Yet another Spektrogrammsonntag: Willkommen zur wöchentlichen Linksammlung, diesmal zum Beispiel mit der Wissenschaftssprache Deutsch, dem Verhalten von Online-KommentatorInnen und Sprachen, die wir miteinander verwechseln.
- Wolfgang Klein (er kam im Sprachlog schon vor) hat sich für DIE WELT Gedanken zur abnehmenden Bedeutung von Deutsch als Wissenschaftssprache gemacht: »Dazu kann man verschiedene Haltungen einnehmen. Für jene, die zu pathetischen Beschwörungen neigen, ist es ein Anlass zu pathetischen Beschwörungen. Es ist bedrückend für alle, die – wie ich – ihre eigene Sprache irgendwie lieben; aber das kann man auch, wenn sie keine Weltgeltung hat.« Aber auch: »Die große Masse bei uns wird von der Wissenschaft abgeschnitten, wie früher zu den Zeiten, als sie sich des Lateinischen bedient hat.«
- Bei DER FREITAG hat Anne Haeming einige Anmerkungen zu geschlechtergerechter Sprache in den Medien: »Auch die Diskussionen um die Praktikabilität von Binnen‑I oder Auslassungs-Unterstrichen in Substantiven sind bekannt und werden wahrscheinlich noch Jahrzehnte weitergehen. Zum Glück. Denn Sprache ist, wie unsere Gesellschaft auch, etwas Lebendiges. Es reicht schon, sie aus dem statischen Endzustand zu reißen und als permanentes Diskussionsmedium zu begreifen.«
- Nicht nur im Sprachlog gibt’s manchmal skurriles Kommentarverhalten – Geoffrey Pullum vom LANGUAGE LOG hat versehentlich in die Kommentarspalte eines Zeitungsartikels geschaut: »It was like watching a street fight about grammar outside the worst bar in the worst city you ever visited. […] I found myself wondering about the sanity of some people in the Telegraph discussion. And also about whether it is even sensible of the paper to support their random ravings by providing a bar room and an adjacent alley in which they can punch and stab each other.«
- Den Artikel, der so den Zorn der englischen Leserschaft auf sich gezogen hat, kann man übrigens hier, beim TELEGRAPH, nachlesen: »Despite what many people think, the rules of a language – any language – are only defined by how people use that language. When you think about it, that has to be the case: the rules of English are different now from how they were in Milton’s time, let alone Chaucer’s, and no one has ever sat down and deliberately changed them; they’ve changed because the language has evolved, through changing use.«
- Wer erinnert sich noch an »The Great Language Game«? Dort kann man nicht nur Sprachen erraten und Punkte dafür bekommen, sondern sich auch anschauen, wie erfolgreich andere gespielt haben – Hedvig Skirgård analysiert die gemachten Fehler auf A REPLICATED TYPO: »The most clear example of the geographical associations is perhaps that Mandarin, Cantonese, Korean and Japanese are confounded even though they are very different structurally.«
Off topic.….
Als ich letzte Woche mal wieder ein Gerichtsurteil vom Bundesverwaltungsgericht las, fiel mir auf.….:
“Der Kläger”
“Die Beklagte”
Das ist doch — außer in Strafprozessen — immer so.…. der Kläger und die Beklagte.… warum??????
Haben Sie Belege dafür? Ich würde genauso oft die Klägerin vermuten, wenn es sich um Firmen wie etwa AGs oder GmbHs handelt. Aber dem würde ich bei Anhaltspunkten mal nachgehen.