ein Sub­stan­tiv ist, kein Adjektiv.

    Bei allem Respekt, auf der Ebene der Groß-/Klein­schrei­bung sieht es bei den meis­ten Dig­i­talschreibern doch noch viel fin­ster­er aus. Auf dieses Kri­teri­um würde ich mich schon mal nicht ver­lassen. Es gibt selb­st (Blog-)Autoren, als Vielschreiber, die voll­ständig auf Großbuch­staben verzichten.

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  22. titus

    Schön, dass schon zwei der Inter­view­part­ner unglück­lich sind mit dem dpa-Artikel und vor allem sein­er Wahrnehmung. Meine 5 Cent habe ich hier aufgeschrieben:
    https://deppenleerzeichen.de/2017/05/05/in-eigener-sache-bindestriche-sind-toll/

    Dass es beim “Dep­pen­leerze­ichen” um gesproch­ene oder informell geschriebene Sprache gin­ge, stimmt übri­gens nicht. Wie einige hier in den Kom­mentaren völ­lig richtig bemerken, ging es dem Grün­der mit mir dabei immer nur um Beschrif­tun­gen, Schilder, Marken­na­men etc. Deshalb find­en sich ja auch keine E‑Mails oder Chat-Nachricht­en in den Beispielen. 

    Im Übri­gen hätte alleine die Lek­türe der Seite „Was ist Deppenleerzeichen.de“ genügt, um den Vor­wurf, hier gin­ge es um die Her­ab­würdi­gung mit Men­schen geringer Bil­dung, zu entkräften. Als ich noch sprach­wis­senschaftlich geforscht habe, war Quel­len­studi­um noch ange­sagt. Ich weiß nicht, ob sich das geän­dert hat … 😉

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  23. Problem

    Ich bin da ten­den­ziell ander­er Meinung.
    1. In der Schule wird jedem Kind einge­bläut, wie wichtig Rechtschrei­bung ist. Ein ander­er Kom­men­ta­tor brachte schon das Beispiel an, dass man, wenn falsche Leerze­ichen kein Prob­lem sind, auch die Rechtschrei­bung als solch­es in die Tonne hauen kann, denn für das Ver­ständ­nis ist es nicht wichtig, ob ich nun: “Goethes Faust ist ein schwieriges Werk” oder “Goetes Faust ist ein schwirieges Werc” schreibe. In bei­den Fällen ist klar, was gemeint ist. Nur: nach der Schule wird das kor­rek­te Schreiben im All­t­ag häu­fig als irrel­e­vant emp­fun­den und das fängt nicht erst im Inter­net an, son­dern bei Einkauf­szetteln, Noti­zen und schnell hingek­leck­erten Tex­ten und geht weit­er über Auf­steller vor Kneipen und Imbis­sen, die so voller Rechtschreib‑, Gram­matik- und Zeichen­fehler sind, dass man eigentlich im Boden versinken möchte. Und wer es dann wagt, die Fehler zu kor­rigieren, ist gle­ich ein Pedant. Bedankt. 

    2. Das Wort “Dep­pen­leerze­ichen” oder “Dep­pe­na­pos­troph” mag her­ab­würdi­gend sein. Ja, es gibt Men­schen, die ken­nen die Regeln ein­fach nicht. Geschenkt. Aber: wenn ich dann darauf aufmerk­sam mache, dass es — wegen der Regeln — “Rosas Kiosk” und nicht “Rosa’s Kiosk” ist, dann wird man wieder blöd angemacht, was denn diese Pedan­terie soll.
    Ja, vielle­icht ändert es sich irgend­wann, vielle­icht sieht der Duden es auch schon als “gegeben” an, dass man dieses Apos­troph da (fälschlicher­weise) set­zt. Aber: wenn wir so tun, als sei das halb so wild, dann müssen wir auch aufhören, darüber zu disku­tieren ob man näm­lich nun mit “h” schreibt oder nicht. Es tut wed­er dem Ver­ständ­nis noch der Aussprache einen Abbruch. Und wer näm­lich dann doch mit “h” schreibt ist nicht däm­lich, son­dern kreativ — kön­nte man jet­zt behaupten. 

    3. Men­schen, die die Regeln ken­nen, sich aber nicht daran hal­ten und gle­ichzeit­ig darüber jam­mern, wie schlecht das Deutsch der Schüler gewor­den, ärg­ern mich gle­ich in dop­pel­tem Maße.

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  24. Helmut Richter

    Man lese den fol­gen­den Satz laut vor: “Wenn der Staat auf Ver­mö­gen Steuer erhebt, heißt es, dass er nicht auf Ver­mö­gen Steuer verzichtet.”
    Dann sieht man, dass der Zwis­chen­raum zu ein­er anderen Beto­nung führt; ihn zu set­zen ist also mit Nicht­en (hop­pla!) reine Schreibkon­ven­tion, son­dern bildet die gesproch­ene Sprache ab.

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  25. Existencielle

    In der gesproch­enen Sprache gibt’s auch keine Getren­nt– und Zusam­men­schrei­bung und trotz­dem funk­tion­ert die Kom­mu­nika­tion ganz wunderbar.”

    Es haben bere­its viele auf die Beto­nung ver­wiesen, die in der gesproch­enen Sprache vorhan­den ist. Daneben gibt es andere Ele­mente wie Rhyth­mus etc.

    All das lässt sich schriftlich nicht 1:1 abbilden, doch an deren Stelle treten Leerze­ichen und Satzzeichen…

    Inter­es­san­ter­weise hat nie­mand eine Aussprachehil­fe ver­sucht anzugeben, für den Fall, dass jemand tat­säch­lich nicht wis­sen sollte, wie der Unter­schied in der Beto­nung zwis­chen “Chef Inge­nieur” und “Chef­ingge­nieur” ist. Also ver­suche ich es mal:

    erste Vari­ante: Die Beto­nung liegt in diesem Fall auf der let­zten Silbe des Kon­struk­ts (“chef inge­nIEUR”). Außer­dem kommt eine deut­lich hör­bare Pause an der Stelle, wo sich das Leerze­ichen befindet.

    zweite Vari­ante: Die Beto­nung liegt auf der ersten Silbe (“CHEFin­ge­nieur”). Außer­dem sind die bei­den Teile sehr stark zusam­menge­zo­gen, wer­den “in einem Rutsch” durch, ohne wirk­liche Pause, ausgesprochen.

    Ich selb­st finde den Ansatz zur Demokratisierung von Sprache grund­sät­zlich gut. Immer wieder, wenn das The­ma aufkommt, ver­suche ich Leuten zu ver­mit­teln, dass es sich beim “Duden” nicht um ein Geset­zbuch han­delt, son­dern eher ein Geschichts­buch. Also er sagt nicht etwa “das hat man sound­so zu schreiben”, son­dern “die meis­ten schreiben das soundso”.

    Ich finde aber die Ver­ständlichkeit und Lese­fluss soll­ten vorge­hen, zumin­d­est wenn man möchte, dass der Text, den man geschrieben hat, auch gele­sen wird (und man diesem Leser ein Min­dest­maß an Respekc ent­ge­genge­bracht wird). Und die sind bei willkür­lich geset­zten Leerze­ichen oder Binde­strichen nicht mehr gegeben. 

    Im Ver­gle­ich damit würde beispiel­sweise ein kom­plet­ter Verzicht auf Großbuch­staben deut­lich weniger aus­machen, näm­lich fast gar nichts. 

    Großbuch­staben gibt es auch nicht in der gesproch­enen Sprache. Und anders als bei den Trenn- und Bindeze­ichen gibt es auch (meines Wis­sens) kein akustis­ches Ele­ment, was deren Funk­tion übernimmt.

    Wobei man auch da sagen kön­nte, dass die Großschrei­bung von Sub­stan­tiv­en die Satzstruk­tur schneller erkennbar macht und somit den Lese­fluss fördert.
    Wenn es aber rein danach geht, müsste man eigentlich die Leseze­ichen am Satzan­fang abschaf­fen (außer natür­lich, es han­delt sich um ein Sub­stan­tiv). Diese erfüllen näm­lich wirk­lich keine Funk­tion, außer eine ästhetis­che — und die mag dur­chaus rein gewohn­heits­be­d­ingt sein.

    Wobei es auch ein gutes Argu­ment für die Abschaf­fung der Großschrei­bung von allen Sub­stan­tiv­en gibt, das vie­len bere­its bekan­nt sein würde: dass Eigen­na­men nicht von gener­ischen Sub­stan­tiv­en klar unter­schei­d­bar sind.

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  26. JJ

    @Trys: ‘ ist ein Dep­pe­na­pos­troph, kor­rekt ist ’!! Das hat mich total aus dem Lese­fluss gehauen – erst dachte ich, da begin­nt jet­zt britisch-englis­che wörtliche Rede! Aber nach­dem ich deinen Kom­men­tar mit Mühe entz­if­fert habe, kann ich dem Inhalt vol­lum­fänglich zustimmen.

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  27. Anna

    Vie­len Dank für diesen Beitrag und vor allem die Diskus­sion im Kommentarbereich.
    Als ich Ihren Artikel durchge­le­sen hat­te, gebe ich zu, dass ich ihn zuerst begrüßt und ihm größ­ten­teils zuges­timmt habe.
    Zum ersten Mal seit langem habe ich mir allerd­ings auch die Kom­mentare zu Gemüte geführt und musste meine Mei­n­ung ein stück­weit revidieren.
    Dies lag per se nicht an den Argu­menten son­dern eher am Art des Aus­tausches: Es wurde schlichtweg auf die Schreib­weise geachtet. Dabei ist mir bewusst gewor­den, wieso ich Kom­men­tarspal­ten bish­er eher ignori­ert habe — das Lesen wegen man­gel­nder Acht­samkeit, Unwis­senheit, Igno­ranz, Flüchtigkeit etc. ist oft müh­sam. Und ja, schlechter bzw. falsch­er Stil sagen doch etwas beim Empfänger über den Sender aus. Klei­der machen ja auch Leute, behauptet man, und genau so funk­tion­iert es mit Sprachk­lei­dern. Eine weit­ere Redewen­dung, die man für die “Ver­ro­hung” in inter­net­basierten Diskus­sio­nen bemühen kann, lautet “Der Ton macht die Musik”. Und ja, das Schreiben im Inter­net ist oft flüchtig und voller Fehler, es ist nichts­destotrotz ein schriftlich­es und zusät­zlich dazu noch ein Massen­medi­um, so dass the­o­retisch auch und vielle­icht ger­ade deswe­gen hier eine beson­dere Sorgfalt zum Tra­gen kom­men sollte. Was sagen denn ein­fach hingeklatschte Texte über gegen­seit­ige Achtung, vorheriges Nach­denken und angemessene Tief­gründigkeit aus? Genau! Dass es davon zu wenig gibt! Und das spiegelt sich haar­ge­nau so (und nicht etwa Haar genau so) im Umgang miteinan­der wieder.
    Aus diesem Grunde möchte ich mich für Ihren Text bedanken, da er diesen Exkurs erst ermöglicht und mich etwas gelehrt hat.

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  28. Mr. FriedeFreude

    Danke für den guten BlogEintrag.

    Da es so viele Ver­ständ­nis­Prob­leme zu geben scheint bezüglich des Umgangs mit Dop­pel­Wörtern, plädiere ich für einen radikalen neuen LösungsAnsatz: Camel­Case! Das ist nicht nur super­Les­bar, jed­er Bun­des­Bürg­er muss auch zugeben, dass es sehr ele­gant aussieht. Das hat auch den VorTeil, dass Com­put­er­Pro­gram­mier­er diesen ohne­Hin schon nutzen, da Pro­gram­mier­Sprachen­Vari­ablen wed­er LeerZe­ichen noch Binde­Striche entHal­ten dürfen.

    Love & Peace

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  29. h0rny

    Das Weltwissen. Wir erwarten bes­timmte Dinge.”

    Stimmt. Zum Beispiel nicht, dass auf einem Sprachlog die richtige Getrennschrei­bung als unwichtig ange­se­hen wird. Man ver­ste­ht sich ja auch so, nä?

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  30. Roland Giersig

    Was mir erwäh­nenswert erscheint ist, dass Texte zunehmend auf Smart­phones und Tablets geschrieben wer­den, mit Hil­fe von Touch­screen Tas­taturen, welche eine automa­tis­che Wort Ver­voll­ständi­gung bieten. Und diese automa­tis­che Ver­voll­ständi­gung ken­nt oft nur ein­fache Wörter, aber keine beliebig zusam­men geset­zten. Hier gewöh­nt man sich automa­tisch eine Schreib­weise an, die Wörter getren­nt zu schreiben um in den Genuss der Auto Ver­voll­ständi­gung zu kom­men. So wie ich es hier getan habe. Manch­mal mache ich mir die Mühe zurück zu gehen und die Abge­hak­theit zu kor­rigieren. Manch­mal aber auch nicht.

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  31. Frederik Elwert

    Bei der ganzen Aufre­gung um einen ange­blichen Sprachver­fall: Ger­ade in Fir­men- und Marken­na­men ist die Getren­ntschrei­bung über­haupt kein neues Phänomen, wie man etwa an „Bay­erische Motoren Werke“ etc. sieht. Das nur als Beobach­tung am Rande.

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  32. Pingback: In eigener Sache: Bindestriche sind toll – Deppenleerzeichen | Leerzeichen in Komposita

  33. titus

    Vie­len Dank allen Mit­disku­tan­ten für diese tolle und über­wiegend sehr respek­tvolle Diskus­sion hier. So was ist sel­ten gewor­den und tut extrem gut (und tröstet auch ein wenig darüber hin­weg, dass der Start­punkt dieser Diskus­sion ein bös­es Missver­ständ­nis und ein daraus resul­tieren­der heftiger Angriff gegen einen selb­st war). 

    Diese zivil­isierte Diskus­sion war auch der Grund dafür, dass ich nun ver­sucht habe, einige der Missver­ständ­nisse auf Deppenleerzeichen.de selb­st zu the­ma­tisieren, denn anscheinend ist das bis dato noch nicht so offensichtlich:
    https://deppenleerzeichen.de/2017/05/05/in-eigener-sache-bindestriche-sind-toll/#nachtrag

    Ich glaube, let­z­tendlich reden wir hier aneinan­der auch ein biss­chen vor­bei. Aus Sicht der deskrip­tiv­en his­torischen Sprach­wis­senschaft, die Dr. Kristin Kopf betreibt, gibt es selb­stver­ständlich keine „Dep­pen­leerze­ichen“. Das hil­ft nur auch nichts, wenn das eigentliche Prob­lem ist, dass Leute, die pro­fes­sionell geschriebene Sprache pro­duzieren, sich nicht an die dafür gel­tenden Regeln hal­ten; das ist min­destens so arro­gant wie das Ver­hal­ten, das mir in obigem Text vorge­wor­fen wird.

    Davon abge­se­hen bin ich jed­erzeit offen für eine wis­senschaftlichere, aber auch hin­re­ichend knappe und pointierte Alter­na­tivbeze­ich­nung für Leerze­ichen in Kom­posi­ta. Vorschläge bitte jed­erzeit gerne an tg@deppenleerzeichen.de.

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  34. Rob. S.

    Als ich zulet­zt umzog, geschah das zu ein­er Adresse, deren Straßen­beze­ich­nung noch früher, als meine Groß­mut­ter noch lebte und dort wohnte, all­ge­mein, und, so meine ich mich zu erin­nern, auch amtlich­er­seits wie “St.-Florian-Straße” geschrieben wurde. Ein Hin­weis darauf ist, dass das Straßen­na­menss­child (§ 45 Abs. 3 Satz 1 StVO) auch heute noch diese Schreib­weise zeigt.

    Als ich einge­zo­gen war, wurde mir jedoch von der Melde­be­hörde die Schreib­weise wie “Sankt Flo­ri­an-Straße” in den Per­so gedruckt, was mich nicht uner­he­blich irri­tierte. Wenn schon die Behör­den ent­ge­gen sim­pel­ster Zeichenset­zungsregeln schreiben, dachte ich, ist eh alles zu spät, und ich fügte mich, ohne einen Eklat zu provozieren. Im nicht-behördlichen Schriftverkehr kon­nte ich ja immer noch die gewohnte Schreib­weise verwenden…

    Doch dabei blieb zunächst die Angst, zumin­d­est in der dig­i­tal­en Welt kün­ftig Prob­leme mit der alten, aber richti­gen Schreib­weise zu bekom­men. Denn ich hat­te schon ein­mal in ein­er Bahn­hof­s­traße gewohnt, die in einem der ein­schlägi­gen, bei vie­len Unternehmen zum Ein­satz kom­menden Adressver­i­fika­tion­ssys­teme fälschlicher­weise als Bahn­hof­sstraße mit zwei ’s’ einge­tra­gen war – so dass mir nicht sel­ten bei der Reg­istrierung mein­er Adresse z.B. für eine Inter­netbestel­lung die richtige Angabe ver­wehrt und automa­tisch zur falschen kor­rigiert wurde.

    Die gute Nachricht ist, dass Ähn­lich­es mit der neuen Adresse deut­lich sel­tener passiert als damals in der Bahn­hof­s­traße – während ich aber ohne­hin, begin­nend spätestens mit der “Rechtschreibre­form”, nach der Rechtschrei­bung ja schon offiziell etwas “egaler” gewor­den ist, inzwis­chen auch eine gewisse Lei­den­schaft­slosigkeit in solchen Din­gen entwick­elt habe, die dur­chaus auch gesund für den Blut­druck ist.

    Was speziell das »Dep­pen­leerze­ichen« anbe­langt, haben mich »gram­mar nazis«, die sich von mor­gens bis abends über solche und ähn­liche Lässlichkeit­en in der Onlinekom­mu­nika­tion aufre­gen kön­nen, ohne­hin schon gefühlsmäßig immer mehr abgestoßen als die Lässlichkeit­en selb­st – zumal solche Aufre­gung, wenn sie denn am Ort des Vor­falls öffentlich stat­tfind­et, jede Kom­mu­nika­tion um einige Größenord­nun­gen zuver­läs­sig gravieren­der und nach­haltiger stört, als alles zuvor Vorge­fal­l­ene dies jemals gekon­nt hätte.

    Nach der Lek­türe dieses Artikels sehe ich mich nun auch insofern bestätigt, als dem Gefühl offen­sichtlich unter­be­wusst auch die richti­gen Gedanken zugrun­de­la­gen. Wie auch die meis­ten hier bish­er gegen den Artikel Ein­spruch erheben­den Kom­mentare zeigen, deren “Argu­mente” inhaltlich bere­its im Artikel mehr oder weniger abge­früh­stückt sind. 

    Wer als geistig nur durch­schnit­tlich begabte/r Leser/in sich von der­art “falsch” Geschrieben­em in die Irre führen, im “Lese­fluss” sig­nifikant stören oder gar ärg­ern lässt, hat in erster Lin­ie selb­st ein Prob­lem, genauer: macht sich eins. Denn objek­tive Gründe dafür kann ich angesichts der voraus­set­zbaren durch­schnit­tlichen men­schlichen Intel­li­genz, die ohne­hin immer wieder gezwun­gen ist, eine konkrete Seman­tik aus dem Kon­text zu erschließen, und die das auch zuver­läs­sig leis­tet, tat­säch­lich keine sehen.

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  35. Edith Werte

    Vie­len Dank an alle Freige­bi­gen für die kon­struk­tiv­en Beiträge zum The­ma. Ich werde jet­zt öfters einen Binde­strich set­zen bei zusam­menge­set­zten Wörtern, bei denen ich mich zur Zusam­men­schrei­bung gezwun­gen habe, z. B. Dharma-Unterweisungen.
    Kann mir, bitte, noch jemand ein Beispiel mit­tels eines Satzes geben, was denn nun ein Chef Inge­nieur ist? Mein Sprachge­fühl hat da wohl einen Blind­en Fleck. Danke!

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  36. Christian

    Wer Sprache liebt (oder wem ein­fach nur an Ver­ständlichkeit gele­gen ist), geht sorgsam mit ihr um. Darum weiß ich nicht, wer igno­ran­ter ist: Der, der Kom­posi­ta mit einem Leerze­ichen tren­nt, oder der, der Kri­tik daran als über­he­blich empfindet.

    Das “Dep­pen­leerze­ichen” ist deshalb zu bean­standen, weil es die Les­barkeit erschw­ert. Gegen SINNVOLLEN Sprach­wan­del ist über­haupt nichts einzuwenden.

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  37. Stefan Müller

    Also, ich finde, dass in dem Beitrag ins­ge­samt zu viele Leerze­ichen sind. =:-) Ihr soll­tet Euch mal eine Sil­ben­tren­nung gön­nen. Gibt es automa­tisch (hyphenator.js).

    Sor­ry, could not resist.

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  38. Mycroft

    Es ist ein Unter­schied, ob ich sage: “Dep­pen, Leerze­ichen!” oder “Dep­pen­leerze­ichen.”

    Wie sich eine Fir­ma nen­nt und schreibt, ist ihre Angele­gen­heit, aber für alle anderen Fälle ist es so, dass die getren­nt Schrei­bung aus Wirkun­gen auf die aus Sprache hat und die Bedeu­tung verän­dern kann.
    Bei irgendwelchen Chatkom­mentaren kann’s einem ja egal sein, bei irgendwelchen Tex­ten, die eigentlich gegen gele­sen hät­ten wer­den müssen, stellt sich die Frage, ob sich wer das Geld oder die Arbeit ges­part hat.

    Demokratis­ch­er Sprach Wan­del gut und schön, aber in wie fern stellt eine getren­nte Schrei­bung eine Verbesserung dar?
    Zum Beispiel: “Ich brauche Wür­fel Zuck­er.” Braucht die sprechende Per­son Wür­felzuck­er? Oder mehrere Wür­fel Zuck­er? Oder _einen_ Wür­fel Zuck­er, hat aber den Artikel vergessen, was nicht zu kri­tisieren ist, weil sich Sprache ja wan­delt? Oder braucht sie Wür­fel, und Zuck­er ist ein­fach ihre Anrede für mich als Lehnüber­set­zung aus dem Englis­chen, und die Kom­ma-Pause war halt zu kurz?

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  39. Gauss

    Im Konzept der “Leicht­en Sprache” wird bewusst auf das Zusam­menge­set­zte schreiben von Hauptwörtern verzichtet, um das Ver­ständ­nis von Tex­ten zu erle­ichtern. Zitat aus Wikipedia: “Die Leichte Sprache soll Men­schen, die aus unter­schiedlichen Grün­den über eine geringe Kom­pe­tenz in der deutschen Sprache ver­fü­gen, das Ver­ste­hen von Tex­ten erle­ichtern.” Dadurch wird die Leichte Sprache zu einem Teil der geforderten Barrierefreiheit.

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  40. Alex

    Ich kann mir nicht helfen, aber vielle­icht lese ich auch ein­fach auf den falschen Seit­en im Inter­net oder habe zu viele alte Texte von Karl May oder auch mal was Mit­tel­hochdeutsches gele­sen, aber mal ein wenig wegen unge­wohn­ter Schrei­bung aus dem ach so viel gepriese­nen Lese­fluss geris­sen zu wer­den, ist ja nun wirk­lich kein Bein­bruch, so lange man den gesamten Text ver­ste­ht, beson­ders wenn es sich um einen informellen Rah­men han­delt. Viel wichtiger ist doch tat­säch­lich, dass jet­zt mehr Leute an öffentlichen Diskus­sio­nen teil­haben (kön­nen) als das noch vor ein paar Jahren der Fall und wenn es sich dabei um die schöde Bew­er­tung der Eis­diele um die Ecke handelt.

    Klar, die Form ist die Ver­pack­ung, einen entsprechend geschriebe­nen Text lese ich grund­sät­zlich auch lieber, den­noch nützt die Form nichts, wenn der Inhalt nicht stimmt und beispiel­sweise eben aus den dur­chaus vork­om­menden Beschimp­fun­gen allein aus der Rechtschrei­bung resul­tierend beste­hen. Wir, die es bess­er kön­nen, soll­ten nicht vergessen, dass es zum einen Men­schen gibt, die es eben nicht bess­er kön­nen, zum anderen aber auch unser Schul­sys­tem dur­chaus nicht so pralle ist, als dass es (funk­tionale) Anal­pha­beten ver­hin­dern würde.

    Daneben gibt es zwar etwas wie die deutsche Gram­matik, aber wer sagt denn, dass sie über­all gle­ich ist? (Ja, es gibt da §§, die umfassen aber eben nicht alles.) Die Dudenredak­tion führt nicht jährlich irgendwelche aufwändi­gen Stu­di­en durch, um her­auszufind­en, wie es richtig heißt, wäre auch viel zu aufwändig. Das, was im Duden ste­ht, ist eigentlich nichts anderes als eine Annäherung an eine eigentlich fik­tive Hochsprache, die wohl let­ztlich kein­er von uns tat­säch­lich spricht oder schreibt. 

    Vor diesem Hin­ter­grund einen Schreiber mit der Kor­rek­tur sein­er Rechtschrei­bung oder Gram­matik argu­men­ta­tiv aushe­beln zu wollen und ger­ade nicht inhaltlich auf das Geschriebene einzuge­hen oder noch schlim­mer, die Schrei­bung als Grund­lage für Belei­di­gun­gen herzunehmen, ist dur­chaus kein Zeichen für ein hohes Bil­dungsniveau, kommt aber immer wieder vor.

    Konzen­tri­ert man sich zu sehr auf die Rechtschrei­bung und die ver­wen­dete Gram­matik statt auf den eigentlichen Inhalt, schließt man Leute aus, die aber eben­so das Recht haben, sich zu äußern, wie jed­er andere auch. Ich mochte es nicht glauben, aber das hat auch wieder Fol­gen im Real­life. Ich arbeite als Aushil­fe in einem Betrieb, wo nor­maler­weise Men­schen mit Hauptschu­la­b­schluss ihre Aus­bil­dung machen, ab und an jemand mit Realschu­la­b­schluss, sel­tener jemand ohne Abschluss. Die haben alle mehr zu sagen als ich und sind fach­lich bess­er, nur habe ich, wie ein paar andere Aushil­fen, eben den höheren Schu­la­b­schluss. Wegen eines Schicht­sys­tems wurde zur Erle­ichterung für die jew­eilige Über­gabe ein Notizbuch für die wichtig­sten Infor­ma­tio­nen einge­führt. Es stellte sich her­aus, dass nur die Aushil­fen Dinge in diesem Buch ver­merkt haben. Die anderen Mitar­beit­er mocht­en da nichts rein­schreiben, weil sie sich nicht vor uns blamieren woll­ten, hat­ten sie doch selb­st schon die Erfahrung gemacht, auf Grund ihrer schriftlichem Äußerun­gen im Netz abge­watscht wor­den zu sein. Schöne Scheiße! (Zu allem Über­fluss kam der Vor­wurf an mich, ich würde immer so unver­ständlich schreiben, ein nor­maler Men­sch wisse nicht, was ich sagen wolle, mündlich sei das ja kein Prob­lem, aber meine Texte … Viel zu lange Sätze und dann die unge­wohn­ten Worte und oben­drauf noch meine schw­er leser­liche Hand­schrift. Adres­sat­en klar verfehlt.)

    Man kann ja gerne über Sprache disku­tieren, aber so lange Men­schen einan­der ver­ste­hen, und das ist sowohl beim Behin­derten-WC als auch beim Behin­derten WC der Fall, sollte man die Wer­tigkeit aus der Diskus­sion nehmen. Zumin­d­est ich breche ja auch nicht das Gespräch mit jeman­dem ab, nur weil er stot­tert oder taub ist, warum sollte ich dann das Lesen von Tex­ten ver­mei­den, die ich als ein wenig holperig empfinde?

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  41. Pingback: „Deppenapostroph“ – bist du deppert, oder was? | Die Orthogräfin – Katja Rosenbohm

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  43. Karla Koschmieder

    Neben eini­gen nachvol­lziehbaren Argu­menten enthält dieser Text lei­der auch Polemisierung.

    Was ich argu­men­ta­tiv ins­beson­dere für sehr beden­klich halte, ist, den Maßstab für die Ver­ständlichkeit der Schrift­sprache an der der mündlichen Kom­mu­nika­tion auszurichten.

    Offen­sichtlich ist es der Ver­fasserin nicht bewusst, dass es Leute gibt, die Texte grund­sät­zlich schnell lesen und erfassen ( müssen). Gesproch­ene Sprache ver­hält sich im Ver­gle­ich zum Lesen nun mal wie snail mail zu e‑mail.

    Abwe­ichun­gen von der üblichen Zusam­men — und Getren­ntschrei­bung stellen aber für diese nicht unbe­trächtliche Zahl von Lesern ein Hin­der­nis und damit eine Ver­langsamung bei der Erfas­sung eines Textes dar.

    Somit trifft der lib­erale Umgang mit der Rechtschrei­bung ger­ade die, die auf schnelle Tex­ter­fas­sung angewiesen sind.

    Verzicht auf kor­rek­te Rechtschrei­bung bedeutet: Die Bequem­lichkeit des Schreibers wird über die Rück­sicht­nahme auf den Rezip­i­en­ten gestellt.

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  45. Gerald Fix

    @Helmut_Richter
    (der Hel­mut Richter, der schon früher viel Kluges im Usenet gesagt hat?)

    Spielt das Leerze­ichen nicht nur dann eine Rolle, wenn son­st ein Bindeze­ichen ste­ht? Es wird ja immer Vermögens(s)teuer geschrieben und nie Ver­mö­gen-Steuer. Gibt es denn rel­e­vante Beispiel von Begrif­f­en, die direkt von der Zusam­men­schrei­bung zum Leerze­ichen wechseln?

    Mir ist das besagte Leerze­ichen auch unan­genehm, aber das dürfte mehr am Unge­wohn­ten liegen.

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  46. Matthias Wagner

    @Gerald Fix: Dass Ihnen das unan­genehm ist, liegt nur daran, dass es dieses Leerze­ichen in der deutschen Gram­matik schlicht nicht gibt. Kom­posi­ta wer­den durch Fusion­ierung gebildet, manch­mal auch durch Binde­striche, aber niemals durch Leerze­ichen. Ihre Reak­tion ist also eine sehr logische.

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  47. Thomas M

    Noch eine kleine Anmerkung zur Ehren­ret­tung des Begriffs „Dep­pen­leerze­ichen“. Ich ver­wende ihn in Online-Diskus­sio­nen auch mit ein­er gewis­sen Regelmäßigkeit, aber nicht, um mich grund­sät­zlich über Mit­men­schen zu mok­ieren, die die entsprechen­den amtlichen Regeln nicht ken­nen oder mis­sacht­en. Mir ist vielmehr oft aufge­fall­en, dass eine auf­fäl­lige Kor­re­la­tion beste­ht zwis­chen vom Stan­dard abwe­ichen­der Rechtschrei­bung (ins­beson­dere in Bezug auf Zeichenset­zung, Groß-/Klein­schrei­bung und eben Getren­nt-/Zusam­men­schrei­bung) und ein­er aggres­siv­en Hal­tung gegenüber „Migranten“ und Jugendlichen, die auf­grund ange­boren­er Unfähigkeit oder über­mäßig toleriert­er Unwilligkeit ange­blich nicht fähig sind, sich in eine vorhan­dene Gemein­schaft mit ihren eige­nen Regeln zu „inte­gri­eren“ und deren Sprache kor­rekt zu ver­wen­den. Beispiel: die aggres­siv­en Reak­tio­nen auf eine deskrip­tivis­tis­che Herange­hensweise an das The­ma „Kiezdeutsch“ à la: „Scheiß poli­tis­che Kor­rekt Heit Migra­tions Hin­ter Grund ist kein Frei Brief, für Kids Deutsch“. In solchen Fällen mache ich gern mal darauf aufmerk­sam, dass wer im Glaushaus sitzt, die Fin­ger von den Steinen lassen sollte… und zwar auch mit poli­tisch unko­r­rek­ten Begrif­f­en wie „Dep­pen Leer Zeichen“.

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  49. harkpabst

    Die Erwiderung auf die (tat­säch­lich) unbelegten und (ver­meintlich) unbeleg­baren Behaup­tun­gen von Bas­t­ian Sick beste­ht im Wesentlichen aus anderen unbelegten Behaup­tun­gen. Ich befinde mich also in bester Gesellschaft, wenn ich eine weit­ere hinzufüge, ohne sie zuvor durch wis­senschaftliche Prü­fung von knapp 1000 Google-Suchergeb­nis­sen evaluiert zu haben: Die let­zte Rechtschreibre­form mit all ihren Purzel­bäu­men hat zwar viel Sin­nvolles mit­ge­bracht, aber bei der Getren­nt- und Zusam­men­schrei­bung hat sie durch einen unentschuld­baren Man­gel an Logik erhe­blichen Schaden angerichtet und Ver­wirrung ges­tiftet. In diesem Tro­janis­chen Pferd fand das Dep­pen­leerze­ichen über das immer schon vorhan­dene Maß hin­aus Ein­lass in die Standardsprache. 

    Ich gehe noch einen Schritt weit­er und behaupte, dass Wer­bung vor 30 Jahren fast schon als Hort der Sprach­pflege gel­ten konnte.

    Und nur der Voll­ständigkeit hal­ber: “Rosa’s Kiosk” hat von der Dudenredak­tion keinen Gegen­wind (mehr) zu befürcht­en und der Dep­pe­na­pos­troph ist im Englis­chen ähn­lich ver­bre­it­et wie im Deutschen.

    Aktuelle Rechtschreibko­r­rek­tu­ral­go­rith­men kom­men mit zusam­menge­set­zten Haupt- und Eigen­schaftswörtern übri­gens über­raschend gut klar. Alle Fehler in diesem Kom­men­tar sind natür­lich trotz­dem auss­chließlich der Kor­rek­tur­funk­tion meines Mobil­tele­fons geschuldet. Die Fehler, die es ver­hin­dert hat, bleiben unerwähnt. 😉

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  50. emefer

    Ihr Beispiel “online bank­ing” ist schlecht gewählt, da es sich nicht um ein getren­nt geschriebenes Sub­stan­tiv han­delt, son­dern um ein Sub­stan­tiv mit vor­angestell­tem Adjektiv.

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  51. Stefan Keller

    Lieber Herr Kopf. Betr­e­f­fend Dep­pen­leerze­ichen schreiben Sie “Der Binde­strich ist, jede Wette, noch tausend­mal ver­bre­it­eter als das Leerze­ichen in Kom­posi­ta…”. Mind. in tech­nis­chen Tex­ten und all­ge­mein in Wer­bung und Pro­duk­t­mar­ket­ing sehe ich das ganz anders! Da genügt eine kurze Inter­ne­trecherche, um das bestätigt zu sehen. Ja; Dep­pen­leerze­ichen ist kein wiss. Begriff — aber oft ein nüt­zlich­er Wink mit dem Zaunpfahl an MINT-Stu­den­ten, ja sog­ar an meine Professorenkollegen.

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  52. David

    Man lese den fol­gen­den Satz laut vor: ‘Wenn der Staat auf Ver­mö­gen Steuer erhebt, heißt es, dass er nicht auf Ver­mö­gen Steuer verzichtet.’ ”

    Das kommt wahrschein­lich ein­fach daher, daß *keine alte Sau* “Ver­mö­genss­teuer” jemals so schreibt. Oder, etwas präzis­er: In den mehr als fün­fzehnein­halb Mil­liar­den Wörtern von DECOW16 find­et sich diese Schrei­bung nur ein einziges Mal in ein­deutiger Weise.

    Dementsprechend erwartet man in ihrem Doof­satz ein­fach kein Kom­posi­tum und liest das Wort zunächst anders. Wodurch der Satz ein­fach keinen Sinn ergibt, bis man die Beto­nung eben doch ändert.

    Man sieht, es ist Vor­sicht geboten. Depp sein geht auch ohne Leerzeichen.

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  53. David

    @Matthias Wag­n­er:

    Es ist wirk­lich nicht schlimm, daß Sie von Sprache nichts ver­ste­hen. Allerd­ings läßt sich das auch kürz­er mitteilen.

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  55. Arfst Nickelsen

    Nach der ultra­lan­gen Pause auf sprachlog.de erschien am 4. Mai endlich wieder ein Beitrag. Ich hoffte, zu mein­er Gewohn­heit Son­ntag-Vor­mit­tag-Sprachlog-Lesen zurück­kehren zu kön­nen. Jet­zt ist wieder einen Monat nichts neues erschienen. Schade!
    Was ist denn los?

    Und noch Kom­men­tar zum Artikel. Sehr spät, aber es gibt ja kein neues Thema.
    Zitat:“ich wirk­lich keinen blassen Schim­mer, was denn ein anderes sein soll als ein . Kann mir da jemand helfen? ”
    Lese ich , stutze ich kurz, checke das Inge­nieur kein Nach­name ist und denke “ach, nur Binde­strich vergessen”. Dauert eine gefühlte Vier­telsekunde und ist nur nervig, wenn es in einem Text oft passiert.
    Wenn aber in einem Text über einen Getränke­be­trieb vom die Rede ist, nehme ich an, das etwas über den Boss der Fir­ma namens Brauer gesagt wird und nicht über den Leit­er der Brauerei-Abteilung.
    Gesprochen klin­gen die zwei Sachen auch ver­schieden. Bei kurz­er Bruch; neue Beto­nung auf der ersten Silbe des Nach­na­mens. Es erscheint mir sin­nvoll, dass sich dieser Unter­schied in der gesproch­enen Sprache auch in der Schreib­weise nieder­schlägt. Beim Vor­lesen des Textes hil­ft das.

    Antworten
  56. Arfst Nickelsen

    Im ger­ade abgechick­ten Kom­men­tar sind Dinge unver­ständlich, da ich nicht wusste, welchen Effekt spitze Klam­mern im Kom­men­tar­text haben. Deshalb die kor­rigierte Version.
    (Wenn möglich, erset­zen. Danke!)
    ———————-

    Nach der ultra­lan­gen Pause auf sprachlog.de erschien am 4. Mai endlich wieder ein Beitrag. Ich hoffte, zu mein­er Gewohn­heit Son­ntag-Vor­mit­tag-Sprachlog-Lesen zurück­kehren zu kön­nen. Jet­zt ist wieder einen Monat nichts neues erschienen. Schade!
    Was ist denn los?

    Und noch Kom­men­tar zum Artikel. Sehr spät, aber es gibt ja kein neues Thema.
    Zitat:“ich wirk­lich keinen blassen Schim­mer, was denn ein ‘Chef Inge­nieur’ anderes sein soll als ein ‘Chef-Inge­nieur. Kann mir da jemand helfen? ”
    Lese ich ‘Chef Inge­nieur’, stutze ich kurz, checke das Inge­nieur kein Nach­name ist und denke “ach, nur Binde­strich vergessen”. Dauert eine gefühlte Vier­telsekunde und ist nur nervig, wenn es in einem Text oft passiert.
    Wenn aber in einem Text über einen Getränke­be­trieb vom ‘Chef Brauer’ die Rede ist, nehme ich an, das etwas über den Boss der Fir­ma namens Brauer gesagt wird und nicht über den Leit­er der Brauerei-Abteilung.
    Gesprochen klin­gen die zwei Sachen auch ver­schieden. Bei ‘Chef Inge­nieur’ kurz­er Bruch; neue Beto­nung auf der ersten Silbe des Nach­na­mens. Es erscheint mir sin­nvoll, dass sich dieser Unter­schied in der gesproch­enen Sprache auch in der Schreib­weise nieder­schlägt. Beim Vor­lesen des Textes hil­ft das.

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  57. Matthias Wagner

    Herr Nick­elsen, Ihre Aus­führun­gen sind sach­lich und logisch. Was mich aber weit­er­hin wun­dert, ist die Tat­sache, dass die Autorin des Beitrags als Exper­tin nicht von selb­st auf diese Argu­mente gekom­men ist – und auch auf viele weit­ere nicht, die im Lauf der Diskus­sion genan­nt wur­den. Zu all den Ein­wän­den hätte ich zudem auch gerne mal eine Rep­lik von Frau Kopf gehört, aber da scheint lei­der nichts mehr zu kommen.

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  59. Jana

    Ich finde schon, dass man Binde­striche kor­rekt set­zen sollte. Das Argu­ment “Sie wis­sen ja, was ich meine” ist schon etwas lau denn dan kön­nte ich ja auch ganz auf Rehct­shcreib­nug und Inter­punk­tion verzicht­en Sie wis­sen ja was ich meine. Es bee­in­flusst schlichtweg die Leser­lichkeit von Tex­ten und ich denke, dass man diese ruhig erwarten darf. 

    Abge­se­hen davon finde ich es übri­gens schade, dass hier in dem Text der falsche Gedanken­strich ver­wen­det wurde – näm­lich ein Geviert- statt eines Hal­bgeviert­strichs. Zum Ver­gle­ich: — – — (Viertelgeviert‑, Hal­bgeviert- und Geviert­strich). Der Geviert­strich erzeugt eine unnötig große Lücke im Text und bee­in­flusst die Leser­lichkeit, wie übri­gens auch die spitzen Klammern.

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  60. Jana

    Nach­trag: Selt­sam, es mag wohl vielle­icht an der Schrift hier liegen, aber jet­zt sind ja alle Striche in dem Kom­men­tar durcheinan­der 😀 Getippt habe ich die drei ver­schiede­nen Striche hin­tere­inan­der, aber aus­gegeben wer­den dann lei­der andere, was den Vor­führef­fekt natür­lich zunichtemacht, nunja.
    (Ein let­zter Test: — – —)

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  61. Tesserakt

    Drei Monate ohne Grund Gebühr” ist aber schon was anderes als “Drei Monate ohne Grundge­bühr”. Auch die Beto­nung fällt jew­eils auf eine andere Silbe. Also entschei­den wir ja doch auch in der gesproch­enen Sprache zwis­chen zusam­mengeschriebe­nen und getren­nt­geschriebe­nen Wörtern.

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  62. Sebastian

    Mit der Ori­en­tierung am Englis­chen hat der Artikel gar nicht so unrecht.
    Mein­er Erfahrung nach ist das aber nicht nur eine frei­willige Aus­rich­tung, son­dern auch eine Vor­gabe tech­nis­ch­er Geräte.

    Allem voran ist dabei die Autoko­r­rek­tur bei Smart­phones zu nen­nen. Diese tren­nt Kom­posi­ta näm­lich gerne auf. Das liegt ver­mut­lich daran, dass die Tech­nik aus dem englis­chen Sprachraum kommt und nicht alle möglichen Kom­posi­ta zusät­zlich zu den Einzel­wörtern im Wörter­buch gespe­ichert sind.
    Durch diese Autoko­r­rek­tur kom­men — oft unbe­ab­sichtigt — viele falsche Leerze­ichen in die geschriebene Sprache und wer­den nicht kor­rigiert, weil es müh­sam ist und Zeit kostet und — ja auch das kommt vor — nicht wenige die Gram­matik nicht sich­er genug beherrschen um die Autoko­r­rek­tur zu korrigieren.

    Außer­dem kann zwar Google mit deutschen Kom­posi­ta umge­hen, andere Such­maschi­nen aber nicht, wie z. B. Ebay. Hier wur­den sog­ar mit Absicht die Such­möglichkeit­en reduziert. So ist eine Suche mit der Wild­card “*” seit Jahren nicht mehr möglich, was mas­siv zur Getren­ntschrei­bung von Kom­posi­ta geführt hat, damit die Auk­tion trotz­dem gefun­den wird.

    Ich per­sön­lich ver­mute, dass solche “zwangsweisen” Änderun­gen des Sprachge­brauchs maßge­blich zum infla­tionären “Dep­pen­leerze­ichen” (dieses Wort ist immer noch grif­figer als “Getren­ntschreiben von Kom­posi­ta”) geführt haben.

    Und das führt, ins­beson­dere in Verbindung mit weit­ge­hend einges­parten Satzze­ichen, zu schwieriger ver­ständlichen Sätzen bzw. gar zu nicht auflös­baren Sinn-Unklarheiten.

    Eine Neben­wirkung dieser Gewöh­nung an die Tren­nung von Kom­posi­ta sind dann For­mulierun­gen wie “es geht Berg ab” (gele­sen in ein­er WhatsApp-Unterhaltung.
    Solche Entstel­lun­gen zeigen m. E. ein­drucksvoll, wohin die Reise geht, wenn sich diese Entwick­lung fortsetzt.

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  63. Hannibal Corpse

    Chef Inge­nieur” ist doch etwas anderes als “Chefin­ge­nieur”.

    Beim ersten spricht man einen Inge­nieur als Chef an: “Hey, Chef Inge­nieur, komm mal her Bier trinken, es ist Pause.”
    In diesem Beispiel geht es nicht darum, ob dieser gemeinte Inge­nieur tat­säch­lich Chefin­ge­nieur ist.

    Ein Chefin­ge­nieur ist Chef ein­er Inge­nieurs­gruppe. Ein Inge­nieur, der Chef von Inge­nieuren ist.
    Ein Bauin­ge­nieur auf der Baustelle ist dage­gen kein Chefin­ge­nieur. Sprechen ihn seine Arbeit­er mit “Chef Inge­nieur” an, wie in obigem Beispiel, wird er deswe­gen nicht zum Chefin­ge­nieur befördert.

    Doch, das Dep­pen­leerze­ichen gibt es.

    So genan­nt” heißt ja auch was anderes als “soge­nan­nt”.

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  64. Hannibal Corpse

    Oder spöt­tisch gemeint: Da hat sich ein Inge­nieur als Chef aufgespielt.

    Jawoll, Chef Inge­nieur, ihre Instruk­tio­nen wer­den ausgeführt!”

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  65. Philip Köster

    Es gibt inzwis­chen einen Fach­be­griff für das Dep­pen­leerze­ichen: Ago­vis. Zuerst in diesem Artikel gefun­den: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/aus-dem-maschinenraum/digitale-rechtschreibung-wir-stottern-weil-die-software-es-so-will-13321077.html .

    Aus mein­er Sicht ist der Begriff “Dep­pen­leerze­ichen” eher humor­voll als abw­er­tend gemeint. Er ist plaka­tiv, über­spitzt, leicht ver­ständlich und wohl dem “Dep­pe­na­pos­troph” nachemp­fun­den. Wer Dep­pen­leerze­ichen set­zt, ist nicht automa­tisch ein Depp, son­dern schreibt deppert.

    Wie hier mehrfach gezeigt wurde, führt die deutsche Sub­stan­tiv- oder Adjek­tivkom­po­si­tion zu inhaltlichen Bedeu­tung­sun­ter­schieden, die sich sehr wohl auch in der Beto­nung niederschlagen.

    Der Ver­gle­ich zum Englis­chen liegt nahe (obwohl es auch dort “door­bell”, “spokesman”, “soft­ware” und anderes gibt), greift aber zu kurz. Die Art, wie wir Sub­stan­tive und Ajek­tive im Deutschen zusam­men­satzen, ist tat­säch­lich anders als im Englis­chen. Das ist sehr gut an den Fugen in “gebrauchs­fer­tig”, “Umstandsmode” und “Klassen­sprech­er” zu erkennen.

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  66. Matthias Ullrich

    Wenn das über­flüs­sige Leerze­ichen als Dep­pen­leerze­ichen beze­ich­net wird, so mag das unange­bracht sein, weil despek­tier­lich. Und der Chef Inge­nieur bzw. Chefin­ge­nieur ist wahrlich kein gutes Beispiel für die Aus­drucksmöglichkeit­en. Deut­lich­er wird es am Beispiel Schrein­er­meis­ter und Schrein­er Meis­ter. Ohne Leerze­ichen ste­ht es für einen Schrein­er mit Meis­ter­brief und mit Leerze­ichen für einen Schrein­er namens Meis­ter, hier bleibt jedoch offen, ob Herr Meis­ter auch einen Meis­ter­brief hat! Und bei Veltins Are­na erhebt sich die Frage, wer denn wohl der Veltin ist, dessen Are­na auf Schalke steht.
    In aller Regel ist hier die Beto­nung der Schlüs­sel zur Rechtschrei­bung. Wenn man Schrein­er Meis­ter so betont wie Kan­z­lerin Merkel, dann ist der Fall klar. Den Schrein­er­meis­ter muss man beto­nen wie z.B. Hun­des­teuer, näm­lich vorne!

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