Pack, Vertriebene und die verunsicherte Mitte

Von Anatol Stefanowitsch

Da ich dieser Tage immer noch viele Anfra­gen zum Unwort Asylkri­tik bekomme, hier aus der Ferne ein paar kurze Noti­zen zu anderen Untiefen des aktuellen Sprachgebrauchs.

Mitte, verun­sicherte. Von Sig­mar Gabriel ins Spiel gebrachte Beze­ich­nung für Men­schen, die zwar wed­er verun­sichert noch Mitte sind, die man aber nicht mehr als „asylkri­tisch“ oder als „besorgt“ beze­ich­nen kann, ohne den Spott mit­denk­ender Men­schen her­aufzubeschwören. Passt zum Ver­such der SPD und der anderen „bürg­er­lichen“ Parteien, sich ein anständi­ges, nur vorüberge­hend besorgt-verun­sichertes Bürg­er­tum her­beizuphan­tasieren, das man vom recht­en ★Pack auf der einen Seite abgren­zen kann, und – da es ja die „Mitte“ ist, auch von „linken Chaoten“ auf der anderen Seite. Passt nicht zu ein­er Wirk­lichkeit in der sich Men­schen, die eigentlich nur anständig sind, ver­mehrt die Frage stellen, ob sie das vielle­icht nicht doch eher zu Linken macht. Passt auch nicht zu ein­er Wirk­lichkeit, in der linke Chaoten oft die ersten, und manch­mal lei­der auch die einzi­gen sind, die sich der verun­sicherten Mitte in den Weg stellen, wenn diese den Flüchtlin­gen ihre Asylkri­tik demon­stri­eren wollen.

Pack. Von Sig­mar Gabriel als Beze­ich­nung für die Ras­sis­ten ins Spiel gebracht, die seit Monat­en ver­bal oder mit Brand­sätzen Flüchtlinge und ihre Unterkün­fte angreifen. Ein Ver­such, den Ras­sis­mus als Eigen­schaft gesellschaftlich geächteter, unge­bilde­ter und prinzip­i­en­los­er Rand­grup­pen darzustellen (vgl. Lumpen­pack; asoziales Pack; Pack schlägt sich, Pack verträgt sich). Passt zum Drang der SPD in die gesellschaftliche ★Mitte und zum Wun­sch, deutschen Ras­sis­mus als irgend­wie nicht-deutsch darzustellen (Gabriel: „Das sind Leute, die mit Deutsch­land nichts zu tun haben“, Tillich: „Das ist nicht unser Sach­sen“). Passt nicht zur deutschen Wirk­lichkeit, in der eine Partei von Pro­fes­soren und Ex-Adli­gen recht­es Denken auf bre­it­er Ebene salon­fähig macht und in der SPD und CDU als Reak­tion auf den Ter­ror gegen Men­schen, die durch Krieg, Armut und Diskri­m­inierung aus ihrer Heimat ★ver­trieben wur­den, nur ein­fällt, das Asyl­recht zu verschärfen.

Ver­triebene. Von Mario Six­tus und Sascha Lobo als Beze­ich­nung für Flüchtlinge vorgeschla­gen. Ein Begriff, der seman­tisch deut­lich macht, dass Men­schen ihre Heimat im all­ge­meinen nur dann fluchtar­tig ver­lassen, wenn sie etwas oder jemand von dort vertreibt, und der his­torisch deut­lich macht, mit welch unter­schiedlichem Maß man in Deutsch­land Zuflucht­suchende misst, die zum kollek­tiv einge­bilde­ten deutschen Volk­skör­p­er gehören oder eben nicht. Passt zu Lobo, der schon mit sein­er Forderung, recht­en Ter­ror als „recht­en Ter­ror“ zu beze­ich­nen, seman­tis­che Integrität bewiesen hat, und zu Six­tus, der einen ras­sis­tis­chen Mob tre­f­f­ge­nau als „ras­sis­tis­chen Mob“ beze­ich­net. Passt nicht zum deutschen Nar­ra­tiv, in dem Ver­triebene alle­samt unschuldige Opfer eines unerk­lär­lichen anti­deutschen Ressen­ti­ments sind, Flüchtlinge dage­gen Opfer ihrer Gier nach deutschem Taschengeld.

26 Gedanken zu „Pack, Vertriebene und die verunsicherte Mitte

  1. Sleep J Eiben

    Danke für diesen klu­gen Kom­men­tar zu ein­er Entwick­lung, die sich so oder ein biss­chen anders in vie­len europäichen Län­dern vollzieht.

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  2. Muriel

    Immer, wenn ich denke, ich kön­nte mir das Geld für mein Sprachlog-Abo sparen und stattdessen in irgen­deinen Web­com­ic investieren, kommt sowas.
    Schande über euch.

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  4. Manfred Höfert

    Nicht die “Mitte” ist verun­sichert, son­dern unsere Poli­tik­er. Die alten Argu­mente wie “Deutsch­land ist Ein­wan­derungs­land” oder “Wir brauchen Zuwan­derung, um den Bevölkerungss­chwund ent­ge­gen zu wirken (Wieso eigentlich? Unsere Bevölkerungs­dichte ist viel zu hoch)” wirken nicht mehr. Drum star­rt nicht auf das Haushalts­de­fiz­it, son­dern nehmt endlich Geld in die Hand, helft den Ver­triebe­nen, schickt die “Balka­n­flüchtlinge” in ihre Heimat zurück und helft ihnen dort beim Auf­bau ein­er Exis­tenz. Die paar Mil­liar­den sind Peanuts gemessen an den Finanzhil­fen für Griechenland.

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  5. Gunther

    Schön­er Text, aber trotz­dem zwei Anmerkun­gen von mir.

    Erstens: Die «verun­sicherte Mitte» bezieht sich nicht auf poli­tis­che Ein­stel­lun­gen (als als Dichotomie zu links oder rechts), son­dern auf die wirtschaftliche Stel­lung (zwis­chen oben und unten). Diese «Mitte» ist verun­sichert, weil sich sich lieber mit «denen da oben» als mit «denen da unten» iden­ti­fiziert («nach oben buck­eln, nach unten treten»), und deshalb Ansprüche von zusät­zlichen Leuten da unten (z.B. nach «Leben» oder «Frieden») als über­zo­gen und auf ihre Kosten gehend annimmt.

    Zweit­ens: Nach dem zweit­en Weltkrieg gab es erhe­bliche Ressen­ti­ments gegen Ver­triebene (das blenden die soge­nan­nten «Kon­ser­v­a­tiv­en» heute gerne völ­lig aus), weil viele West­deutsche ihre iden­titätss­tif­tende regionale Kul­tur durch die Flüchtlinge aus dem Osten bedro­ht sahen. So hielt z.B. der Min­is­ter­präsi­dent von RLP, Peter Alt­maier von der CDU, die Inte­gra­tion von evan­ge­lis­chen Flüchtlin­gen im über­wiegend katholis­chen Rhein­land-Pfalz für nicht machbar.

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  6. Christian Edom

    Die gle­ichen Typen, die immer für Tol­er­anz und Men­schen­liebe schwär­men, zeigen sich kalt und gefüh­l­los gegenüber dem Heimatver­lust Ver­trieben­er und sind auch noch Stolz darauf, Scherze und Witze auf Kosten Kon­ser­v­a­tiv­er zu machen. Mit diesem ganzen Leichtsinn wird man dem Ernst der Sit­u­a­tion ger­ade nicht gerecht. Klaubereien über Begrif­flichkeit­en, die in Wirk­lichkeit Lust auf einen Euphemis­mus haben und den Unter­schied zwis­chen Deutschen und Nicht-Deutschen ignori­eren wollen. Tol­er­anz und Men­schen­liebe ist da ganz schnell am Ende. Es wird gewor­ben, Men­schen zu ver­wirren und die Berech­ti­gung ihrer Stand­punk­te zu desavouieren und zu sabotieren. Auf diese Seite gewin­nt man keine Leute für seine Sache hinzu, son­dern kul­tiviert eine Lager­men­tal­ität, zele­bri­ert sie ger­adezu. Ein höh­nis­ch­er Ton ist in sein­er spitzen Bemerkung enthal­ten. Begriff­sstrate­gis­che Kriegs­führung ist wichtiger als wirk­liche Ver­ständi­gung in der Sache. “Ver­triebene” ist in Deutsch­land ein fest­ste­hen­der Begriff. Solche Spiel­ereien und Kalauer zeigen das Elend ein­er Linken, die Schwächen in der Argu­men­ta­tion hat und davon ver­sucht abzu­lenken, weil es für sie selb­st schon gar nicht mehr vorstell­bar ist, dass eine Sache nicht gän­zlich zwin­gend und unan­greif­bar ist, wenn sie als nur moralisch hochste­hend genug eingestuft wird. Stattdessen wird Wer­bung für Sophis­tik gemacht und für Willkür in der Begriffsver­wen­dung plädiert. Gut, jed­er darf mal Mist twit­tern, falls er oder sie ordentlich einen sitzen hat. Aber Six­tus ist ein gewerb­smäßiger Medi­enun­ternehmer, da darf man mehr Bewusst­sein und Pro­fes­sion­al­ität erwarten als von Praktikanten.

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  7. Fritz Iv

    Es gibt ana­lytis­che und wer­tende Begriffe. Die wer­tenden Begriffe haben alle­samt gemein, dass ihr ana­lytis­ch­er Gehalt ger­ing ist. Ob man “Pack” nimmt oder “Mob” und ras­sis­tisch davorset­zt, bleibt sich gle­ich — bei­des sind aus ana­lytis­ch­er Sicht “Ver­suche, den Ras­sis­mus als Eigen­schaft gesellschaftlich geächteter, unge­bilde­ter und prinzip­i­en­los­er Rand­grup­pen darzustellen.” Wo ist da denn der Unter­schied zwis­chen Gebriel und Sixtus?
    Lohnenswert erscheint mir nur die Auseinan­der­set­zung mit den ana­lytis­chen Beze­ich­nun­gen. Die “verun­sicherte Mitte” ist da sicher­lich ein Begriff, der in viel­er Hin­sicht nah an der Schön­fär­berei ist.
    Aber was fällt uns noch ein außer dieses hil­flose “ras­sis­tis­ch­er Mob”? Offen­bar nicht viel. Und das zeigt doch auf der Ebene der Sprache, dass die Analy­sen das Gewirr aus neuem Nazis­mus, alt­back­e­nen nation­alkon­ser­v­a­tiv­en Ide­olo­ge­men und über diese Strö­mungen hin­aus wuch­ern­den Äng­sten vor dem “Zus­trom” an Ein­wan­der­ern noch nicht tre­f­fend zu fassen bekom­men. Das Gewirr ist ja auch nicht nur ein deutsches, geschweige denn nur säch­sis­ches Phänomen.
    Ver­mut­lich gibt es noch gar keinen Begriff, der dieses aktuell auf­schäu­mende Syn­drom kurz und bündig zusam­men­fasst. Dass sich da Leute zusam­men­find­en, die sich aus unter­schiedlich­sten Grün­den als “bedro­ht”, “ver­nach­läs­sigt” oder “über­gan­gen” fühlen, ist evi­dent. Das gilt auch für die AfD-Blase, die mit vie­len Haupt­trends unser­er Epoche im Kampf liegen (mehr inter­na­tionale Koop­er­a­tiv­ität, mehr Lib­er­al­ität in der per­sön­lichen Lebens­führung, mehr “Entwurzelung” durch neue Tech­nolo­gien, mehr Hin­dernisse beim Bewahren des wirtschaftlichen Sta­tus, etc.). “Ras­sis­mus” ist da oft nur das Phänomen, nicht der Grund.
    In diesem Zusam­men­hang schon eine “hal­bamtliche” Sprachregelung an die Linke auszugeben, kann man machen, bringt aber nur Muni­tion zum Zurück­ballern (was ja dur­chaus wichtig ist!). Irgend­wann aber muss man übers Ballern hin­aus­ge­lan­gen und wieder anfan­gen ana­lytisch zu reden.

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    1. Anatol Stefanowitsch Beitragsautor

      Was auch immer „ana­lytisch“ hier für Sie bedeutet — selb­stver­ständlich ist es NICHT egal, ob man das Wort ras­sis­tisch vor das Wort Pack oder das Wort Mob stellt (vor das Wort Pack hat es ohne­hin nie­mand gestellt, aber tun wir des Argu­ments hal­ber so).
      Mob beze­ich­net eine Gruppe von Men­schen, die nicht durch eine gemein­same Eigen­schaft charak­ter­isiert ist, son­dern durch ihr Ver­hal­ten. Wenn der Mob nach Hause geht, ist er kein Mob mehr. Ein „ras­sis­tis­ch­er Mob“ ist eine Men­schen­menge, die sich ras­sis­tisch ver­hält — unge­fähr so, wie diejeni­gen, die Flüchtlinge und ihre Unterkün­fte ver­bal und physisch angreifen.
      Pack beze­ich­net eine Gruppe von Men­schen, die aus Sicht des Sprech­ers durch gemein­same Eigen­schaften charak­ter­isiert ist — unge­bildet, arm, asozial, gesellschaftlich wert­los. Pack bleibt auch dann Pack, wenn es nach Hause geht, oder gle­ich zu Hause bleibt. Wer Ras­sis­ten als „Pack“ beze­ich­net, sagt damit erstens, dass es eine inhärent unge­bildete, arme und deshalb wert­lose Schicht gibt, und zweit­ens, dass Ras­sis­mus für diese Gruppe typ­isch und deshalb mit dem Rest der Gesellschaft nichts zu tun hat.

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      1. Fritz Iv

        Danke, schöne Dif­feren­zierung. Mob ist ja die Quelle von “Mob­bing”. Da schwingt das Han­deln durch die Zusam­men­bal­lung mit.
        Anson­sten sind ja Pack und Mob bei­des Mehrzahlwörter in der der Ein­zahl (“plu­rale tan­tum”) und im Hin­blick auf den harten Kern der Neon­azis muss man sich natür­lich fra­gen, ob, wenn der Mob nach Hause geht, sich irgen­det­was Wesentlich­es schon gebessert hätte. Das dürfte Six­tus wohl schw­er­lich gemeint haben.
        Im übri­gen wird bei Mob auch immer automa­tisch ein “über­wiegend niedriges Bil­dungs- und Sozial­niveau” mitgedacht (Wikipedia) — was vielle­icht daran liegt, dass der feine Mann (N. Fest zum Beispiel) sich ger­ade nicht offen mit dem Mob gemein hat, aber in seinem inneren Sen­ti­ment und seinen Zie­len schon.
        Die “verun­sicherte Mitte” ist insofern ein “ana­lytis­ch­er Begriff”, weil er einen akademis­chen Hin­ter­grund hat, in diesem Fall die Sozi­olo­gie und Sozialpsy­cholo­gie. Pack hat nichts davon, Mob nur wenig. Bei­de sind haupt­säch­lich pejo­ra­tiv im Gebrauch. Wie gesagt, schon wahr, dass die Worte ein paar unter­schiedliche Nuan­cen, aber insofern beim Pack schon vom Wort­stamm her eben­falls die Zusam­men­bal­lung im Vorder­gund ste­ht, ist doch in der spon­ta­nen poli­tis­chen Rede der der Unter­schied nocht beson­ders schw­er­wiegend — es ist ja in bei­den Anwen­dungs­fällen spür­bar, dass die Red­ner vor allem um scharfe Abgren­zung mit einem Impe­tus des Herun­ter­ma­chens zu Werke gehen — wo die “verun­sicherte Mitte” das eben so ängstlich ver­mei­det, das einem diese “ana­lytis­che” For­mulierung viel zu zart vorkommt, wenn man sich dazu hochag­gres­sive Neon­azi-Grup­pen vorstellt (die sich übri­gens keineswegs wie “Mob” zusam­men­find­en, son­dern eher organ­isiert und zielstrebig).
        Gut möglich also, dass alle 3 dabei sind: das “Pack” reist gezielt an, dem fol­gt der ort­san­säs­sige Mob und zulet­zt rei­ht sich die verun­sicherte Mitte ein.

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  9. Gerald Fix

    Soweit mir bekan­nt ist, wurde nach dem 2.Weltkrieg zwis­chen Flüchtlin­gen und Ver­triebe­nen unter­schieden. In meinem Heima­tort im würt­tem­ber­gis­chen Unter­land kamen zunächst die “Flüchtlinge” an — Men­schen, die vor der roten Armee geflo­hen waren. Ein Jahr später kamen dann die ersten Ver­triebe­nen, also diejeni­gen, die aus ihren Dör­fern und Städten ver­jagt wurden.

    Offiziell wur­den bei­de Grup­pen zu Ver­triebe­nen, im örtlichen Sprachge­brauch sind bei­des Flüchtlinge. Und ja, die Kinder und vielle­icht auch die Enkelkinder dieser Leute sind in den Gesprächen am son­ntäglichen Kaf­feetisch immer noch: Flichtling.

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  10. Mycroft

    Vllt. meint Gabriel ja auch ein­fach nur, dass alle Ras­sistin­nen, ungeachtet des Bil­dungs- oder Einkom­men­sniveau, automa­tisch Pack sind, da sie sich asozial ver­hal­ten (Flüchtlinge ver­bal und physisch attack­ieren), Bil­dungslück­en aufweisen (warum die Flüchtlinge über­haupt flo­hen), im über­tra­ge­nen Sinne arm sind und für unsere Gesellschaft keinen Wert haben.
    Eine Ver­harm­lo­sung sehe ich da nicht.
    Sollen die Ras­sis­ten ihn doch wegen Volksver­het­zung verk­la­gen, wenn das ihre zarten Gefüh­le verletzt.

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  12. Carsten

    @Anatol:
    “Wer Ras­sis­ten als „Pack“ beze­ich­net, sagt damit erstens, dass es eine inhärent unge­bildete, arme und deshalb wert­lose Schicht gibt, und zweit­ens, dass Ras­sis­mus für diese Gruppe typ­isch und deshalb mit dem Rest der Gesellschaft nichts zu tun hat.”

    Kön­nte sie damit nicht auch sagen, dass Men­schen, die ihre ras­sis­tis­chen Ein­stel­lun­gen in ras­sis­tis­chen Gewalt­tat­en ausleben (wollen), ein Bil­dung­sprob­lem haben (abseits der for­malen Bil­dung) und dass sie (der Sprecherin) darum auch weniger wert sind als Men­schen, die das nicht tun?

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  13. Mycroft

    Sor­ry für “Ras­sistin­nen”, es sollte natür­lich “Ras­sistIn­nen” heißen. Auch wenn die hiesige Rechtschreibko­r­rek­tur das bemängelt.

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  17. Muriel

    @Mycroft: Jet­zt muss ich doch noch mal fra­gen, weil du es hier schon wieder schreib­st: Ist dir ehrlich nicht klar, dass es hier NIEMANDEM darum geht, die Gefüh­le von Nazis zu scho­nen, oder schreib­st du sowas ein­fach als rhetorisches Mittel?

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  18. Mycroft

    @Muriel: Als rhetorisches Mittel.

    Gegen­frage: Geht es hier nicht darum, dass Gabriel sich nicht “zu weit” von Ras­sis­mus dif­feren­zieren _darf_? Ist das nicht auch ein rhetorisches Mittel?

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    1. Muriel

      @Mycroft: Meine These, dass es am Ende schadet, so zu tun, als wären Rassist(inn)en eine min­der­w­er­tige Kat­e­gorie Men­sch, ist meine inhaltliche Position.
      Ich ver­suche gemein­hin, Sachen zu kri­tisieren, die andere tat­säch­lich sagen. Sie dür­fen das gerne anders hal­ten, aber ich müsste um Ver­ständ­nis bit­ten, dass ich darauf dann nicht mehr antworte.
      (Na gut, davon abge­se­hen ist dieser Thread ja jet­zt auch schon ein biss­chen älter und insofern hat sich das wahrschein­lich eh erledigt.)

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  20. J. Nämlich

    Sich­er spricht einiges für diese Über­tra­gung des Begriffs “Ver­triebene”, der das Wort ja nur gewis­ser­maßenn beim Wort nimmt und die Einen­gung auf die deutschstäm­mi­gen Ver­triebe­nen des Zweit­en Weltkriegs dabei mit bedeu­tungsvoller Non­cha­lance überge­ht. Was diese Begriffsver­wen­dung in meinen Ohren prob­lema­tisch macht ist, dass sie eine Einen­gung des Bedeu­tungsspiel­raums nahelegt: auf diejeni­gen, die von (i.d.R. als gewalt­tätig vorzustel­len­den) men­schlichen Akteuren ver­trieben wer­den. Dabei fall­en diejeni­gen hin­tüber, auf die es die poli­tis­che Ver­fahrensweise ohne­hin abge­se­hen hat, die Flüchtlinge in gute und schlechte schei­den will: die soge­nan­nten “Wirtschafts­flüchtlinge”, sprich: diejeni­gen, die mit ihrer Lei­dens­geschichte keine Schreck­bilder von kalaschnikowschwin­gen­den Paramil­itärs evozieren kön­nen. Deren Elend, das eher unspek­takulär in abstrak­ten wirtschaftlichen Ver­hält­nis­sen, in Diskri­m­inierung oder Per­spek­tivlosigkeit grün­det, scheint sich weit schw­er­er begrei­flich machen zu lassen; es bleibt “unbe­bildert”. Die Beze­ich­nung als “Ver­triebene” mag z.B. für die meis­ten Geflüchteten im syrischen Kon­text zutr­e­f­fend scheinen; vom Balken aus Zuflucht suchen­den Roma etwa dürfte es allerd­ings schw­er­er fall­en, mit dem Begriff glaub­haft für ihre Auf­nahme zu stre­it­en. — Der Begriff dürfte daher nur bed­ingt tauglich sein, um “Flüchtling”/“GeflüchteteR”/“Refugee” zu erset­zen, und brächte bei häu­figer­er Ver­wen­dung das Risiko mit sich, eine prob­lema­tis­che, aber von eini­gen poli­tis­chen Akteuren gewollte Unter­schei­dung zu befördern.

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