Ein Link zu 1 Phänomen (zwei, eigentlich), Niggemeier über Kopp-Verlag und VDS, historische Vorstellungen davon, was Sprache eigentlich ist und Vorstellungen davon, wie Stimmen in der Politik zu klingen haben — der Sonntag ist gerettet!
- Nadja Schlüter hat sich auf JETZT 1 Frage gestellt, nämlich die nach der Herkunft der 1. Sie vermutet, dass der Rapper Money Boy sie erfunden hat — die Erfahrung (und die Nachträge am Ende des Artikels) zeigt, dass so etwas meist nicht völlig aus dem Nichts kommt, aber was Money Boy zum Thema zu sagen hat, ist auf jeden Fall lesenswert: »Gibt keine Hintergründe meist ausser die Sprache immer fresh und neu und different zu keepen.« Interessant an der 1 ist, dass sie nicht nur die Vorkommen ersetzt, bei der sie mit der Aussprache übereinstimmt (Was ist das für 1 Life), sondern auch die, bei denen dadurch Kasus oder Genus nivelliert werden (Was ist das für 1 Frage?). Das ist kein reines Schriftphänomen, sondern findet sich ebenso, mit den gleichen sprachspielerischen Konnotationen, in der gesprochenen Sprache (Was ist das für ein Frage?). Insofern gleicht es 1 wenig dem gleichmacherischen nen.
- Wer will, kann sich dafür auch 1 Chrome-Extension runterladen.
- Letzten Sonntag haben wir einen Beitrag zur Causa VDS in F&L verlinkt. Über das Thema hat auch Stefan Niggemeier auf ÜBERMEDIEN geschrieben (der Link befand sich am Ende des verlinkten Blogposts) — was natürlich Reaktionen nach sich zog. Die gib’s hier: »Der Text von Mähler ist faszinierend, weil er den ganzen Wahn enthält, der diese Szene antreibt. Bloßer Widerspruch wird zum Versuch hysterisiert, einen ganzen Verein „mundtot“ zu machen. Wenn der in den Medien allgegenwärtige Vorsitzende eines Vereins es sich gefallen lassen muss, dass ein paar Leute ihn kritisieren, bedeutet das schon, dass er zum „Staatsfeind“ erklärt wurde. Mehr braucht es nicht. Man könnte lachen über diese Leute, wenn es ihnen nicht so ernst wäre.«
- Welches Image hat Sprache eigentlich so? Henning Lobin hat auf der ENGELBART-GALAXIS ein wenig in die Vergangenheit geblickt: »Sprache wird [im Mittelalter] nicht im Zusammenhang mit andere Kommunikationsmitteln betrachtet, sondern isoliert, die Beschreibung von Sprache orientiert sich an Regeln, und sprachliche Kommunikation wird als ein sich nach logischen Gesetzmäßigkeiten vollziehendes Geschehen rationalistisch überhöht. Wir sehen uns nun an, wie diese Grundtendenzen nach dem Ende des Mittelalters in die sich entwickelnde Sprachwissenschaft eingefloßen sind, es im 19. Jahrhundert aber auch verschiedene Abkehrversuche gegeben hat.«
- Schon etwas älter, aber ich glaube, wir haben es noch nicht verlinkt: Debbie Cameron auf LANGUAGE. A FEMINIST GUIDE darüber, wie die Sprache von Politikerinnen wahrgenommen wird: »High pitch is associated not only with femaleness, but also with other characteristics which imply a lack of authority, such as immaturity (children have high-pitched voices) and emotional arousal (we ‘squeal’ with joy or fear, ‘shriek’ with excitement, ‘screech’ angrily). Saying that a woman’s voice is ‘shrill’ is also a code for ‘she’s not in control’.«
“Interessant an der 1 ist, dass sie nicht nur die Vorkommen ersetzt, bei der sie mit der Aussprache übereinstimmt (Was ist das für 1 Life), sondern auch die, bei denen dadurch Kasus oder Genus nivelliert werden (Was ist das für 1 Frage?).”
Stimmt bloß nicht: Denn entweder man spricht “1” als Zahlwort “eins” oder aber wahlweise als “ein” bzw. “eine”. Auf einer Einkaufsliste oder in einem Rezept wird “1 Graubrot, 1 saure Gurke” selbstverständlich “ein Graubrot, eine saure Gurke” gelesen.
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Schon spannend, wie “MoneyBoy” mal eben die Jugendsprache revolutioniert hat.