Nachdem sich letzte Woche gezeigt hat, dass der Vorspann, den wir übrigens deshalb schreiben müssen, damit sich die Initiale nicht unschön auf das Layout auswirkt, doch gelesen wird, denke ich grade darüber nach, dass dieser Satz sich exzellent dazu eignen würde, das Mysterium unter- und übergeordneter Sätze mit meinen Studierenden zu besprechen. Doch zu Naheliegenderem: Diese Woche hat unser Spektrogramm schwammige Leistungsbereiche, generische Feminina, Muttersprachförderung, englische Sprachgeschichte und unbemerkte Laute an Bord!
- Auf NEUSPRECH analysiert Martin Haase, warum man lieber “im Leistungsbereich etwas tut” als “Mittel kürzt”: »Dass Politiker etwas tun können und auch sollten, ist unstrittig. Im obigen Zitat von Innenminister Thomas de Maizière ist allerdings nur aus dem Kontext zu erkennen, was er tun will: Asylbewerbern sollen Leistungen gekürzt werden.«
- Lalon Sander hat ausprobiert, wie TAZ-LeserInnen reagieren, wenn ein Artikel im generischen Femininum geschrieben ist: »Die Diskussion darum hat jedenfalls deutlich mehr Zeit gekostet, als ich brauchte, um den Text so zu schreiben. Und die paarmal fünf Buchstaben mehr haben viel weniger Platz im Internet verschwendet, als die vielen lustigen Plädoyers verunsicherter Männern dafür, alles doch einfach so zu lassen, wie es ist.«
- Harald Clahsen hat mit den POTSDAMER NEUSTEN NACHRICHTEN ein bißchen darüber gesprochen, dass es wichtig ist, Kinder von AsylbewerberInnen auch in ihren Muttersprachen zu unterrichten: »Ich halte es für einen Fehler, sich im Bildungsbereich nur auf die deutsche Sprache zu konzentrieren, es darf aber auch nicht vernachlässigt werden. Kindern – beispielsweise von arabisch sprechenden Asylbewerbern – wird die Chance verwehrt, mehrsprachig aufzuwachsen.«
- Wo kommt das Englische her? Claire Bowern erklärt’s im TED-ED-Talk, auch das Deutsche hat einen kurzen Gastauftritt. (Bisher leider keine deutschen Untertitel verfügbar.)
- In THE WEEK wirft James Harbeck einen Blick auf Laute des Englischen, die von den SprecherInnen gar nicht so recht bemerkt werden: »It’s not simply that there are some sounds we don’t make in English. It’s that there are sounds we actually make, but we think they’re the same as some other sounds. Here’s your guide to some pairs of sounds that other languages treat as different sounds, but we in English treat as the same — and may not even hear the difference.« Zwei der erwähnten Phänomene gibt es im Deutschen auch: Die Aspiration und den Glottisverschlusslaut, wobei letzterer bei uns an ganz anderen Stellen auftaucht als im Englischen — aber ebenso unbemerkt.
“Asylkritiker”
Zuerst dachte ich, Anatol übertreibt, wenn er diesem Euphemismus in der Vergangenheit so viel Beachtung widmet. Bloß ein Randphänomen …
Wenn ich allerdings http://www.verfassungsschutz.sachsen.de/1622.htm lese, dann merke ich, dass alles noch viel schlimmer ist als Anatols Darstellungen vermuten lassen. Da steht doch tatsächlich: “Die überwiegende Mehrzahl asylkritischer Veranstaltungen im Freistaat Sachsen wird von nichtextremistischen Gruppen initiiert und getragen”!
Was ist denn die “Kritik” am verfassungsmäßigen Recht auf Asyl (Art 16a GG) anderes als Extremismus? Wenn in Sachsen selbst der Verfassungsschutz derartig abwiegelt und verharmlost, wundert mich in Bezug auf dieses Bundesland gar nichts mehr!