Leipzigs Juristen: Echte Männer

Von Anatol Stefanowitsch

Wir befind­en uns im Jahre 2013 nach Chris­tus (einem Mann). Ganz Leipzig ist von den Fem­i­nistin­nen beset­zt. Ganz Leipzig? Nein! Eine von unbeugsamen Män­nern bevölk­erte Fakultät hört nicht auf, dem Ein­drin­gling Wider­stand zu leis­ten. Auf der Start­seite der Fakultät an promi­nen­ter Stelle ver­linkt find­et sich fol­gende Erk­lärung des Dekans (eines Mannes):

Liebe Stu­di­en­in­ter­essierte, sehr geehrte Eltern, meine Damen und Herren,

der Sen­at der Uni­ver­sität Leipzig hat beschlossen, Amts­beze­ich­nun­gen in Zukun­ft auss­chließlich in der fem­i­ni­nen Form zu ver­wen­den. Die öffentliche Kri­tik daran ist inhaltlich berechtigt.

Wir miss­bil­li­gen den Beschluss des Sen­ats. Wir wer­den ihm nicht fol­gen. Kein männlich­er Stu­dent der Juris­ten­fakultät Leipzig muss damit rech­nen, als „Stu­dentin“ ange­sprochen zu werden.

Die Juris­ten­fakultät unter­stützt alle sin­nvollen Maß­nah­men der Gle­ich­stel­lung. Mehr als die Hälfte unser­er Stu­den­ten sind Frauen, die eben­so wie unsere männlichen Studieren­den mit her­vor­ra­gen­den Stu­di­en­leis­tun­gen überzeu­gen. Wir wer­den Sie auch weit­er­hin mit guten Lehrange­boten bis hin zur Exa­m­ensvor­bere­itung unter­stützen. Darauf kommt es uns an. Dafür ste­hen wir!

Der Akademis­che Sen­at der Uni­ver­sität Leipzig wird aufge­fordert, zu ern­sthafter Sachar­beit zurück zu kehren.

Prof. Dr. Chris­t­ian Berger
Dekan der Juristenfakultät

An dieser Stel­lung­nahme muss man(n) ein­fach alles lieben. Vom auf­säs­si­gen Ton­fall bis zur Auf­forderung zu „ern­sthafter Sachar­beit“ (die man aber an der Juris­ten­fakultät selb­st immer­hin lang genug unter­brechen kon­nte, um die Stel­lung­nahme zu ver­fassen) imi­tiert sie fast per­fekt den über viele Jahre per­fek­tion­ierten Habi­tus des Internet-Trolltums.

Beson­ders schön ist aber die Ver­sicherung, dass die männlichen Stu­den­ten der Fakultät sich nie Stu­dentin wer­den schimpfen lassen müssen, während gle­ich im näch­sten Absatz deut­lich wird, dass die Stu­dentin­nen sich selb­stver­ständlich weit­er­hin als Män­ner wer­den ansprechen lassen dür­fen („Mehr als die Hälfte unser­er Stu­denten sind Frauen“).

40 Gedanken zu „Leipzigs Juristen: Echte Männer

  1. Segantini

    Nein, Stu­den­ten sind keine Män­ner. Jeden­falls nicht auss­chließlich. Zu ein­er Gruppe von Män­nern wer­den sie erst, nach­dem man die Frauen unter ihnen — ohne jede Notwendigkeit, weil es im Bezug auf ihr Stu­dent-Sein keinen Unter­schied gibt — separi­ert hat. DAS ist die eigentliche Diskri­m­inierung. Frauen als Stu­den­ten anzus­prechen statt als Stu­dentin­nen nimmt sie wieder in den Kreis auf, von dem sie zuvor expliz­it aus­geschlossen wur­den. Wo also ist das Problem?

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  2. Erbloggtes

    Ja wie, die Stu­den­ten sind Frauen, und die Studieren­den sind in der näch­sten Zeile männlich? Das scheint mir eine richtige Trans­gen­deruni­ver­sität zu sein.

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  3. Pompeius

    Das ist kein Phänomen des Inter­nets. Eine Bekan­nte hat über Leser­briefe in ein­er Lübeck­er Zeitung anlässlich ein­er Lit­faßsäule vom Beginn des let­zten Jahrhun­derts geschrieben. Die Pro- und Kon­tra­briefe lesen sich wie jed­er Flame­war in jedem Intarwebz-Forum.

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  4. AlsoSprach

    Ich kann das Argu­ment, dass sich durch das Gener­ische Maskulinum nicht alle (aber schein­bar immer noch viele oder zumin­d­est einige) Frauen “mit­ge­meint” fühlen, und dass man daher dessen Ver­wen­dung als diskri­m­inierend ein­stuft, nachvollziehen.

    Die Umkehrung ist dann aber in diesem Fall nicht die Vergel­tung von Gle­ichem mit Gle­ichem. Das Gener­ische Fem­i­ninum hat so gut wie keine Ver­bre­itung. Es dürfte also ein ver­schwindend geringer Anteil von Män­nern sein, der sich “mit­ge­meint” fühlt. Daher schlägt das “Argu­ment” im let­zten Absatz fehl.

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  5. bronte

    Für einen Juris­ten ist der Text erstaunlich unpräzise: Zunächst heißt es, der Sen­at habe beschlossen “Amts­beze­ich­nun­gen in Zukun­ft auss­chließlich in der fem­i­ni­nen Form zu ver­wen­den”, danach geht es nur noch um die männlichen Stu­den­ten. Ist “Stu­dent” jet­zt etwa eine Amtsbezeichnung?

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  6. Nivatius

    Ach Segan­ti­ni, ich habe auch lang gebraucht um das zu ver­ste­hen, aber des Gener­ische Maskulinum behan­delt erst­mal alle als Männer.
    Dieses Beispiel zeigt doch, dass es genau ein Prob­lem gibt, son­st kön­nte sich ja mit der sel­ben Logik ja auch kein­er an einem gener­ischen Fem­i­ninum stoßen.

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  7. Connor

    Ich werde Frauen immer als Frauen ansprechen und Män­ner immer als Män­ner. Ich sehe zwar nichts diskri­m­inieren­des darin jeman­den mit dem “anderen” Geschlecht anzus­prechen, aber warum sollte man das machen?
    Wenn Män­ner nicht als Frau ange­sprochen wer­den wollen, zeigt das natür­lich dass sie sich dadurch wohl her­abgewürdigt sehen, ander­er­seits zeigt dass Frauen nicht als Mann ange­sprochen wer­den wollen eben das gle­iche. Also bei­de Geschlechter hal­ten wenig vom anderen und diskri­m­inieren sich gegenseitig.

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  9. PlantPerson

    Wieso ist der Brief eigentlich auch an die “lieben Eltern” gerichtet?
    Der Dekan mein­er Fakultät hat nie Briefe an meine Eltern geschrieben. Die mussten ein­fach blind ver­trauen, dass ich während des Studi­ums nicht von ver­rück­ten Fem­i­nistin­nen gebrain­washt werde. Oder gar von offiziellen Schriften als Studentin/Doktorandin beschimpft werde.

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  10. Muriel

    Ich hab mir ja sog­ar im vollen Bewusst­sein der möglichen Kon­se­quen­zen selb­st ein fem­i­nines Pseu­do­nym zugelegt. Im Nach­hinein bin ich da richtig stolz drauf.

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    1. Muriel

      @Erbloggtes: Also, in der Sprache, gerne.
      Anson­sten bin ich ein großer Fre­und der Zweigeschlechtlichkeit, obwohl ich nach kurz­er Über­legung zugeben muss, dass ich das natür­lich nur bin, weil ich ein­er zweigeschlechtlichen Spezies ange­höre, und das mut­maßlich anders sähe, wenn es anders wäre.
      Hm.
      Außer­dem kann ich Kinder eh nicht ausstehen.
      Na gut, von mir aus. Wider die Zweigeschlechtlichkeit.

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  11. hagen

    Ganz abge­se­hen davon, dass es natür­lich inhaltlich die klas­sis­che alte-priv­i­legierte-weiße-Män­ner-Ide­olo­gie ist, ist natür­lich kurios, dass die Juris­ten offen­bar den Beschluss nicht ken­nen und/oder nicht lesen kön­nen. Es muss auch son­st nir­gend­wo an der Uni Leipzig jemand “befürcht­en”, mit “Herr Stu­dentin” o.ä. ange­sprochen zu wer­den, weil das einzige, was von dem Beschluss betrof­fen ist, die Grun­dord­nung der Uni Leipzig ist.

    Soll heißen:

    Statt wie bisher 

    Gastdozenten/Gastdozentinnen sind in ihrem Fachge­bi­et anerkan­nte in- oder
    aus­ländis­che Wissenschaftler/innen, die für die Zeit von bis zu zwei Jahren
    in Lehre und Forschung an der Uni­ver­sität Leipzig tätig sind.”

    wird in Para­graph 5 ab jet­zt nur noch “Gast­dozentin­nen” ste­hen; am Anfang des Doku­mentes ste­ht eine Fußnote, die sagt, dass die weib­liche Form als geschlechterneu­trale ver­wen­det wird. Das ist alles. Und es löst das Prob­lem der “Les­barkeit”, das schein­bar v.a. von der juris­tis­chen Falkultät bejam­mert wor­den ist, doch wunderbar?

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  12. frauantje

    Lei­der hat der unsägliche SpOn-Artikel all­seits die Fehlin­for­ma­tion ver­bre­it­et, an der Uni Leipzig wür­den Pro­fes­soren nun mit “Herr Pro­fes­sorin” ange­sprochen, was ja vol­lkommen­er Unfug ist. Aber solch­er Unfug ist natür­lich Wass­er auf die Mühlen der­er, die das ganze Gen­dern über­flüs­sig finden.

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  13. Nils

    Die Aufteilung der Welt (in der Sprache) in männlich und weib­lich ist völ­lig willkürlich.
    Mich amüsiert die Angst vor einem gener­ischen Fem­i­ninum… allerd­ings ist es eben genau wie das gener­ische Maskulinum diskri­m­inierend, weil es das jew­eils andere Geschlecht auss­chließt. Willkom­men in der Sit­u­a­tion in der sich Frauen immer befinden…
    Außer­dem finde ich das Diskri­m­inierung durch männl. und weibl. Berufs­beze­ich­nun­gen nur ver­stärkt wird. Die kön­nten sogerieren, dass es tat­säch­lich einen Unter­schied in der Leis­tung eines Mannes oder ein­er Frau gibt.
    Beispiel­sweise machen die Schwe­den das bess­er.… die haben einen Utrum-Artikel (en) als per­so­n­en­be­zo­ge­nen Artikel und Neu­trum-Artikel (ett) als säch­lichen Artikel. Witziger­weise sind die Schwe­den auch in der Gle­ich­stel­lung der Geschlechter viel weit­er als wir. Was man spricht, dass denkt man halt auch. Sprache ist immer ein Spiegel der Gedanken­welt und damit der sozialen Struk­tur. Ich finde die Diskus­sio­nen gehen oft am Kern vor­bei und man sollte die Sprache dahinge­hend reformieren das man eben zwis­chen belebten und unbelebten Din­gen unter­schei­det anstatt zwis­chen Män­ner, Frauen und Din­gen. Dann wären die Berufs­beze­ich­nun­gen für Män­ner und Frauen ein­fach gle­ich… und das wäre wie ich finde echte Gle­ich­berech­ti­gung in der sich nie­mand benachteiligt fühlen müsste. 

    Besten Gruß

    Nils

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  14. Christoph Päper

    Juris­ten­fakultät ist tat­säch­lich mal ein unnötiger und zugle­ich ungewöhn­lich­er Gebrauch eines Pseudo­gener­ikums. Jurafakultät, Rechts­fakultät, Juris­tis­che Fakultät, Rechtswis­senschaftliche Fakultät, Fakultät für Jura, Fakultät für Rechtswis­senschaft und sog­ar das sper­rige Rechtswissenschaft(s)fakultät wären alle­samt neutral.

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  15. Dierk

    @Connor Meinen Sie jet­zt indi­vidu­elle Ansprache, wie sie das Drecks­blatt mit S vorne implizierte und um die es tat­säch­lich über­haupt nicht geht, oder die Grup­penansprache, bei der ein Ansprachep­rob­lem erst auf­taucht, wenn diese gemis­cht­geschlechtlich ist — und um die es hier geht?

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  16. Jakob

    Das eigentlich inter­es­san­teste daran finde ich ja, dass sie ihre prospek­tiv­en Stu­den­ten [sic!] offen­bar als Kinder betra­cht­en. Wo son­st adressiert eine öffentliche europäis­che Uni­ver­sität einen offe­nen Brief an deren Eltern? Ich hab mal über Google meine Alma Mater (univie.ac.at) nach “Liebe Eltern” durch­forstet, und zumin­d­est auf den ersten drei Tre­f­fer­seit­en find­et sich nichts, wom­it die Eltern der Studieren­den ange­sprochen wür­den. Stattdessen: a) Pfadfin­d­er­ma­te­r­i­al, das ein Uni­ver­sitäts­be­di­en­steter auf seinem Uni-HP hostet, b) Schreiben an Studierende mit Kind, c) dig­i­tal archivierte Pri­vat­briefe aus zeitgeschichtlichen/biographischen Forschung­spro­jek­ten, und d) Ein­ladun­gen an die Eltern von für entwick­lungspsy­chol­o­gis­che Exper­i­mente gesuchte Kleinkinder.

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  17. Herr Neufrau

    …also wäre der Satz richtig: “Mehr als die Hälfte unser­er Stu­den­ti­nen sind Frauen” was wäre dann mit der anderen Hälfte… Ich glaube der Fem­i­nis­mus entzieht sich ger­ade jede Unter­stützung und Sympathie…

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    1. Anatol Stefanowitsch Beitragsautor

      Was richtig wäre, ist „Mehr als die Hälfte unser­er Studieren­den sind Frauen“, und da der Dekan das Wort Studierende ganz offen­sichtlich ken­nt, gibt es keinen Grund für ihn, es an dieser Stelle nicht zu ver­wen­den. Ich glaube, „dem Fem­i­nis­mus“ ist es her­zlich egal, ob er Ihre Unter­stützung und Sym­pa­thie hat.

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  19. Erbloggtes

    @Jakob: Richtiger Hin­weis auf die adressierten Eltern! Die Funk­tion des Briefes ist ja auch Wer­bung à la “Hier kön­nen Sie auch studieren, wenn Sie in den 1960ern sozial­isiert wur­den, als Pro­fes­soren noch Pro­fes­soren und Stu­den­ten noch Burschen waren.” Da dies nicht die Stu­di­en­in­ter­essierten sind, ist die Hauptziel­gruppe der Wer­bung offen­bar der wohlsi­tu­ierte Mit­tfün­fziger, der den Sohne­mann an eine ordentliche Juris­ten­fakultät schick­en will, damit mal was aus ihm wird. Für den wäre es wom­öglich ein Auss­chlusskri­teri­um, wenn sein Sprössling in der Uni-Satzung nur mit­ge­meint wäre, wenn von Frauen die Rede ist.

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  20. Alex Kramer

    Ach, es ist so wunderbar. 🙂
    Ich kann nichts anderes mehr tun, als drüber zu lachen, denn ich studiere nicht nur an besagter Uni, son­dern auch an besagter Fakultät und nichts kön­nte mich weniger über­raschen, als diese Stel­lung­nahme. An anderen Uni­ver­sitäten heißt die juris­tis­che Fakultät “juris­tis­che Fakultät” — bei uns heißt sie “Juris­tEN­fakultät”. Alle Ver­suche, dies zu ändern, scheit­erten an: “Das war schon immer so, der Name ist his­torisch gewach­sen, ste­ht für unsere einzi­gar­tige uralte Fakultät blablabla…”. Ich kann mir kaum eine rück­wärts­gerichtetere, kon­ser­v­a­ti­vere, um nicht zu sagen: recht­slastigere Fakultät vorstellen.
    Aber es ist großar­tig, dass das Gremi­um diesen Beschluss gefasst hat, ich habe das näm­lich in Hausar­beit­en bere­its seit ger­aumer Zeit so prak­tiziert (nach­dem mir die gegen­derte Beze­ich­nung immer als Rechtschreibfehler rein kor­rigiert wurde).
    Eines schö­nen Tages wird sich sog­ar die Juris­ten­fakultät der Uni Leipzig dem 21. Jahrhun­dert nicht mehr entziehen kön­nen und sich mit dem Gedanken anfre­un­den müssen, dass emanzi­pa­torische Bestre­bun­gen keine kurzzeit­ige Mod­eer­schei­n­ung sind…

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  22. gnaddrig

    Wir wer­den Sie auch weit­er­hin mit guten Lehrange­boten bis hin zur Exa­m­ensvor­bere­itung unterstützen.

    Wen wollen die eigentlich mit guten Lehrange­boten unter­stützen, die erwäh­n­ten weib­lichen Stu­den­ten und männlichen Studieren­den, oder die Leser der Erklärung?

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  23. Ute Lenz

    Der Auf­schrei ist ein­fach “HER­Rlich” und passend. Wenn MAN plöt­zlich davon betrof­fen ist, sieht die Welt doch gle­ich ganz anders aus. Ich erin­nere mich noch sehr gut daran, wie ich um mein ..in kämpfen musste, als ich in den 80er als eine der ersten Frauen Abteilungslei­t­erIN wurde. Man(N) sagte mir damals, es ste­he doch Frau und nicht Herr; also was will frau den da über­haupt. Nach­dem ich mich dann bere­it erk­lärte auf mein ..IN zu verzicht­en, wenn bei allen Män­nern ein ‑in ste­hen würde, war mein …in plöt­zlich kein The­ma mehr. ’
    Das ist nur eines von vie­len Beispie­len, dass ich so in meinem Leben als Frau erlebt habe.
    Auch bei FB fand ich über­wiegend nur aufgeregte Kom­mentare der MÄnnlichkeit.
    Ich geniese das und finde es au7f der einen Seite abso­lut toll und auf der anderen Seite bin ich schon irri­tiert, wie man(n) im 21. Jahrhun­dert noch reagiert.

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  24. frauantje

    Missver­ständ­nis hin oder her, man muss sich nur mal die Kom­mentare zu Ana­tols SpOn-Inter­view durch­le­sen. Er bringt da natür­lich genau die richti­gen Argu­mente, aber wer die nicht akzep­tieren will, disku­tiert eben weit­er über die Frage, ob ein gener­isches Fem­i­ninum nun eine zick­ige Gegendiskri­m­inierung ist. Häu­fig­stes und wie ich finde blödestes Argu­ment in den Kom­mentaren: “Ich kenne keine Frau, die sich vom gener­ischen Maskulinum diskri­m­iniert fühlt / ich glaube nicht, dass es solche Frauen gibt.” Genau das­selbe Argu­ment wie bei der N‑Wort-Debat­te: “Ich kenne keinen Schwarzen, der sich durch das Wort diskri­m­iniert fühlt.”

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    1. Anatol Stefanowitsch Beitragsautor

      @ frauan­t­je: Ich glaube diesen Kom­men­ta­toren sog­ar, dass sie keine/n ken­nen, der/die sich diskri­m­iniert fühlt – so wie die sich ver­bal auf­führen, wird keine Frau, kein/e Schwarze/r, kein Mit­glied irgen­dein­er mar­gin­al­isierten Gruppe ihnen anver­trauen, ob und in wiefern er/sie sich diskrim­in­ert fühlt. Und wenn Men­schen öffentlich über ihre Diskri­m­inierungser­fahrun­gen bericht­en, wer­den sie von diesen Kom­men­ta­toren ja sofort als überempfind­liche Aus­nah­men kat­e­gorisiert, deren Aus­sagen man(n) kein­er­lei Beach­tung schenken muss. So bewe­gen sich diese Kom­men­ta­toren sich durchgängig in ihrem selb­st geschaf­fe­nen priv­i­legierten Wohlfühlbere­ich. Damit kön­nte ich vielle­icht sog­ar leben, solange sie den Rest von uns dafür in Ruhe ließen. Was mich nur sauer macht, ist, dass sie aus ihrem Wohlfühlbere­ich her­aus dauernd ihre Igno­ranz in die Welt hin­aus tröten müssen und sich dann selb­st als diskri­m­iniert darstellen, wenn sie dafür nicht als Helden der Ver­nun­ft und Mei­n­ungs­frei­heit gefeiert werden.

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  25. Pingback: Als Frauen noch nicht an die Universität durften, war das alles noch einfacher | Geschreibsel

  26. Meier3

    Es ergibt dur­chaus Sinn, zwis­chen “Frau Pro­fes­sor” und “Frau Pro­fes­sorin” zu unter­schei­den. Let­ztere hat selb­st habil­i­tiert und ist nicht Frau vom Her­rn Professor;-)

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  27. Chris

    Wieso kommt bei der ganzen Aufre­gung eigentlich nie­mand auf die Idee, dann eben bei der Beze­ich­nung “Pro­fes­soren und Pro­fes­sorin­nen” oder auch “Pro­fes­soren/-innen” zu bleiben ? Wieso muss der leipziger Uni­ver­sitätsse­n­at partout von dieser Schreib­weise abrück­en ? Wenn die Sicht­barkeit der Geschlecht­si­den­tität so wichtig ist (und das scheint ja bei BEIDEN Seit­en der Fall zu sein) wäre das dann doch die gerecht­este und prak­tik­a­bel­ste Lösung ?

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  28. Kristin Kopf

    @Meier3: In welch­er poten­ziellen Welt wäre es denn notwendig, in ein­er Anrede zu ver­sprach­lichen, welchen Beruf der Ehe­mann trägt? Genau­so wie die Markierung des Ehes­ta­tus’ von Frauen (Frau/Fräulein) haben wir solche Zeit­en doch wohl hin­ter uns gelassen.

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  29. Chris

    @Anatol:
    Danke für deine fre­undliche Antwort. Dass diese Änderung von den Jurist/innen aus­ge­gan­gen ist, ist mir neu, ich dachte, das kam aus dem Uni­ver­sitätsse­n­at, bzw. von einem Physiker.

    Aber egal. Ist diese behauptete Umständlichkeit nicht ein eher schwach­es Argu­ment, wenn man bedenkt, dass prak­tisch alle übri­gen Uni­ver­sitäten und alle möglichen son­sti­gen Insti­tu­tio­nen mit der expliziten Nen­nung weib­lich­er und männlich­er Form auch keine Prob­leme haben ? Warum sollte man dann ger­ade in Leipzig damit über­fordert sein ?

    Das “Umständlichkeit­sar­gu­ment” wirkt doch auch insofern eigentlich etwas merk­würdig, als die Abkehr vom gener­ischen Maskulinum und die explizite Nen­nung bei­der geschlechtsspez­i­fis­ch­er For­men ja auch eine gewisse Umständlichkeit mit sich gebracht hat, die aber aus Grün­den der Gerechtigkeit in Kauf genom­men wor­den ist. Wenn also hier die Gerechtigkeit den Auss­chlag gegeben hat und nicht die Prak­tik­a­bil­ität, wieso sollte sie es dann jet­zt nicht auch tun ?

    Wie siehst du das ? Find­est du auch, dass die Nen­nung bei­der Geschlechter die beste Lösung wäre, mit der man allen Seit­en am besten gerecht wird ?

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  30. Pingback: beziehungsweise – weiterdenken : Uni Leipzig: Männer sind mitgemeint

  31. Dr. Annegret Keller

    Unbeugsame Män­ner” — wo leben Sie eigentlich? Haben Sie eine Wahrnehmungsstörung? In der Real­ität sind Sie jeden­falls nicht zu Hause.
    Davon abge­se­hen, dass Sie diese spezielle Sit­u­a­tion nicht ein­mal ver­standen haben, ist sprach­liche Diskri­m­inierung gegen uns Frauen an der Tage­sor­d­nung und hier liegt das Problem.
    Ich bewun­dere die Uni­ver­sität Leipzig hier für ihre Vorreiterrolle.
    Danke Frau Schück­ing, weit­er so !!

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  32. Pingback: Das Unbeugsame der in der Sprache | smallfieldworks

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