Und hier unsere Links der (letzten) Woche(n): Um welche Art von Sprache ging es eigentlich bei der Ichhabpolizei-Debatte? Warum sind Punkte in Textnachrichten so bedeutungsschwanger geworden? Was assoziiert man so mit dem Wort Flüchtling? Nach welchen Kriterien wählt man in Österreich das Jugendwort des Jahres? Und was stellt Migration eigentlich mit Sprache an?
- In der ZEIT analysiert David Hugendick die Debatte um Jan Böhmermanns »Ich hab Polizei« aus, unter anderem, soziolinguistischer Perspektive: »[D]ie Sprache [ist] nicht bloß soziokultureller Herkunftsnachweis: Es ist eine artifizielle Schöpfung. Womöglich übersehen das Böhmermanns Kritiker, wenn sie sagen, er veralbere nicht bloß Haftbefehls Sprachduktus, sondern damit auch das sogenannte Kanak-Deutsch einer Minderheit. Es sei gewissermaßen Klassenkampf von oben, in dem einer ohnehin schon minoritären Gemeinschaft und ihrer als authentisch zugeschriebenen Ausdrucksform des Gangsterraps wieder ihr sozialer und kultureller Platz zugewiesen werde. Diese Argumentation birgt mehrere Denkfehler.«
- Warum kommen Punkte am Ende von Textnachrichten nicht gut an? Anatol kommentiert für DEUTSCHLANDRADIO KULTUR eine aktuelle Studie von Celia Klin: »Wer am Ende einer Textnachricht einen Punkt setzt, wirkt auf den Empfänger borniert und unaufrichtig. Das hat eine amerikanische Studie herausgefunden. Die Forscher konstatieren: Satzzeichen haben eine symbolische Eigendynamik entwickelt.«
- Dass Flüchtling das Wort des Jahres ist, haben Sie sicher mitbekommen — das FREIE RADIO hat sich mit Anatol darüber unterhalten, welche Assoziationen es hervorruft: »Wenn Sie sich so’n Wort wie Asylant angucken, das eindeutig negativ behaftet ist, dann sehn Sie, dass das mit so Wörtern wie illegal und kriminell und so vorkommt, überdurchschnittlich häufig, und das ist bei dem Wort Flüchtling eben nicht der Fall, das kommt mit ganz neutralen Wörtern in ganz vielen verschiedenen Zusammenhängen vor.«
- Auch in Österreich gab’s kürzlich Wörterwahlen, der ORF berichtet, darunter ein Jugendwort, das tatsächlich in Gebrauch sein soll: »Das Jugendwort „zach“, ein echter „Austriazismus“, sei derzeit unter Jugendlichen stark in Verwendung. „Seine ursprüngliche Bedeutung ‚zäh‘ wurde massiv erweitert, sodass es heute jede Art Negatives meint und damit für alles verwendet wird, was mühsam, schwierig, problematisch usw. ist“, so die Jury.«
- Was tut Migration mit Sprache? Für THE ATLANTIC beschäftigt sich John McWhorter mit Multiethnolekten wie Kiezdeutsch, aber auch Black English in den USA und Shaba Swahili im Kongo: »If an adult immigrates to Germany, chances are that his or her German will always be imperfect. A language that, like German, forces you to remember that forks are feminine, spoons are masculine, and knives are neuter seems designed to resist anyone speaking it well if they learn it after adolescence. On the other hand, that immigrant’s children, growing up amid native German-speakers, will likely be able to speak perfect German. But they might also speak something else.«
Kann bestätigen, dass „zach“ in Gebrauch ist. Allerdings schon seit Ewigkeiten, also nicht wirklich „Jugendwort“ im Sinne einer Neuerung/Neuentwicklung … aber immerhin, nicht ganz daneben getroffen.