Heute haben wir kurz und knackig Links ausgewählt mit lesens- und hörenswerten Informationen aus dem Bereich Lexikon, Wortbedeutung, Zeichenkodierungen und grammatischen Zweifelsfällen. Klein, aber oho und faktenreich:
- Zeichenkodierung war und ist ein richtig großes Durcheinander — welche Probleme Schreiber/innen von Sprachen haben, deren Schrift nicht auf dem lateinischen Alphabet beruht, das fasst Aditya Mukerjee auf MODEL VIEW CULTURE treffend zusammen: „I can text you a pile of poo, but I can’t write my name.“ (danke an @giardino)
- Der Mittelfinger des griechischen Finanzministers hat auch die Sprachwissenschaft beschäftigt:
- Anatol hat erst versucht, klarzustellen, wem der Mittelfinger gezeigt wurde (deutsch, englisch) und dann für Internet und Medien noch nachgeschlagen, was to doctor heißt.
- Luise Pusch hat sich mit einer Frage befasst, die sich sonst niemand gestellt hat: Warum ist der Mittelfinger eigentlich eine Beleidigung und was hat das möglicherweise mit der Tatsache zu tun, dass die griechische Regierung zu 100 Prozent aus Männern besteht
- Damaris Nübling von der Uni Mainz hat den Konrad-Duden-Preis erhalten. Im SWR spricht sie über Zweifelsfälle und Tiernamen.
- Texas German kennense schon, oder?
- ROBOT HUGS erklärt „Dictionary“.
Der Artikel von Aditya Mukerjee beruht leider zu einem großen Teil auf gefährlichem Halbwissen und einem Fehlschluss: das Problem ist nicht die Kodierung, sondern sind die Eingabemethoden. Die wiederum werden entweder von nationalen Standardisierungsgremien entwickelt (Tastaturbelegung) oder von Softwareunternehmen, insbesondere Betriebssystemherstellern.
Das Problem der südasiatischen Schriften (inkl. Bengali) ist, dass sie sowohl als systematische Silbenschriften analysiert werden können als auch als komplexe hierarchische Segmentalschriften. Gelehrt und gelernt werden sie üblicherweise als erstere (und dargestellt am besten auch), kodiert und eingegeben aber eher als zweitere, was aus technischer Sicht effizienter ist. Dabei kommt es mitunter auch dazu, dass die linearisierte Abfolge der nativen Teilzeichen nicht jener der Buchstaben der Romanisierung entspricht.
Übrigens gab es durchaus Stimmen, die sich analog zur „Hanunifikation“ für eine gemeinsame Kodierung aller Schriften des Brahmikreises ausgesprochen haben, schließlich haben sie – oder wenigstens viele davon – auch einen gemeinsamen ISO-Standard zur Transliteration. Momentan geht der Trend jedoch dahin, jeden noch so kleinen Unterschied separat zu kodieren oder wenigstens über Kombinationszeichen (wie bei den Smileyhautfarben) zugänglich zu machen, wenn bspw. Kompatibilitätsgründe dagegen sprechen.