Durch einen Hinweis in Kreetrappers Blog Talent Copies — Genius Steals bin auf einen Beitrag in Bastian Sicks „Zwiebelfisch“ aufmerksam geworden, aus dem hervorgeht, dass auch der vom Plan der CDU nicht überzeugt ist, die deutsche Sprache per Grundgesetzänderung zur Staatssprache zu machen.
Sicks Diskussion ist zwar in seine üblichen Blödeleien und Kalauer verpackt, die die Mehrheit der Deutschen als „unterhaltsamen Schreibstil“ empfindet während ich darin nur — nun, Blödeleien und Kalauer sehen kann, aber trotzdem nennt er ein paar gute Argumente gegen eine Staatssprache.
Er schließt sich zunächst dem aus meiner Sicht schwachen Argument der Bundeskanzlerin an, dass die deutsche Sprache schon deshalb nicht ins Grundgesetz gehöre, weil dann weitere Anträge folgen könnten, die etwa Kultur, Sport oder „die Frage der Familien“ durch das Grundgesetz geschützt wissen möchten:
Davon abgesehen mögen die Überlegungen der Kanzlerin nicht ganz von der Hand zu weisen sein. Ich wüsste auch noch ein paar weitere schützenswerte Dinge, von denen im Grundgesetz kein Wort steht. Wie wäre es zum Beispiel mit dem Schutz des Gehörs vor Lärm? Das Ohr ist ein überaus empfindliches Organ, und doch wird es immer stärker strapaziert, durch Handy-Klingeltöne, ständig piepende Elektronik in den Autos, und — ganz schlimm — durch Laubpüster! Die unsinnigste Erfindung überhaupt!
Von den Laubpustern abgesehen (was die betrifft, bin ich tatsächlich ganz einer Meinung mit Sick) überzeugt mich auch die Sick’sche Version des Merkel’schen Arguments nicht: wenn es Dinge gibt, die legitimerweise ins Grundgesetz gehören, dann sollte man die sachlich diskutieren statt sie aus Änderungsfaulheit von vorneherein auszuschließen. Sport oder Kultur (womit hier vermutlich die „schönen“ Künste gemeint sind) mögen als Staatsziele etwas trivial wirken, aber für die Aufnahme von Rechten für Kinder, ein Recht auf Arbeit oder den Umweltschutz würden mir schon Argumente einfallen (ebenso wie für die Entfernung christlicher Mythologie aus der Präambel).
Sick kommt dann kurz auf einen Grund zu sprechen, der für eine Aufnahme ins Grundgesetz spräche:
Doch bleiben wir sachlich: Auch die Befürworter des CDU-Antrags haben verständliche Argumente. Die deutsche Sprache ist zweifellos unser wertvollstes Kulturgut und verdient es, geschützt zu werden.
Das klang für mich beim ersten durchlesen eigentlich ganz plausibel, aber dann hat mein Platitüdenwarnsystem doch noch angeschlagen: unser wertvollstes Kulturgut? Da würden mir ein paar wichtigere Errungenschaften unserer Kultur einfallen: die Gleichberechtigung der Geschlechter, die Pressefreiheit, das Recht auf Privatsphäre, freier Zugang zu Bildung und so einige andere Dinge, die — obwohl sie im Grundgesetz stehen — immer wieder unter Druck geraten.
Aber ich hatte ja gute Argumente versprochen.
Sick stellt sich eine sehr vernünftige Frage, die ich auch hier im Sprachblog schon behandelt habe (die Links dazu finden sich in meinem gestrigen Beitrag):
Wie ist die deutsche Sprache überhaupt definiert? Wer sagt und schreibt vor, was Deutsch ist und was nicht? Würde ein Bekenntnis zur deutschen Sprache im Grundgesetz zur Folge haben, dass die Verwendung englischer Begriffe wie Feedback, Meeting, Catering und Laptop künftig strafbar wird? Wie sag ich dann zu meinem Toaster? Bekommen Schüler demnächst Strafpunkte, wenn sie etwas cool finden?
Auch, wenn Sick hier bewusst albern formuliert, die Frage ist berechtigt: die Konsequenzen einer Staatssprache Deutsch sind völlig unklar. Eine Aufnahme ins Grundgesetz würde natürlich nicht zwangsläufig das Verbot von Lehnwörtern oder der Verwendung von Dialekten oder Migranten- und Minderheitensprachen nach sich ziehen, aber sie würde eine verfassungsrechtliche Grundlage für solche Gesetze schaffen.
Ein paar Späßchen später kommt Sick zu seinem nächsten guten Argument:
Deutsch steckt doch schon im Grundgesetz — wie überhaupt in allen Gesetzen, die in unserem Lande gelten. Das ist allerdings nicht immer offenkundig. Denn Gesetze werden von Juristen formuliert, und die haben bekanntlich ihre eigene Sprache; Amtsdeutsch wird sie genannt.
Er geht dann gleich dazu über, sich über das Amtsdeutsch lustig zu machen, aber das ändert nichts daran, dass er mit seinem Hinweis Recht hat: das Grundgesetz ist in deutscher Sprache verfasst — das sollte eigentlich ein ausreichend deutlicher Hinweis darauf sein, dass die Amtssprache in Deutschland Deutsch ist (der Name unseres Landes liefert einen weiteren Hinweis). Wem das zu subtil ist, der kann übrigens in den Verwaltungsverfahrensgesetzten des Bundes und der meisten Bundesländer nachlesen: „Die Amtssprache ist deutsch.“
Sick findet dann noch, wie die FDP, dass man der deutschen Sprache mehr helfen würde, wenn man ihr in den Lehrplänen der Schulen einen höheren Stellenwert einräumen würde. Anders als die FDP hat er dabei aber — und hier enden seine guten Argumente dann auch schon wieder — nicht Deutschkurse für Einwandererkinder im Sinne, sondern mehr Rechtschreibunterricht für alle:
Wenn irgendjemand einen Sprachverfall in deutschen Landen zu verantworten hat, so sind es wir Deutschen selbst — allen voran unsere Politiker. Die haben durch unsinnige Reformen und Einsparungen im Bildungswesen maßgeblich dazu beigetragen, dass der Deutschunterricht an vielen Schulen nur noch als Notprogramm durchgeführt wird. Und Werbung und Industrie vermitteln den Kids das Gefühl, dass es sowieso egal ist, wie man schreibt. Zur Not gibt’s ja immer noch das Rechtschreibkorrekturprogramm.
Dass eine mangelhafte Beherrschung der Rechtschreibung nichts mit Sprachverfall zu tun hat, dürfte eigentlich klar sein: ein Aspekt der Sprache, den ein Textverarbeitungsprogramm (sogar eins von Microsoft) besser hinbekommt als die Mehrheit der Sprachgemeinschaft, kann so wichtig kaum sein.
Und wenn Sick so tut als ginge es der CDU um einen bloßen Schutz orthografischer Traditionen, dann tut er ihnen wohl doch unrecht. Den Urhebern des Antrags geht es vermutlich um deutlich substanziellere Dinge: Deutschtümelei, etwa, ein nationales Geltungsbedürfnis und die Ablenkung von der Tatsache, dass mit dem Kapitalismus gerade der letzte Eckpfeiler der konservativen Weltordnung zusammenbricht.
Ich frage mich vor allem wieso Laubpuster nicht Laubsauger sind, als solche waeren sie extrem sinnvoll und wuerden endlich Jahrtausende rueckenbrechenden Laubkehrens durch technischen Fortschritt zu einem Ende bringen.
“Sport oder Kultur (womit hier vermutlich die „schönen“ Künste gemeint sind)” — wenn ich da “Kultur” lese, denke ich ehrlich gesagt erstmal an Kultur. Ob so eine Staatszielbestimmung ein Gegengewicht zum ausufernden Urheberrechtsschutz schaffen könnte, Stichwort partizipatorische Kultur?
“Ich frage mich vor allem wieso Laubpuster nicht Laubsauger sind” — es gibt (gab?) doch auch Laubsauger. Aber waren die nicht böse wegen der Kleintiere, die damit aufgesaugt und zerhäckselt werden?
@ Jens:
Stimmt schon, wobei sich das soweit ich weiss auf KleinSTtiere bezieht, das Aufsaugen vom Hamstern ist zwar sicher auch moeglich aber scheinbar oekologisch unbedenklich.Anyway, irgendwelche Viecher sind IMHO nur im Garten ein Problem wo man sonst den Rechen benutzen wuerde. Auf dem Buergersteig vorm Haus ist es doch egal ob man die Kaefer nun wegfegt und in die Muelltonne entsorgt oder ob man sie vorher platzsparend zerhaeckselt.
Kapitalismus als “letzter Eckpfeiler der konservativen Weltordnung”? Der gerade “zusammenbricht”?
Schuster –> Leisten.
Ich bin gegen die CDU-Idee, erst recht bei den bisher bekannten Argumenten. Doch das Gegenargument, Deutsch sei ja schon als Amtssprache festgelegt, finde ich etwas schwach — in vielen Ländern ist die Amtssprache eine völlig andere als die, die tatsächlich von der Bevölkerung gesprochen wird, z.B. in den ehemaligen Kolonien in Afrika.
Jens (#2), ich kann es nicht beweisen, aber ich vermute, ein Staatsziel „Kultur“ würde eher die Kulturverwerter schützen als die Kulturschaffenden, und dass die Bundesregierung sich dadurch von ihrer unreflektierten Urheberrechtspolitik verabschieden würde, glaube ich erst recht nicht.
Alex (#5), habe ich da einen Nerv getroffen?
Wald -> Pfeifen
Latze (#6), die Amtssprache ist diejenige Sprache, die die Bürger ihrem Staat gegenüber verwenden müssen. Wollen Sie ernsthaft, dass der Staat den Bürgern außerdem noch vorschreibt, in welcher Sprache sie sich untereinander verständigen sollen? Ich denke nicht, und nur darum geht es mir bei meinem Amtssprache-Argument.
Zu sagen, dass der Kapitalismus zusammenbreche, ist absurd. Die Great Depression war viel, viel dramatischer als die jetzige kleine Krise, und der Kapitalismus hat trotzdem überlebt. Außerdem ist der Kapitalismus an sich nicht konservativ, sondern ideologisch neutral.
Daniel (#1): Wenn der Stiel des Rechens lang genug ist, geht das ganz gut. Und ist aus meiner Warte dem Laubpuster deutlich vorzuziehen, den der Mitarbeiter einer Gartenbaufirma letzte Woche eine volle Stunde lang vor meinem Bürofenster eingesetzt hat.
Zu Kultur und Sport im Grundgesetz: Das soll doch wohl vor allem darauf zielen, die Finanzierung bestimmter Angebote sicherzustellen. So wie dann Sportvereine gegenüber den Behörden mit dem Grundgesetzt für eine Senkung der Hallenmiete plädieren können, soll der Museumsdirektor dies für die Aufstockung des Ankaufbudgets tun können. Ob das dann auch funktioniert, ist die zweite Frage. Siehe “Männer und Frauen sind gleichberechtigt” und “Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, etc. pp. benachteiligt werden”. Und ob bei Sport dann die Erhaltung eines Bolzplatzes in einem Wohngeboet gemeint ist, gegen den die Nachbarn klagen, oder doch die Milllionen für “unsere” Olympioniken? Und ob bei Kultur dann das Off-Off-Theater gemeint ist oder doch die Staatsoper?
@6: Inwiefern ist es “schwach” festzustellen dass Deutsch bereits als Amtssprache festgelegt ist? Die (uberfluessige) Festschreibung von Deutsch als Amtssprache ist doch genau dass, was die Befuerworter ins Grundgesetz schreiben wollen. Oder soll da ihrer Meinung dann im GG besser stehn “Uebefluessige Anglizismen sind scheisse und werden mit Umerziehung im Zwiebelfisch-Lager bestraft?”
@7: Seinen Hass auf Konservative und/oder Kapitalismus so nebenbei in einem vollkommen anderen thematischen Zusammenhang einzustreuen ist nichts anderes als Trollen. Natuerlich kann jeder in seinem Blog schreiben was er will etc blabla aber ich koennte auch solche Ausfaelle problemlos verzichten 🙂
Wer glaubt, ich sei ein Gegner des Kapitalismus (und damit meine ich eine Wirtschaftsordnung, die auf Privateigentum und Marktwirtschaft beruht), der irrt sich und ich sehe nicht, wo ich etwas gesagt hätte, das man in dieser Hinsicht interpretieren könnte.
Aber nur weil ich kein Gegner bin, heißt das nicht, dass ich (a) nicht trotzedem feststellen kann, dass er gerade durch massive staatliche Interventionen (wieder einmal) zum Zusammenbruch gebracht wird und dass ich (b) nicht das Recht habe, auf meinem eigenen Blog zwischen den Zeilen anzudeuten, dass ich den „Deutsch-ins-Grundgesetz“-Antrag unter anderem für ein Ablenkungsmanöver halte, das die Handlungsunfähigkeit der Regierung in der aktuellen Finanzkrise verdecken soll (staatliche Kredidte für Banken? Was für eine Art von Kapitalismus soll das denn sein?). Es gibt also durchaus einen Bezug, und der Kommentator, der mich hier als „Troll“ bezeichnet, sollte froh sein, dass mir (a) persönliche Beleidigungen völlig egal sind und dass ich (b) ganz im Sinne des Kapitalismus an ein laissez faire auf dem Marktplatz der Ideen glaube.
Nein, ich halte den Kapitalismus zwar für stark verbesserungsfähig, aber ein Gegner bin ich nicht. Immerhin hat er uns von Feudalismus, Leibeigenschaft und anderen unangenehmen Aspekten unserer vorkapitalistischen Vergangenheit befreit, allein das spricht schon für ihn.
Und Konservative hasse ich auch nicht, ich glaube bloß, dass dass ihre Weltordnung gerade zusammenbricht und dass das nicht unbedingt etwas Schlechtes sein muss. Und wen das nicht interessiert, der braucht es ja nicht zu lesen.
@Anatol Stefanowitsch (#11)
Bisher war mir nicht so recht klar, was ich eigentlich unter “Troll” verstehen sollte. Ich nehme daher mit Interesse zur Kenntnis, daß Sie die Bezeichnung “Troll” als persönliche Beleidigung verstehen, und schließe daraus, daß Sie selbst diese Bezeichnung mit bewußter Beleidigungsabsicht verwenden.
Troll ist in diesem Zusammenhang ein stehender Begriff (siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Troll_(Netzkultur)). Sogar ein äußerst germanischer ;-).
Die Bezeichnung Troll ist zwar unbestritten abwertend, ich empfinde und meine sie aber in keinster Weise persoenlich beleidigend, falls dass beim Rezipienten so angekommen ist tut mir das leid.
Aber bevor wir hier voellig OT geraten mal ein Update aus dem Blaetterwald.
Bei SPON hat ein gewisser H. Broder es offenbar fuer noetig befunden den Sickschen Artikel nochmal widerzukaeuen:
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,594647,00.html
Eigentlich ein eher langweiler Artikel, interessant fand ich nur dass der Autor in seinen Ansichten zum Thema Noergeln vs. Gehirnmasse eine Art “worst of both worlds” liefert: Er bricht einerseits eine Lanze fuer Anglizismen und bedauert auf der anderen Seite die alt bekannten “Fehler” wie anscheinend vs. scheinbar und das allseits beliebte “Sinn machen”.
Sind Sie neu im Internet? Ein Troll ist jemand, der an einer Diskussion teilnimmt, um bewußt Bemerkungen machen zu können, die die Mehrheit der anderen Teilnehmer provozieren sollen, und sich dann zurücklehnt und über die emotionalen Antworten lacht.
@Daniel
Langweilig finde ich Broder’sche Artikel eigentlich nie, aber auch er hat nicht immer hinreichend Ahnung von den Themen, über die er polemisiert. 😉
@Thema
Was mir noch auffällt, ist, dass kaum ein Journalist mal einen Sprachwissenschaftler zum Thema befragt. Beim Thema Sprache weiß halt doch jeder selbst am besten, was richtig ist und was nicht, da braucht es anscheinend keine (oder wenig) Wissenschaft.
@Thomas Müller: Die haben mit Sicherheit diverse Sprachwissenschaftler befragt, aber die sagen ja immer nur so langweilige, unsexy Sachen wie “Sprache muss man nicht schützen, Sprache ändert sich und Deutsch wird es auch in 1000 Jahren noch geben, wie auch immer sich Deutsch dann anhört.”
Wenn man so was heute druckt, kann man ja morgen nicht mehr poltern.
Oh, was ist überhaupt deutsche Sprache und was nicht. Sehr witzig. Alles dummes Rumgerede, wenn die Väter des Grundgesetzes das damals reingeschrieben hätten, würde sich keiner darum einen Kopf machen. Ich finde, dass eine Amtssprache schon in eine Verfassung gehört. Aber natürlich kann man auch mit den alten Moralpredigten kommen:
“Wenn irgendjemand einen Sprachverfall in deutschen Landen zu verantworten hat, so sind es wir Deutschen selbst — allen voran unsere Politiker. Die haben durch unsinnige Reformen und Einsparungen im Bildungswesen maßgeblich dazu beigetragen, dass der Deutschunterricht an vielen Schulen nur noch als Notprogramm durchgeführt wird. Und Werbung und Industrie vermitteln den Kids das Gefühl, dass es sowieso egal ist, wie man schreibt. Zur Not gibt’s ja immer noch das Rechtschreibkorrekturprogramm.”
Das ist es gerade: Der Deutsche will seine Sprache als ein spiessiges Konstrukt haben, bei dem es richtig und falsch gibt, wie bei der Diät, das hat was Religiöses, was Autoritäres. Sprache ist nicht nur Sprache. Sie will rasserein gehalten werden. Jedes Fremdwort gehört säuberlich isoliert, um die Rassenschande ist man besorgt.
Reform ist gefährlich, denn sie bricht mit Tradition und hergebrachten Regeln. Regeln, deren Befolgung Dumme und Deutsche scheidet.
Sprache ist ewig mit dem Schulunterricht verknüpft. Mit Regeln und Diktaten.
In keinem anderen Land gibt es diesen Schulsprach-Fetisch. Wehe, der Deutsche nimmt seine Sprache als Gebrauchsmittel, geht kreativ mit der Sprache um. Dann kommt der Zwiebelfisch Polemiker um die Ecke und verteilt Zensuren und alle sind froh um der Exekutionen des abweichenden Sprachverhaltens.
Dass Deutsch nicht Amtssprache sein soll, das ist eben gerade der absurde Ausdruck ihres elitären Charakters, der vom Einfluss des Staates und falschen Patriotismus zu bewahren sei. Es ist die Furcht, dass Deutsch jedem gehören könnte.
@David Marjanović (#15)
Wer auf sachliche Argumente emotional reagiert, ist selbst dran schuld.
“Es gibt nicht zwei Menschen, die die gleiche Sprache sprechen” (Fritz Mauthner). Was soll dann die Aufnahme einer einzigen Sprache ins Grundgesetz als verbindlich für alle?
“Wie ist die deutsche Sprache überhaupt definiert? Wer sagt und schreibt vor, was Deutsch ist und was nicht? Würde ein Bekenntnis zur deutschen Sprache im Grundgesetz zur Folge haben, dass die Verwendung englischer Begriffe wie Feedback, Meeting, Catering und Laptop künftig strafbar wird? Wie sag ich dann zu meinem Toaster? Bekommen Schüler demnächst Strafpunkte, wenn sie etwas cool finden?
Auch, wenn Sick hier bewusst albern formuliert, ”
Was ist daran “albern”?
Natürlich ist das keine Professorensprache und: das ist gut so.
Wenn es denen um den Schutz der deutschen Sprache gehen würde, dann hätten sie die Rechtschreibreform verhindert. Trottel…
@Julius (#21)
Was Bastian Sick da sagt, ist nicht nur albern formuliert, es ist albern.
Vieles, was im Grundgesetz steht, ist nirgends klar definiert. Was ist Menschenwürde, Kunst, freie Entfaltung der Persönlichkeit? Darüber streiten sich die Rechtsgelehrten. Die Auslegung dieser Begriffe ist Sache der Gerichte, in oberster Instanz des Bundesverfassungsgerichts.
Unsinn ist auch anzunehmen, der bloße Verfassungsparagraph könnte jemals einfach so “zur Folge haben”, daß Anglizismen strafbar würden. Dazu bedürfte es schon eines Gesetzes. Selbst wenn der Bundestag ein solches Gesetz verabschieden würde, ist es höchst zweifelhaft, ob ein solches vor dem Verfassungsgericht Bestand haben würde — mit oder ohne den fraglichen Verfassungsparagraphen.
Auch ohne Verfassungsparagraph könnte ein Deutschlehrer das Wort “cool” im Schulaufsatz als Stilfehler anstreichen, so wie er Rechtschreibfehler anstreicht, obwohl die Verfassung nichts zur Orthographie sagt.
@Anatol Stefanowitsch [#7]: Das Grundgesetz definiert nicht, wie sich der Bürger ihrem Staat gegenüber verhalten [ich setzte hier einmal voraus, dass wir mit ‘Staat’ an dieser Stelle die Verwaltung des Gemeinwesens durch Regierung, Behörden, Gerichte und Parlament verstehen]. Im Gegenteil, es legt fest, wie sich staatliche Organe gegenüber dem Bürger zu verhalten haben. Das hat sicherlich auch Auswirkungen in umgekehrter Reihe sowie auf das Verhalten zwischen den Individuen, die in einem Staatsraum ansässig sind — nämlich durch Gesetze und Verordnungen.
Eine im Grundgesetz festgelegte Staatssprache würde festhalten, wie Behörden mit Bürgern und anderen Bewohnern zu kommunizieren hätte — sicherlich keine erfreuliche Aussicht. Nun ließe sich argumentieren, dass entsprechende Gesetze und Verordnungen dies auch sehr frei auslegen könnten. Allerdings ergibt sich dann die Frage des Nutzens einer Verfassungsänderung [ja, das GG ist die deutsche Verfassung].
So manch ein Bürger sollte vielleicht häufiger in unser GG sehen, immerhin ist es für lau zu erhalten. Dabei würde vielleicht auffallen, wie sehr sich die Väter und Mütter des GG bemüht haben, ein inklusives Regelwerk aufzustellen. Es ging ihnen nicht um Ausgrenzung, sondern offenbar um Integration. Ein sehr guter Grund Sprache [und Schrift!] aus dem Grundgesetz raus zu lassen.