In der Sprachlog-Sommerpause gibt es heute durch und durch orthografisch-lexikalische Feinkost zu Jugendwörtern, Scrabble und Espresso. Also fast. Ein bisschen Baskisch und Sprachinstinkt ist auch dabei:
- Martin Haase von der Universität Bamberg forscht seit vielen Jahren zu Baskisch und findet Evidenz dafür, dass Baskisch weit weniger isoliert zu sein scheint, als angenommen. Darüber berichten mehrere Medien, die sich auf diesen Text auf der Uniseite beziehen.
- Die nordamerikanische „offizielle Liste“ für Scrabble enthält jetzt ‚qajaq‘ (für 20 Punkte!). Was das ist und warum das da auftaucht, weiß Ben Zimmer im WSJ.
- Steven Pinker hat — 2007 — ein Buch geschrieben, das jetzt auf Deutsch erscheinen ist und in der WIENER ZEITUNG von Frank Ufen kritisch rezensiert wird.
- Erinnern Sie sich noch an YOLO, das Jugendwort des Jahres 2012? Das ist jetzt in die Onlineversion des Oxford Dictionary aufgenommen worden — zumindest im englischsprachigen Raum hat es eine gewisse Verbreitung. (Empfehlenswert in diesem Zusammenhang ist auch der darin verlinkte Artikel von Ben Zimmer vom August 2012.)
- Na, heute schon Expresso gehabt? Das ist historisch noch nicht mal so ungewöhnlich: Ben Yagoda in SLATE.
Hmm, der Text zum Baskischen lässt micht als Nichtlinguisten etwas ratlos zurück. Ich dachte bislang, der Begriff “isolierte Sprache” beziehe sich darauf, dass keine *genetische Verwandtschaft* zu anderen lebenden oder toten Sprachen bestehe bzw. bekannt sei. Ebenso ging ich davon aus, dass die Entlehnung einzelner Wörter keine genetische Verwandtschaft begründet.
Insofern kommen mir die in dem (ich nehmen an: Forschungsergebnisse verkürzt darstellenden) Pressetext der Uni dargestellten Erkenntnisse irgendwie trivial vor: Das Baskische entlehnt Wörter aus Nachbarsprachen, mit denen es genetisch nicht verwandt ist. Ist das wirklich so sensationell? Es kommt AFAIK doch auch anderswo vor, dass Sprachen Entlehnungen aus Nachbarsprachen vornehmen, mit denen sie genetisch nicht verwandt sind (slawische Lehnwörter im Ungarischen bspw.). Ich hätte im Übrigen das schöne baskische Wort “aireportu” zu bieten, das mir (ohne das jetzt geprüft zu haben) auch nicht dem urbaskischen Wortschatz zu entstammen scheint.
Kann mir da jemand helfen?
Ich habe auch den Eindruck, dass hier etwas dick aufgetragen wurde.
Baskisch hat ein paar Wörter mehr aus dem Gaskognischen als bisher gedacht und im Nordosten gibt es Parallelen in der Betonung.
Das finde ich eine etwas magere Datenlage für Aussagen wie “… Martin Haase revolutionierte die romanische Sprachwissenschaft …” und um das Baskische (mit Fragezeichen) aus den isolierten Sprachen rauszuschupsen.
Ich glaube ihm ja gerne, dass er saubere Arbeit geleistet hat, aber die große Umwälzung kann ich jetzt auch nicht erkennen.
@Dilettant
Wenn ich den Text richtig verstehe, geht es darum, dass die Verff. des Baskischen Sprachatlas behaupten, die Baskische Sprache sei trotz des offensichtlichen jahrhunderte- oder jahrtausendelangen intensiven Kontakts mit Nachbarstrafen von diesen relativ unbeeinflusst geblieben.
Ich bin aber ebenso gestolpert wie Du und musste den Text mehrmals lesen, um mir diese Interpretation … zurechtzuschustern.
@rolf: Das klingt plausibel, danke! Damit wäre auch mein Weltbild wieder im Lot, dass die dargestellten (und for sich ja interessanten) Fakten nichts an der Kategorisierung des Baskischen als isolierter Sprache ändern.