#Dirndlgate, die Dritte

Von Anatol Stefanowitsch

Eine inter­es­sante Eigen­schaft der Nach­silbe -gate, die wir im Feb­ru­ar zum Angliz­imus des Jahres gewählt haben, ist, dass wir mit ihr Eigen­na­men schöpfen kön­nen (weshalb Kristin, Susanne und (in absen­tia) ich dieser Tage auf ein­er Tagung zur Namensforschung [PDF] darüber sprechen wer­den. Mit anderen Worten, jedes „-gate“ beze­ich­net ein ganz bes­timmtes Ereig­nis (anders als z.B. das Wort Skan­dal, das eine Kat­e­gorie von Ereignis­sen bezeichnet).

Das hat zur Folge, dass es die meis­ten Wörter mit -gate nur ein­mal gibt: Water­gate gibt es nur als Beze­ich­nung für das erste Gate der Welt, die Abhöraf­färe des dama­li­gen Präsi­den­ten Richard Nixon aus dem Jahr 1973. Ein weit­eres Gate, in dem es z.B. tat­säch­lich um Wass­er gin­ge, wür­den wir wohl anders nen­nen – zum Beispiel Wass­erflaschen-Gate.

Aber einige Dinge ziehen Gates anscheinend ger­adezu magisch an, und dann entste­ht eine Sit­u­a­tion, in der ein und das­selbe Wort ganz ver­schiedene Gates beze­ich­net. Dirndl scheinen ein solch­er Skan­dal­mag­net zu sein – in der His­to­rie deutsch­er Gates gibt es seit heute drei Staat­saf­fären mit dem Namen Dirndl-Gate:

Was ist es bloß an dieser bayrischen Tra­cht, das zu Skan­dalen anregt? Ist es tat­säch­lich ihre alt­modis­che Anmu­tung? Aber warum gibt es dann kein Taschenuhr- oder Dre­it­eiliger-Anzug-Gate? Ist es die Tat­sache, dass es, nun ja, eine bayrische Tra­cht ist? Aber warum gibt es dann kein Leder­ho­sen­gate und kein FC-Bay­ern-Trikot-Gate? Oder ist es, weil es etwas ist, das mit Frauen(körpern) assozi­iert ist? Das würde dann wenig­stens erk­lären, warum es auch ein Lewin­sky- bzw. Mon­ica­gate, ein Nan­ny­gate, ein Camill­a­gate und ein Nip­pel­gate gab.

5 Gedanken zu „#Dirndlgate, die Dritte

  1. Ralf E

    Ich habe die (nicht belegte) Ver­mu­tung dass die dreisil­bigkeit eine Rolle spielt. Dirndl­gate spricht sich genau­so leicht wie Watergate.

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  2. Juan Palomo

    @Ralf E: Als Spanier möchte ich Ihnen wider­sprechen: Dirndl­gate spricht sich gar nicht leicht aus. Ganz im Gegen­teil. Fünf Kon­so­nan­ten hin­tere­inan­der! Damit sind wir im Süden phonetisch überfordert.
    Neben den vie­len genan­nten Gates meine ich, dass noch Bill zu erwäh­nen wäre, auch wenn er noch nicht als Skan­dal aufge­treten ist. Aber wenn es eines Tages so weit kommt, wird es ein Gates­gate sein.

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  3. Irene

    Ist es die Tat­sache, dass es, nun ja, eine bayrische Tra­cht ist?

    Da dies hier ein Sprach­blog ist, nehme ich es mal ganz genau:

    Das Wort “bayrisch” kommt von Bay­ern, also dem Bun­des­land, das auch nicht-bairische Gebi­ete wie Schwaben und Franken einschließt.

    Das Dirndl kommt ursprünglich aus dem Alpen­raum und war dort Arbeit­sklei­dung. Bei Bedi­enun­gen ist das ja noch heute so. Über die Som­mer­frischler ist es dann auch nach München und in andere Gegen­den im Alpen­vor­land gekom­men. Die dor­ti­gen Tra­cht­en sahen ganz anders aus, siehe z.B. die Dachauer Tra­cht in den Ludwig-Thoma-Verfilmungen.

    Wenn man es nicht ger­ade mit einem Tra­cht­en­vere­in aus dem Alpen­raum zu tun hat, der weiß was er tut, haben Dirndlk­lei­der heute mehr mit Land­hausstil zu tun als mit Trachten.

    Was soll eigentlich das “nun ja” aus­drück­en? Ist es eine Kneifzange, mit der man Bay­ern-The­men anfasst, wenn man in Berlin cool rüberkom­men will?

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  4. Gerald Fix

    Erin­nert sich noch jemand an den Kopf-ab-Jäger, den früheren Bundestagsvizepräsidenten?

    Ich zitiere die All­wis­sende
    : “Als Vizepräsi­dent des Bun­destages erk­lärte er 1970, er würde es kein­er Frau erlauben, das Plenum in Hosen zu betreten, geschweige denn an das Red­ner­pult zu treten. Diese Äußerung provozierte die SPD-Abge­ord­nete Lenelotte von Both­mer zum Protest, sie kaufte einen hellen Hose­nanzug und betrat den Bun­destag. Es kam zu einem Skan­dal, weil sie als erste Frau in einem Hose­nanzug eine Rede im Bun­destag hielt.”

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