Herzlich Willkommen zum sonntäglichen Bildungsfernsehen in schriftkultureller Reinform. Heute sind wir das größte Sammelbecken sprachlicher Leckerbissen aus Lexikografie, Migration, Internetsprache und der Linguistik auf Starbucksbechern. Enthält wie jede gute Nachrichtensendung auch den Wetterbericht.
- Am 8. September war Weltalphabetisierungstags. Was das Leben mit Dyslexie bedeutet, zeigt diese ARDalpha-Dokumentation.
- Sarah Palin hat diese Woche Spott auf sich gezogen, weil sie gefordert hat, Menschen mit Migrationshintergrund in den USA müssten „Amerikanisch“ lernen und sprechen. Warum die Forderung problematisch ist, erklärt John McWhorter auf CNN: „The problem with this kind of rhetoric is that it corresponds to no crisis. There hasn’t been any documented tendency for native-born Americans to be uncomfortable in English.“ (die Debatte in Deutschland ist ja ähnlich rechtspopulistisch aufgeladen).
- Was Ihre Namen auf einem Starbucksbecher bzw. deren notorisch falsche Schreibung mit Linguistik, Sprachwandel und Feldforschung zu tun haben, beschreibt Ben Macaulay auf HOPES AND FEARS — und welche Muster es gibt.
- Kory Stemper ist Lexikografin bei Merriam-Webster. Welche Mails dort so eintreffen und ihre imaginären Antworten.
- Gestern war Tag der Deutschen Sprache. Das ist eine Aktion des VDS, entstanden aus der Furcht, eben jene unsere Sprache könnte alsbald verfallen. „Keine Gefahr durch Smileys, LOL & Co“, sagt Peter Schlobinski. Und wie kurzlebig netzbasierte Abkürzungen sind: hier ein bisschen „LOL“-Nostalgie aus den 90ern.
- Und nun: das Wetter.
Der Hinweis von Palin, Immigranten sollten Englisch sprechen können, bezog sich auf eine Kritik von Trump, weil Jeb Bush mit Immigranten spanisch gesprochen hatte.
In der Tat ist es so, dass Kinder von Immigranten die Landessprache typischerweise gleich gut sprechen wie die “Eingeborenen”, die Immigranten selber aber müssen sich schon ziemlich anstrengen, um ein gutes Niveau zu erreichen (was wohl auch meistens gelingt, schätze ich).
Das Problem mit McWhorters Rhetorik ist, dass er den Untergang des Englischen ins Spiel bringt, was Palin gar nicht angedeutet hat.