Am Dienstag wäre Amelia Earhart 115 Jahre alt geworden. Zeit, sich mal damit zu beschäftigen, welches Genus Flugzeuge denn so haben. Denn vermutlich vergeht keine Einführung in die Englische Linguistik ohne den Zusatz, dass das auf biologischem Geschlecht beruhende Genussystem des Englischen Ausnahmen zulässt: Schiffe, Autos und Flugzeuge sind da angeblich gerne mal feminin.
Zum Englischen kommen wir später — schauen wir mal kurz ins Deutsche: Den aktuellen Antrieb für diesen Beitrag lieferte ein Thementag auf 3sat am Sonntag rund um den Frankfurter Flughafen. Ob das zu Ehren von Amelia Earhart geschah, darf bezweifelt werden. Nun denn: Unbestritten ist für unser Sprachgefühl, dass Flugzeuge gewöhnlich im Femininum stehen: die Concorde, die Boeing oder die Cessna. Dass dann, äh, der Airbus ein Maskulinum ist, ist auch noch recht einfach mit dem morphologischen System des Deutschen erklärbar, da der Kopf eines Kompositums das Genus der ganzen Einheit bestimmt: die Tür und der Knauf ergeben der Türknauf. Bei der Airbus überstimmt die morphologische Genuszuweisung (von der Bus) also das des Wortfeldmusters.
Aber was machen wir mit “A380”? Ganz ehrlich? Ich wäre im Traum nicht drauf gekommen, das Ding die A380 zu nennen und vermutlich dürfte es dem großen Rest der Sprachgemeinschaft ganz ähnlich gehen (abzüglich der technikaffinen Fraktion der Klugscheißenden). Für der A380 stand vermutlich der Airbus 380 Modell — und das ist ein Maskulinum. Aber die A380 ist die Bezeichnung, die Airbus und Lufthansa für ihre Airbusflotte verwenden. Dazu später mehr.
Wie sieht’s denn nun aus im Sprachgebrauch? Das ZEIT-Korpus (via DWDS) spuckt für A380 zwischen 2000 und 2009 etwa 360 Belege aus, die nach phrasen- und nicht genusmarkierten Vorkommen bereinigt (N=223) ungefähr so verteilt sind:
Bis auf das Jahr 2007 könnte die Interpretation als gesichert gelten, wonach der A380 im allgemeinen Sprachgebrauch die häufigste Verwendung ist. Die ungewöhnliche Häufung des Femininums im Jahr 2007 könnte damit zusammenhängen, dass im Oktober jenes Jahres die erste Maschine in den Liniendienst gestellt wurde und dementsprechend viele Jubelpressemitteilungen von Airbus bei JournalistInnen das Femininum herausgekitzelt haben könnten (priming). Das ist jetzt nur eine Vermutung, auch da die Vorkommen von die A380 im ZEIT-Korpus nicht nach bloßer Übernahme von Pressemeldungen aus dem Konzern aussehen.
Ändert man die Suchanfrage auf A3* (wonach also auch A320, A350 oder A3xx [Projektnamen des A380] gefunden werden), und filtert wie oben alle Phrasen, Komposita und unmarkierten Fundstellen raus, sieht das so aus:
Ein uneinheitliches Bild — und so gesichert wie auf der Grafik von oben ist die Interpretation des Sprachgebrauchs gar nicht mehr, so auf den ersten Blick. Beginnend in den 1980ern (sorry für die potentiell verwirrende Auflistung 1982, 1985, 1993) ist das Femininum tatsächlich meist die häufigere Version, obgleich die Fallzahlen sehr klein sind. Dies mag daran liegen, dass in dieser Zeit meist ein Substantiv der Modellnummer vorangeht und diese Belege aus dieser Suche natürlich ausgeklammert wurden: in den meisten Fällen der Hersteller Airbus (der Airbus 320). So entsteht der Eindruck, früher wäre weniger über Airbus berichtet worden. Das ist nicht ganz falsch, aber die Grafik stellt das etwas zu verzerrt da. Was man trotzdem oder gerade deshalb sagen kann: Der Eigennamencharakter von A3xx stellt sich erst mit Ende der 1990er ein.
Die Zahlen für 2009 sind interessant, weil sie eine Zunahme des Feminimums suggerieren. Verfizieren lässt sich das an diesen Daten nicht weiter, weil für 2010 und 2011 keine Daten aus der ZEIT vorliegen. Stichpunktartige Suchen für 2010 über COSMAS II ergeben z.B. 5:4 für das Maskulinum in der Hannoverschen Allgemeinen, 10:7 in der Braunschweiger Zeitung und einen deutlichen Sieg von 37:0 fürs Maskulinum in der Hamburger Morgenpost — wirklich festlegen auf eine Tendenz sollte man sich da nach 2009 also nicht. Es könnte sich um Genre- bzw. Registervariation handeln — aber ich möchte der Hannoverschen Allgemeinen nicht Unrecht tun oder die Mopo beleidigen.
Aber wenn man sich beim 2009er Ausschlag anguckt, was in diesem Jahr für Airbus so in der Presse los war, wird klar, dass sich die meisten dieser Treffer der zweiten Grafik auf den Flug der Air France beziehen, der im Juni 2009 vor der brasilianischen Küste vom Radar verschwand. Die Unfallursachen bzw. Spekulationen darüber waren sehr technisch und könnten deshalb journalistisch von Luftfahrtexperten begleitet worden sein, die sich am Fachsprachengebrauch von Unfallberichten oder Pressemeldungen orientierten, wonach Airbusbezeichnungen mit Eigennamencharakter nahezu ausnahmslos feminin sind.
Und das mit dem Fachsprachengebrauch geht so:
Eine Germanistikstudentin im Grundstudium der Universität Duisburg-Essen hatte die Entdeckung gemacht, dass in EADS/Airbus-Pressemitteilungen immer vom A380 in der femininen Form die Rede ist. Also hat sie sich an den Konzern gewandt. Ein zuständiger Webredakteur hat ihr wie folgt geantwortet:
…leider gibt es zum Thema keine Literatur, die sich heranziehen lässt, nur der Umstand kann angeführt werden, dass das Unternehmen Airbus vor einigen Jahren intern entschieden hat, bei Produktnamensnennungen mehr oder weniger die Umgangssprache zu adaptieren. …
So heißt es “der Airbus A380”, aber “die A380”. Warum? Es gibt keinen Grund oder Erklärung. Ja, das umgangsprachliche Deutsch ist hier unscharf und ungenau. …
Vielleicht ist es ein Stückchen norddeutsche Eigenart, sich nicht immer vollständig an die Regeln des weiter südlich redigierten Dudens zu halten, vielleicht ein Einfluss aus dem Vereinigten Königreich auf die Schiff- und Flugzeugbautradition der Hanse- und Hafenstädte Hamburg und Bremen — der Volksmund fühlt sich anscheinend bei der Verwendung der weiblichen Form, wenn nicht vorher der Firmenname geführt wird, einfach wohler.
(Die E‑Mail-Korrespondenz kann hier nachgelesen werden.)
Da tritt er reichlich geschwurbelt gleich in mehrere Fettnäpfchen.
Zunächst: Rals Chapman, der immerhin als “Corporate Communicator” mutmaßlich für die Unternehmenkommunikation bei EADS zuständig ist, hat in seiner Antwort die Frage der Studentin gar nicht beantwortet, vermutlich hat er sie nicht mal verstanden: die Beobachtungen der Studentin haben nämlich ergeben — und das schildert sie ihm auch -, dass Airbus in Pressemitteilungen die feminine Form verwendet, während im allgemeinen Sprachgebrauch die maskuline Form vorherrscht (mit Ausnahme von Artikeln “auf der Wikipedia-Homepage”). Irgendwie irrt er dann aber richtig im Regen umher, bringt gleich noch mal ein paar kulturelle Plattitüden ins Spiel und gibt im Vorbeigehen der DUDEN-Redaktionen eine mit.
(Die Studentin sagt, der Online-DUDEN empfehle “der A380” — das kann ich auf duden.de nicht nachvollziehen.)
Airbus hat sich aber mitnichten an den Sprachgebrauch angepasst. Und Chapman liegt dann auch gleich vierfach daneben, wenn er sagt, man habe bei Airbus die Umgangssprache adaptiert, der “Volksmund fühle sich mit der weiblichen Form … wohler” (tut der Volksmund ja gerade nicht), es gebe “keinen Grund oder Erklärung” für die Variation und dann behauptet, das umgangssprachliche Deutsch sei “ungenau”.
Aber beginnen wir mit dem internen, dem Fachsprachengebrauch. Dazu hätte ich gerne Pressemeldungen von Airbus durchsucht, aber die liegen momentan nur auf Englisch vor, die deutsche Webseite von Airbus ist im Um- oder Aufbau. Also greife ich zum Lufthansa Bordmagazin, das auf dieser Seite für die Ausgaben seit 2008 im Archiv vorliegt, und suche über Google nach
die A380
(65 Treffer ohne Dopplungen)der A380
(61 Treffer ohne Dopplungen, alle fem.GEN)dem A380
(2 Treffer, nur Komposita: dem A380-Simulator)den A380
(2 Treffer, nur Komposita: den A380-Prototyp)
Einzig für des A380
findet sich ein einziger Treffer: …auf den bevorstehenden Einsatz des A380 in der Lufthansa Flotte. Bei etwa 130 genusmarkierten Verwendungen nur ein einziges Maskulinum — spricht eine recht deutliche Fachsprache. Wenn wir also auch den allgemeinen Sprachgebrauch nicht so eindeutig empirisch belegen können, die Fachsprache können wir durchaus festnageln.
Aber eigentlich ist die Frage eine ganz andere: Erklärungsbedüftig ist nämlich nicht der Fachsprachgengebrauch die A380, sondern der allgemeine Sprachgebrauch der A380. Warum? Weil wir auch in der Umgangssprache vergleichbaren Flugzeugmodellen in der Regel das Femininum zuweisen, mit der Ausnahme solcher Begriffe wie Eurofighter oder Tiger (lässt uns Herr Chapman wissen, worunter auch die Beluga fällt — was für mich als der Beluga aber in die gleiche Kategorie wie der Tiger fallen würde, aber nun gut). So sagen wir die B52 oder die DC10 — und alle 26 Treffer im DWDS-Kernkorpus für 747 sind ausnahmslos im Femininum. Bei letzterer ist es sogar wurscht, ob noch ein B davor steht (als Analogiebeispiel für A380). Es bleibt die B‑747. So bleibt der A380 als Außenseiter stehen — nicht die A380 der Fachsprache, die dem generellen Muster widerspruchslos folgt.
Wer also versuchen würde, die A380 als Abweichung erklären zu wollen, dem könnten Argumente einfallen wie “naja, ist halt auch die Maschine” — mit der gleichen Begründung könnte man auch irgendwo mal das A380 erwarten, immerhin ist es ja das Flugzeug und somit semantisch viel näher dran. Das führt aber zu nix, weil solche Erklärungsversuche zwangsweise kreisläufig sind (die sich aber im Laienpublikum großer Beliebtheit erfreuen und dementsprechend für viel Verwirrung sorgen können).
Plausibler ist es vielmehr, den allgemeinen Sprachgebrauch, der dem Muster des Wortfelds eben nicht folgt, zu betrachten, also der A380 mit der konzeptuellen Nähe zu der Airbus 380 oder auch der Airbus A380 in Verbindung zu bringen und so zu erklären. Denn in gut einem Drittel aller Vorkommen mit A380
(z.B. DWDS) ist der Modellnummer noch der Hersteller bzw. die volle Modellbezeichnung vorangestellt, in diesem Fall eben Airbus. Wir “denken” uns quasi den maskulinen Bus davor, wenn wir von dem A380 sprechen.
Oder anders gesagt: Der Eigennamencharakter, der auch die 747, die Fokker, die Titanic oder die Queen Mary II motiviert, ist im allgemeinen Sprachgebrauch für die Airbusflotte noch nicht in dem Maße angekommen, wie dort, wo Airbusse gebaut, geflogen oder analysiert werden. So einfach sieht’s aus.
Und im Englischen so?
Tja — jetzt wird es ein bisschen haarig. Vorweg: Das englische Genussystem basiert auf biologischem Geschlecht, nicht auf grammatischem (siehe z.B. auch hier). Flugzeuge werden neben Schiffen und Autos aber generell gerne als Beispiele genannt, wenn das Englische im Genussystem Ausnahmen zulässt. Wer kennt sie nicht, die Phrase: The Titanic sank on her maiden voyage?
Es war aber in den letzten Tagen unglaublich schwierig unmöglich, für plane/airplane/aeroplane/aircraft und dem Pronomen she/her Belege zu finden — ich würde sogar so weit gehen, die These aufzustellen, dass auf Flugzeuge überhaupt nicht im Femininum referenziert wird. Und falls doch, dann müsste es eine außergewöhnlich emotionale Färbung oder eine sehr spezielle gesprochensprachliche Umgebung aufweisen. Belege habe ich nicht gefunden, obgleich sie meinem Sprachgefühl nach möglich sind: “She’s a beauty alright!”.
Erstes Suchgebiet: Korpora. BNC und COCA liefern entweder nicht genug Kontext oder zuviele Treffer. Ein Behelfskniff: nach Pronomenkollokaten (9;9) suchen und dann die Treffer für she/her anschauen. Ergebnis: keine Treffer (hier für eine exemplarische Suche nach dem “mündlichsten” Ausdruck plane). Zum Vergleich: mit der gleichen Methode lassen sich für titanic sofort auch bei kurzer Durchsicht einige Belege finden, z.B.:
Many people called her “the wonder ship.” Others said Titanic was the best ship ever built. Some even believed she was too strong to sink!
(COCA: Susan E Goodman. 2004. Return to Titanic. National Geographic 4 (3): 4.)
Zweites Suchgebiet: Das Bordmagazin der Qantas (neben Singapore Airlines die einzige Airline aus dem englischsprachigen Raum, die bereits mit A380 im Liniendienst fliegt), ähnlich dem Versuch, der Fachsprache bei Lufthansa auf die Spur zu kommen. Auch hier: keine Treffer in einer zugegebenermaßen sehr oberflächlichen Suche, noch nicht mal it-Anaphern oder ‑Kataphern konnte ich finden.
Drittes Suchgebiet: TV-Dokumentationen. Für den Mangel an Treffern (in die eine wie die andere Richtung) in Suchgebieten 1 & 2 mag vielleicht verantwortlich gewesen sein, dass man sich gar nicht mit dem A380 an sich auseinandersetzt. Also hab ich mir eine englische Dokumentation des Discovery Channel (2005/6, “Building the A380”) und eine von National Geographic (2005, “Megastructures”, Episode 25) angesehen. Ich bin nicht chronologisch vorgegangen, habe z.B. bei der ersten Dokumentation direkt in Teil 4 reingelinst, bei der zweiten hab ich mir nur die ersten zehn Minuten angetan. Aber auch hier: kaum eine Referenz mit Personalpronomen. Naja, gut, bis auf acht it-Anaphern bei Discovery Channel und drei aus der National Geographic. Aber she/her? Fehlanzeige. Zum Vergleich: in zwei Dokus der ARD und von Spiegel-TV ist A380 in den ersten acht Minuten jeweils acht von acht mal (ARD), bzw. drei von vier Mal (Spiegel-TV) feminin. Bei Spiegel-TV beginnt man mit “Er ist der Gigant der Lüfte”, nutzt dann noch ein Mal der A380 und spricht dann in der Folge von die A380.
Man hätte die Suche auch deutlich abkürzen können: Im englischen Wikipedia-Eintrag zum A380 finden sich she und her nicht ein einziges Mal. Zum hinkenden Vergleich: Der Wikipedia-Artikel für Titanic, der etwa doppelt so lang ist, hat 39 Vorkommen für she und gar 73 für her. Mögliches Störfeuer dieser Suche wären natürlich weibliche Personen — aber bis auf Molly Brown dürften Frauen kaum irgendeine eine Rolle gespielt haben. Die Richtung dürfte deutlich sein: Schiffe: Ja, durchaus. Flugzeuge: Nö, vermutlich nicht.
(Die Franzosen stehen übrigens vor nahezu exakt dem gleichen Problem: dort ist der (Air)Bus auch ein Maskulinum, le bus. Die Analyse, ob A380 le oder la ist, ist nicht so einfach [wegen l’A380 für beide Genera], aber die Suche nach du A380 [m.] liefert nur einen Bruchteil der Ergebnisse für de l’A380 [f.] [site:fr, etwa 4.000:350.000] — also hier scheint es sich anders als bei uns auch im allgemeinen Sprachgebrauch um ein Femininum zu handeln.
SF: Hier hatte ich bis gerade eben einen Zählfehler — es sind etwa 4000 Treffer für du A380. Danke an Jens!)
Fazit
Was lehrt uns das?
Das Sprachgefühl der Studentin (und ihres Dozenten) war korrekt. Die Antwort des Corporate Communicators war hingegen völlig uninformiert, verwirrend und widersprüchlich — wenn nicht sogar eine Spur herablassend. Aha — die Norddeutschen sind eigentümlich und halten sich nicht so gerne an die Regeln des “weiter südlich redigierten Dudens”? Mit Verlaub — die klare Präferenz der Mopo von 37:0 maskuliner Formen nur für 2010 sprechen eine ziemlich klare Sprache für den Sprachgebrauch der Norddeutschen. Immerhin war die Mopo ja lange sowas wie ein Watchblog für das Gewühle im Mühlenberger Loch. Also bitte!
Umgekehrt wird ein Schuh draus: Die Norddeutschen folgen dem allgemeinen Sprachgebrauch sogar ziemlich gut. (Chapman hat hier gleich mehrere Dinge missverstanden: Die Ausgangsfrage, die Sprachverwendung von A380 — und, wie viele Laien natürlich, die Art, wie der DUDEN arbeitet. Aber sparen wir uns das für einen Beitrag nach der Sommerpause auf.)
Chapman führt ja auch den Sprachgebrauch des Vereinigten Königreichs in der Schiffs- und Flugzeugproduktion ins Feld. Aber leider gibt es in den doch oberflächlichen Suchen so gut wie keine Hinweise dafür, dass Flugzeuge im Englischen auf breiter Basis mit sogenannten gendered pronouns verwendet werden — wiederholter it’s a she!-Proklamationen zum Trotz. Vermutlich lassen sich solche Belege nur mit Elizitations- oder Akzeptanztests abfragen. Korpussuchen bleiben hier blass — oder müssen die These zulassen, dass es bei diesem Phänomen um wirklich sehr eingeschränkte Verwendungskontexte geht.
Airbus verwendet die A380 eben innerhalb der Konventionen der Fachsprachen mit Eigennamencharakter. Diese folgt dem Muster der Genuszuweisung des Wortfelds für Flugzeuge. Die Sprachgemeinschaft macht es, wenn sie der A380 sagt, überwiegend nach einem morphologischem Muster mit dem Vorbild der Airbus 380. Was daran unscharf und ungenau für die Umgangssprache sein soll, erschließt sich mir nicht.
Und ne plausible Erklärung für die Variation haben wir auch gefunden. Hauen Sie das demnächst der Klugscheißfraktion um die Ohren.
Davon abgesehen: Natürlich will ich bald mal mit dem A380 fliegen.
http://www.google.com/search?hl=fr&q=%22du+a380%22+site%3Afr liefert schon ein paar Ergebnisse für “du A380” — ich denke, das Frz. ist dem Dt. hier doch gar nicht so unähnlich.
@Jens: Ich möchte mich gar nicht zu weit aus dem Fenster lehnen — mein Französisch beschränkt sich auf de + le = du etc (also hätte ich das zumindest richtig machen können…). Das Problem an
du A380
ist aber, dass auch 4.000 Treffer über 350.000 für das Femininum gegenüber stehen. Aber Danke für den impliziten Hinweis — ganz korrekt bin ich nicht vorgegangen, ich hab es korrigiert.@happyschwa: Naja, bei meiner Suche eben hatte
le bel A380
vier Treffer — das sind natürlich infinit mehr als fürla belle A380
, aber ob ich vier Treffer, wovon drei sogar identisch sind und quasi nur als einen Treffer zu werten wären, für einen idiomatischen Sprachgebrauch heranziehen würde? Ich wäre skeptisch.Aber ist de l’A380 tatsächlich auch für Maskulina möglich? Meines Wissens wäre das du A380, oder? Falls nicht, wäre die Untersuchung mit Genuskonkruenz bei Adjektiven in der Tat eine gute Strategie.
Das Problem im Französischen ist meines Erachtens, dass “de l’A380” mit elidiertem Artikel vor Vokal die korrekte Form für beide Genera wäre.
Eventuell würde eine Suche, die auf Genus-Kongruenzen von Adjektiven oder participes passés achtet, mehr Aufklärung bringen (sei es Le/La+[vorangest. Adj.]+A380 oder L’A380+[nachgest. Adj./Part.])
Im Gegensatz zu mehreren Ergebnissen einer Google-Suche nach “Le bel A380” (m) brachte z.B. “La belle A380” (f) kein einziges und auch “la nouvelle A380” (f) unterliegt “le nouvel A380” (m).
@suz
Ich kam auf 205:0 bei “le bel A380” zu “la belle A380” und (aussagekräftiger) 250.700:33 bei “le nouvel A380” zu “la nouvelle A380”.
Zur Hiatusvermeidung wird der Artikel grundsätzlich unabhängig vom Genus elidiert, wenn das nachfolgende Wort (Nomen, Adjektiv, Numeral) mit Vokal (oder stummem h) anlautet. So z.B. “de l’arbre” [m] oder das (aufgrund der Anteposition des Adjektivs ggf. markierte) “de l’énorme effort” [m]. Das amalgamierte “du” (de+le) tritt nur auf, wenn auch sonst nicht-elidiertes “le” stünde.
Ich verbessere mich, anscheinend kann man gewissen Google-Angaben wirklich nicht vertrauen und ich war tatsächlich zu voreilig. 249:13 (nouvel/nouvelle) und 41:0 (bel/belle).
Die ersten Treffer für “L’A380 est”, das u.a. sowohl Formen des passé composé mit genuskongruentem Partizip als auch prädikativ gebrauchte, genuskongruente Adjektive aufzeigt, scheinen allerdings auch leicht für das Maskulinum zu sprechen.
@happyschwa: Ja, Googlesuchen sind nur Indikatoren. Außerdem sollte man bei solchen Suchen das Suchgebiet erheblich einschränken (hier: auf französische Seiten, mit dem Zusatz
site:fr
), um unerwünschte Nebeneffekte z.B. durch Fremdsprachenlerner, Zweitsprachen- und/oder Varietätensprechern zu minimieren. Genuszuweisung in “Nicht-Kernvarietäten” können mitunter sehr unterschiedlich und von Substratsprachen beeinflusst sein. Das ist aber auch nur eine Näherung. Besonders fürs Englische sind solche Einschränkungen aber normal und nahezu unausweichlich (meist:site:uk
). Aber natürlich stimmt es: Googlesuchen sind nie zu vertrauen und jeder wird andere Ergebnisse bekommen. Bei hochfrequenten Phänomenen wissen wir auch nie, wieviele Dopplungen dabei sind — und wer will schon Millionen von Treffern durchsuchen.Wie wird im Französischen denn auf Boeings oder Cessnas referiert?
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*mäkel* Wie happyschwa korrekt angemerkt hat, erfolgt die Zusammenziehung von “de” und “le” zu “du” nicht vor Vokal, sondern es wird “de l’ ” daraus.
Diese Schlussfolgerung ist also in keinster Weise gerechtfertigt.
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