Die Befürworter einer Festschreibung des Deutschen als Staatssprache im Grundgesetz argumentieren häufig mit einer integrationsfördernden Wirkung. Ein paar Beispiele:
Ich will keine Zuwandererfamilien, die sich bis in die dritte Generation weigern, die Sprache des Landes korrekt zu lernen, in dem sie leben! [Unterschriftensammlung der Bild-Zeitung, zitiert z.B. hier]
Wir steuern auch sprachlich auf Parallelgesellschaften zu. Berlin-Kreuzberg und Neukölln sind fast schon autarke Gebiete. Vom Gemüsehändler bis zum Zahnarzt spricht dort alles türkisch. Ich sehe deshalb die Festlegung auf Deutsch als Landessprache als einen wichtigen Schritt zur Integration. Wer auf diese Festlegung verzichtet, kriegt Parallelgesellschaften […] Zuwanderer sollen auch qua Verfassung merken, was dieser Staat und dieses Gemeinwesen erwarten. [Josef Kraus, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes]
Der Schutz der deutschen Sprache gehört im Grundgesetz verankert. Respekt vor unserer deutschen Sprache ist Respekt vor unserer Kultur und unserem Land, den wir von allen einfordern, die bei uns leben. Ohne gemeinsame Sprache gibt es keine wirksame Integration. Wer sich der deutschen Sprache verweigert, verweigert sich der Integration in Deutschland. [Alexander Dobrindt, Generalsekretär der CSU]
Auch in den Kommentaren hier im Sprachlog, im Forum des Petitionsausschusses und an anderen Stellen, an denen über die Petition berichtet wird, finden sich solche Aussagen.
Der Denkfehler hinter diesen abstrusen Aussagen sollte eigentlich jedem klar sein, aber Sprachlog-Leserin Juliana hat ihn in einem Kommentar zu meinem gestrigen Beitrag mit klaren Worten aufgedeckt, die ich hier zitiere, damit sie niemand übersieht:
Ein schlagendes Argument: Ein Artikel im Grundgesetz, der Deutsch als Landessprache festlegt, bietet verwirrten Zuwanderern, die nicht wissen, welche Sprache in Deutschland hauptsächlich gesprochen wird, einen festen Halt. Sehr löblich, dagegen kann man doch unmöglich etwas haben.
Vor allem besticht das Argument durch seine Praxistauglichkeit:
- Für die Zuwanderergruppen, die die Amtssprache des Zuwanderungslandes noch nicht sprechen, ist es ja zunächst durchaus üblich, dass diese zuerst das Grundgesetz bzw. die Verfassung des jeweiligen Zuwanderungslandes studieren, wie man ja auch einen Reiseführer liest, wenn man in den Urlaub fährt. Also, zumindest sollte das so sein. (Allerdings werden Reiseführer meist in den Sprachen der Reisewilligen angeboten. Hier wäre dann Nachholbedarf für das Grundgesetz. Dieses sollte in jeder gut sortierten Buchhandlung in den ländlichen Gebieten Anatoliens und im tschetschenischen Kriegsgebiet (um nur metonymisch zwei Beispiele zu nennen) in türkischer, kurdischer und tschetschenischer Sprache angeboten werden — diese Aufzählung ist ebenfalls nur ein Beispiel.)
- Zuwanderer, die bereits gut genug Deutsch sprechen, um das Grundgesetz auch im Original lesen zu können, werden so im Nachhinein versichert, dass sie das Richtige getan haben, indem sie vor oder nach der Zuwanderung Deutsch, und nicht aus Versehen eine andere Sprache gelernt haben.
- Falls sich vereinzelte Zuwanderer weder zu der ersten noch der zweiten Gruppe rechnen lassen, kann man sie als Einheimischer auf der Grundlage des Grundgesetzes darauf hinweisen, dass es so nicht geht.
Tatsächlich ist hier an alles gedacht.
Dem füge ich nichts hinzu, außer, wie immer, den Link zur Petition „Keine Aufnahme der deutschen Sprache ins Grundgesetz.
[Link entfernt]
Kraus, Josef (2008) Ich kreide an. Deutscher Lehrerverband, 11. Dezember 2008 [Link]
Stefanowitsch, Anatol (2010) Die vielstimmige Gesellschaft und ihre Feinde. Sprachlog, 7. November 2010 [Link]
WELT.de (2010) CSU-General will Deutsch im Grundgesetz verankern. 10. September 2010 [Link]
[Dieser Beitrag erschien ursprünglich im alten Sprachlog auf den SciLogs. Die hier erschienene Version enthält möglicherweise Korrekturen und Aktualisierungen. Auch die Kommentare wurden möglicherweise nicht vollständig übernommen.]
Juliana hat in der Tat alles gesagt. Ich bin gespannt, wie lange es dauert, bis jemand hier mit einem weiteren Pseudoargument um die Ecke kommt. Man kann dem VDS und seiner treuen Gefolgschaft ja nicht vorwerfen, keinen langen Atem zu haben.
Pro GG-Deutsch
so langsam bin ich dafür Deutsch ins GG aufzunehmen. Allerdings unter Bedingungen:
— es muss angewandt werden => Straf- und Zivilgesetze müssen erlassen werden
— ich und einige von mir handverlesene Schreiber und Linguisten bestimmen, was GG-Deutsch ist
— die Todestrafe wird wieder eingeführt
— die von mir eingesetzte Kommission verhängt direkt Strafen
Zu den Strafen gehört, dass Regierungsmitglieder und Abgeordnete bei kleineren Verfehlung sofort ihre Bezüge und Positionen verlieren. Gleiches gilt bei jedem kleinen Vertippsler für Funktionäre von Vereinen. Jene, die sich besonders erheben, wie VDS-Schreihälse und Günter Grass [Rechtschreibreformgegner!], werden auf öffentlichen Plätzen ohne Anhörung gevierteilt, was in mindestens einem öffentlich-rechtlichen Hauptsender übertragen werden muss — als Abschreckung für die Kinder.
Weitere Strafmaßnahmen werden nicht vor Verhängung bekannt gegeben, ebensowenig was die Kommission als ahndenswerte Verstöße sieht [wir ändern das selbstverständlich nach Luther und Goethe*].
*Oder Lust und Laune, was uns gerade besser passt.
@Stefanowitsch
Sie und die Aktivisten Ihrer ‚Gegenpetition’ argumentieren dagegen ganz anders:
1. „Es besteht keine Notwendigkeit einer Aufnahme der deutschen Sprache ins Grundgesetz. Das Deutsche ist im Bund und in allen Bundesländern Amtssprache und es ist unzweifelhaft die Hauptsprache des öffentlichen Lebens.“
Die Betonung liegt auf ‘unzweifelhaft’. Nur ein Beispiel. Frage ich in Neukölln nach dem Weg, werde ich mit hoher Wahrscheinlichkeit gar nicht verstanden.
Selbst wenn heute, sagen wir, 80 % der Studiengänge auf Deutsch sind, 70% der Bevölkerung deutsch als Muttersprache erlernen, 20% der größeren Unternehmen in Deutschland Deutsch als interne Sprache haben, und Deutsch Amtssprache ist – wer garantiert, dass das immer und ewig so bleibt? Warum sollte ich Ihnen Glauben schenken, dass Deutsch immer unzweifelhaft die Hauptsprache ‚bleibt’? Wieso soll die jetzige Momentaufnahme der Situation in Deutschland für die Zukunft genauso bleiben? Wird Deutsch denn nicht immer mehr verdrängt, Tendenz steigend? Die aufgeführten Prozente (oben) sind sicherlich vor ein paar Jahren oder Jahrzehnten viel höher gewesen – man betrachte also die Entwicklung. Falls Sie aus der Betrachtung der Vergangenheit schließen, dass alles halb so schlimm ist, dann ist es nur Ihre pure Naivität. Eine solch rasante Entwicklung, wie sie in den letzten Jahren geschieht, hat es noch nie gegeben. Ob Deutsch im Grundgesetz dem entgegenwirken kann? Ich weiß es nicht. Aber Ihr erstes Argument ist nur eine Momentaufnahme, mit dem Anspruch auf die Zukunft. Dieses Argument ist äußerst angreifbar.
2. „Da keine Notwendigkeit zu einer Aufnahme ins Grundgesetz besteht, wäre eine solche ein rein symbolischer Akt, dessen Symbolgehalt nur die Ausgrenzung von sprachlicher und kultureller Vielfalt sein kann.“
Hier versuchen Sie die Befürworter der Petition als „Ausgrenzer“ und Feinde anderer Kulturen darzustellen. Wenn jemand jetzt z.B. einen neuen Studiengang einführt und festlegt, dass dieser auf Deutsch stattfindet, kann dies dann als eine Ausgrenzung von sprachlicher und kultureller Vielfalt betrachtet werden? Falls ich Ihnen auf Deutsch schreibe, hat das einen Symbolgehalt?
Dass keine Notwendigkeit zu einer Aufnahme ins GG besteht, schließen sie aus Ihrem ersten Punkt. Da der erste Punkt auf wackeligen Beinen steht, wird Ihr eigentliches Argument zu der Aussage ‘Die Aufnahme wäre als solche ein rein symbolischer Akt, dessen Symbolgehalt nur die Ausgrenzung von sprachlicher und kultureller Vielfalt sein kann.’ Das ist schlicht unfair und ein beliebtes Keulenargument. Sie als Linguist profitieren von der rasanten ‘Entwicklung’ des Deutschen und Deutschlands. Es gibt Menschen, die Ihre Begeisterung für rasante Veränderungen und damit verbundenen Forschungsmöglichkeiten nicht nachvollziehen. Diese nun als Feinde der sprachlichen und kulturellen Vielfalt zu bezeichnen, ist eine pure Unterstellung und, wie ich finde, auch eine Beleidigung.
3. „Eine Aufnahme in das Grundgesetz könnte unvorhersehbare sprachpolitische Konsequenzen nach sich ziehen; es ist anzunehmen, dass die Sprachpuristen auf dieser Grundlage eine Verfassungsklage nach der anderen einreichen würden — gegen Englisch in Werbung, Bildung, Wissenschaft, Wirtschaft, gegen Migrantensprachen auf Schulhöfen, vielleicht sogar gegen Minderheitensprachen wie das Friesische und Sorbische.“
Zuerst einmal, wieso die Annahme, dass die Entwicklung ‚jetzt’ (ohne dass Deutsch im GG steht) „keine“ unvorhersehbaren sprachpolitischen Konsequenzen haben wird – hingegen aber die Aufnahme diese herbeiführt? Ich bin persönlich gegen „Migrantensprachen auf Schulhöfen“. Ich bin selbst Migrant. Eine Regelung, dass in den Schulen Deutsch gesprochen wird, würde das Erlernen von Deutsch erleichtern. Ich bin sehr dankbar, dass damals bei mir in der Schule Deutsch als Kommunikationssprache zwingend vorgeschrieben war.
4. Zu Ihrem jetzigen Beitrag:
Hier in Frankreich habe ich natürlich nicht die französischen Staatsgesetze gelesen um mich davon zu überzeugen, ob die Franzosen gesetzlich Wert auf Ihre Sprache legen. Interessant, wie Sie und die Sprachlog-Leserin „Juliana“ die so genannten „Fehlschlüsse“ der Gegenseite aufdecken. Brauchen wir denn überhaupt ein Grundgesetz, wenn es doch ‚niemand’ liest? Was ist das für eine Argumentation? Ist es denn nicht eher so, dass die Aufnahme des Deutschen ins GG schlicht und einfach der Förderung des Deutschen in Deutschland dient? Von dieser Förderung können die Migranten nur profitieren. Vielleicht gibt es mehr Sprachkurse, vielleicht bleibt aber auch alles wie es ist – nur ‚schaden’ wird es einfach nicht.
Wenn überall alles auch auf Englisch ist, dann wird jeder doch eher an seinen bescheidenen Englischkenntnissen arbeiten, und das schwierigere Deutsch (komplexere Grammatik etc. …) auf später verschieben. Viele Ihrer Befürworter kommen aus dem sprachwissenschaftlichen Raum. Sie haben womöglich Englisch studiert, und finden es toll, wenn das nicht umsonst war.
Insgesamt scheinen mir sowohl Ihre als auch ‚Julianas’ Position und die Kraft Ihrer Argumente höchst fragwürdig.
Was ist denn dagegen zu sagen, wenn es englischsprachige Studiengänge in Dtl. gibt? Welches Problem besteht denn, wenn die interne Kommunikationssprache in einem Unternehmen nicht Deutsch ist?
Es ist doch längst Realität, dass (zurzeit) Englisch die Wissenschafts- und Wirtschaftssprache ist. Da führt auch kein GG daran vorbei.
Ich selbst kenne es so, dass die Kommunikationssprache in einem Unternehmen Englisch sein soll, wenn der Mitarbeiterstab international ist, denn dann muss sich kein Mitarbeiter extra an das Unternehmen anpassen. Mit anderen Unternehmen wird sowieso auf Englisch kommuniziert. Diese Position halte ich für zweckmäßig.
Eine Eintragung von Deutsch ins GG führt entweder zu einer restriktiven Auslegung, so dass beispielsweise keine Werbung mehr auf Englisch erscheinen darf (und die Studiengänge auf Deutsch gehalten werden müssen) oder es ändert sich einfach gar nichts. Wenn sich aber (fast) nichts ändert, braucht man sich auch nicht die Mühe zu machen, soetwas ins GG zu schreiben (Stichwort: zahnloser Tiger).
@ Martin
Sie bestätigen ja nur was ich gesagt habe, dass Deutsch eben nicht zweifelsfrei die Hauptsprache im öffentlichen Leben (z.B. an der Uni, in Betrieben, Werbung, Radio, Kunst…) ist, und sich von ihrem Status einer Hauptsprache auch eher fortentwickelt.
Dagegen muss man nichts haben, aber das muss man einsehen, und nicht einfach das Gegenteil behaupten.
@H. Schnabl
Und was ändert sich daran durch die Aufnahme der deutschen Sprache in die Verfassung?
Ich hätte doch ganz gerne mal gute, greifbare Argumente für die Aufnahme von Deutsch ins GG. Bloße Gefühle interessieren am Stammtisch, aber nicht in der Gesetzgebung. Aus gutem Grund.
*Da Sie sich nicht mal trauen á la Sarrazin wenigstens eine konkret aussehende Zahl aus dem Allerwertesten zu ziehen, egal wie falsch die ist, zweifle ich Ihre oben zitierte Aussage an. Sie schreiben Blödsinn und hoffen darauf, dass es in dem Wust deutsch aussehender Wörter nicht auffällt.
@H. Schnabl
Nur, weil Sie „und” M. Schmiechen hier wieder unterwegs sind (mit dem zusätzlichen Pseudonym „H.S.“) brauchen Sie die Namen anderer Diskussionsteilnehmer nicht in Anführungszeichen zu setzen.
Da Ihre Statistiken zum Sprachgebrauch frei erfunden sind (mit dem Erfinden haben Sie es ja), und nicht annähernd realistisch sind, werde ich hier nicht weiter darauf eingehen. Was meinen Geburtsort Berlin-Neukölln betrifft, schlage ich vor, sie fahren mal hin und überzeugen sich selbst davon, dass man Sie problemlos verstehen wird. Allerdings kann es sein, dass man Sie nicht besonders mögen wird (und wer will es den Neuköllnern verdenken).
Nach dem Weg fragen
“Frage ich in Neukölln nach dem Weg, werde ich mit hoher Wahrscheinlichkeit gar nicht verstanden.”
Also wenn ich als Norddeutscher in Bayern nach dem Weg gefragt habe konnte ich oft genug die Antwort auch nicht verstehen. Kann mich auch noch sehr gut daran erinnern entnervt bei einem Kundendienst (!) einfach aufzulegen weil die Frau partout nur Bayrisch sprach, trotz mehrfacher Bitte Hochdeutsch zu sprechen weil ich sie nicht verstehen konnte.
Ich schaetze mal viele Sueddeutsche werden wenn sie in Ostfriesland nach dem Weg fragen auch so ihre Probleme bekommen.
Also am besten alles verbieten. Nur noch hochdeutsch fuer alle. Dann klappt das auch mit dem nach dem Weg fragen.
Oder alle bekommen per Grundgesetz eine SatNav gestellt. Problem auch geloest.
“Die Betonung liegt auf ‘unzweifelhaft’. Nur ein Beispiel. Frage ich in Neukölln nach dem Weg, werde ich mit hoher Wahrscheinlichkeit gar nicht verstanden.”
Nun ein anderes Beispiel: Die Farben der deutschen Bundesflagge sind Schwarz-Rot-Gold. Unzweifelhaft. Gehe ich durch eine deutsche Kleingartenkolonie, werde ich sie mit hoher Wahrscheinlichkeit nur vereinzelt zwischen Fußballfahnen und Regionalflaggen (Bayern, Texas usw.) anfinden. Ebensowenig, wie ich als Privatbürger dazu verpflichtet bin, Haus und Hof mit Schwarz-Rot-Gold zu beflaggen, wäre ich bei Aufnahme der deutschen Sprache ins Grundgesetz als Privatbürger dazu verpflichtet, diese Sprache sprechen.
Die Weg-Erfragungs-Situation in Neukölln würde sich durch Aufnahme des Deutschen ins Grundgesetz keine Spur ändern.
Also wirklich…
Natürlich werde ich in Neukölln auf Deutsch nach dem Weg fragen können und verstanden werden. Die Wahrscheinlichkeit ist da vielleicht höher, Leute zu treffen, die schlecht oder mit Akzent Deutsch sprechen, aber die Behauptung, dass die Mehrheit dort gar kein Deutsch spricht, halte ich für ausgemachten Unsinn. Gibt es dafür einen Beleg? Ich denke nicht.
Neukölln
Ich habe viele Jahre in Neukölln gelebt. Ich habe es dort noch nie erlebt, das sich nicht verstanden würde. Ich habe mich immer absolut problemlos auf deutsch unterhalten können. Ich habe bisher auch immer problemlos auf deutsch Döner bestellen und Gemüse kaufen können.
Die einzigen, die Probleme mit ihrer Sprache hatten, waren bisher amerikanische Touristen, die in der Postfiliale nach irgendwas gefragt haben. Auf englisch hat sie leider keiner verstanden.
Die Mär des zweiten Arguments, man könnte sich in Neukölln und Kreuzberg auf deutsch nicht mehr unterhalten, ist schlicht Unsinn. Es gibt bestimmt Nachholbedarf gerade bei den jugendlichen Zuwanderergenerationen, das ist kein Geheimnis, aber mit solchen Blödsinns-Aussagen ist denen auch nicht geholfen.
Ich finde diesen Beitrag nicht gut. Er ist ziemlich herablassend, urteilt arrogant über die Leute, die sich ernsthaft Gedanken über die Integrationsfähigkeit von Zuwanderern machen. Vor allem versucht er, ein ernsthaftes Thema ins Lächerliche zu ziehen. Das ist schon geradezu erbärmlich.
Dabei ist diese Art der Konfrontation gar nicht nötig. Man muss nicht auf das Argument eingehen, man könne sich in bestimmten Gebieten Deutschlands nicht auf deutsch unterhalten, gar nicht einlassen, weil es kein Argument ist. Man muss es nur mit der Realität widerlegen.
Damit, dass man lächerliche Witz-Argumente wie “Juliana” auf dem Niveau der BILD-Zeitung hervorträgt, tut man sich keinen Gefallen.
Sprache sprechen vs Grundgesetz
Auf den Punkt gebracht (@Schnabel u.a.): Es gibt keine Verfassungsklagen gegen Bürger. Punkt.
Ob man nun in Neukölln deutsch spricht (tut man) oder nicht ist für den Sachverhalt völlig unerheblich. Denn auch wenn Deutsch im Grundgesetz steht, heißt es nicht, dass man gezwungen wird diese Sprache zu sprechen oder nur zu beherrschen. Das Grundgesetz bedingt andere Gesetze und deren Anwendung: Wiederspricht ein anderes Gesetz dem Grundgesetz muss es geändert werden (siehe z.B. Vorratsdatenspeicherung). Welche Gesetze sollen denn durch die Aufnahme des deutschen ins Grundgesetz verfassungsfeindlich werden?
Mit Sprachverweigerung von Ausländern zu argumentieren ist entweder eine Nebelkerze oder es zeugt von mangelndem Rechtsverständnis (was bedeutet, die Befürworter wissen gar nicht, was sie da tun). Mit dem Sachverhalt hats nix ‑gar nix! — zu tun.
Ergänzung
Das eben gesagte gilt natürlich auch für Studiengänge und Betriebe. Eine Uni wird immer Studiengänge auf anderen Sprachen anbieten dürfen, auch wenn “Deutsch ist die Sprache der Bundesrepublik” im GG steht.
Die einzigen Gesetze, die mir gerade einfallen, die tatsächlich betroffen sein könnten (wobei ich das bezweifle, bin aber kein Verfassungsrechtler) sind tatsächlich die Regelungen für Minderheitensprachen (Friesisch, Sorbisch, Dänisch) und Gebärdensprache (wobei die vermutlich als “deutsch” gilt).
@Michael Kuhlmann
Ich habe hier niemanden gesehen, der sich “ernsthaft Gedanken über die Integrationsfähigkeit von Zuwanderern macht” — ihc sehe allerdings Leute, die keinen ernsthaften Versuch machen, die Blogbeiträge oder die Kommentare anderer Leser überhaupt zur Kenntnis nehmen und stattdessen immer wieder dieselben stupiden Pseudo-Argumente wiederholen. Dass Juliana hier die einzige Waffe zückt, die noch hilft, nämlich Satire, ist nicht arrogant oder herablassend, es ist verbale Notwehr. (Warum alle hier ihren Namen in Anführungszeihcen schreiben, verstehe ich nicht, da man sich als aufmerksamer Sprachlogleser problemlos denken kann, wer sie ist und dann auch weiß, dass sie tatsächlich Juliana heißt.)
Woher sind Sie denn eingewandert, Herr Schnabl? Aus Österreich? Ihr Name ist ja noch unmigrantischer als meiner und ich bin schon in diesem Land geboren!
@Stefanowitsch, ‘Juliana’ und Co..
@ Gareth
Nanu, die Mitkommentatoren haben im Verlaufe der Diskussion bestürzt auf die Äußerung eines Leserkommentars reagiert, Stefanowitsch’s Petition ließe sich auf seine misslungene Integration zurückführen. Zu Recht wurde darauf hingewiesen, dass A. Stefanowitsch trotz seines Vornamens in keinem Zusammenhang mit Anatolien stehe, und Deutscher sei. Ich werde an dieser Stelle Stefanowitsch’s Beispiel folgen und mich dezent heraushalten – und ebenso wenig darauf reagieren, dass aufgrund meines Namens mir mein Migrationshintergrund nicht abgenommen wird.
Zurück zum Thema:
@Stefanowitsch, A.S., ‘Juliana’ und Co…
Sie schreiben:
„sie fahren mal hin und überzeugen sich selbst davon, dass man Sie problemlos verstehen wird. Allerdings kann es sein, dass man Sie nicht besonders mögen wird (und wer will es den Neuköllnern verdenken).“
Sie raten mir nun also davon ab, Ihren Geburtsort zu besuchen. War es immer dort so gefährlich? Ich, als Migrant, habe also mit meinen fließenden Deutschkenntnissen dort etwas zu befürchten. Wenn man dann davon spricht, Deutsch sei ‘Hauptsprache’, muss man schon eine veränderte Wahrnehmung haben.
@ Lars Fischer
Dass die Mehrheit in Neukölln kein Deutsch spricht, habe ich ja so nicht gesagt – wohl aber habe ich es selbst erlebt – in einer anderen deutschen Großstadt, dass meine Frage nach dem Weg zur U‑Bahn dort am späten Abend – in Worten – niemand! – verstanden hat. Wie mag es dann erst in Neukölln sein.
@ Stefanowitsch et al
Es kam mir darüber hinaus nicht auf die „genauen“ Zahlen an — aus meinem Beitrag geht klar hervor, dass die Zahlen schlicht exemplarisch sind. Wer aber wollte bestreiten, dass in deutschen Unternehmen (unabhängig von exakten Zahlen) früher anteilmäßig mehr Deutsch gesprochen wurde als heute? Wie immer man das bewertet, das sind einfach klare Tendenzen, die man kaum anzweifeln kann. Sie jedoch beziehen sich in Ihrer Argumentation einfach auf den Status Quo – ich halte das für wenig vorausschauend.
Letzten Endes gilt, dass selbst „wenn“ ich Ihnen genaue Zahlen zu den Tendenzen gäbe, Sie sicher Ähnliches wie Renate Künast antworten würden:
(Wortgemäß) „Wenn der liebe Gott gewollt hätte, dass sich die Welt über Zahlen erklärt, hätte er am ersten(…!) Tag die Zahlen geschaffen, hat er aber nicht.“ (…)
Kein Kommentar. Ich möchte Ihnen diese peinlich-widersprüchliche Absurdität ersparen.
Ich bin weder vom VDS, noch habe ich dessen Petition unterschrieben. Auf den VDS bin ich erstmals im Rahmen Ihrer Propaganda hier auf Spektrum gestoßen. Mir erscheint die Argumentation des VDS plausibel. Ihre Gegendarstellung hingegen ist logisch inkonsistent. Ich persönlich finde die österreichische Formulierung am besten.
Letzten Endes scheint es mir so, dass beide Seiten hier hauptsächlich emotionale Argumente vertreten und bestimmte politische Richtungen unterstützen (links vs. konservativ). Wie ich es von Anfang an gesagt habe.
Viel interessanter – und wertvoller – wäre an dieser Stelle eine neutrale PRO /CONTRA Darstellung oder auch eine durch die Petition angestoßene politische Diskussion. Vielleicht jedoch nicht hier, auf Spektrum’s wissensLogs.
@H. Schnabl
1. Nur, weil Sie etwas immer und immer wieder sagen, wird es nicht wahr.
2. a) “Exemplarische Zahlen” gibt es nciht. Entweder, Sie haben Zahlen, oder Sie haben keine.
2. b) Stefanowitsch ist quantitativer Sprachwissenschaftler. Sie werden von ihm eine Antwort, wie Sie sie Frau Künast in den Mund legen, niemals hören.
3. Sie haben sich hier im Blog ausreichend als Troll geoutet, der unter verschiedenen Namen veröffentlicht und dabei Personen erfunden, die absurde Positionen vertreten, damit Ihre Position besser dasteht. Da können Sie hundertmal den Namen von Juliana in Anführungszeichen setzen, einmal Googeln reicht um sich eine gute Vorstellung von ihrer Identität und Existenz zu machen. “H Schnabel” und “M Schmiechen” ergeben dagegen keine relevanten Treffer. Dass Stefanowitsch Kommentare mit “A.S.” signiert, macht das nicht zu einem Ihrer Trollerei vergleichbaren Versuch, seine Identität zu verschleiern: Die Initialen sind mit einem Link auf dieses Blog hinterlegt, was Hinweis genug sein sollte. Sind Sie am Ende Gender-Knauß?
Mir ist schon zu Bremer-Sprachblog-Zeiten nie klar gewesen, warum Stefanowitsch Kommentare wie Ihre nicht einfach löscht. Seine Liebe zur Redefreiheit geht für meinen Geschmack etwas zu sehr auf Kosten der Qualität der Diskussion.
Neukölln
An alle die hier über Neukölln schreiben: komisch ich wohn hier. Hier im Norden von Neukölln zwischen Kotti, Rütlischule und Sonnenallee. Deutsch ist die normale Verkehrssprache, wird eher vom Englisch der Touristen verdrängt, als von Türkisch…
In der Kita meiner Tochter, haben 90% der Kids einen türkisch/arabischen Background. Komisch meine Tochter lernt grad Deutsch, ich kann keinen türkisch/arabischen Befall feststellen.
Leute! Wir können auch nix für unseren kamarageilen Bezirksbürgermeister der nur Anti-Werbung macht.
@Schnabel
Ihnen erscheint also die Argumentation des VDS plausibel. Noch einmal: “Deutsch im Grundgesetz” hat keine Auswirkungen auf Deutschkenntnisse ihrer Mtbürger (und auch nicht auf Angflizismen oder die Quote von deutschsprachigen Liedern im staatlichen Radio, wie dort auch schon mal geäußert war).
Das Grundgesetz bedingt andere Gesetze. Nicht Bürger. Was ist also nun irgendwie plausibel?
So lange der Punkt nicht beantowrtet ist (siehe mein Kommentar weiter oben) werfen sie mit Nebelkerzen, nichts anderes.
Sie wissen doch sicherlich was für eine Bedeutung das Grundgesetz hat? Wenn nicht empfehle ich Wikipedia.
Geht euch mal bilden… Auch das/der Sprachlog ist immer wieder einen längeren Abstecher wert, schon für die aufschlussreichen Diskussionen über die Deutsch ins Grundgesetz-Frage …
@H. Schnabl
Was genau wollen Sie uns dann mit Ihren kryptischen Anmerkungen über Neukölln mitteilen?
Gut dass Sie diesmal wohlweislich die entsprechende Großstadt nicht nennen. Sonst würden Ihnen auch diesmal wieder Leute, die tatsächlich mal da waren, das Fell über die Ohren ziehen. Dass Sie sich tatsächlich auf ein eigenes Erlebnis beziehen, halte ich angesichts ihrer bisherigen Einlassungen hier für wenig glaubhaft.
Dazu haben sich hier Ortskundige hinlänglich geäußert.
Ja zu Deutsch
In Deutschland spricht man Deutsch. Wieso sollte man das nicht in das Grundgesetz schreiben?
Im übrigen, Deutsch ist eine schöne Sprache d.h. sie klingt sehr wohltuend und melodiös. Hören Sie sich mal die slawischen Sprachen an, die klingen so abgehackt. Türkisch geht so halbwegs, aber die spielt mit zu vielen Umlauten. Aber jetzt kommt’s: Die Sprache des Propheten. Bei Arabisch hat man das Gefühl, dass diese Sprache für Kriegsherren erfunden wurde. Auch wenn einer in einer normalen Tonlage spricht, wirkt es einschüchternd. Man könnte fast Angst kriegen. In gewisser Weise hat sie daher eine Ähnlichkeit mit Klingonisch. Zugegeben, das hat sicher auch seine Reize.
Wie dem auch sei, ich bin für Deutsch im Grundgesetz.
Erstmal gibt es einen Unterschied zwischen Vornamen und Nachnamen. Im deutschen Sprachraum gibt es seit mindestens 20 Jahren den Trend, wenn nicht schon länger, seinem Kind ausländische Vornamen zu geben, obwohl es keine Verbindung zwischen Name und Herkunft gibt. Am Vornamen würde ich also generell nichts festmachen wollen.
Der Nachname hingegen lässt schon eher einen Rückschluss auf die Herkunft zu, man muss aber natürlich bestimmte Migrationsbewegung und Kontakte zwischen einzelnen Nationalitäten berücksichtigen. Bei Namen auf ‑ski oder ‑owitsch würde ich nicht von migrantischem Hintergrund ausgehen, weil die trotz des slawischen Ursprungs bei nichtmigrantischen Familien sehr häufig sind. Wenn jemand aber Besson, Sjögren, Wang oder Mbaza heißt, ist ein Migrationshintergrund wahrscheinlicher, weil französische, schwedische, chinesische oder afrikanische Nachnamen eben bei nichtmigrantischen Familien sehr selten vorkommen.
Der Umkehrschluss daraus ist, dass jemand, dessen Nachname Schnabl ist, im deutschen Sprachraum erstmal nicht als Migrant “in Frage kommt”, da sich der Name deutlich als dem deutschen Sprachraum zugehörig identifizieren lässt.
Im Übrigen haben Sie selbst Ihren Migrantenstatus hervorgehoben und ihn herangezogen, um ihr Argument zu untermauern, dass Deutsch auf dem Schulhof den migrantischen Kindern helfen würde. Daher habe ich interessehalber gefragt. Dass Sie nicht näher darauf eingehen wollen, nehme ich — v.a. in Anbetracht Ihrer Geschichte hier in diesem Blog — als Indiz dafür, dass Sie sich die Migrantenstory eher ausgedacht haben. Oder mal von Bayern nach NRW migriert sind — das kann ja auch ein Kulturschock sein, v.a. in jungem Alter.
Erstmal gibt es einen Unterschied zwischen Vornamen und Nachnamen. Im deutschen Sprachraum gibt es seit mindestens 20 Jahren den Trend, wenn nicht schon länger, seinem Kind ausländische Vornamen zu geben, obwohl es keine Verbindung zwischen Name und Herkunft gibt. Am Vornamen würde ich also generell nichts festmachen wollen.
Der Nachname hingegen lässt schon eher einen Rückschluss auf die Herkunft zu, man muss aber natürlich bestimmte Migrationsbewegung und Kontakte zwischen einzelnen Nationalitäten berücksichtigen. Bei Namen auf ‑ski oder ‑owitsch würde ich nicht von migrantischem Hintergrund ausgehen, weil die trotz des slawischen Ursprungs bei nichtmigrantischen Familien sehr häufig sind. Wenn jemand aber Besson, Sjögren, Wang oder Mbaza heißt, ist ein Migrationshintergrund wahrscheinlicher, weil französische, schwedische, chinesische oder afrikanische Nachnamen eben bei nichtmigrantischen Familien sehr selten vorkommen.
Der Umkehrschluss daraus ist, dass jemand, dessen Nachname Schnabl ist, im deutschen Sprachraum erstmal nicht als Migrant “in Frage kommt”, da sich der Name deutlich als dem deutschen Sprachraum zugehörig identifizieren lässt.
Im Übrigen haben Sie selbst Ihren Migrantenstatus hervorgehoben und ihn herangezogen, um ihr Argument zu untermauern, dass Deutsch auf dem Schulhof den migrantischen Kindern helfen würde. Daher habe ich interessehalber gefragt. Dass Sie nicht näher darauf eingehen wollen, nehme ich — v.a. in Anbetracht Ihrer Geschichte hier in diesem Blog — als Indiz dafür, dass Sie sich die Migrantenstory eher ausgedacht haben. Oder mal von Bayern nach NRW migriert sind — das kann ja auch ein Kulturschock sein, v.a. in jungem Alter.
@Wilhelm
Glückwunsch. Es gelingt nicht jedem, in einem Absatz auch wirklich jedes Klischee zu bedienen.
(Um meinem Kommentar noch etwas halbwegs Gehaltvolles hinzuzufügen [außer der Tatsache, dass ich Ihren Unsinn nicht unwidersprochen lassen will]: Wenn Sie der Welt ein wenig zuhören würden, wüssten Sie, dass “abgehackt”, “unmelodisch” und “angsteinflössend” auch Adjektive sind, mit denen Deutsch gerne mal beschrieben wird.)
@ Wilhelm („Ja zu Deutsch“)
Ach Götterle, weil Arabisch zu sehr nach Klingonisch klingt muss Deutsch ins Grundgesetz? Mit „Deutsch im Grundgesetz“ muss man endlich keine Angst mehr vor einschüchternden Arabern haben? Bisher hat niemand in Deutschland Probleme, Deutsch zu sprechen, bloß weil das noch nicht im Grundgesetz steht.
Und welches Deutsch meinen Sie mit der Aussage „Deutsch klingt sehr wohltuend und melodiös“? Das von Bild, oder das der taz oder das im Feuilleton der FAZ? Lothar Matthäus, Harald Schmidt oder Richard von Weizsäcker? Die schleimigen Ansagen in der Bahn oder den Feldwebel auf dem Ex-Platz? Hochdeutsch oder einen Dialekt? Wenn ja, welchen und warum?
Der alte Mann aus dem Schwarzwald hört sich eher urig und guttural an. Der hat viel Intonation, aber besonders melodiös klingt er nicht. Mancher Rheinländer singt eher als dass er spricht. Bairisch hört sich für mich eher polterig an, und die feineren Leute in Hamburg kriegen den Mund nicht auf, die sprechen praktisch ganz ohne Mimik oder Intonation. Manche Sachsen haben eine für mich wohltuende und melodiöse Aussprache, bei anderen Sachsen ziehen mir die Vokale die Löcher in den Socken zusammen, genauso wie bei vielen Schwaben. Siegerländer verstehe ich gar nicht. Pfälzer haben Melodie in der Sprache und können in ihrer Derbheit als wohltuend empfunden werden. Welche Sorte Deutsch ist jetzt also auf welche Art „sehr wohltuend und melodiös“, und wer findet das?
Der Schwarzwald ist auch schön…
… und dennoch schreiben wir nicht ins Grundgesetz: “Der Schwarzwald (und die Zugspitze und die Hamburger Innenstadt und…) gehören zu Deutschland.”
Das Grundgesetz ist keine Auflistung schöner (oder auch nur deutscher) Dinge.
@ Frank Oswalt
Nur um das klarzustellen: Ich (alias “Gender-Knauß” wie Sie mich unflätigerweise nennen) habe mich nicht an dieser Diskussion beteiligt. Sie interessiert mich nicht.
Dankenswerter Weise hat mich jemand darauf hingewiesen, dass mir hier “Trollerei” unterstellt wird.
Ich bin nur wirklich erneut erstaunt über Stefanowitschs Anti-Deutsch-Aktivismus. Er scheint sein Forschungsobjekt, die deutsche Sprache, nicht besonders gern zu haben. Finde ich seltsam.
Ich liebe die deutsche Sprache und will sie bewahren. Ich habe mich ja schon als Mitglied des VDS bekannt und tue es gerne wieder. Unser Verein ist sehr viel entspannter und weniger verbissen als Stefanowitsch und Konsorten.
Der Stefanowitsch’sche Antidiskriminierungsfuror stößt mich ab. Die Gutmeinenden sind immer besonders gefährlich.
Ich melde mich ab.
[Die IP-Adressen der Kommentare zeigen, dass Herr Knauß keinesfalls „H. Schabl“ sein kann. „H. Schnabl“ kommentiert von zwei verifizierbaren IP-Adressen aus Frankreich, Herr Knauß von einer verifizierbaren IP-Adresse aus Deutschland.
Herr Knauß, Ihre zur Schau gestellte Empfindlichkeit ist im höchsten Maße lächerlich. Jemand, der permanent am Rande der Ehrverletzung austeilt, wie Sie es in den (von Ihnen inzwischen teilweise „entöffentlichten“) Beiträgen in Ihrem Blog getan haben, darf sich über einen milde neckenden Spitznamen wie „Gender-Knauß“ kaum ernsthaft ereifern. — A.S.]
Es fällt mir immer schwerer, mich zurückzuhalten, wenn ich … lese, den hier gerade die VDS-Klone von sich geben.
Das, … Herr Knauß, will Ihnen niemand nehmen, ich erlaube Ihnen hiermit, das, was Sie für die einzig richtige deutsche Sprache halten, zu lieben und zu ehren und zu bewahren. Sie dürfen sogar versuchen gemeinsam Kinder zu zeugen. Das ist aber völlig uninteressant, wenn es darum geht, ob eine Sprachfestlegung in die Verfassung gehört.
Keiner von Ihnen hat bisher auch nur ein einziges haltbares Argument dafür gebracht — und nein, Bauchgrimmen, Liebe oder Angst sind KEINE Argumente. Strengen Sie sich gefälligst einmal an, wenn Sie mich überzeugen wollen, recherchieren Sie, arbeiten Sie aus, studieren Sie*. Lehnen Sie sich nicht einfach zurück und faseln von Überfremdung und Schönheit, bringen Sie nicht nur erlogene Anekdoten, sondern echte Zahlen. Wobei Herr Stefanowitsch Ihnen da je die Arbeit bereits abgenommen hat — auch wenn Ihnen die Ergebnisse nicht passen.
Andererseits sind Sie ja sogar zu faul, sich kurz über den ‘Anti-Deutsch-Aktivisten’ Anatol Stefanowitsch schlau zu machen. Hauptsache dummes Zeug schreiben, weil ‘bullshit’ undeutsch ist.**
*Von mir aus an der Universität, aber ich habe hier einen doppelten Wortwitz versteckt.
**Zu subtil? Nur weil Sie deutsche Wörter benutzen, wird aus Ihrem Quark noch lange kein Diamant.
@Ferdinand Knauß / VDS
Noch mal zum Mitschreiben (Sprechen Sie mir am besten nach):
“Die Aufnahme des Satzes ´Die Landessprache ist deutsch´ hat keine rechtlichen Kosnequenzen für Bürger, die kein deutsch sprechen, für Instituitionen die Kurse/was-auch-immer in anderen Sprachen anbieten oder für Organisationen die Anglizismen benutzen.”
Inwieweit diese Petition die Bewahrung der Sprache fördert hat sich mir immer noch nicht erschlossen. Ich habe bislang immer noch kein Argument gehört, dass rechtlich irgendwas mit der Petition zu tun hätte.
Weiss die VDS überhaupt was es mit dem Grundgesetz auf sich hat??? Ich muss zu dem Schluss kommen: Nein!
*Rotstift für Gender-Knauß raushol*
@Knauß
Sie lieben die deutsche Sprache? Sie lernen gerne auch unabhängig vom Skopus des Grundgesetzes stets dazu? Da hätte ich was für Sie:
1. Ein Komma hinter Ihrem “Gender-Knauß” statt Ich (alias “Gender-Knauß” wie Sie mich unflätigerweise nennen)
2. Dankenswerterweise entsteht aus der glücklichen Wiedervereinigung von Herrn Dankenswerter und Frau Weise, die sich nach der Trennung so einsam als Dankenswerter Weise fühlten.
Die Aktion des VDS, “Deutsch ins Grundgesetz”, richtet sich gegen die so wahrgenommene Flut von Anglizismen in der deutschen Sprache. Sie richtete sich nie gegen andere Sprachen, noch nicht einmal gegen die englische und schon gar nicht gegen die türkische Sprache. Der VDS befürchtet vielmehr, dass eines nicht so fernen Tages das deutsche gegen das englische Vokabular ausgetauscht sein werde, jedenfalls, wenn die Entwicklung so und so schnell wie bisher weitergeht. Im Gesamtzusammenhang sieht man beim VDS darüber hinaus die Gefahr eines ausschleichendes Prozesses nicht nur der eigenen Sprache, sondern auch der eigenen Kultur, also so etwas wie die Selbstaufgabe der Identität. Auch der Ruf nach einer Radioquote und die Aktion “Deutsch ins Grundgesetz” sind daraus zu erklären.
Alle, die hier anders denken, sind nur deshalb unterwegs, weil sie anders denken. Nicht weil sie bessere Argumente hätten, sondern weil ihre Bedenken andere sind.
Absurd jedoch, anderen weismachen zu wollen, der VDS wolle mit seiner Aktion den Migrantengruppen in Deutschland verbieten, eine andere Sprache als Deutsch zu sprechen. Absurd zu glauben, man könne mit der Verankerung des Deutschen im GG Migranten zwingen Deutsch zu lernen und zu sprechen.
Der typische Gutmensch mach daraus seinen eigenen Reim: Es geht wieder gegen die Ausländer! “Multi-Kulti” in Gefahr. Kerzen an und Lichterketten bilden! Ein absurdes Theaterstück.
Dass Problem, dass Migrantenkinder die Verkehrssprache Deutsch nicht genügend lernen, wenn sie unter sich bleiben, hat damit nichts, aber auch gar nichts zu tun. Und dass sie die deutsche Sprache beherrschen sollten, um hier bei uns im Lande bestehen und gut und geachtet existieren zu können, zweifeln noch nicht einmal deren Eltern an. Dass sie deshalb auch auf dem Schulhof untereinander auf Deutsch miteinander reden sollten, empfinden selbst die betroffenen Migrantenkinder als sinnvoll und hilfreich. Dass gerade Kinder und Jugendliche mit türkischer Herkunft mit der Sprache die größten Probleme haben und dass bei denen (besser: bei deren Eltern) diesbezüglich die größte Bringschuld besteht, daran hat eigentlich auch niemand ernsthafte Zweifel. Dass sie (die türkischen Kinder) auch in der Muttersprache kaum oder gar nicht bewandert sind, ist auch bekannt, und dass diese “Doppelanalphabeten” einer besonderen Förderung bedürfen, versteht sich von selbst. Die darf aber nicht daraus bestehen, dass man ihnen schon in der Grundschule ein drittes Problem serviert, nämlich den Fremdsprachenunterricht, der bei uns immer nur Englisch heißt. Wie wäre es stattdessen mit z.B.“Türkisch für Anfänger”?
Fies wirds, wenn man, nur um die Aktion “Deutsch ins Grundgesetz” zu unterlaufen, die Gegenaktion “Deutsch nicht ins Grundgesetz” startet, die die oben genannten Argumente, weshalb der Erwerb der Verkehrssprache Deutsch so wichtig ist, derart verdreht, als mache man als Migrant bei einer von langer Hand geplanten Dikriminierung auch noch selbst mit.
Vielstimmigkeit und Vielsprachlichkeit sind in diesem Zusammenhang also ganz untaugliche Forderungen, wenn einem die Zukunft unsere Kinder tatsächlich wichtig ist. Sie sind noch nicht einmal real, ohne Deutsch als Verkehrssprache könnten sich die verschiedenen Migrantengruppen noch nicht einmal untereinander unterhalten. Die Zeiten hatten wir schon einmal, nämlich mit dem Eintreffen der ersten Gastarbeiter aus den unterschiedlichsten Ländern Europas, die sich untereinander anfangs nur mit Händen und Füßen verständigen konnten.
Darüber hinaus stimmt die unterschwellig aufgemachte Gleichung Vielsprachigkeit = Vielfaltkultur schon gar nicht. Die Kultur der Migranten kommt in Deutschland so gut wie nicht vor. Oder anders gesagt: Sie kommt so selten vor, wie die deutsche mittlerweile auch. Unsere Kultur ist seit Jahr und Tag angelsächsisch geprägt, also höchst einseitig. Einseitiger geht nicht.
Und wie ich unsere angelsächsisch geprägte Linguistenlandschaft einschätze, wird sie nun Englisch statt Deutsch als Verkehrssprache in Deutschland einfordern — damit sich die Migranten besser untereinander verständigen können.
[Nötiger Nachtrag: Ja, auch der Staat und vermutlich wir alle tun viel zu wenig, um die Integration der Migranten zu fördern. Nein, sie sollen sich nicht/müssen sich nicht assimilieren und den Glauben aufgeben oder katholisch werden oder jeden Tag Schweinebraten essen und mindestens einmal in der Woche jodeln. Habe ich etwas vergessen, um die Nöte der besorgten Fürsprecher zu beruhigen?]
@Klausi
Zunächst vielen Dank für diese unaufgeregte und klare Darstellung.
Und dennoch handelt es sich hier meiner (und nicht nur meiner) Meinung nach eben nicht nur um einen Unterschied zwischen Meinungen. A.S. zweifelt ja erstens an der so oft beschriebenen Anglizismenflut und zweitens daran, dass diese, wenn überhaupt vorhanden, zu einer Anglisierung des ganzen deutschen Wortschatzes (oder zumindest eines großen Teiles davon) führen wird. Er führt dafür mE starke Argumente an, die er wissenschaftlich untermauern kann:
1. Viele Anglizismen werden nur in bestimmten engen Kontexten verwendet und verschwinden oft schnell.
2. Anglizismen ersetzen meist keine deutschen Wörter, sondern bezeichnen neue Dinge, für die die deutsche Sprache keine Wörter oder nur sehr umständliche Formulierungen hat.
3. Die Tatsache, dass das Deutsche solche Anglizismen gekonnt aufnimmt und sie sogar in das eigene Flektionssystem integriert, spricht wohl eher für die Stärke der Deutschen Sprache.
4. Gerade das englische hat ja in seiner Geschichte extrem viele Wörter anderer Sprachen, insbesondere aus dem Französischen, übernommen. Ich denke, es dürfte Konsens sein, dass das Englische dadurch nicht dem Untergang nahe ist.
Damit zeigt A.S., dass die Forderungen des VDS auf falschen Voraussetzungen beruhen. Das Ganze hat also nichts mit Multi-Kulti-Seeligkeit zu tun, sondern mit guten Argumenten.
Und hier ist doch gerade zu sehen, dass die Linguistik zu solchen Diskussionen eben doch beitragen kann und sollte, eben indem sie solche problematischen Annahmen widerlegt.
Deutsch raus aus dem Englischen!
Hiermit stelle ich die Forderung nach der sofortigen Einstellung der Deutschen und Amerikanischen Invasionsversuche in die Englische Sprache!
Bekanntermassen hat das Vereinigte Koenigreich keine (geschriebene) Verfassung, weswegen sich eine Forderung nach dem Schutze der Englischen Sprache nicht so einfach in selbige aufnehmen laesst. Tortzdem muessen wir den Kampf aufnehmen, bevor es zu spaet ist!
Es faengt mit solchem Unsinn wie color (statt colour), gray (statt grey) und gas (statt petrol) an. Dann solche Modewoerter wie “awesome” und aehnliche Katastrophen. Und das sind nur die Amerikaner! Obwohl Deutschland bekanntlich den Krieg verloren hat nehmen diese Deutschen sich doch tatsaechlich die Frechheit heraus Unworter wie “abseiling” in unsere geheiligte Englische Sprache einzubringen. Von Werbekatastrophen wie “Vorsprung durch Technik” und “Das Auto” ganz zu schweigen!
Wehret den Anfaengen bevor es zu spaet ist! Rettet die Englische Sprache!
@Klausi
Da ich heute erst auf die Petitionen aufmerksam gemacht wurde habe ich gerade sehr viele Kommentare zum Thema gelesen, und Ihrer ist der erste der nach Befürwortung aussieht und trotzdem differenziert bleibt. Auf diesem Niveau macht es Freude, zu diskutieren!
jordroek hat die wichtigen Argumente bereits aufgezählt (den französischen Einfluss auf das Englische nach der normannischen Eroberung halte ich für besonders erhellend), daher muss ich das hier nicht wiederholen. Widersprechen muss ich allerdings an einer anderen Stelle:
> Absurd jedoch, anderen weismachen zu
> wollen, der VDS wolle mit seiner
> Aktion den Migrantengruppen in
> Deutschland verbieten, eine andere
> Sprache als Deutsch zu sprechen.
> Absurd zu glauben, man könne mit der
> Verankerung des Deutschen im GG
> Migranten zwingen Deutsch zu lernen
> und zu sprechen.
Diese Aussage steht in diametralem Gegensatz zu folgendem Satz, der aus dem Dokument auf bild.de stammt, welches man ausdrucken und an den VDS schicken soll:
> Ich will keine Zuwandererfamilien,
> die sich bis in die dritte Generation
> weigern, die Sprache des Landes
> korrekt zu lernen, in dem sie leben!
Es will hier also niemand anderen etwas “weismachen” über den Hintergrund der Aktion. Ich befürchte, dass gerade diese Aussage für den großen Erfolg der Petition verantwortlich ist, da so am rechten Rand gefischt werden kann.
Meines Erachtens würde das Thema an sich (so wie Sie es darstellen — ohne die Migrantendiskussion) deutlich weniger Leute hinter dem Ofen hervorlocken.
Da ich gerne verstehen würde, wie genau die Bedenken aussehen, die einen Schutz des Deutschen per Grundgesetz notwendig erscheinen lassen, würde ich mich freuen, wenn Sie das im Lichte von jordroeks Kommentaren noch etwas genauer erläutern könnten.
Beste Grüße
pgu
@ Klausi
Also erst einmal Danke, wirklich !, für diesen Beitrag.
Aber:
Egal wer sich zum Hüter der Deutschen Sprache aufschwingt, sollte Eines nicht vergessen.
Es ist nicht das Problem, welche Sprache die Migranten* (warum eigentlich ein Nicht Deutscher Begriff) sprechen, sondern wie wir Deutsch sprechen.
Es waren schöne Ausführungen über Schulhöfe und Ähnliches.
Was aber ist mit unserer Zwei Klassen Sprache unter den “Einheimischen”?
Für mich sind das Problem nicht Denglisch und Turkgermanisch, sondern die Sprachlosigkeit in DEUTSCHEN Wohnstuben, wo Dialoge mit mehr als Dreiwortsätzen aus dem Fernseher kommen.
Wie soll sich diese Sprache, die in einem großen Teil der Bevölkerung NICHT mehr gesprochen wird, gegen fremdsprachliche Einflüsse wehren?
Wie kann es sein, dass (m)ein Kind in der Grundschule auffiel, weil es einen großen Wortschatz und eine korrekte Grammatik hatte (heute auch noch hat)?
Also beschäftigen wir uns doch erst einmal mit unserem Sprachgebrauch. In unseren Wohnstuben, Kneipen usw.
Dann reden wir über Migranten*.
* Migrant ist so schön unverbindlich und politisch Korrekt. Bei der Verwendung dieses Begriffes umgeht man das Problem Einwanderung und Eingliederung. Es bedeutet schließlich nur, dass der Betreffende dauerhaft seinen Wohnsitz verlagert.
Endlich
Der neue Umganston hier ist wirklich sehr angenehm! Dank an alle!
An pgu
“Ich will keine Zuwandererfamilien,
die sich bis in die dritte Generation
weigern, die Sprache des Landes
korrekt zu lernen, in dem sie leben!”
Den Satz könnte ich, wenn er isoliert stünde, jederzeit unterschreiben. Genau das nämlich kann niemand wollen, noch nicht einmal die Zuwanderer selbst.
Er beinhaltet aber im Zusammenhang mit der Bild-Aktion eine Unterstellung, die nicht richtig ist, nämlich dass es tatsächlich (viele) Zuwanderer gibt, die sich bis ins dritte Glied weigern, die Verkehrssprache Deutsch zu lernen. Des weiteren hat die Angelegenheit dadurch einen fiesen Beigeschmack erhalten, der auf die Aktion des VDS abgefärbt und vermutlich Kreise angelockt hat, zu denen ich nicht gezählt werden nöchte.
In so fern hatte ich zwar zunächst die Petition des VDS gezeichnet, mich aber ausdrückllich von der gemeinsamen Sache mit der “Bild” distanziert. Und das tu ich gerne noch einmal hier. Man kann sich zwar seine Verbündeten nicht immer aussuchen, aber in diesem Falle hätte man die Verbrüderung mit der Bild besser rechtzeitig gekündigt.
An jordroek:
Auch wenn ich Ihnen in den meisten Punkten recht gebe, bleibt noch genug übrig.
Ich betrachte Sprache nicht an sich, das Thema interessiert mich kaum (hat allerdings als grundsätzlich wissbegieriger Mensch mein Interesse mittlerweile geweckt), sondern Deutsch als meine Muttersprache. Dabei kann man mit der Linguistik nicht übereinkommen, weil sie auch meine Muttersprache nur als eine Sprache unter vielen anderen Sprachen betrachtet.
[Ich muss abbrechen, mein Termin wartet]
Wirklich?
Ich hoffe, dass Ihnen nicht entgangen ist, wie fein nuanciert der Satz formuliert wurde. Statt zu sagen, dass man nicht möchte, dass Zuwandererfamilien bis in die dritte Generation wenig Deutsch sprechen, sagt man, dass man keine Zuwandererfamilien möchte, die wenig Deutsch sprechen. Fällt Ihnen auf, dass nur die VDS/Bild-Formulierung die Interpretation zulässt, dass die Familien an sich das Problem sind? Dadurch ergäben sich natürlich andere Lösungsoptionen.
Man kann mir natürlich bösen Willen oder Haarspalterei vorwerfen, aber ein Verein, dessen einziger Zweck die Reinhaltung der deutschen Sprache ist, wählt seine Formulierungen sicher sehr sorgfältig aus, so dass ich einen Zufall hier für unwahrscheinlich halte.
Wirklich
An Gareth: Es wird an der Böswilligkeit liegen. Nicht etwa, weil sie böse wären, sondern Ihnen prinzipiell zum VDS nichts Gutes in den Sinn kommt. Sie unterstellen dem Verein auschließlich böse Absichten — oder noch schlimmer — die Durchsetzung mit senilen Greisen und ewig Gestrigen, die nicht mehr wissen, was sie tun und anrichten.
Der VDS ist, trotz der relativen Größe, immer noch nur ein Verein (besser: eine Bürgerinitiative) mit hauptsächlich ehrenamtlichen Strukturen. Da läuft immer mal was schief. Aktionen wie “Deutsch ins Grundgesetz” werden von Arbeitsgruppen geplant und umgesetzt. Jede lokale Aktion läuft im übrigen genau so ab. Niemand muss in “Rom” (Dortmund) dafür eine Erlaubnis einholen. Keinesfalls ist diese Bürgerbewegung also eine undemokratische Kaderschmiede, die streng einem vorgegebenen Kurs verfolgt. Dass Ihnen diese Bürgerinitiative nicht gefällt, vermutlich noch nicht einmal der Begriff Bürgerinitiative im Zusammenhang mit dem VDS, ist Ihr Problem. Sie sollten jedoch auch dabei und bei aller Kritik halbwegs gerecht bleiben.
Ohne dies nachprüfen zu können, ich spiele im VDS noch nicht einmal eine Nebenrolle, möchte ich wetten, dass der von Ihnen angeführte Satz allein von der “Bild” stammt. Selbst denen möchte ich jedoch nicht derat subtile Hintergedanken unterstellen, ist doch deren Methode eher die mit dem Holzhammer. Recht haben sie selbstverständlich in der Hinsicht, dass der VDS diesen Satz niemals hätte zulassen bzw. unterzeichnen dürfen. Ich hoffe als Mitglied deshalb, dass der Satz letztendlich nicht abgestimmt war.
Auch die Texte in den “Sprachnachrichten”, dem Mitgliedsorgan des Vereins, sind nicht immer erster Güte. Die Beiträge werden ja nicht unbedingt von Germanisten verfasst, sondern von normalen Mitgliedern und Sprachfreunden aus allen möglichen Metiers. Da hält es der VDS vermutlich so wie A.S., jeder darf bei ihm und bei uns im VDS mitmachen, selbst wenn er in der Verschriftlichung seiner Gedanken nicht der beste ist (und die Gedanken selbst vielleicht auch nicht).
Keiner von uns wird nachvollziehen können, von wem dieser Satz im Endeffekt stammt. Tatsache ist, dass der VdS sich mit diesem Satz in der Öffentlichkeit präsentiert und das mit voller Absicht. Ich befinde mich auf keinem Feldzug gegen den VdS, ich versuche nur — wie viele andere hier auch — hervorzuheben, in was für abstruse Theorien sich dieser Verein versteigt und welche dubiosen Argumente er anwendet. Und dabei eben auch nicht vor Migrantenbashing zurückschreckt.
Ob das Ganze was mit Vergreisung im Ruhrgebiet zu tun hat, kann ich nicht sagen. Ich bin in Essen aufgewachsen — wenn ich da immer noch leben würde, wäre ich jetzt wahrscheinlich auch auf Abwegen.
Naja, es handelt sich hier um ein Blog. Die Kommentatoren kann man sich dabei nicht aussuchen. Der VdS sucht die redaktionellen Beiträge, die er in seiner Vereinszeitschrift druckt, schon aus. Das hoffe ich zumindest.
Der VDS sollte mal in sich gehen
Wäre es nicht sinnvoll, wenn sich der VDS einen kompetenten wissenschaftlichen Beirat sucht? Schon damit nicht jede zweite Aussage dieses Vereins in diesm Blog als sachlich falsch entlarvt wird?
Und außerdem sollte man wirlich genauer darauf achten, mit wem man bei Aktionen gemeinsame Sache macht. Wer wirklich etwas für die Sprach tun will, sollte das Image “inkompetent und bräunlich” auf jeden Fall vermeiden.
@ Gregor
Lieber Gregor, das einzige, was bis jetzt widerlegt wurde, waren die absurden und stets unbegründeten Ängste des Herrn Anatol Stefanowitsch bezüglich der Feindseligkeit des VDS. Mit Ängsten geht man auf Stimmenfang, das weiß man ja. Also Gutmenschen, lasst Euch vom AS nicht fangen, baut die Lichterketten wieder ab und geht einfach nach Hause. War wieder mal ein falscher Alarm.
@ Onkel Sam
Treffender und knapper hätte man die Kampagne von VDS und Bild für die Aufnahme der deutschen Sprache ins Grundgesetz nicht beschreiben können: “Mit Ängsten geht man auf Stimmenfang, das weiß man ja.” Also schnell Deutsch ins GG, sonst müssen wir spätestens 2023 schon alle türkisch lernen, und mit dem verdenglischten Restdeutschen, das dann noch im privaten Umfeld gesprochen wird, könnte man kaum noch Utta Danella lesen, geschweige denn Goethe.
Wow.
Ich bin gerade auf diese tolle Diskussion gestoßen und hätte so ein paar Gedanken dazu.
Ich wohne in Nordbayern. Hier hat jedes Dorf einen eigenen Dialekt und doch verstehen sich alle mehr oder weniger prächtig.
Mein Beruf bringt es mit sich dass ich verhältnismäßig viel Denglisch spreche. Trotzdem traue ich mir mehr als zu die deutschen Klassiker zu lesen. Das Eine schließt das Andere nicht aus.
Wenn ich Sprache richtig verstehe unterliegt diese doch immer einem Wandel und nimmt Einflüsse auf. Ich verstehe die Angst nicht Deutsch könnte “ausgetauscht” werden. Wer hat eigentlich bestimmt dass Goethes Deutsch besseres Deutsch war? Ist es nicht die Vielseitigkeit und die Tauglichkeit im Alltag die die Qualität einer Sprache ausmachen? Diese hat sich meiner Ansicht in den letzten Jahren eher verbessert. Ist das Wort Handy nicht viel griffiger als Mobiltelefon? Und setzt sich das Wort Mobiltelefon nicht auch aus Bestandteilen einer ganz anderen Sprache zusammen? Also warum nicht Veränderung als etwas Natürliches und Gutes annehmen?
Ich glaube fest daran dass es ein großer Irrtum ist zu glauben Sprache oder Kultur an sich wären feststehende Gebilde die man schützen muss. Es ist als würde man glauben man könnte ein fließendes Gewässer mit bloßen Händen stauen.
Deshalb für mich, Deutsch definitiv nicht ins Grundgesetz.
Franzoesisch in Russland
Katharina die selbst von Frankreich angetan war, erhob sogar Französisch zur Hofsprache.
http://www.petersburg-info.de/…katharina_ii.html
Diese Phase des französischen Einflusses auf die russische Sprache hat diese genausowenig kaputtgemacht wie Englisch das Deutsche kaputt macht.
Und dann einfach mal hier http://en.wikipedia.org/…ish-speaking_population
nach % der Bevoelkerung sortieren.
Faszinierend:
Norway 91%
Sweden 89%
The Netherlands 87%
Denmark 86%
Allerdings habe ich in diesen Laendern trotzdem nicht das Gefuehl ihre Sprachen waeren bedroht.
@ Stefan
Der prozentuale Anteil der Leute, die in Russland Französisch gesprochen haben, ist — verglichen mit der Gesamtbevölkerung — zu vernachlässigen.
Sie lassen darüber auch unbeachtet, wie sehr die Medien heute jeden Haushalt erreichen — im Gegensatz zu früher — und wie heute Worte verbreitet werden (wie immer man das bewertet).
Außerdem hat in Russland — auch gerade durch die Förderung der russischen Sprache durch Puschkin — das Russische nach dem französischen Einfluss dann wieder ‘zu sich gefunden’, wenn man so will. Ich zitiere aus Wikipedia:
“Bis zum Einmarsch Napoleons in Moskau 1812 sprach die russische Oberschicht Französisch. Nach dem darauf folgenden Brand Moskaus fragte man sich, warum man eigentlich die Sprache des Feindes spräche. Puschkin bereitete in seinen Gedichten, Dramen und Erzählungen der Verwendung der Umgangssprache den Weg; er schuf einen erzählerischen Stil, der Drama, Romantik und Satire mischte – ein Stil, der seitdem untrennbar mit der russischen Literatur verbunden ist und zahlreiche russische Dichter massiv beeinflusste.”
Damit will ich natürlich nicht sagen, dass Englisch die ‘Sprache des Feindes’ ist … nur um hier gleich mal Kommentaren vorzubeugen. Aber der Einsatz für eine Sprache (z. B. durch die bewusste Wiedereinführung russischer Begriffe) scheint manchem (wie Puschkin) doch etwas Wertvolles zu sein (ein ähnlicher Ansatz wie in Frankreich also …) — so stellt sich mir der Vergleich mit der russischen Sprache dar.
Mir scheint es immer noch so, dass es hier um etwas Emotionales geht: beide Parteien hier lieben die deutsche Sprache (mehr oder weniger). Aber jede Partei will sie auf ihre Art hegen und pflegen — die einen, indem man die Sprache ins GG schreibt, die anderen, indem man die Sprache sich selbst überlässt … das erinnert an Erziehungsmethoden. Und auch da ist noch lange nicht entschieden, welches die beste Methode ist …
@H. Schnabl: Missverständnis
Herr Schnabl,
Sie haben die Wikipedia offensichtlich missverstanden. Puschkin förderte nicht die russische Sprache, indem er für französische Lehnwörter russische Äquivalente fand. Er machte Russisch im wahrsten Sinne des Wortes hoffähig, denn Anfang des 19. Jahrhunderts sprach man am russischen Hof nicht etwa Russisch mit starkem französischen Einfluss. Man sprach Französisch. Es ging also nicht um eine “bewusste Wiedereinführung russischer Begriffe”. Es ging darum, am Zarenhof die Sprache einzuführen, die das Volk ohnehin schon sprach. Es ging damit auch gar nicht darum, die russische Sprache zu retten. Die war nicht gefährdet, denn der größte Teil der Bevölkerung sprach keine andere Sprache.
Es gibt also keine Parallele. Heute sprechen unsere Adligen und unsere Politiker die selbe Sprache wie das Volk.
@ Joachim: Missverständnis
Herr Schulz,
ich glaube, Sie haben da etwas missverstanden. Was ich sagte, war letztlich nur Folgendes: Stefans Vergleich hinkte. Und zwar, weil viel zu wenige Menschen Französisch sprachen und diese Schicht auch meist unter sich blieb. Die Heranziehung des Französischen als Beispiel war in diesem Zusammenhang unzulässig.
Und dann hatte ich einen zweiten Diskussionsstrang aufgemacht, zu dem auch das Wikipedia- Zitat gehörte.
Dieser Diskussionsstrang beschäftigte sich mit den Fragen, die hier im Forum aufkommen, ob es sich etwa lohne oder nicht, eine Sprache zu fördern, bzw. ob man nicht erst klären solle, was eigentlich Deutsch ist, ob jetzt Bayrisch Deutsch ist oder Schwäbisch oder oder oder.
Dazu zog ich Puschkin heran, der aus der ‚Vielfalt’ jenes Russisch mitkreierte, das wir heute als Hochrussisch bezeichnen (wie er im Einzelnen vorgegangen ist (meine Klammerbemerkung, auf die allein Sie sich beziehen wollten), das ist eine ganz andere Diskussion).
Um also jetzt auf Sie zurückzukommen,… ich glaube, bei Ihnen liegt ein Missverständnis vor. Sie schreiben:
„Es ging darum, am Zarenhof die Sprache einzuführen, die das Volk ohnehin schon sprach.“
Meinen Sie damit das ‚Russisch’ aus dem Dorf A oder das aus dem Dorf B? Sicherlich wollte Puschkin nicht irgendeinen Lokaldialekt ‚am Hof’ etablieren. Nein, es ging um etwas ganz anderes. Eine gemeinsame russische Sprache gab es in diesem Sinne nicht. Die Sprache ‚des Volkes’ gibt es an sich nie. Diese ist von Ort zu Ort verschieden und ändert sich mit der Zeit. Es sind die großen Geister, die Literaten und Denker, die die ‚Haupt’sprache eines Volkes formen und fördern. Diese Hauptsprache kann sich natürlich auch ändern. Ich bin der Meinung, solch eine Hauptsprache ‚Deutsch’ gibt es auch, und solch ein Deutsch ist schützenswert und fördernswert (was nicht identisch ist zu ‚unantastbar’) — völlig unabhängig davon, ob es nun bedroht ist oder nicht.
Verschiedenes
@ H. Schnabl et al.
Das Beispiel Puschkin passt sehr schön.
Puschkin sprach selbst sehr gut Französisch und hat schon als Gymnasiast Verse in dieser Sprache geschrieben, die sehr gut sein sollen. Seine Bemühungen um das Russische rührten nicht daher, dass er selbst in dieser Sprache nicht so flüssig war oder einfach ein engstirniger Nationalist.
Puschkin hat sogar einen Verein der Freude der Russischen Sprache ins Leben gerufen. Ob sich der mit dem VDS vergleichen läßt, kann und will ich nicht beurteilen.
Es ging ihm um die Sprache der Schicht, der er selbst angehörte und die überhaupt las, also um die Oberschicht. Das Volk bestand damals zum großen Teil aus Analphabeten, hier wären also ganz andere Maßnahmen nötig gewesen, die ihn aber wohl weniger interessiert haben.
@ Onkel Sam
Das A. S. Angst vor dem VDS hat, glaube ich nicht. Er macht sich eher über diesen Verein lustig. Und mein Rat, sich wissenschaftlich besser abzusichern, ist nicht spöttisch, sondern ernst gemeint. Ich teile durchaus die Ziele der Sprachpfleger, meine aber, dass ihre Aussagen möglichst unangreifbar sein sollten.
@H. Schnabl
Sicher war das nur ein geringer Prozentsatz. So wie in Deutschland nur ein geringer Prozentsatz an Menschen Englisch als Hauptsprache benutzt. Es wurde oft angefuehrt neben Anglizismen, dass in deutschen Unternehmen Englisch gesprochen wuerde und in Deutschen Universitaeten auf Englisch pupliziert wuerde. Das war damals in Russland auch der Fall. Forschung wurde durch den Zarenhof finanziert und war dann halt in Franzoesisch. Auch darf man nicht vergessen wie ‘Hip’ Franzoesisch wohl daurch war und wieviele Lehnwoerter eben durch den Zarenhof und die niedrigeren Adligen dann doch im normalen Sprachgebrauch gelandet sind.
Und was die Prozentzahlen weiter unten angeht. So wurde z.b. weiter oben angefuehrt, dass Englisch nicht immer erste Fremdsprache sein muesste, und es wurde impliziert, dass das einen ’schlechten’ Einfluss haette. Die Tatsache, das weder Schwedisch noch Norwegisch, Daenisch oder Niederlaendisch dieses Problem haben, trotz staerkerer ‘Englischabdeckung’ widerlegt auch dieses Argument.
Verdraengung von Sprachen kann man sehr schoen (leider) an ehemaligen afrikanischen Kolonien sehen. Aber das passiert hier nicht. Deutsch veraendert sich, aber auch das Deutsch ohne englischen Einfluss, dass die Schulgeneration spricht ist schon nicht mehr das gleiche Deutsch. Sprachverfall ist schon seit tausenden Jahren ‘dokumentiert’ (in dem Sinne, dass sich vor allem die aelteren Generationen ueber die juengeren beschwehren) und trotzdem hat Deutsch nichts an seiner Lebendigkeit verloren.
Aber das Hauptproblem ist, dass Sprachen kein Zweck sondern nur Mittel zum Zwecke der Kommunikation sind. Das vorgeschobene Argument man wuerde mit dem ganzen Englisch nichts mehr verstehen ist meist ohnehin ein nicht verstehen wollen. Verstehen und Kommunikation hat nur sekundaer etwas mit Sprache zu tun. Primaer vor allem mit Wollen. Und daran wird auch kein Paragraph im Grundgesetz etwas aendern.